Um die zeitkritischen Tendenzen in Horváths dramatischen Werken zu beschreiben, ist es vonnöten, Horváths Biografie und den zeitgeschichtlichen Hintergrund, in dem er lebte, zu betrachten.
Horváth, am 9.12.1901 in Susak bei Fiume (Ungarn) als Sohn eines Diplomaten geboren, wuchs in einer Zeit dramatischer politischer Veränderungen und Enwicklungen auf, in einer Zeit der Widersprüche und Paradoxien. Die starke politische Aktivität des Vaters als Diplomat und die damit auch für den jungen Horváth verbundenen häufigen Ortswechsel machten ihn schon früh „kritisch gegenüber den Einflüssen der Umwelt und nahezu undulsam gegen jeden Versuch autoritären Einflusses“.
Bei dem Versuch einer Gliederung dieser Seminararbeit und dem genaueren Betrachten von Horváths Themen und seiner Zeit- und Gesellschaftskritik musste ich feststellen, dass es nahezu unmöglich ist, diese einzeln zu betrachten. Auch Piero Oellers hat in seiner Dissertation festgestellt, „dass bei Horváth im Grunde alles miteinander verknüpft ist: Seine Stellungnahmen zur Politik, zur Liebe, zum Geld, zur Bildung oder zur Religion. Dennoch habe ich Horváths zeitkritische Tendenzen in vier große Kapitel untergliedert:
• Der Krieg, die folgende Räterepublik und die Auswirkungen auf die Bevölkerung
• Der Kapitalismus vs. die soziale Gerechtigkeit
• Die Zeit der Inflation
• Die soziale Zersetzung der Gesellschaft
Zuletzt werden noch Horváths Intentionen und seine dramatischen Methoden angeschnitten sowie der Don Juan als Symbolfigur seiner Zeit beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Krieg und seine Folgen
- Hoffnung, Enttäuschung und Resignation
- Der Rätegedanke
- Der Kapitalismus
- Der Arm/Reich-Gegensatz
- Die Ausbeutung der sozial Schwachen
- Die Zeit der „großen Inflation“
- Der monetäre Verfall
- Die Folgen der Inflation
- Die soziale Zersetzung der Gesellschaft
- Die Inflation der Werte
- Die Emanzipation
- Die Genuss- und Vergnügungssucht
- Die Entindividualisierung
- Conclusio oder Don Juan als charakteristische Figur seiner Zeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert die zeitkritischen Tendenzen in Ödön von Horváths „Don Juan kommt aus dem Krieg“, indem sie Horváths Biografie und den historischen Kontext seiner Zeit beleuchtet. Das Ziel ist es, die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs, die Verbreitung des Kapitalismus und die Folgen der Inflation in Horváths Werk aufzuzeigen und die soziale Zersetzung der Gesellschaft zu erforschen.
- Der Einfluss des Ersten Weltkriegs auf die gesellschaftliche und individuelle Entwicklung
- Die Kritik an den Mechanismen des Kapitalismus und seiner Auswirkungen auf die soziale Gerechtigkeit
- Die Darstellung der Inflation und ihrer Folgen auf die Lebensbedingungen der Menschen
- Die Analyse der Werteveränderungen, der Emanzipation und der Vergnügungssucht als Ausdruck der sozialen Zersetzung
- Die Rolle des Don Juan als charakteristische Figur seiner Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Horváths Biografie und den historischen Kontext dar, die den Hintergrund für seine zeitkritischen Tendenzen bilden. Die Analyse des Ersten Weltkriegs und seiner Folgen zeigt die prägende Kraft des Krieges auf Horváths Schaffen auf und untersucht die Auswirkungen auf die Gesellschaft und die individuellen Leben.
Im Kapitel über den Kapitalismus werden die Themen des Arm/Reich-Gegensatzes und der Ausbeutung der sozial Schwachen beleuchtet. Horváths Kritik an der kapitalistischen Gesellschaftsordnung und die sozialen Ungleichgewichte stehen im Vordergrund. Die Analyse der Zeit der Inflation untersucht den monetären Verfall und die daraus resultierenden Folgen für die Lebensbedingungen der Menschen.
Das Kapitel über die soziale Zersetzung der Gesellschaft beleuchtet die Inflation der Werte, die Emanzipation, die Genuss- und Vergnügungssucht und die Entindividualisierung als Symptome der sozialen Veränderungen. Die Analyse zeigt, wie Horváth die Auflösung traditioneller Werte und die Suche nach neuen Lebensentwürfen in seiner Zeit widerspiegelt.
Schlüsselwörter
Zeitkritische Tendenzen, Ödön von Horváth, Don Juan, Erster Weltkrieg, Kapitalismus, Inflation, soziale Zersetzung, gesellschaftliche Veränderung, Werteverfall, Emanzipation, Genuss- und Vergnügungssucht, Entindividualisierung
- Citation du texte
- Claudia Braito (Auteur), 2007, Zeitkritische Tendenzen in Ödön von Horváths "Don Juan kommt aus dem Krieg", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85883