Die Vergänglichkeit irdischen Lebens und der Tod sind zentrale Motive in Hartmanns von Aue Schrift „Der Arme Heinrich“. Im gesamten Werk sind Metaphern zu finden, die diese Thematik bildhaft darstellen und für den Leser komprimiert zusammenfassen. Durch den Einsatz von Metaphern gelingt es Hartmann, ein detailreiches Bild von Tod und Vergänglichkeit dem Leser zur Vergegenwärtigung seiner eigenen Endlichkeit vor Augen zu führen. Damit erfüllt die Metapher den Anspruch, eine Thematik ‚bildhaft’ zu vermitteln. Jedoch lässt sich der Einsatz der Metapher in Hartmanns Werk nicht auf Ornatus - eine bloßen Schmuckfunktion - reduzieren, mit der eine Rede angenehmer, interessanter oder überzeugender gestaltet werden soll. Metaphern und weitere stilistische Figuren wie Allegorien und Vergleiche bilden strukturgebende Elemente, die aufeinander verweisen und notwendig erscheinen, da sie konstant den teleologischen Reflexionshintergund etablieren und zur Interpretation der gesamten Schrift unabdingbar sind.
Für das Verständnis der Metaphern, die sich auf die genannte Thematik beziehen, ist es wichtig, Tod und Vergänglichkeit nicht als einen geschlossenen Themenbereich zu begreifen, sondern als das Gegenmotiv zu dem Motiv der Ewigkeit und Unvergänglichkeit Gottes. In dieser Arbeit wird davon ausgegangen, dass die Krankheit als zentrale Erscheinung der Dichtung selbst als Metapher gelten kann, über die die beiden Pole, Tod und Vergänglichkeit einerseits und Ewigkeit und Unvergänglichkeit andererseits miteinander sinnhaft verbunden werden können. Dies bedeutet, dass die Metaphern vor dem Hintergrund der hartmannschen Intention, das diesseitige mit dem jenseitigen Leben zu verbinden. Die Geschichte des „Armen Heinrich“ ist keine Literatur, deren Ziel ein bloßes Zerstreuen ist, sie enthält vielmehr eine Handlungsanweisung, nämlich „in einem etwaigen Schicksalsschlag eine göttliche Versuchung zu erdulden.“
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Terminologische Diskussion
- 2.1. Definition Metaphorik und Metapher
- 2.1.2. Der Vergleich
- 2.1.3. Die Metapher
- 2.1.4. Metaphernfelder
- 3. Untersuchung ausgewählter Elemente der Metaphorik in ,,Der Arme Heinrich“
- 3.1. Die Metapher der Bluome
- 3.2. Die Metapher des Graeses
- 3.3. Die Metapher der Kerze
- 3.4. Der Vergleich Heinrich mit Absalom und Hiob
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich der Analyse der Metaphorik von Tod und Vergänglichkeit in Hartmanns von Aues „Der Arme Heinrich“. Sie zielt darauf ab, den Beitrag des Verständnisses der Todesmetaphorik zur Interpretation des gesamten Werkes aufzuzeigen. Dabei soll untersucht werden, welche Funktionen die Metaphern erfüllen und welchen Anspruch der Dichter durch sein Werk formuliert.
- Die Rolle der Metaphorik im Rahmen der Darstellung von Tod und Vergänglichkeit in „Der Arme Heinrich“
- Die Funktion der Metaphern als strukturierendes Element und Verbildlichung des spirituellen Anspruchs des Werkes
- Die Interpretation der Metaphern vor dem Hintergrund der mittelalterlichen Schriftdeutung
- Die Bedeutung der Metaphern für die Vermittlung von „swaere stunde“ (Vers 10-11) und die Veranschaulichung der eigenen Endlichkeit
- Die Unterscheidung zwischen ornamentaler und geistiger Funktion der Metaphern in Hartmanns Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und beleuchtet die zentrale Bedeutung von Tod und Vergänglichkeit in „Der Arme Heinrich“. Sie erläutert, dass die Metaphern in Hartmanns Werk eine bildhafte Darstellung dieser Thematik ermöglichen und dem Leser seine eigene Endlichkeit vor Augen führen. Die Einleitung betont, dass der Einsatz der Metapher in Hartmanns Werk nicht bloß ornamentaler Natur ist, sondern strukturgebende Elemente beinhaltet, die den teleologischen Reflexionshintergrund etablieren.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit einer terminologischen Diskussion der Metaphorik und des Vergleichs. Es werden die Definitionen beider Stilmittel erläutert und ihre Funktionen innerhalb der poetischen Sprache beleuchtet.
Kapitel 3 analysiert ausgewählte Elemente der Metaphorik in „Der Arme Heinrich“. Die Metapher der Bluome, des Graeses und der Kerze werden untersucht und in ihrem Bezug zu Tod und Vergänglichkeit interpretiert. Der Vergleich Heinrichs mit den biblischen Figuren Absalom und Hiob wird ebenfalls beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Metaphorik, Todesmetaphorik, Vergänglichkeit, „Der Arme Heinrich“, Hartmann von Aue, mittelalterliche Schriftdeutung, ornamental, strukturgebend, teleologisch, spiritualis, allegoricus, tropologicus, anagogicus.
- Quote paper
- MA Torsten Junge (Author), 2006, Über Bildlichkeit / Metaphorik von Tod und Vergänglichkeit in Hartmanns von Aue "Der Arme Heinrich", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85833