Die Bedeutung von Gottes Wort in meinem Leben

Gott spricht durch die Predigt zu mir


Recueil, 2008

82 Pages


Extrait


Inhaltverzeichnis

Einführende Worte zum Lesen, Gebrauch und Verwendung der Predigten

I . Predigten im Kirchenjahr
01. Jesus und seine Bedeutung für mein Leben Johannesevangelium 10, Vers 10 b Klinikum Hanau, 21.06.1995
02. Ist Vertrauen notwendig? Hebräer 10, Vers 35-39 Altenzentrum Rodenbach, 02.11.1997
03. Die Sehnsucht nach Frieden und die Kraft des Gebetes Hebräer 13, Vers 20 und 21 Klinikum Hanau, 28.04.1996
04. Jesu „Wasser“ ist das Ewige Leben Johannesevangelium 4, Vers 13 und 14 Klinikum Hanau, 25.09.1996
05. Existentielle Angst - auch Jesus Christus kannte die Angst Passionsandacht Lukasevangelium 22, Vers 39-53 Klinikum Hanau, 13.05.1998
06. Beim Richten ist Vorsicht geboten Lukasevangelium 6, Vers 36-52 Klinikum Hanau 22.06.1997
07. Worin besteht die Besonderheit ein Christ zu sein? 2. Korintherbrief 4, Vers 16-18 Christuskirche Hanau, 14.05.2003
08. Veränderungen im Leben eines Christen Genesis 12, Vers 1-4a Christuskirche Hanau 23.07.2000
09. Lebendiger Glaube hat Folgen 1. Korintherbrief 1, Vers 18-25 Christuskirche Hanau, 10.10.1999
10. Die Bedeutung Jesu in meinem Leben 1. Korintherbrief 13, Vers 1-8 und Vers 13 Friedenskirche Hanau, 28.06.1998
11. Pfingsten – Gottes Geist kommt über uns 1. Korintherbrief 2, Vers 12-16 Christuskirche Hanau, 11.06.2000
12. Wie ist das mit dem „BITTEN“ und „GEBEN“ Lukasevangelium 11, Vers 9 und 10 Dialogpredigt Aufzeichnung in der Eugen-Kaiser-Berufsschule (ev. Morgenfeier, HR 1) Hanau, 15.02.1987
13. Frei werden von Sünden und den Blick auf Jesus Christus gerichtet Hebräer 12, Vers 1-3 Klinikum Hanau, 24.03.2002
14. Die Zusage Jesus an uns, immer bei uns zu sein Matthäusevangelium 28, Vers 20 Pauluskirche Villingen-Schwenningen, 19.09.1999
15. Wie verstehen wir Rechtfertigung für unser persönliches Leben? Johannesevangelium 5, Vers 39-47 Evangelische Kirche zu Wachenbuchen, 29.05.2005
16. Gott kennt mich, meinen Namen - Vertrauen Jesaja 43, Vers 1 Evangelische Kirche zu Wachenbuchen, 25.06.1995

II. Kasualpredigten – Trauung
01. Die Besonderheit der christlichen Liebe 1. Johannesbrief 4, Vers 16-21 Friedenkirche Hanau, 12.12.1999
02. Das Licht Jesu leuchtet in die himmlische Heimat Matthäusevangelium 5, 13-16 Dialogpredigt Kreuzkirche Hanau, 24.08.2002
03. Glaube, Hoffnung, Liebe 1. Korintherbrief 13, Vers 13 Haustrauung in Dortmund, 24.10.1995

III. Kasualpredigten – Taufe
01. Den Menschen so annehmen, wie Gott ihn geschaffen hat Römer 15, Vers 7 Haustaufe in Hanau, 23.08.1997, 27.10.2002
02. Die schützende Hand der Engel Psalm 91, Vers 11-12 Haustaufe in Hanau, 13.09.2003
03. Christ sein heißt, sich an die Gebote Gottes halten 1. Timotheus 2, Vers 1-6a Kreuzkirche Hanau, 16.Mai 2004
04. Die starke Hand des lebendigen Gottes Epheser 2, Vers 4-10 Evangelische Kirche zu Rüdigheim, 31.07.2005

IV. Kasualpredigten – Trauerfeier
01. Psalm 121, Vers 1-2
Hauptfriedhof Hanau, 28.09.1990
02. Offenbarung 21, Vers 4
Hauptfriedhof Hanau

V. Besondere Predigten
01. Konfirmationspredigt Matthäusevangelium 6, Vers 5 Evangelische Kirche zu Langenselbold, 18.05.1980

Einführende Worte zum Lesen, Gebrauch und Verwendung der Predigten

Sie halten nun eine kleine Sammlung von Predigten in den Händen, von denen mir Gottesdienstbesucher nach dem Gottesdienst mehrfach versichert haben, dass sie nicht mit „leeren“ Händen nach Hause gehen, sondern ein Stück Bibel verstanden hätten, etwas begriffen und so Trost und Kraft für die vor ihnen liegenden Tage schöpfen konnten.

Es wäre vermessen, Vollkommenheit in der Vielzahl der zu betrachtenden Perspektiven der einzelnen Texte für sich beanspruchen; ich habe mich aber darum bemüht, der Gemeinde, in der ich den jeweiligen Text behandelt habe, mit verständlichen und praktischen Worten etwas in die Hand zu geben, Gott und Gottes Nähe, die Kraft des Heiligen Geistes und die Nähe des lebendigen Gottes spürbar und somit auch erlebbar werden zu lassen. Es war und ist mir in allen Predigten ein ganz besonderes Anliegen, dass, der Prediger voran, denn er hat viel Zeit zur Vorbereitung verwendet, vom Geiste Gottes getragen das weitergeben kann, was den Hörer in seiner oft so schwierigen Alltagssituation ernst nimmt, ihn in seiner Problematik abholt und somit ganz in das Gottesdienstgeschehen hineinholt.

Ein Gedanke ist mir noch ganz wichtig, ihn an dieser Stelle einzufügen: Predigten zu veröffentlichen ist immer gewagt, nicht weil sich keine Leserinnen und Leser finden, sondern weil aus meiner Sicht auf gar keinen Fall der Eindruck entstehen darf, dass sich hier ein Christ über Gottes Wort profilieren will; Predigten sind viel zu wichtig und gewichtig, als dass man sie einfach so schreiben könnte oder sollte. Predigten sind für mich das tiefe, persönliche Glaubensbekenntnis zu meinem ganz persönlichen Gott, der mich in meiner Not angenommen hat, der mich trotz meiner Fehler liebt und der mich, obwohl ich alles andere, als der Mensch bin, den er sich gewünscht hat, zu sich in sein Reich aufnehmen wird, weil Jesus Christus eben auch für mich gestorben und auferstanden ist.

Ich habe mich bemüht, mein ganzes Verständnis von christlichem Leben, christlichem Tun und Handeln zu verdeutlichen, dabei immer wissend, dass mir das in meiner Fehlerhaftigkeit immer nur unvollständig und bruchstückhaft gelingt, gelingen kann. Ich weiß aber auch, dass es nicht sein kann und darf, wie es einmal der längst verstorbene Bischof der Badischen Landeskirche im Zuge einer Kirchenvisitation und einer nicht so „gelungenen“ Predigt einem jungen Pfarrer in einem Gespräch darlegte: Wissen sie Herr Bischof, der Geist Gottes weht wo er will, aus diesem Grund ist meine Predigtvorbereitung spärlich ausgefallen. Antwort des Bischof: Das ist wohl wahr, dass der Geist Gottes weht wo er will. Nur bei dir, lieber Bruder, wird er noch etwas sagen – du bist faul gewesen!

Wenn ich nun alle, diese meine Überlegungen und Gedanken zusammenfasse, dann bitte ich Sie, liebe Leserin, lieber Leser, dieses Buch nicht wie ein normales Buch, einen Roman, zu lesen, sondern immer nur eine Predigt zu lesen, vielleicht auch ein zweites Mal, sie im eigenen Herzen zu bewegen und nach den Abschnitten und Aussagen zu suchen, die für Ihr Leben relevant sind; vielleicht mögen Sie ja auch in der Bibel nachschlagen. Ich habe bei allen Predigten die Lutherbibel verwendet.

Für dieses Tun wünsche und erbitte ich für jeden Einzelnen von Ihnen den Segen des lebendigen Gottes.

Hanau, im Advent 2007

I . Predigten im Kirchenjahr

01. Jesus und seine Bedeutung für mein Leben Johannesevangelium 10, Vers 10 b Klinikum Hanau, 21.06.1995

Predigttext

Jesus Christus spricht: Ich bin gekommen, dass sie das Leben und volle Genüge haben sollen.

Liebe Gottesdienstbesucher,

ich freue mich, dass ich heute bei Ihnen sein darf. Der heutigen Predigt liegt ein besonders schönes Bibelwort zu Grunde, will uns Trost sein in dieser Welt, denn

die Angst bestimmt unser Leben – die Angst vor der Zukunft, die Angst um die Kinder, die Angst um die Gesundheit, Angst vor dem noch ausstehenden Befund, die Angst vor der Wahrheit. Ich habe bewusst nur einige Ängste aufgezählt, denn die Reihe könnte beliebig fortgesetzt werden.

Wir brauchen doch aber keine Angst zu haben, denn das Neue Testament sagt in seiner Ursprache an dieser Stelle: “Ich bin gekommen, damit sie das Leben reichlich und überfließend haben sollen”.

Spüren Sie auch, dass Jesus in seinem Leben nur ein einziges Ziel hatte, und das heißt: Mut zum Leben machen! Mut zum Leben, jetzt, hier und heute, morgen und alle Tage danach!

Lassen Sie mich das an fünf Gedanken (Überschriften) verdeutlichen, was das für jeden von uns, jeden, der sich mit Jesus in ein Boot setzt, bedeutet:

1. Jesus gibt dem (meinem) Leben Geborgenheit!

Thomas Mann lässt ein Mädchen in einem seiner Romane sagen: “Wie schön, wenn es im

Leben so etwas gäbe wie im Kriegsspiel, ein Freimal, einen Ort, an dem ich Luft holen kann, verschnaufen kann”.

Wenn ich nicht mehr weiter kann, dann flüchte ich in dieses Freimal und schnappe nach Luft.

Wenn ich mich erholt habe, dann kehre ich wieder in das Spiel zurück und spiele wieder mit. Thomas Mann lässt es das Mädchen traurig sagen, nahe an der Grenze zur Verzweiflung.

Das wäre eine Geborgenheit, die unsere Probleme nicht wegnimmt, aber sehr wohl die Kraft gibt, sie wieder neu anzugehen.

Da ist das Baby. Es liegt in seinem Bettchen. Es hat schlecht geträumt. Es weint. Die Mutter nimmt es in die Arme. Das kleine Köpfchen des Kindes liegt in der linken Armbeuge der Mutter. Beruhigend spricht sie zu ihrem Kind: “Weine doch nicht, ich bin doch bei dir.” Das Kind hört die Stimme und den Herzschlag der Mutter, ihre beruhigenden Worte (der Mutter) und wird wieder ruhig, ohne Fragen, ohne zu zögern ohne Zweifel, denn es weiß sich geborgen.

Diesen Ort der Geborgenheit, dieses Freimal gibt es im Leben jedes Menschen. Jesus will in unser aller Leben dieses Freimal sein, wohin wir flüchten können. Dort, bei ihm, erfahren wir die Geborgenheit, eine Geborgenheit, die unsere Probleme in dieser Welt nicht wegnimmt, aber uns mitten in diesen Problemen einen Ort gibt, an dem wir “auftanken” können.

Heute sind wir wieder dazu eingeladen; heute streckt er uns wieder seine helfende Hand entgegen; auch heute will er uns seine unendliche Geborgenheit schenken. Greifen wir zu, mit beiden Händen!

2. Jesus gibt dem (meinem) Leben den notwendigen Orientierungspunkt!

Jeder von uns braucht in seinem Leben einen Orientierungspunkt, also einen Punkt, nach dem er sein Leben ausrichten und orientieren kann. Kein Schiff kann sich an der eigenen Bugspitze orientieren. Jeder Kapitän, der so etwas tun würde, käme in jedem Hafen an, nur nicht in dem, in dem er anlegen soll. Folglich wird er keine solche Dummheit tun. Kein Mensch kann sich also an sich selbst orientieren. Doch woran sollen und können wir uns orientieren? Wo finden wir den Maßstab für unser Leben? Das Problem besteht nicht in der Zahl der Möglichkeiten, sondern das Problem stellt sich in folgender Weise: In welcher Richtung sollen wir die Möglichkeiten ausschöpfen? Camus sagt in seinem Roman “Der Fall”: “Für den Einsamen, für den, der keinen Gott und Meister hat, ist die Last der Tage fürchterlich. Man muss sich daher einen Meister suchen, egal wen, denn Gott ist nicht mehr in Mode. Hoch lebe der Meister, wer es auch immer sei, wenn er nur die Gesetze des Himmels ersetzt”. Sicher hat Camus hier richtig erkannt, dass wir alle einen Meister brauchen, an dem wir uns orientieren können. Aber ganz sicher hat er sich geirrt, wenn er meint, es könne irgendein Meister sein. NEIN! Unser Orientierungspunkt muss die Wahrheit sein, die Wahrheit des Lebens. Nicht der kann Meister sein, den wir uns selbst wählen, sondern nur der, der das Leben ist: Jesus Christus, unser aller Bruder.

3. Jesus gibt dem (meinem) Leben wieder einen Wert!

Wert, welch ein gewichtiges Wort. Eine Sache hat einen bestimmten Wert, leider Menschen im heutigen Sprachgebrauch auch. In der Erziehung gebrauchen wir dieses Wort, wenn wir sagen, dass es doch keinen Wert hat. Wir lernen von Kindesbeinen an, dass etwas einen bestimmten Wert haben muss, weil es sonst wertlos ist. Es ist doch dann auch nicht verwunderlich, dass alle Menschen versuchen, ich schließe uns dabei ein, einen bestimmten Wert für sich selbst zu erreichen: Leistung am Arbeitsplatz ist dann gleichzusetzen mit wertvoll für den Arbeitgeber. Hier setzt unser Bibelwort an. Die Zeiten und unsere Einstellung darf sich ändern, denn das heißt, dass nun keiner uns weiterhin versuchen muss, durch seine Leistung die Anerkennung seiner Mitmenschen zu erkämpfen, denn Jesus hat uns alle längst geachtet, uns erachtet; warum sonst wäre er gestorben, wenn nicht für uns; warum sonst, wenn nicht aus Liebe!

Durch sein Leiden und Sterben hat er bewiesen, dass ihm unser aller Leben mehr wert ist und war als alle Leistung, die wir je erbringen könnten. Für ihn sind wir nicht wertlos. So, wie sich eine Mutter für ihr Kind opfert, ohne dabei nach dem Gewinn zu fragen, einfach nur bedingungslos, so hat sich Jesus für uns geopfert, für jeden einzelnen von uns, so wie wir hier sitzen. So viel ist ihm an uns gelegen, so wichtig sind wir ihm. Durch seinen Tod, durch sein Tun, und nur dadurch bekommt unser Leben wieder einen Sinn!

4. Jesus schenkt (mir) Leben trotz Versagen!

Manchmal habe ich schon den Eindruck, dass die Mutlosigkeit unter uns Menschen daher rührt, dass jeder Mensch weiß, wie sehr und oft er trotz allen Bemühens versagt. Darum haben wohl auch so viele Menschen keinen Mut mehr weiter zu leben, das Leben wirklich selbst in die Hand zu nehmen. Sie leben nicht, sondern sie werden gelebt, von der Hast und Hektik der Zeit. Wir Menschen, und ich glaube, dass sich keiner von uns ausnehmen kann, schließen immer, bzw. sehr schnell, von der Vergangenheit auf die Zukunft und übersehen dabei, dass wir damit einen Neuanfang selbst ausschließen. Wir müssen und dürfen unseren Blickwinkel ändern, unsere Gedanken in neue Bahnen lenken, denn unser Bibeltext sagt uns heute: Jesus schenkt uns (mir) neues leben, trotz des (meines) Versagens!

Jesus macht uns Mut zu einem Leben mit Versagen, denn er verspricht uns kein Leben ohne Versagen, das muss an dieser Stelle ganz klar und unmissverständlich gesagt werden, aber er verspricht uns ein Leben, das trotz unseres Versagens ein lebenswertes Leben ist! Jesus macht uns also Mut, Mut zum Anpacken der Probleme, zum Leben und nicht weiterhin gelebt werden! Mit dieser Zusage kämpft uns Jesus den Rücken frei, sodass wir nicht mehr nach allen Seiten kämpfen müssen, sondern getrost nach vorne gehen können. Er gibt uns Mut zum Leben, einem Leben, das nicht immer leicht ist, aber mit ihm gelebt Freude bereitet!

5. Jesus gibt unserem (meinem) Leben einen Auftrag!

“Wozu lebe ich eigentlich?”, das ist eine Frage, die wir uns sicher schon alle gestellt haben, ist eine der Fragen, die junge Menschen in unserer Zeit immer häufiger stellen und keine befriedigende Antwort finden. Jesus will auf diese Frage eine Antwort geben, in dem er uns einen Auftrag gibt.

Wenn wir auf ihn hören, dann wissen wir sehr schnell, wofür wir in vielerlei Hinsicht leben dürfen:

- Ich darf leben für den, der mir das Leben gegeben hat, und zwar in doppelter Weise – einmal das irdische Leben und zum anderen das Leben der Erlösung, in dem mir alle meine Schuld vergeben ist!
- Ich darf leben zum Lobpreis Gottes und zum Lobpreis Jesu!
- Ich darf leben, so sagt es Paulus einmal, als Diener Jesu Christi!

Nun wissen wir, weiß ich für mich, wozu und wofür ich lebe und bin bereit für eine sinnvolle Aufgabe, eine Aufgabe, die mir Jesus geben will, denn er sieht, dass mein Leben eine Aufgabe braucht. Er sieht in meinem mir so oft sinnlos erscheinenden Leben einen Sinn. Das ist das großartige an unserem so wunderschönen Bibeltext; er sagt uns, dass überall da, wo wir keinen Sinn mehr sehen und schon fast verzweifeln, da sagt er: „Du hast Sinn”. Wie sieht denn der Sinn aus, fragen Sie sich nun vielleicht? Ganz klar und einfach lässt sich das sagen und beschreiben: Die Mission, die Diakonie, die Gemeinde! Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, denn wenn ich Mission sage, dann meine ich nicht, dass jeder Christ ein Missionar werden muss oder soll, dann ist auch nicht gemeint, dass wir alle Diakoninnen und Diakone werden sollen, sondern ich meine, dass wir in der gemeindlichen Arbeit die Aufgabe wahrnehmen, die uns zugedacht ist.

Wenn wir es enger, noch genauer und persönlicher fassen wollen, dann hört sich das so an: Das Wort, die Tat, die Brüderlichkeit!

Genau darum geht es; wo Liebe gesät wird, da wird auch Liebe geerntet; wo wir Mut machen, da wird es auch Mut geben; ER gibt uns Mut zum Leben. Mut, mitten in allen Konflikten; Mut die Konflikte anzufassen, Mut, zu unserem Glauben zu stehen und ihn weiterzugeben, denn nun haben wir eine gute Basis, eine wunderbare Grundlage, von der wir ausgehen können. Mut, weil wir nun für uns und unser Tun den Angelpunkt haben, an dem wir einsetzen können; Mut, weil einer da ist, der uns, unser Tun und nicht Tun kennt, aber trotzdem alles trägt.

Fürchte dich nicht länger, sieh ich bin bei dir, das ist meine Leuchte, auf dem Wege hier. Durch die Wolken funkelt, der Verheißung Licht, siehe ich bin bei dir und ich verlasse dich nicht.

Lilien mögen welken, Rosenduft verweh'n, Sonne sich verdunkeln, dennoch bleibt’s besteh’n.

Jesu meine Wonne, Licht und Sonnenschein, wird mich nie verlassen, er lässt mich niemals allein.

Ist der Pfad auch dunkel, droht manch Übel mir, hör ich ihn doch sagen, sieh ich bin bei dir.

Droben werd ich schauen, Jesu Angesicht, jubelnd wird’s dann tönen, nein, er verließ mich hier nicht.

Nein, niemals allein, so hat der Herr mir’s verheißen, niemals lässt er mich allein. (Quelle: Reichliederbuch, Seite140, Nr. 337, G. Ihloff Verlag & Co, Neumünster, 1953)

Jesus Christus spricht: Ich bin gekommen, dass die Menschen dieses Leben in voller Reichlichkeit haben sollen!

Amen.

02. Ist Vertrauen notwendig? Hebräer 10, Vers 35-39 Altenzentrum Rodenbach, 02.11.1997

Predigttext:

„Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.

Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt.

Denn »nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben.

Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben. Wenn er aber zurückweicht, hat meine Seele kein Gefallen an ihm« (Habakuk 2,3-4).

Wir aber sind nicht von denen, die zurückweichen und verdammt werden, sondern von denen, die glauben und die Seele erretten.“

Predigtbitte

Herr, unser Gott, heilige uns in der Wahrheit, denn dein Wort ist die Wahrheit. Amen.

Liebe Gottesdienstbesucher hier in der Kapelle,

das erste wichtige Stichwort in unserem heutigen Text lautet: “Werfet euer Vertrauen nicht weg!” Wie schön und wohltuend das sein kann, aus Vertrauen leben. Fragen wir uns ehrlich an die eigene Brust schlagend, ob uns nicht ganz andere Erfahrungen geprägt haben und immer noch prägen? Erfahrungen, die von Misstrauen und Hinterhältigkeit, Angst und neuer Enttäuschung geprägt sind? Das gilt für das Leben im Allgemeinen ebenso, wie für unser ganz persönliches Leben, unseren intimsten Lebensbereich! Vielleicht fragen wir uns manchmal, ob wir der Zukunft mit dem immer größer werdenden Ozonloch und dem steigenden Waldsterben noch trauen können? Manchmal fragen wir uns, ob wir den Liebesbeteuerungen unserer Familien glauben sollen, ja ob wir ihnen noch glauben können? Der eine oder andere fühlt sich vielleicht sogar abgeschoben, weil er krank oder gar pflegebedürftig geworden ist und das Geld für die “häusliche Pflege” nicht reichte? Das sind doch Gefühle, die keinem von uns wirklich fremd sind, sondern ganz im Gegenteil, sie sind uns bekannt und nur viel zu vertraut. Vielleicht hört uns jetzt, in diesem Moment jemand zu, der die erschreckende Nachricht bekommen hat, dass es für ihn keine medizinische Hilfe mehr gibt! Vertrauen? Kann ich da noch Vertrauen haben, ist das dann noch möglich?

Vertrauen ist nötig und möglich, immer, um unserer Mitmenschlichkeit

Willen. Wenn wir allerdings meinen, dass ausgerechnet wir Vertrauen entwickeln könnten, weil wir so toll sind, dann ist das nicht nur eine sehr überhebliche Denkweise, sondern auch noch absolut falsch. Es gibt einen, der längst mit dem Vertrauen angefangen hat, einen, der es wirklich ernst mit uns meint. Er ist keiner von uns, und doch ist ER einer, der in gewisser Weise mit uns auf einer Stufe „auf Augenhöhe“ steht, sich zu uns gestellt hat. Es meint es mit uns so ernst, wie keiner es von uns in umgekehrter Weise jemals schaffen könnte. Er vertraut bedingungslos und selbstlos. Er, das ist der lebendige Gott, unser aller himmlischer Vater, der sich in Jesus offenbart hat. Er ist der und unser Gott, der zu jedem Leben auf dieser Erde sein göttliches “JA” gegeben hat. Es ist der gleiche Gott, der aber auch jedem Leid zugestimmt hat, der die Einsamkeit erlaubt, weil er sie kennt – denken sie an Jesus und seine Verzweiflung und Einsamkeit in Gethsemane – der unsere Verzweiflung so versteht wie kein anderer, der uns einfach so liebt, wie wir wirklich sind, und er ist der Gott, der schließlich bestimmt, wann wir wieder zurück zu ihm, in die ewige, herrliche Heimat zurück kehren dürfen.

Wer sich an ihm festmacht, wer sein Leben vor ihm zu sehen und zu verstehen versucht und das alles weiß, der weiß auch, woher ihm Vertrauen entgegen wachsen kann. Der Mensch, der das versucht, der kann zurück blicken auf die Erfahrungen, die schon viele Menschen vor ihm gemacht haben, und die er auch selbst gemacht hat. Mit diesem Wissen und dieser Erfahrung im Rücken, bzw. im Hinterkopf, kann das Leben gestaltet werden, kann dann ein neuer Schritt in die Zukunft gewagt werden.

Etwas sehr Wichtiges muss ich nun aber an dieser Stelle auch noch sagen: Ich rede nicht von blindem Vertrauen, denn blindes Vertrauen hat keinen Anhalt und keine Maßstäbe. Blindes Vertrauen führt in Unglück und in Untergang. Ich rede von dem Vertrauen, das sehenden Auges gelebt und erlebt werden kann. Wenn ich sehenden Auges sage, dann meine ich, dass dieses Vertrauen durchschaubar und begründet ist, im wahrsten Sinne des Wortes ein-sichtig ist. Ich sehe dann auf Gott, ich sehe auf das Leben, Leiden und Sterben seines Sohnes und erkenne und begreife: So soll das Leben ausgerichtet und angelegt sein, dass das Wort und die Tat auch übereinstimmen! Darum lasse ich mich auf ihn ein, vielleicht sogar zuerst einmal zaghaft und vorsichtig, später dann aber umso hoffnungsvoller und intensiver.

Das ist ähnlich wie mit dem kleinen Jungen, der sich in den Ästen eines Baumes völlig verklettert hat und den Weg zurück nicht mehr findet. Ein Spaziergänger kommt vorbei und will ihm helfen. Er breitet die Arme aus und fordert den Jungen auf zu springen. Der Junge hat Angst und bleibt im Baum. Der Mann holt schließlich den Vater des Jungen. Als er unter dem Baum steht, gibt es für den Kleinen keinen Halt mehr. Der Junge lässt den Ast los, den er bisher krampfhaft umklammert hatte und fällt mitten hinein in die schützenden Arme seines Vaters. Es ist völlig klar: Zu ihm hatte er Vertrauen, ein Vertrauen, das aus Vertrauen gewachsen ist.

Ebenso verhält es sich mit Gott und uns Menschen: Wir sehen auf Jesus, auf seine Art, das Leben zu verstehen. Wir lassen uns auf seine Sicht ein. Wir nehmen ihm sein Tun ab. Wir vertrauen ihm. Wir gewinnen Zuversicht und Vertrauen. Das kann ein enorm langer und manchmal auch sehr beschwerlicher Weg sein, vielleicht sogar ein Leben lang andauern!

Wohl dem, der diesen Weg hinter sich hat. Mit diesem Wissen dürfen wir aber getrost in den neuen Tag, die neue Woche und weiter in unserem Leben gehen, denn wir können und dürfen uns darauf verlassen und vertrauen, dass unser himmlischer Vater niemals etwas zulassen würde, was in letzter Konsequenz nicht gut für uns wäre.

Das ist manchmal und in schwierigen Situationen besonders schwer zu verstehen. Manchmal ist unser Weg auch scheinbar so schwer, dass uns die Luft auszugehen droht. Da werden dann Angst und Misstrauen schon fast stärker als Vertrauen und Hoffnung und bohren fürchterlich an und in uns. Weil das so ist, hat unser Text aber noch eine zweite wichtige Aussage: Geduld!

Nicht Resignation und auch nicht Verzweiflung, sondern nur Geduld.

Denken Sie einmal an einen guten Lehrer und das, was ihn auszeichnet: Einzig sein angespanntes, beharrliches und gelassenes Arbeiten mit dem Schüler führen zum Erfolg beim Lesen, Schreiben und Rechnen. Geduldig zu sein ist also gleich bedeutend mit beharrlich, angespannt und gelassen zugleich zu sein. Geduld ist Großzügigkeit und schafft Stehvermögen in einem; Geduld, das ist am Ball zu sein, ohne den Überblick zu verlieren.

Das ist heute, in dieser egoistischen, von Krisen geschüttelten und hektischen Zeit sehr schwer geworden. Dennoch holen wir auch in dieser schweren Zeit Atem, schöpfen wir Kraft aus der Ruhe. Jeden Sonntag rufen uns die Glocken zum Gottesdienst und machen uns auf die Botschaft aufmerksam, die er selbst zu uns bringen will. Jeder Tag ist ein Geschenk, jede Woche ist eine Gnade, jeder Monat ist Barmherzigkeit.

Gott gebe, dass wir seine Einladung immer wieder neu vernehmen. Unser himmlischer Vater schenke uns die notwendige Ruhe, damit wir Luft holen können, so viel Luft wie wir für den langen Atem des Vertrauens auf ihn auf unserem langen Weg durch unser Leben brauchen.

Amen.

03. Die Sehnsucht nach Frieden und die Kraft des Gebetes Hebräer 13, Vers 20 und 21 Klinikum Hanau, 28.04.1996

Predigttext:

„Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes, der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“

Predigtbitte:

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Patientinnen und Patienten hier im Andachtsraum, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer an den Lautsprechern,

sechs Jahre ist er alt, der kleine Junge, der seit einem halben Jahr zur Schule geht und jeden Sonntag treu den Kindergottesdienst besucht. Gelegentlich ist er noch etwas unkonzentriert, etwas unruhig und vielleicht auch etwas zu zappelig. Wenn es aber darum geht, etwas im Gottesdienst zu gestalten, dann ist er mit großen Eifer und Einsatz dabei. Neulich stand das Thema „Gott, wie ist er und wie kann man mit ihn reden?“ zur Diskussion. Alle redeten mit. Auch der kleine Junge hatte einen Kommentar abzugeben, eigentlich mehr einen Wunsch für das Gespräch mit Gott vorzutragen; er wünschte sich: „Lass alle satt werden und nicht frieren!“

Liebe Patientinnen und Patienten, liebe Gottesdienstbesucher, spüren Sie die Sehnsucht nach Frieden und Geborgenheit, nach einer heilen und intakten Welt, die aus diesen Wunsch nicht nur spricht, sondern buchstäblich daraus schreit? Er ist zwar erst sechs Jahre, aber er versteckt weder sich noch seine Bedürfnisse und Sehnsüchte, besser, er versteckt sie noch nicht.

Ein Blick in die tägliche Zeitung oder in die allabendlichen Nachrichten zeigt uns eine ganz andere Welt: Krieg, Elend. Hunger und sinnlose Gewalt sind überall auf dieser Erde zum alltäglichen Geschehen geworden. Wir haben inzwischen gelernt, das Elend „Fern zu sehen“, soweit wir nicht persönlich davon betroffen sind. Ist das nicht eine erschreckende Bilanz und Erkenntnis? Soziale Probleme belasten immer mehr Menschen bei uns, aber wir gehen einfach weiter, verschließen die Augen, drehen den Kopf zur Seite. Hinter die verschlossenen Türen mögen wir erst gar nicht zu schauen. Schlimmes geschieht, wohin man auch immer schaut und hört. „Ich ertrage dieses Leid nicht“, „ich kann da auch nicht helfen“, meine Hilfe kommt ohnehin nicht an“ lautet der Kommentar des Einen oder Anderen, wenn er auf sein schweigendes Nichtstun angesprochen wird.

„Tüchtig in allem Guten, und fähig zu dem, was Gott gefällt“, sagt uns unser heutiger Predigttext. Können wir ruhigen und ehrlichen Gewissens sagen, dass wir uns an diese Vorgabe halten? Ich habe da so meine persönlichen Zweifel!

Dennoch: Tief in uns ist die Sehnsucht nach einem Leben in Gutem erhalten und lebendig geblieben. Wir tragen sie heimlich, fast schamhaft in uns herum, ebenso, wie den Wunsch nach einer anderen, besseren Welt. Die Sehnsucht nach einer Zukunft in der die Friedlosigkeit in einen allumfassenden und weltumspannenden Frieden verwandelt wird. Welch eine Vorstellung: Eine Welt in Frieden, in der Hunger und Elend, Schmerz und Angst überwunden sind! Die Menschenrechte werden weltweit eingehalten. Die Menschen haben ihre echte Verantwortung der Natur gegenüber verstanden und umgesetzt. Wir leben dann in einer Welt, in der jeder dem anderen hilft, bedingungslos, damit eben jedem Menschen das Leben gelingt, jeder Mensch ein lebenswertes Leben führen und leben kann.

So lassen sich etwa die Sehnsucht und der Traum nach, bzw. von einer Welt umschreiben, die in uns verhaftet sind. Wäre das die Welt, für die es sich zu träumen lohnte?

Das ist die Welt, von der unser Predigttext expressis verbis spricht – eine neue Welt, ganz nach dem Willen Gottes ausgerichtet. Was für eine Vorstellung, was für eine Aufgabe!

Liebe Gottesdienstbesucherinnen und Gottesdienstbesucher, hier in dieser kleinen und bescheidenen Kapelle, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer an den Lautsprechern, wir benötigen nicht viel Realitätssinn um zu begreifen, dass wir dieser Aufgabe, die ich eben beschrieben habe nicht gewachsen sind, sie nicht bewältigen können. Das geht bei Weitem über unsere Fähigkeiten und Kräfte hinaus. Wir sind doch schon froh, wenn wir die Licht – und Schattenseiten in unserem Leben in den Griff bekommen und einigermaßen bewältigen können. Wir haben doch, wenn wir ehrlich sind, Probleme genug, um mit uns selbst klar zu kommen, mit dem, was der Arzt beispielsweise hier im Haus zu uns sagt, oder die für uns unerträglichen Schmerzen der vergangenen Nacht, die ich in keiner Weise schmälern möchte, zu bewältigen. Die Weltprobleme sind zu schwer, zu umfangreich und zu umfassend für unsere Schultern, um auch sie noch tragen zu können. Selbst die großen Politiker, unabhängig von der politischen Einstellung jedes Einzelnen von uns, haben Probleme damit, sich an einem Tisch – sie sprechen dann immer von einem runden Tisch – zu setzen und Lösungen zu finden, Möglichkeiten zu einem Frieden in allen Staaten zu finden und dann auch umzusetzen.

Eigentlich könnte man da resignieren. Die Lage erscheint doch so aussichtslos, trotz aller Anstrengungen in allen Bereichen, den Friedensdemonstrationen, denn auch sie bleiben im Wesentlichen unbeachtet, ohne durchschlagenden und bleibenden Erfolg. Scheinbar können wir nichts machen.

Bei diesem Ergebnis zu unseren angestellten Überlegungen zum Bibeltext bleiben wir Gott sei Dank nicht stehen, denn wer meint, die Gestaltung der Zukunft sei alleine unsere Sache, der hat auf ein überaus brüchiges und vordergründiges Fundament gebaut, schon ehe er eigentlich mit dem Bau begonnen hat. Nun haben wir das Wunderbare unseres Predigttextes an das Tageslicht befördert: Da geht es nicht um unsere versteckten, halbverdorrten Wünsche und die damit verbundene Resignation, sondern wir werden vielmehr auf einen verwiesen, der größer als alle Verzweiflung, Resignation und Hoffnungslosigkeit ist. „Der Gott des Friedens mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt in Jesus Christus!“ Ist es Ihnen aufgefallen, dass Gott zuerst kommt und nicht wir? „Das Gute“ und auch „Frieden“, beides hat mit ihm zu tun. Er hat sie zu seiner Sache gemacht, zur Chefsache, würden wir im heutigen Sprachgebrauch sagen. Es ist also viel mehr, als nur eine fromme Redensweise, wenn ich sage: Der liebe Gott wird es schon richten! Es ist ein Gebet und ich möchte Sie dazu einladen, darin einzustimmen. Es hat die befreiende Kraft, die wir brauchen, wenn wir kein Licht mehr am Ende des Tunnels sehen, wenn auch wir als praktizierende Christen total verzweifelt sind.

Lassen Sie sich nicht entmutigen, das ist die Botschaft dieses Gebetes. Wir sollen das Gute nicht aus dem Auge verlieren, sondern uns dafür einsetzen. Diesen Weg finden wir aber nicht aus eigener Kraft. Allerdings ist dieser Weg auch schon einmal gegangen worden, schauen Sie doch einfach auf das Kreuz, denken Sie an das Kreuz, an dem der Lebensweg Jesus in einem Abschnitt ein Ende fand. Da alleine ist der Wegweiser für unser Leben, da ist unsere Zukunft, da ist das neue Leben. Wir sind aufgefordert, den Blick zum Himmel zu erheben, denn von da kommt uns und unseren heimlichen Sehnsüchten Frieden und eine heile Welt mit Gott entgegen.

Wir dürfen unsere Sehnsüchte, Ängste und alles was uns bewegt offen aussprechen, im Gebet vor unseren Schöpfer bringen; aber uns darf auch das Wissen darum, dass wir nicht die einzigen sind, die dieses alles mit sich und in sich tragen, Trost sein.

Die Hoffnung, die sich mit dem Kreuz verbindet, vereint unendlich viele Menschen, die wie wir ihren Blick zum Himmel richten. Das Kreuz ist das Zeichen dafür, dass das Leid und der Unfrieden nicht das letzte Wort behalten. Das Kreuz ist vielmehr unsere Gewissheit, dass Gott selbst Widerstand gegen Unrecht, Schuld und Unmenschlichkeit leistet. Sein Weg ist kein Weg der Gewalt, denn Gewalt hat immer Gewalt zur Folge. Sein Weg ist der Weg der Liebe und der Versöhnung. Dazu sind wir aufgerufen, jeder an seinem Ort, auch jetzt und heute!

Wenn wir, liebe Gemeinde hier im Klinikum, das begriffen haben, dass die Sehnsucht nach Frieden und dem Guten im Leben keine wirklichkeitsferne Träumerei ist, dann wird unser Leben nicht nur erträglich, sondern es wird so schön, dass wir mit keinem Menschen auf Erden mehr tauschen möchten, unabhängig davon wie reich, wie mächtig oder er auch sonst noch sein mag.

Jeder Schmerz ist lohnend und ertragendwert, wenn man weiß, dass die persönliche Sehnsucht einen festen Grund im Leben und den Taten Jesu Christi hat. Er ist dann das Fundament für das eigene Leben, denn er hat die Mächte des Todes überwunden – auch für mich persönlich!

Spüren Sie ihn auch? Jetzt kommt in dieser Friedlosigkeit auch der göttliche Frieden über uns! Noch ein allerletzter Satz: Hinter dem allen steht das Gebet als die treibende Kraft!

Amen.

04. Jesu „Wasser“ ist das Ewige Leben Johannesevangelium 4, Vers 13 und 14 Klinikum Hanau, 25.09.1996

Predigttext:

„Jesus antwortete zu ihr und sprach: Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten;

wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt. Amen.“

Predigtbitte:

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Patientinnen und Patienten hier im Andachtsraum, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer an den Lautsprechern,

ohne Wasser gibt es kein Leben. Das wissen wir genau, denn wer von Ihnen schon einmal vergessen hat seine Blumen zu gießen, der wurde dann von einer Pflanze überrascht, die entweder traurig die Blätter hängen ließ oder gar schon vertrocknet war.

Ob Pflanzen, Tiere oder Menschen, Wasser ist für alle unentbehrlich. Unser Text nimmt uns mit in das Bild des Brunnens hinein, wie ihn viele von Ihnen sicher noch von früher oder auch aus alten Filmen und von Bildern her kennen, mit einer Spindel (also einer Rolle, über die das Seil auf – oder abgerollt wird), einem Kübel und einem Seil; heute ist so ein Brunnen kaum mehr zu sehen, wenn man von gelegentlichen Berichtern oder Dokumentationen im Fernsehen über andere Länder, in denen Armut herrscht, absieht; ich hatte die Möglichkeit, bei einem Besuch in Bulgarien, im Rahmen eines Ausfluges in das Landesinnere, also weg vom „Touristengetto“, einen solchen Brunnen zu sehen.

So, wie ich eben den Brunnen beschrieben habe, müssen wir uns den Brunnen vorstellen, an dem Jesus mit der Frau aus Samarien spricht. Stellen wir uns die Situation einmal etwas genauer vor: An der Kurbel wird gedreht und die Rolle knarrt. Die Frau zieht, bzw. dreht oder schraubt einen mit Wasser gefüllten Eimer in die Höhe. Kühles, klares und erfrischendes Wasser kommt zum Vorschein, das in der Sonne „zittert“. Es entsteht beim Betrachter der Eindruck, dass dieses Wasser lebt, weil es sich bewegt.

Am Brunnen ist man zu jener Zeit eigentlich nie alleine. Er bildet den Mittelpunkt für Gespräche und zugleich den Austauschplatz für die familiären Neuigkeiten. Das hat sich in diesen Ländern bis zum heutigen Tag nicht geändert, auch wenn der Brunnen, heute so wie damals, in der Regel außerhalb des Dorfes liegt.

Bei uns dagegen sieht der Sachverhalt ganz anders aus: Unser Wasser kommt, bis auf ganz wenige Ausnahmen, aus Leitungen, warm oder kalt, ganz nach Wahl und Bedarf. Wir brauchen nur den Wasserhahn zu bewegen, und schon fließt das Wasser in der gewünschten Temperatur und Menge. Manche Menschen haben dafür noch einen Boiler, einen Heizkessel oder die Heizung im Keller. In der modernen Technik, Fortschritt wird sie genannt, geht das aber auch ohne alle die genannten Geräte, wenn man so, wie in meinem Haus, an ein Fernwärmenetz mit Wasserversorgung angeschlossen ist. Wir drehen folglich an keiner Kurbel, aber uns spricht auch keiner an und wir sprechen niemanden an, wen denn auch, denn wir sind doch in der Wohnung und nicht auf einem öffentlichen Platz.

Eines hat sich aber bis heute nicht verändert: Wasser ist für uns heute noch genau so wichtig, lebensnotwendig, wie für die Menschen damals, zu Jesu Zeiten.

Jesus hat damals Wasser verteilt, Wasser in einem doppelten Sinn:

- Einmal das Wasser, das wir kennen, kühl und erfrischend
- Zum anderen das andere, uns unbekannte Wasser, mit dem er sein Wort beschreibt, das wir brauchen, wenn wir „überleben“, einst einmal bei ihm leben wollen

Das Letztere, seine Worte, „sein Wasser“ sind bis heute geblieben. Wenn wir nun unter diesen angestellten Gedanken und Perspektiven genau in das Johannesevangelium hineinhören, aus dem dieser Predigttext ja entnommen ist, dann lesen wir, dass die Worte Jesu, seine Zusage uns nie alleine zu lassen, genau dieses lebensnotwendige, erfrischende und kühle „Nass“ für uns ist und auch sein will. Er verdeutlicht uns auf vielfältige Weise, dass er bei uns sein will, in dem er sagt, dass er das Licht auf unserem Lebensweg ist; an anderer Stelle gebraucht er das Bild des Weinstocks für seine Nähe: Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben! Spüren Sie, wie erfrischend diese Worte, dieses Wissen um seine Nähe auf uns wirken? Plötzlich wird uns bewusst, dass wir nicht mehr alleine sind, alleine unser Wasser zapfen, alleine in und mit Kummer und Schmerz, im Leid des Alltags gefangen sind. Da ist einer neben uns, einer, der mit und zu uns spricht, den Schmerz, den Kummer und das Leid mit uns teilt.

Wer von uns, so frage ist Sie, liebe Gottesdienstbesucher, wüsste nicht ganz genau, wie gut es ist, wenn der Schmerz geteilt wird; kennen wir doch alle den wunderbaren Satz aus eigener Erfahrung: Geteilter Schmerz ist halber Schmerz!

Im April dieses Jahres war ich mit meinem Sohn in Berlin. Es war mit 270 C schon recht warm. Mit meinem Rollstuhl waren wir unterwegs, durch alle Engen hindurch, Bürgersteige hinauf und wieder hinunter, denn wir wollten die Tage in Berlin nutzen, um möglichst viel von dieser Stadt zu sehen. Schweiß breitete sich auf dem ganzen Körper aus. Rast! Ein kleines Straßenlokal! Ein Glas mit Mineralwasser! Welch eine Wohltat! Diese kühle, angenehme und prickelnde Erfrischung! Neue Kraft erfasste uns! Müdigkeit und Erschöpfung waren wie weggewischt. Neue Energie hatte uns erfasst und wir waren wieder bereit, um Neues zu entdecken, neue, uns noch unbekannte Wege in einer fremden Stadt zu gehen. Neue Gespräche! Neue Begegnungen!

Jesus sagt uns zu, dass er selbst die Quelle dieser Kraft sein will. Wer von ihm „Wasser“ bekommt, also seine Zusagen annimmt und ihnen vertraut, der darf seine erfrischende Kraft in seiner Gegenwart, in seiner Verzweiflung, im Schmerz und auch der Krankheit spüren. Wir Menschen, die wir Jesus Christus in unser Leben aufgenommen haben, haben somit keinen Grund mehr zu verzweifeln, sondern können das Leben, mit allen seinen Problemen, Sorgen und Schattenseiten neu sehen, können damit neu umgehen.

Das Schönste aber an Jesu Zusage ist, dass das „Wasser“ nicht nur für uns oder nur für einen Teil der Menschen ausreicht, dass es nie aufgebraucht sein wird, sondern dass es für alle Menschen reicht, die von seinem „Wasser“ trinken wollen. Gestern, heute und auch morgen, für immer und alle Zeit. Die Quelle Jesu trocknet niemals aus. Wer aus ihr schöpft und trinkt, der hat Kraft für die Bewältigung aller seiner Fragen und Probleme, heute, morgen und in aller zukünftiger Zeit.

Der lebendige Gott schenke uns heute, jetzt in diesem Augenblick, neu den Zugang zu seiner Quelle. Das wünsche ich uns allen, damit wir getrost, gestärkt und zufrieden den vor uns liegenden Tag, die Nacht und das Leben gehen können. Gott weiß, was für uns gut ist, ehe wir ihn darum bitten. Er plant für uns; vertrauen wir neu darauf, denn er ist die Quelle unseres und allen Lebens.

Amen.

05. Existentielle Angst - auch Jesus Christus kannte die Angst Passionsandacht Lukasevangelium 22, Vers 39-53 Klinikum Hanau, 13.05.1998

Predigttext:

„Jesus in Gethsemane

Und er ging nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch die Jünger.

Und als er dahin kam, sprach er zu ihnen: Betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallt!

Und er riss sich von ihnen los, etwa einen Steinwurf weit, und kniete nieder, betete

und sprach: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!

Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn.

Und er rang mit dem Tode und betete heftiger. Und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen.

Und er stand auf von dem Gebet und kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend vor Traurigkeit und sprach zu ihnen: Was schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallt!

Jesu Gefangennahme

Als er aber noch redete, siehe, da kam eine Schar; und einer von den Zwölfen, der mit dem Namen Judas, ging vor ihnen her und nahte sich zu Jesus, um ihn zu küssen.

Jesus aber sprach zu ihm: Judas, verrätst du den Menschensohn mit einem Kuss?

Als aber, die um ihn waren, sahen, was geschehen würde, sprachen sie: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?

Und einer von ihnen schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab.

Da sprach Jesus: Lasst ab! Nicht weiter! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.

Jesus aber sprach zu den Hohenpriestern und Hauptleuten des Tempels und den Ältesten, die zu ihm hergekommen waren: ihr seid wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen ausgezogen.

Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen, und ihr habt nicht Hand an mich gelegt. Aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.“

Predigtbitte

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gottesdienstbesucher,

wer kennt sie nicht, diese ewig dauernden Sekunden, die furchtbaren Minuten, Stunden und Tage, in denen wir dem kommenden Unheil entgegen sehen? Die Angst vor der Katastrophe die naht, vielleicht, möglicherweise, wahrscheinlich oder auch unausweichlich erscheint? Sie prägen sich ein, diese Erlebnisse, diese lähmenden Schrecken und diese Ängste, die alles zuschnüren! In den Sekunden vor dem Verkehrsunfall, in den Stunden vor einer Geburt, in den Tagen, bis der histologische Befund endlich eingetroffen ist und der Inhalt erklärt wird. Da ist bei unseren Kindern die alltägliche Angst vor dem Ergebnis einer Klassenarbeit und die mögliche, schriftliche Bestätigung für Versagen, die Angst vor einer Prüfung und dem möglichen Durchfallen; da stellt sich für den Ehemann, den Vater oder auch Partner die Frage nach einer möglichen Entlassung und ihren schwerwiegenden Folgen!

Wie tut es mir gut, wenn ich dann unseren heutigen Predigttext höre oder auch lese. Ich bin gar nicht alleine mit meiner Angst, mit meiner Bedrängnis, meiner ganz persönlichen Unruhe mit meinen schrecklichen Ahnungen und Befürchtungen.

Die Zeit im Garten Gethsemane, am Ölberg, war für Jesus auch eine eben solche Zeit der Bedrohung, der Unruhe und der Angst. Wenn Lukas hier von der Leidensgeschichte Jesu erzählt, diesem einmaligen und zugleich doch so alltäglichen Leiden Jesu, dann will er sicherlich nicht nur bewirken, dass wir sagen: “Ja, das kenne ich! In solcher Not bin ich auch schon gewesen! Diese Gefühle sind mir vertraut und bekannt! Oder: O, wie schrecklich!”

Schauen wir doch einfach einmal genauer hin, was Jesus da tut:

Was Jesus hier tut, wie er in seinem Leben handelt, das ist immer auch ein Weg, auf dem wir ihm nachfolgen sollen und auch können. Er ist unser Vorbild und muss unser Vorbild sein. Gerade hier, auf dem Weg in seinen Tod geht er uns auf einem Weg voran, der direkt zu unserem himmlischen Vater, dem lebendigen Gott führt, dem Weg ins ewige Leben. Um uns das deutlich zu machen, darum wird uns diese, seine Leidengeschichte erzählt!

Was tut denn Jesus in dieser schweren und furchtbaren Stunde? Er denkt auch da noch an seine Jünger. Er denkt daran, was mit ihnen geschehen wird, ihnen, die das Leid anschauen müssen. “Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet!” Schlaft nicht! Wenn wir das in unser heutiges Denken übertragen würden, dann würde das etwa so lauten: Wenn ihr ausweicht, wenn ihr nicht wahrhaben und wissen wollt, was einem geliebten Menschen droht oder bedroht, dann wird das Unglück zu einer Anfechtung, dann kann die Krankheit die Nähe und die Liebe gefährden, die Arbeitslosigkeit die Freundschaft, dann kann der Tod alle Lebensfreude und Hoffnung nehmen und den Glauben noch dazu! Da kommen dann Sätze wie: “Ich möchte nicht mehr leben!” “Ich bin überflüssig!” “Warum lässt mich Gott nicht sterben?” “Ich mag nicht mehr; ich bin ausgelaugt!” Hören Sie es? Da spricht tiefe Enttäuschung, spricht Verzweiflung und Resignation; sie sind ursächlich für den Todeswunsch und des sich selbst Aufgebens.

Anders verhält es sich bei Jesus. Ob deshalb der Aufruf: “Schlafet nicht, betet!” von Jesus kommt? Wir wissen es nicht. Wir hören aber, dass Jesus sich nach dieser Aufforderung in unserem Text wieder zurück in die Stille begibt, so weit jedenfalls, dass die anderen ihn nicht hören können. Die wenigen Verse, in denen vom Gebet Jesu erzählt wird, stellen sich dar wie ein Extrakt, sind verdichtete Erfahrungen mit dem Weg des Gebetes. “Lass diesen Kelch an mir vorüber gehen!” Jesus sagt und bringt damit zum Ausdruck, wie es ihm in diesem Augenblick zu Mute ist, wie er sich in diesem Moment fühlt und bittet Gott um seine Verschonung; ist das nicht oft, vielleicht sogar heute, auch unser aller Gebet? Versprechen wir nicht alles, wirklich alles, wenn wir uns bedroht fühlen? Wir bitten, fordern und verhandeln, ja ich möchte fast sagen, wir feilschen mit dem lebendigen Gott.

Selbstverständlich dürfen Bitten und Gebete sogar drängend sein; ich möchte nicht falsch verstanden werden; davon reden auch die Gleichnisse Jesu. Die Voraussetzung und das Ergebnis des Betens sind aber gleich: “Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!” Was Jesus erleidet, das ist nicht blindes, dummes Schicksal, wie es bei uns oft genannt wird, das ist nicht Unterwürfigkeit, das ist nicht unpersönliche Größe. Sein Gegenüber im Leiden ist und bleibt Gott. Eben diesem begegnet er nicht mit Unterwürfigkeit, sondern in Bitten und Fragen. Das ist ein Kampf, bei dem Schweiß fließt und wie Blut auf den Boden tropft. Das ist ein Ringen, in dem Jesus schließlich Stärkung und Tröstung erfährt – durch einen Engel, einen Boten Gottes.

“dein Wille geschehe!” So endet dieser Gebetskampf, anders, ganz anders als unser eigenes Gebetsverhalten und unsere Gebetsenden?! Mit dem Einverständnis, mit dem JA zu Gottes Willen endet der Kampf und es beginnt die Passion, der Leidensweg, sein Leidensweg!

Sekunden oder Stunden, selbst Jahre sind vor einer Katastrophe oft nicht genug, dass wir es begreifen und zu diesem Ziel, zu diesem Einverständnis, der Zustimmung kommen können. Oft ist es uns unmöglich, Gottes Handschrift hinter dem zu lesen, was uns widerfährt. Zu oft verlieren wir unser Gegenüber aus den Augen. In solch einer Lage können wir vielleicht dann noch bitten und beten, aber wir glauben, dass wir nicht auch verstanden sein können. Da fehlt uns dann der Engel, der uns stärkt; bei uns bleibt meist nur der Schweiß, der dann wie Blut zum Boden tropft. “Ich habe Blut und Wasser geschwitzt!”, so könnte dann unsere Aussage sich anhören. Wir sind schnell, viel zu schnell überfordert.

“Wie kann das sein Wille sein?” Mehr bringen wir in solchen Situationen nicht hervor. Was aber Jesus zeigt, wovon Lukas berichtet, ist nicht das ideale Bild des Beters, das ist nicht der Maßstab für alles menschliche Beten. Er gibt uns kein Rezept. Er zeigt uns aber dafür viel mehr einen Weg, auf dem ganz verschiedene Erlebnisse möglich sind, sowohl in der Nachfolge, als auch im Beten!

Beten kann und darf ein Ringen mit Gott darum sein, dass er seinen Willen ändert oder offenbart. Gott ist da, auch dann, wenn ein Unheil eintrifft, wenn eine Angst sich doch erfüllt, wenn das Ende, der Tod kommt. In diese Gewissheit, dass er immer da ist, führt der Weg Jesu; und das ist es, was er uns sagen will: Es hat immer und zu jeder Stunde Sinn zu beten! Es hat immer Sinn zu ringen, auch dann, wenn es uns mehr als einmal, um nicht zu sagen: viel zu häufig nicht gelingt, eine Veränderung zu erreichen! Gott bleibt da, er bleibt bei uns, denn er ist bei uns!

Jesus, der das im Gebet erfahren hat, ist danach auf das Kommende vorbereitet. Er ist, mit dem alten, aber unersetzlichen Wort gesagt: getröstet! Er ist weder vor Angst gelähmt, noch ist er wie seine Jünger blind vor Wut. Er bleibt auch dann noch gewaltlos; ja er heilt sogar noch auf der Seite der Feinde! Er durchschaut sehr wohl, was um ihn herum und mit ihm geschieht. Es ist die Stunde des Verrates und der Feigheit. Da zeigt sich klar die Macht der Finsternis. Vordergründig und auf den ersten Blick gesehen scheint sie siegreich zu sein. Judas, der einst ein Freund von Jesus war, liefert ihn nun an seine Gegner aus, und diese nehmen ihn gefangen, die, die ihm zugehört haben, als er noch predigte. Sie werden zu Werkzeugen der Zerstörung und des Todes. Wichtig ist aber dabei zu wissen, dass sie auch da, in dieser zugespitzten Lage in geheimnisvoller Weise Werkzeuge Gottes bleiben, um die Jesus weiß. Es muss alles so sein, wie es ist. So nur kann und soll Jesus die Finsternis besiegen, indem er ihre ganze Macht erleidet und sich ihr dabei nicht gleich macht, nicht auf Verrat und Bosheit antwortet. Das “Schicksal”, der Plan Gottes nimmt seinen Lauf, so sieht es aus, und doch geschieht am Ende Gottes guter Willen.\

[...]

Fin de l'extrait de 82 pages

Résumé des informations

Titre
Die Bedeutung von Gottes Wort in meinem Leben
Sous-titre
Gott spricht durch die Predigt zu mir
Auteur
Année
2008
Pages
82
N° de catalogue
V85587
ISBN (ebook)
9783638031233
ISBN (Livre)
9783638930321
Taille d'un fichier
897 KB
Langue
allemand
Annotations
Predigten zusammengestellt und in den Jahren 1980 - 2005 gehalten von Günter-Manfred Pracher
Mots clés
Vertrauen zu Gott stärken, neue Begegnung mit Gott, Gott im eigenen Leben spüren, neuen Lebensmut schöpfen
Citation du texte
Religionspädagoge Günter-Manfred Pracher (Auteur), 2008, Die Bedeutung von Gottes Wort in meinem Leben, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85587

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