Im Tal der Stereotypen - Zur Menschendarstellung Serdar Akars "Tal der Wölfe"


Hausarbeit, 2006

18 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1.Der Inhalt des Films Kurtlar Vadisi – Irak

2. Eine wirkungsvolle Produktionsvorgeschichte?

3. Zur Menschdarstellung
3.1 Polat Alemdar: ein überzeugender Protagonist?
3.2 Die Juden im Film
3.3 Der Gegner: Sam William Marshall
3.4 Der verlängerte Arm Sam Marshalls: die amerikanischen Soldaten
3.5 Der Friedensstifter Scheich Kerküti

4. Fazit

5.Bibliografie

Einleitung

Von den Filmen, die sich dem Irakkrieg thematisch verschrieben haben, stellt Kurtlar Vadisi-Irak mit seiner Menschendarstellung das wohl umstrittenste Werk dar.

Kontroverse Debatten um diese cineastische Fortsetzung einer türkischen Actionserie, in denen sogar Rufe nach Zensur laut wurden (Stoiber), markieren deutlich die Notwendigkeit einer zunächst textnahen Analyse der Figuren, die nach dem Schema der Uhr-der-Figur (Eder) erfolgen soll.[1]

Nach Klärung filminhaltlicher und produktionsgeschichtlicher Fragen, die für die spätere Figurenanalyse nicht unerheblich zu sein scheint, widmete ich mich einzelnen Figuren und Figurengruppen, die besonders im Gefecht der Kritiker standen, auf der Ebene des Textes.

Dabei soll untersucht werden, wie audiovisuelle Codes physische, psychische und soziale Eigenschaften der fiktiven Figuren vermitteln. Symbolische und symptomatische Funktionen der Handlungsträger finden hierbei ebenso Erwähnung wie die durch die Stereotypisierung bestimmter ethnischer Gruppen hervorgerufenen affektiven und kognitiven Prozesse des Rezipienten.

Besonderen Raum wird dabei die Darstellung jüdischer Figuren einnehmen.

Um eine flüssige Lektüre der Analyse nicht zu gefährden, verwende ich das viergliedrige Schema der Uhr-der-Figur nur tendenziös als methodische Orientierung.

An- und abschließend soll im Fazit die Wirkungen stereotyper Menschendarstellung im soziokulturellen Kontext zusammengefasst werden. Hier wird sich der eigentliche Skandal des Films klären.

1. Inhalt des Films Kurtlar Vadisi - Irak

Der Film, der, ohne explizit darauf hinzuweisen, vor dem Hintergrund realer Ereignisse spielt, diese allerdings nach den gängigen Mustern des Actionkinos auf wenige Handlungsstränge verknappt, beginnt mit der als Sack-Affäre bekannt gewordenen Verhaftung einer türkischen Eliteeinheit im Irak. Den ehemaligen Verbündeten der Amerikaner im Irakkrieg wurden terroristische Absichten unterstellt. Dies nahm man zum Anlass, die türkischen Soldaten in aller Öffentlichkeit zu demütigen, indem man ihnen 36 Stunden lang einen Sack über den Kopf gestülpt hatte. Da dem Kommandanten jegliche Selbstverteidigung von oberster Stelle untersagt wurde, begeht er Selbstmord, nachdem er einen Brief an den Geheimagenten Polat Alemdar geschrieben hatte.

Die dreiköpfige Spezialtruppe um den Protagonisten Alemdar begibt sich sogleich auf den Rachefeldzug in den von Amerikanern besetzten Irak, während die US-Armee eine irakische Hochzeit stürmen und den Bräutigam der Irakerin Leyla im Zuge eines zufällig ausgelösten Feuergefechtes ermorden.

Das Waisenkind Leyla, aufgezogen von einem friedfertigen Scheich eines Sufiordens, Abdurrahman Halis Kerküki, sinnt seitdem auf Rache und wird zur Lebensretterin Polat Alemdars und zur Komplizin dieses asymmetrischen Rachefeldzuges.

Alemdar und seinem Team gelingt es, den für all diese Taten verantwortlichen US-Geheimdienstagenten Sam William Marshall in ihre Gewalt zu bekommen, der ihnen aber wiederholt entkommt.

Als Leyla den Scheich bittet, ihr den Segen für einen Selbstmordanschlag auf Sam Marshall zu geben, lehnt er ihr dies unter Berufung auf den im Islam verankerten Friedensgedanken ab.

Nach einer verlustreichen Verfolgung Sam Marshalls scheitert die tödlich verletzte Leyla jedoch daran, die Rache selbst zu vollziehen, statt ihr stößt dann der ebenfalls schwer verwundete Polat den einst Leyla zur Hochzeit geschenkten Dolch in Sams Herz.

2. Eine wirkungsvolle Produktionsvorgeschichte?

Der bisher teuersten türkischen Kinoproduktion (Budget ca. 10 Mio $) Kurtlar Vadisi –Irak (Tal der Wölfe –Irak, 2005) ging die 97 Folgen lange TV-Serie gleichen Namens (Kurtlar Vadisi, Show TV, Kanal D) voran, in der schon Sharon Stone und Andy Garcia Gastauftritte hatten. Mit regelmäßigen Einschaltquoten, die über der 20-Prozent-Marke liegen, bei einer starken Serienkonkurrenz in der türkischen Fernsehlandschaft, gilt sie als eine der erfolgreichsten Serien.[2]

Ein Umstand, der den kommerziellen Erfolg des Kinofilms insofern erklärt, als dass die Macher (Soner Yalçın, Raci Sasmaz) wiederum vor dem Hintergrund realer Ereignisse über mehrere Jahre eine Art gemeinsamen Bedeutungsraum zwischen dem Publikum und ihrem Filmhelden Polat Alemdar schaffen konnten, innerhalb dessen die Zuschauer eine langfristige Beziehung zu ihrem Helden aufbauen konnten. Ein Konzept, das schon bei anderen Produktion (z.B. Asmali Konak) Anwendung gefunden und kommerziell Sinn gemacht hat.

Der Protagonist Ali Candan (gespielt von Raci Sasmaz) deckt als Geheimagent Fälle von Korruption und organisiertem Verbrechen auf, die der Zuschauer bereits aus den Nachrichten kennt,[3] dabei muss er unter höchster Geheimhaltung vor Freunden und Familie seine Identität ändern. Er bekommt nicht nur einen neuen Namen, Polat Alemdar (nun gespielt von Necati Sasmaz), sondern auch eine neue Stimme und ein neues Gesicht, das er über mehrere Folgen einschließlich des Kinofilms behält.

Diese äußerst starke persönliche Geschichte Alemdars bringt den Zuschauer in eine privilegierte Perspektive, macht ihn gewissermaßen zum Mitwisser und sollte als zentral für die starke emotionale Identifikation des Rezipienten mit dem Filmhelden gesehen werden, dessen Innenleben innerhalb der Menschendarstellung des untersuchten Kinofilms eher distanziert und emotionslos vermittelt wird (es ist aber zu vermuten, dass die Figur Alemdar innerhalb der Serie ähnlich dargestellt wird.)

Die im Film als symptomatisch erscheinenden Vertreter bestimmter Ideologien (von tief nationalistisch – bis mystisch-religiös) mögen durchaus als Symptome unterschiedlichster Dispositionen für politisch-ideologische Gesinnungen der Filmemacher stehen:

Der Onkel der am Film beteiligten Brüder Necati (Hauptdarsteller) und Raci (Autor, Produzent) war Abgeordneter der nationalistischen Partei MHP, während sowohl der Vater als auch der Großvater als Scheiche den Sufiorden Qadiriyya geleitet haben.[4]

Ob in der semantischen Nähe zwischen den MHP nahen Grauen Wölfen und Tal der Wölfe eine explizite Autorenintention steckt, kann allerdings nur vermutet werden.

[...]


[1] Derzeit liegt Jens Eders Veröffentlichung zum Analysemodell der Uhr-der-Figur noch nicht vor.

[2] Wilhelm, G. in Internet: http://www.freitag.de/2006/10/06101302.php (8.10.06)

[3] Auch die Figuren in der Serie beziehen sich mehr oder weniger explizit auf wahre Personen.

[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Tal_der_Wölfe_-_Irak (8.10.06)

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Im Tal der Stereotypen - Zur Menschendarstellung Serdar Akars "Tal der Wölfe"
Hochschule
Universität Hamburg
Note
2,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V85298
ISBN (eBook)
9783638010948
ISBN (Buch)
9783638915533
Dateigröße
512 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Stereotypen, Menschendarstellung, Serdar, Akars, Wölfe
Arbeit zitieren
Malte Can (Autor:in), 2006, Im Tal der Stereotypen - Zur Menschendarstellung Serdar Akars "Tal der Wölfe", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85298

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