Zwangsstörungen - Leben mit einer psychischen Erkrankung


Dossier / Travail, 2007

22 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Zwangsstörungen
2.1 Zwangshandlungen
2.2 Zwangsgedanken

3. Ursachen der Zwangsstörungen

4. Diagnose und Behandlung von Zwangsstörungen

5. Leben mit einer Zwangsstörung

6. Zusammenfassung und Fazit für die Soziale Arbeit

7. Literaturverzeichnis

1. Einführung

Genau wie die Erkrankung selbst, ist auch die Geschichte der psychischen Störungen eine Geschichte voller Leid und Elend. Auch wenn die moderne Psychologie erst seit einem vergleichsweise geringen Zeitraum von der Existenz solcher Störungen weiß, so waren sie doch seit jeher in allen Epochen der menschlichen Geschichte präsent. Wer hat nicht schon einmal in Verbindung mit Geschichten aus dem Mittelalter von der Hysterie gehört? Doch anders als heute wurde diesen Krankheitsbildern in früherer Zeit mit Furcht entgegengetreten. Meist wurden sie in Verbindung mit dem Bösen, d. h. dem Teufel oder anderen dunklen Mächten, gebracht was eine nicht minder große Aggression gegen die Betroffenen zur Folge hatte. Als Beispiel für diese Angst und Aggression können die Hexenverfolgungen genannt werden, denen eine Vielzahl erkrankter Frauen zum Opfer vielen. Doch die Tötung war nur eine Methode der geglaubten Besessenheit Herr zu werden. Nicht allzu selten versuchte man den bösen Geist mit Beschwörungen und magischen Formeln aus dem Körper des Patienten zu treiben. Neben solch fantastischen Methoden der Krankheitsbekämpfung landeten viele Betroffene im Gefängnis, wurden weggesperrt von der Außenwelt und stellten in den Augen der Verantwortlichen somit keine Bedrohung mehr dar. Diese grausamen Praktiken wurden bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ohne Gnade fortgesetzt, bis einige wenige Pioniere der Psychologie erstmals damit begannen medizinische Ursachen für die Störungen zu finden, die Betroffenen erstmals als Kranke zu bezeichnen und den Weg für die moderne Psychologie ebneten.

An dieser Stelle stellt sich nun auch für uns die Frage, was genau psychische Störungen überhaupt sind. In erster Linie versteht man unter diesem Überbegriff eine Vielzahl bekannter Erkrankungen. Sie sind geprägt von der Beeinträchtigung in Emotionen, Verhalten und Denkprozessen. Immer haben diese Beeinträchtigungen einen immensen Leidensdruck für die Betroffenen zur Folge und blockieren die Fähigkeiten zur Erreichung wichtiger Ziele im alltäglichen Leben.

Mit der Charakterisierung als Krankheit werden die psychischen Störungen heute der klinischen Psychologie zugeordnet, die sich in ihrer Forschung dem Verständnis der Grundlagen geistiger, emotionaler oder verhaltensbezogener Störungen widmet.

Wie oben schon erwähnt, ist die Bezeichnung „Psychische Störung“ nur ein Überbegriff für eine Vielzahl bekannter Krankheitsbilder. Folgende Formen psychischer Störungen sind der klinischen Psychologie heute bekannt:

1) Angststörungen
2) Affektive Störungen (Störungen des emotionalen Gleichgewichts, wie etwa Depressionen)
3) Suizid
4) Persönlichkeitsstörungen
5) Dissoziative Störungen (Persönlichkeitsstörungen mit fehlender Integration von Identität, Gedächtnis und Bewusstsein)

Als Ursache psychischer Störungen vermutet man heute zwei Einflussfaktoren bei deren Gewichtung im Bezug auf die Einflussgröße man sich noch nicht ganz einig ist.

a) Biologische Einflüsse (z. B. biochemische Prozesse im Gehirn)
b) Psychologische Einflüsse (z. B. Umweltfaktoren bei Traumata, usw.)

Zu den Ursachen aber später mehr (Gerrig / Zimbardo 2004).

In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich mit einem relativ großen Teil der psychischen Störungen beschäftigen, nämlich den Angststörungen. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, möchte ich mich allerdings nur dem Krankheitsbild der Zwangsstörungen widmen, die man in zwei Kategorien einteilt. Zum einen spricht man von Zwangsgedanken und zum zweiten von Zwangshandlungen. Was genau diese Begriffe bedeuten und wie sie im Zusammenhang miteinander stehen, das ist die Aufgabe des ersten Teils der Arbeit. Ich werde damit beginnen eine genaue Definition der Krankheitsbilder abzugeben, um im Anschluss die Ursachen der Störung näher zu beleuchten. Ein Blick auf die modernen Behandlungsmethoden rundet den ersten Teil dieser Arbeit ab.

Wie oben bereits erwähnt hatten die betroffenen Menschen des Mittelalters schwer unter ihrer Erkrankung zu leiden. Nicht nur weil es ihr eigenes Leben stark beeinträchtigte, sondern auch aufgrund der Stigmatisierung, Verfolgung und das Unverständnis durch die restliche Bevölkerung. Sicher haben sich heute die Methoden geändert, aber dennoch haben die Patienten auch heute noch mit schweren Problemen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen zu kämpfen. Dies soll die Thematik des zweiten Teils der Arbeit sein. Ich möchte darstellen wie die Krankheit die Lebenswelt der Betroffenen beeinflusst, wie sie selbst mit ihrer Erkrankung kämpfen müssen und wie sie sich ständig gegenüber der Familie oder Freunden und Bekannten, sowie am Arbeitsplatz behaupten müssen. Mein Ziel ist es aufzuzeigen wo die Probleme auf beiden Seiten liegen, mit welchen Schwierigkeiten die Betroffenen aber auch die Menschen im Umfeld der Personen zu kämpfen haben und wo wir als Sozialarbeiter unterstützend und beratend tätig werden können. Dies vor allem aus dem Grund, da die laufende psychologische Therapie nicht immer ausreicht um die Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.

2. Zwangsstörungen

Um einen Zugang zu dem Krankheitsbild der Zwangsstörung zu erhalten, erachte ich es als überaus sinnvoll zunächst zu schildern, wie die gewöhnliche Informationsverarbeitung des Menschen verläuft.

Der Mensch gilt in der Psychologie als Wesen, das zu jeder Zeit aktiv Informationen über seine Umwelt sammelt um diese im Anschluss nach bestimmten Gesichtspunkten zu ordnen und zu bewerten. In der Regel ordnet das Gehirn die Informationen danach, ob sie sinnvoll sind, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Hiernach folgen schließlich der Entwurf der nötigen Handlungspläne und deren Umsetzung zur Erreichung des gewünschten Ziels. Der unter einer Zwangsstörung leidende Mensch steht unter dem Einfluss einer Vielzahl von Faktoren die ihm diese natürliche Vorgehensweise erschweren. Zum einen besitzt er eine enorm hohe Konzentrationsfähigkeit, was dazu führt das ihm Multitasking kaum noch möglich ist. Trotz alledem ist er in jeder Situation leicht ablenkbar und wagt sich nur selten an Unbekannte Situationen heran, d. h. er zieht das Vertraute dem Unvertrauten vor. Oftmals verliert er sich auch in Details und hat meist große Angst davor Entscheidungen zu treffen, vor allem da er glaubt, dass es bei jeder Entscheidung um Leben und Tod ginge. Er ist also nicht in der Lage spontan zu handeln oder etwaige Risiken einzugehen (Hoffmann 1990). An dieser Stelle wird sehr deutlich, warum die Zwangsstörungen von der klinischen Psychologie den Angststörungen zugeordnet werden. Eine genauere Zuordnung erfolgt jedoch durch die ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, d. h. der aktuellen Ausgabe der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebenen internationalen Klassifikation von Krankheiten und verwandten Gesundheitsproblemen. Hier werden Zwangsstörungen unter der Kategorie F4 aufgeführt. Diese Kategorie umfasst sowohl Neurotische-, Belastungs- als auch somatoforme Störungen. Unter der Unterkategorie F42 werden die wesentlichen Kennzeichen von Zwangsstörungen aufgeführt. Hier spricht man vor allem von wiederkehrenden Zwangshandlungen und Zwangsgedanken (Cooper / Dilling / Freyberger 2006). Wir sehen also, dass sich das Gebiet der Zwangsstörungen in zwei verschiedene Krankheitsbilder aufsplitten lässt. Doch dazu später mehr.

An dieser Stelle sei noch zu erwähnen, dass man in der Psychologie drei verschiedene Arten von Zwangserscheinungen kennt, die nicht alle krankhaft sind. An erster Stelle stehen harmlose Phänomene aus dem Alltag, viele würden sie auch als Marotten bezeichnen, die bei vielen Menschen auftauchen aber in keinster Weise behindernd wirken. Eine weitere Form ist die so genannte Zwanghafte Persönlichkeit, die auch gerne mit Marotten oder Eigenheiten gleich gesetzt wird. Erst die an dritter Stelle stehenden Formen sind für uns relevant. Hierbei handelt es sich um psychische Erkrankungen die außerhalb der Norm liegen. (Hoffmann 1990).

Wie bereits angesprochen handelt es sich im Kern der Störung um Ängste verschiedenster Ausprägung, die wir uns später noch genauer betrachten werden. Wichtig ist, dass die Störung die Kontrolle über den Patienten übernimmt. Es sei hier aber zu erwähnen, dass es sich dabei um keine Psychose handelt, da der Patient ein völlig normales Verhältnis zu Realität hat. Die Symptome der Zwangsstörung können aber durchaus in Verbindung mit anderen psychischen Störungen wie Depressionen, Schizophrenie oder organischen Hirnfunktionsstörungen auftreten. Hier liegt dann allerdings keine Komorbidität vor, d. h. es kann keine Zwangsstörung zusätzlich zum Krankheitsbild der Schizophrenie usw. diagnostiziert werden, da es sich dabei um Ausprägungen der Primärkrankheit handelt. Weiterhin ist zu differenzieren, zwischen der Zwangsstörung selbst und einiger verwandter Krankheiten, wie etwa der Tourettestörung, einer neurologischen Störung die sich durch die Äußerung meist obszöner Wörter oder Sätze auszeichnet oder der Hypochondrie, dem Krankheitswahn (Baer 1993). Man merkt also, dass es enorm wichtig ist die richtige Diagnose zu stellen, um die richtige Therapie anzuwenden.

Zum Schluss noch etwas zur Häufigkeit des Störungsbildes. In früheren Jahren als seltene Krankheit bezeichnet, wusste man im Jahre 1997 das mindestens 2% aller Erwachsenen Menschen an einer Zwangsstörung leiden. Die ersten Anzeichen treten meist in der Jugend auf (Beyette / Schwartz 1997). Bei Männern treten die ersten Symptome meist früher, d. h. ca. ab dem 20. Lebensjahr auf. Bei Frauen dagegen etwas später, d. h. ca. ab dem 25. Lebensjahr (van Oppen / Emmelkamp 2000).

[...]

Fin de l'extrait de 22 pages

Résumé des informations

Titre
Zwangsstörungen - Leben mit einer psychischen Erkrankung
Université
University of Applied Sciences Fulda
Cours
Methoden der Sozialen Arbeit
Note
2,0
Auteur
Année
2007
Pages
22
N° de catalogue
V85406
ISBN (ebook)
9783638006590
ISBN (Livre)
9783638914192
Taille d'un fichier
489 KB
Langue
allemand
Mots clés
Zwangsstörungen, Leben, Erkrankung, Methoden, Sozialen, Arbeit, Soziale Arbeit
Citation du texte
Mathias Schäfer (Auteur), 2007, Zwangsstörungen - Leben mit einer psychischen Erkrankung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85406

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