Stereotype Einflüsse auf das interkulturelle Verhalten


Trabajo de Seminario, 2007

26 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Begriff Stereotyp
2.1 Begriffserklärung Stereotyp
2.2 Ursprünge des Begriffs Stereotyp
2.3 Entwicklung von Stereotypen
2.4 Begriffliche Abgrenzungen

3. Nutzen und Gefahren stereotypen Verhaltens
3.1 Positive Effekte
3.2 Negative Effekte
3.3 Folgerungen

4. Die Beeinflussung von Hetero- und Autostereotypen
4.1 Empirische Studie
4.2 Forschungsfrage
4.3 Datenerhebung
4.4 Darstellung und Überprüfung der Hypothesen
4.5 Ergebnisse und kritische Folgerungen

5. Schlussbetrachtung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Heutzutage ist für den Menschen das Reisen oder auch der Umzug in fremde Kulturen zu einer Selbstverständlichkeit geworden. In einer internationalisierten Welt, in der sich seit geraumer Zeit neben Managern und Diplomaten beinahe ein Jedermann mit Mitgliedern fremder Kulturen austauscht, gewinnt eine passende interkulturelle Kommunikation zunehmend an Bedeutung. Nicht nur der gestiegene Lebensstandard der Menschen, sondern v.a. die zunehmend wachsende Bedeutung internationaler Geschäftsbeziehungen führen zu hohem Interesse an fremden Kulturen.

Besonders in internationalen Verhandlungen ist ein interkulturelles Verständnis unvermeidbar. Der Mensch lebt in multikulturellen Gesellschaften mit zahlreichen Mitgliedern unterschiedlicher Herkunft. Somit stellt der Kontakt zu Mitgliedern anderer Kulturen sowohl durch die gestiegene Entwicklung der technologischen Kommunikation als auch durch die problemlose Erreichbarkeit verschiedener Teile der Erde eine tägliche Herausforderung dar.

Der Einzelne ist im Arbeitsalltag im Hinblick auf den Umgang mit Kunden, Kollegen sowie Vorgesetzten aus unterschiedlichen Kulturkreisen oft auf sich selbst gestellt. Er muss die verschiedenen Verhaltensweisen, Regeln und Auffassungen im Alleingang entdecken bzw. bewältigen, da aus Kostengründen den Unternehmen kaum finanzielle Mittel für jeden Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Um sich trotzdem erfolgreich zu verhalten, entwickelt er Stereotype. Diese helfen v.a. wenn er unfähig bzw. unwillig ist, sich alle Informationen zu beschaffen, die er benötigt, um einen anderen Menschen in einer für ihn ungewohnten Situation objektiv und fair zu beurteilen. Da dem Einzelnen der totale Überblick über die Eigenschaften der Menschen fehlt, können Stereotype dazu dienen, die Lücken entsprechend zu füllen, um somit Zeiteinsparungen zu erzielen. Diese oftmals schematischen oder sehr verschwommenen Bilder, auf welche sich der Mensch einzig und allein verlassen muss, verfestigt er nur zu geringen Teilen durch das Lesen von Fachliteratur über das Zielland. Sie werden vielmehr durch Gespräche mit Personen, die bereits Erfahrungen gemacht haben, oder durch die mediale Öffentlichkeit in Form von Zeitungen, Zeitschriften sowie dem Fernsehen übermittelt.

Im Alltag stellt der Rückgriff auf Stereotype eine einfache Möglichkeit dar, sich mit und in der fremden Kultur zurechtzufinden. Selbst wenn der Mensch das erste Mal Kontakt zu Mitgliedern einer ihm fremden Kultur hat, vermutet er, bereits vorab sowohl einige Eigenschaften als auch Verhaltensweisen zu kennen. In geringem Maße erfassen Stereotype auch einen Wahrheitsgehalt. Deshalb wird häufig angenommen, dass offensichtlich einfach zu beobachtende Verhaltensmuster bereits einen komplexen Kulturkreis beschreiben können. Hier entsteht jedoch die Gefahr der Verallgemeinerung sowie der falschen Deutung der Stereotype. Es kann zu Missverständnissen kommen, durch die der offene Umgang mit Mitgliedern der fremden Kultur erschwert wird.

Aufgrund der unterschiedlichen Wirkungen durch stereotypes Denken ist es wichtig, durch gezielte Steigerungen oder Anpassung des interkulturellen Verständnisses Stereotype zu relativieren und nicht negativ zu intensivieren. Dadurch können die meist als negativ angesehenen Generalisierungen, aus kultureller Perspektive evtl. vorab schon revidiert oder teilweise wahrheitsgetreuer beschrieben werden.

Dem Menschen stehen zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, um ein interkulturelles Zusammenkommen erfolgreich für alle Beteiligten zu meistern. Wie der Einzelne seine Chancen schlussendlich nutzt sollte eher von seiner Offenheit, generellen Lernbegierde oder seinem persönlichen Engagement abhängig sein als von der kulturellen Herkunft.

Ziel dieser vorliegenden Seminararbeit ist es, das Einflussvermögen der Stereotype auf das interkulturelle Verhalten vorzustellen. Basierend auf theoretischen Ausführungen, gefolgt von einer empirischen Untersuchung, sollen Gefahren aber auch Chancen dargestellt werden, die zur Überwindung interkultureller Barrieren als relevant angesehen werden können. Im Verlauf soll die zentrale Frage beantwortet werden, inwiefern sich negative Stereotype vermeiden lassen bzw. welche Möglichkeiten es gibt, sie in Positive zu verschieben.

Die weitere Vorgehensweise in dieser Arbeit strukturiert sich wie folgt: Im zweiten Abschnitt wird näher auf den Begriff Stereotyp eingegangen. Es soll neben der Begriffserklärung durch eine Abgrenzung ggü. den Begriffen Vorurteil und Kulturstandard die unterschiedliche Begriffsbedeutung hervorgehoben werden.

Um positive bzw. negative Folgen, die durch stereotype Denkweisen hervorgerufen werden, aufzuzeigen, werden im dritten Abschnitt mögliche Gefahren aber die daraus resultierenden Chancen beschrieben.

Im vierten Abschnitt wird eine Studie zur WM 2006 in Deutschland vorgestellt, in welcher eine vermeintliche Verschiebung der Stereotype von Gästen aus aller Welt untersucht wurde.

Zusammenfassend wird das Phänomen Stereotyp und die Untersuchung der zentralen Fragestellung in der Schlussbetrachtung betrachtet, mithin einen Ausblick für einen bewussten Umgang mit Stereotypen gegeben.

2. Der Begriff Stereotyp

2.1 Begriffserklärung Stereotyp

„Spanier sind temperamentvoll und unpünktlich.“

Unabhängig davon, ob man selbst der südeuropäischen Kultur angehört oder Ausländer ist, diese verallgemeinernde Aussage über Spanier kommt den meisten Menschen bekannt vor. Beim Erlernen einer Fremdsprache, vor bzw. besonders während eines Auslandsaufenthalts, in internationalen Geschäftsbeziehungen oder im alltäglichen Austausch mit ausländischen Mitbürgern stellen Stereotype mit ihrer Wirkung auf die interkulturelle Wahrnehmung eine beachtenswerte Rolle dar. Was genau aber ist unter Stereotypen zu verstehen? Wie kommen Menschen zu der Auffassung, alle Spanier seien unpünktlich?

Seit geraumer Zeit werden Erklärungsansätze des Phänomens Stereotyp sowohl in der Sozialpsychologie als auch zunehmend in der Wirtschaftswissenschaft diskutiert. Allerdings herrscht keine Einigkeit über Inhalt, Charakter sowie der entsprechenden sozialen Erscheinungsform des Begriffs.

Der Begriff Stereotyp wurde erstmals 1922 durch Lippmann mit der öffentlichen Meinung in Verbindung gebracht, um auf der Basis ethnischer Gruppenzugehörigkeit Urteile über andere Menschen zu beschreiben (Jandt, 1998, S. 71). Oberflächliche bzw. nicht als eindeutig zutreffende Bilder über Mitglieder bestimmter Gruppen, können eine mögliche Begriffserklärung darstellen. Diese schematischen Vermutungen sind für den Betrachter anscheinend einfach zu erkennen und werden von denjenigen geteilt, die dieselbe Ansicht vertreten. Festhaltend sind nach Bausinger (1998, S. 160) Stereotype „[...] unkritische Verallgemeinerungen, die gegen Überprüfung abgeschottet, gegen Veränderungen relativ resistent sind.“

Diese urteilslosen Generalisierungen beschreiben folglich kein individuelles Verhalten, sondern beziehen sich lediglich auf die Verhaltensnormen einer Gruppe von Menschen (Adler, 1997, S. 75). Daraus folgernd ignorieren diese „[…] vorgeformte[n] Überzeugungen über die Eigenschaften einer sozialen Gruppe“ (Bierbrauer, 1996, S. 151) die menschliche Einzigartigkeit. Die individuelle Vielfalt wird durch eine übertrieben negative oder positive Darstellung der Charakterzüge generalisiert.

Der Prozess der Stereotypisierung kann nach Ting-Toomey (1999, S. 161) durch ein „[…] exaggerated set of expectations and beliefs about the attributes of a group membership category” beschrieben werden, wie bspw. die Spanier, die Studenten oder auch die Unterschicht deutlich machen. Infolgedessen werden jedem Gruppenmitglied die Charakterzüge zugesprochen, die auch für die Gruppe im Allgemeinen ihre angebliche Gültigkeit haben (Scollon & Wong Scollon, 1998, S. 155).

Dementsprechend können Stereotype als geteiltes Wissen einer Gemeinschaft angesehen werden (Tiittula, 1995, S. 164), jedoch basierend auf einer starken Vereinfachung von individuellen Wesens- und Charakterzügen.

Schließlich sei darauf hingewiesen, dass stereotypes Denken nicht nur in interkulturellen Beziehungen existiert. Es kommt auch in Bezug auf landesübliche Produkte („der spanische Wein“), auf Geschlechterunterschiede („Frauen fahren nicht gut Auto“) aber auch auf Berufsgruppen („der zerstreute Wissenschaftler“) zu verallgemeinernden Aussagen.

2.2 Ursprünge des Begriffs Stereotyp

Stereotype sind so alt wie die Menschheit selbst. Von Generation zu Generation reflektieren sie, was der Mensch über seinesgleichen als verschieden angesehen hat.

Wie vorab erwähnt, machte Lippmann bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Versuch, Stereotype aus sozialwissenschaftlicher Sicht näher zu deuten. Er wies auf die Abweichungen zwischen „the pictures in our heads“, den inneren Abläufen des Wahrnehmens sowie Denkens, und „the world outside“, den äußeren Vorgängen in der Realität, hin (Lippmann, 1922, S. 3ff.).

Die folgende Aussage Lippmanns (ebd., S. 90) macht deutlich, wie bereits damals voreilige Meinungen über Situationen und Personen bewusst wahrgenommen wurden: „We are told about the world before we see it. We imagine most things before we experience them. And those preconceptions […] govern deeply the whole process of perception.”

Es ist anzumerken, dass Lippmann keine genaue Definition im sozialpsychologischen Sinne gegeben hat, vielmehr sieht er Stereotype als Karten, mit denen der Mensch die Welt durchqueren kann (Lippmann, 1922, S. 11).

Sowohl in den Fachgebieten Soziologie als auch der Wirtschaftswissenschaft wurden später zahlreiche Beiträge über das Phänomen Stereotype, v.a. im Zuge der zunehmenden Evidenz interkultureller Kommunikation, erarbeitet, diskutiert und empirisch überprüft.

2.3 Entwicklung von Stereotypen

Die Bildung von Stereotypen findet größtenteils affektiv im Alltag statt. Speziell die aus zweiter Hand, also Familie, Schule, Arbeitsplatz und insbesondere Medien erlangten normativen Stereotype können ständig neu entstehen. Wohingegen sie selten weder auf induktiven Analysen noch auf persönlichen Erfahrungen beruhen. Denn im Gegensatz zu Informationen und eigenen Erlebnissen basieren sie eher auf Gerüchten und deren unüberdachten Weitergabe (Ting-Toomey, 1999, S. 162).

2.4 Begriffliche Abgrenzungen

Im Folgenden wird der Begriff Stereotyp, aufgrund der im Alltag häufig synonymen Verwendung, von dem Begriff Vorurteil abgegrenzt. Zusätzlich soll eine kurze Unterscheidung zum Begriff Kulturstandard Aufschluss darüber liefern, inwiefern sich die beiden unterscheiden.

Bereits die im Duden zu findende Definition von Stereotyp gibt darüber Auskunft, dass eine genaue Abgrenzung als schwierig betrachtet werden kann, da sich beide Begriffe ergänzen. Ferner ist ein Stereotyp ein „eingebürgertes Vorurteil mit festen Vorstellungsklischees innerhalb einer Gruppe“ (Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion, 1997, S. 772). Worin jedoch bestehen neben gewissen Gemeinsamkeiten, wie bspw. der groben Vereinfachung, Beständigkeit und Resistenz gegen Veränderungen die Unterschiede der betrachteten Phänomene?

„Von anderen ohne ausreichende Begründung schlecht denken“ stellt nach Allport (1971, S. 20) ein voreiliges sowie unüberlegtes Urteil dar. Demzufolge fällt der Mensch vor einer endgültigen Prüfung aller sachlich bestätigten Eigenschaften eine Schlussfolgerung. Die Zugehörigkeit einer Person zu einer bestimmten sozialen Gruppe wird durch eine „[…] ungerechtfertigte negative Einstellung […]“ (Bierbrauer, 1996, S. 152) so verinnerlicht, dass eine verallgemeinernde und abwertende Sicht der Dinge entsteht. Diese intolerante Einstellung ggü. Menschen fremder Gruppen kann im äußersten Fall zu sozialer Diskriminierung führen. Da Vorurteile z.T. stabil über Generationen hinweg weiter getragen werden, können sie an die Zeit angepasst werden und haben damit nichts mehr mit der Situation, bspw. einer Konfliktsituation wie einem Krieg, zu tun, in welcher sie entstanden sind. Vorurteile in Form eines abwertenden Fremdbildes werden als unwiderlegbar angesehen. Sie dienen durch diese starre Verallgemeinerung als schlechte Kategorisierungs- bzw. Orientierungshilfe.

Nur Reflexionen, Erfahrungen und die kritische Überprüfung der Realität können Lernprozesse stimulieren sowie eröffnen. Zudem schützen sie vor entsprechenden generalisierten Urteilen, also einer Vergesellschaftung von Merkmalen. Schon Einstein bemerkte, dass wir in einer Zeit leben, in der es leichter ist, ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil (Löschmann, S. 4). Daher sind im Gegensatz zu Vorurteilen nicht negativ geladene und bewertungsfreie Stereotype als bessere Indikatoren zur Einschätzung fremden Verhaltens anzusehen, da sie gegebenenfalls relativiert oder gar aufgehoben werden können.

Im Unterschied zu Stereotypen stellen Kulturstandards empirisch bewiesene Wert- und Moralnormen sowie Verhaltensregeln dar, inwiefern sich soziale Gruppen voneinander unterscheiden (Thomas, 1996, S. 112).

Thomas (ebd., S. 112) versteht unter Kulturstandards „alle Arten des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns […], die […] als normal, selbstverständlich, typisch und verbindlich angesehen werden. Sowohl eigenes als auch fremdes Verhalten wird auf der Grundlage dieser Kulturstandards beurteilt und reguliert.“. Demnach würde ein sinngleicher Gebrauch mit dem Begriff Stereotyp der Definition nach Thomas widersprechen, denn der Stereotyp ist „[...] der wissenschaftliche Begriff für eine unwissenschaftliche Einstellung.“ (Bausinger, 1998, S. 160).

Anhand deutscher Kulturstandards und einer stereotypen Behauptung soll der Unterschied beispielhaft aufgezeigt werden. Wie bei Schroll-Machl (2003, S. 34) zu sehen ist, wurden die Charakteristika, bspw. die deutschen Kulturstandrads Sachorientierung oder Wertschätzung von Strukturen und Regeln, einer quantitativen sowie qualitativen Überprüfung unterzogen, die anhand geschichtlicher Ereignisse kritisch belegt wurden. Im Vergleich wurde die stereotype Aussage, dass alle Deutschen ordentlich sind, weder durch quantitative noch qualitative Analysen unterstützt. Es ist ersichtlich, dass nicht alle Deutschen ordentlich sind, dennoch ist dies ein stereotypes Bild vieler Menschen. Trifft man nun einen unordentlichen Deutschen, gilt dieser als Ausnahme von der Regel und wird in eine Subkategorie klassifiziert (Stroebe et al., 2001, S. 151). Anstelle einer Hinterfragung, Veränderung oder sogar dem Ablegen dieser stereotypen Sichtweise, wird die Wirklichkeit entsprechend angepasst und somit der ursprüngliche Stereotyp geschützt (Adler, 1997, S. 76).

[...]

Final del extracto de 26 páginas

Detalles

Título
Stereotype Einflüsse auf das interkulturelle Verhalten
Universidad
University of Osnabrück
Curso
Seminar Interkulturelles Management
Calificación
1,7
Autor
Año
2007
Páginas
26
No. de catálogo
V85655
ISBN (Ebook)
9783638014304
ISBN (Libro)
9783638917360
Tamaño de fichero
756 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Stereotype, Einflüsse, Verhalten, Seminar, Interkulturelles, Management, WM 2006
Citar trabajo
Timo Lindt (Autor), 2007, Stereotype Einflüsse auf das interkulturelle Verhalten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85655

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Título: Stereotype Einflüsse auf das interkulturelle Verhalten



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