Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Behandlung - und somit zumeist Misshandlung - vom psychisch Kranken im Nationalsozialismus. Unterschieden wird zwischen den Phasen Agenda-Setting, Programmformulierung, Durchführung und Folgen. Schwerpunkt ist die Frage, welche Personenkreise in welcher Phase dieser Aktionen handlungsanleitend waren.
Im ersten Teil wird verglichen, welche Argumente für Unfruchtbarmachung und Tötung von psychisch Kranken von Seiten der nationalsozialistischen Weltanschauung ausgingen und welche von den wissenschaftlichen, speziell den medizinischen Kreisen verbreitet wurden.
Danach wird analysiert, wie die aufgekommenen Forderungen in politische Programme und Gesetze eingebunden wurden; das Hauptaugenmerk gilt dabei den beteiligten Personen und Gruppen. Waren es nur und explizit die Nationalsozialisten, die die Tötung von „minderwertigen“ Menschen guthießen, oder waren es doch eher die „unpolitischen“ Wissenschaftler, die Mediziner - und hier vor allem die Psychiater - selbst, die die Politikformulierung vorantrieben? Sind diese beiden Gruppen klar zu trennen?
Der dritte Teil bildet den Schwerpunkt der Analyse und befasst sich mit der Durchführung der Krankenmorde; neben den Organisationen, die daran beteiligt waren, stellt sich auch hier vor allem die Frage, wer das Verfahren vorantrieb, und ob es von den Medizinern oder anderen Gruppen Widerstand gegen die Tötungen gab. Auch ist hier ebenso in dem zweiten Teil die Frage interessant, wie sich die Machtstellung der nationalsozialistischen Führung – vor allem Hitlers – auf die Programme und deren Durchführung auswirkte. Welche Ziele wurden hier verfolgt? Welche Rolle spielten die Rassenhygieniker, um eugenische Maßnahmen in die staatlichen Ziele zu integrieren?
Danach beschäftigt sich die Arbeit mit den Auswirkungen, die die nationalsozialistische Politik in diesem Bereich nach dem Krieg hatte, und wie mit den Problemen des damaligen Unrechts und dem der Verhinderung psychischer Krankheit danach umgegangen wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Methode
- I. Politikformulierung
- Agenda-Setting (und Zieldefinition)
- Personen der Wissenschaft und deren Thesen
- Haeckel
- Schallmayer
- Ploetz
- Binding & Hoche
- Das nationalsozialistische Menschenbild und dessen Rezeption der Rassenhygiene
- Hitler Mein Kampf
- Alfred Rosenberg
- Reaktion auf die rassenhygienischen Forderungen
- Juristen
- Mediziner
- Kirche
- Bevölkerung
- Resümee : Welche Personen und Gruppen waren die Hauptakteure beim Agenda - Setting?
- Programmformulierung
- Gesetzesentwürfe vor 1933
- Strukturelle Einflußfaktoren im Dritten Reich
- Wechselwirkungen zwischen Psychiatrie und Rassenhygiene
- Resümee: Welche Personen und Gruppen waren die Hauptakteure der Programmformulierung?
- II. Implementation
- Durchführung
- Die Durchführung der Verbrechen an den Kranken
- Der neue Alltag in der Psychiatrie
- Zwangssterilisation
- Kindereuthanasie
- AktionT4
- Sonderaktionen und „,wilde Euthanasie”
- Reaktionen und Widerstand
- Resümee: Welche Personen und Gruppen waren Hauptakteure bei der Planung und Durchführung der Verbrechen an psychisch Kranken?
- III Output
- Nach 1945
- Das Output der NS-Programme
- Strafen und Konsequenzen
- Entschädigungen
- Psychiatrie in der BRD zwischen 1945 und heute
- Fazit
- Zusammenfassung und Bewertung
- Ausblick
- Die Entstehung und Verbreitung von Thesen zur Minderwertigkeit psychisch Kranker
- Die Einbindung von rassenhygienischen Forderungen in politische Programme und Gesetze
- Die Planung und Durchführung von Krankenmorden, inklusive der beteiligten Organisationen und Akteure
- Die Auswirkungen der NS-Politik auf die Psychiatrie nach 1945
- Die Rolle von Wissenschaftlern als treibende Kraft bei der Umsetzung der Krankenmorde
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit „Psychiatrie im Nationalsozialismus: Eine akteurszentrierte Policy-Analyse“ untersucht die Rolle von Wissenschaftlern und Medizinern, insbesondere Psychiatern, bei der Formulierung und Durchführung von Verbrechen an psychisch Kranken im nationalsozialistischen Deutschland. Die Arbeit analysiert, wie diese Akteure zur Entstehung und Umsetzung von rassenhygienischen und eugenischen Maßnahmen beitrugen.
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort führt in die Thematik der Arbeit ein und beleuchtet die Bedeutung der Aufarbeitung der Vergangenheit und der Rolle der Psychiatrie im Nationalsozialismus. Der erste Teil der Arbeit untersucht die Entstehung von Thesen zur Minderwertigkeit psychisch Kranker durch wissenschaftliche und medizinische Kreise, insbesondere in Bezug auf die Rassenhygiene. Dieser Teil beleuchtet auch die Rezeption dieser Thesen durch nationalsozialistische Ideologen wie Hitler und Rosenberg.
Der zweite Teil der Arbeit analysiert die politische Programmformulierung und die Einbindung von rassenhygienischen Forderungen in staatliche Gesetze und Maßnahmen. Hierbei wird untersucht, welche Personen und Gruppen an der Programmformulierung beteiligt waren und wie die Interaktionen zwischen Psychiatrie und Rassenhygiene verliefen.
Der dritte Teil der Arbeit fokussiert auf die praktische Durchführung der Verbrechen an den Kranken. Es werden die beteiligten Organisationen und Akteure sowie die einzelnen Phasen der Krankenmorde, von der Zwangssterilisation bis zur Aktion T4, beleuchtet. Der Teil geht auch auf die Reaktionen und den Widerstand gegen diese Verbrechen ein.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Psychiatrie, Nationalsozialismus, Rassenhygiene, Eugenik, Krankenmorde, Politikformulierung, Implementation, Zwangssterilisation, Aktion T4, Widerstand, Nachkriegszeit, Bundesrepublik Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Dr. Katja Gesche (Autor:in), 1999, Psychiatrie im Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85836