Festvortrag: Viktor Kaplans Leben und Lebenswerk


Essai Scientifique, 2007

22 Pages


Extrait


1. Einleitung

Sehr geehrter Herr Bundesvorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren des Vorstandes der BRUNA, sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geschätzte Damen und Herren der Festversammlung !

Vorerst bedanke ich mich bei Herrn DI Gerhard Hanak, dass er sich viel Mühe gegeben hat, mich mit einer so charmanten und ehrenvollen Laudatio vorzustellen. Herzlichen Dank!

Dem Vorstand der BRUNA danke ich für den Kulturpreis 2006, der mir für die Dissertation „Aurum ex Aquis. Viktor Kaplan und die Entwicklung zur schnellen Wasserturbine“ zugesprochen wurde. Ich betrachte diesen Preis nicht nur als eine große Ehre für mich, sondern auch als eine weitere posthume Würdigung der Leistungen des großen Erfinders Viktor Kaplan und jener der Fa. Storek in Brünn, deren Zusammenarbeit die Umsetzung einer großen Idee in die Praxis ermöglichte.

Durch die Auswertung zahlreicher Quellen und mittels umfangreicher Recherchen konnte ich Leben und Werk des Erfinders unter Berücksichtigung der Leistung der Firma Storek, seiner Helfer, Freunde und Mitstreiter, wie ein Mosaik zu einem zwar sicher nicht vollständigen, aber wie ich hoffe, doch zu einem weitgehend abgerundeten Bild zusammenfügen.

Ich danke daher auch für die ehrende Einladung, den Festvortrag über Viktor Kaplans Leben und Lebenswerk zu halten.

2. Vom Wasserrad zu den ersten Turbinen

Sehr geehrte Damen und Herren! Von der Antike über das Mittelalter bis in die frühe Neuzeit waren die Wasserräder der Hauptlieferant mechanischer Energie zum Antrieb von Mühlen, Förderanlagen, Hämmern und vielen anderen Einrichtungen. Im 18. Jahrhundert befassten sich noch viele Techniker mit der Verbesserung von Wasserrädern. Diese konnten jedoch den steigenden Anforderungen nicht mehr genügen: Ihre Leistungen und Drehzahlen waren zu gering. Daher stieg der Druck auf die Techniker, leistungsstärkere Maschinen zur Ausnutzung von Wasserkräften zu entwickeln.

Der Begriff Turbine (vom lat. Wort „turbo“ für „Kreisel“ abgeleitet) geht auf den Franzosen Claude Burdin zurück, der ihn 1822 erstmals verwendete. In Frankreich wurde damals ein Preis für die Entwicklung leistungsfähiger „Turbinen“ ausgesetzt. Ein Schüler von Burdin , Benolt Fourneyron (1802-1867) holte sich diesen Preis.

Er baute um das Jahr 1835 in St. Blasien im Schwarzwald eine Turbine mit 30 KW bei einer Höhendifferenz von 108 Metern ein. St. Blasien wurde ein „Wallfahrtsort“ der Techniker und Fourneyron ein berühmter Mann.

Unter den Dutzenden von Forschern, die weiter an der Turbinen- entwicklung arbeiteten, seien stellvertretend folgende Persönlichkeiten herausgegriffen:

Der deutsche Lokomotivbauer Carl Anton Henschel (1780 -1861) aus Kassel; der Professor für Maschinenbau am Polytechnikum in Karlsruhe, Jacob Ferdinand Redtenbacher aus Steyr in Oberösterreich (1809 -1863), sowie der Hydrauliker Julius Ludwig Weißbach ( 1806 -1871), aus Annaberg im Erzgebirge.

In Deutschland wurden trotz aller Erfindungsleistungen die Wasser- turbinen zunächst äußerst misstrauisch betrachtet. Beispielsweise hielt auch die Regierung des Herzogtumes Braunschweig einen Patentschutz nicht für notwendig, weil sie für Wasserturbinen ohnehin keine Zukunftschancen sah.

Anschließend führte die Entwicklung zu jenen drei Haupttypen von Turbinen, die bis zum heutigen Tage den großen Bereich der Wasserkraftnutzung in wirtschaftlicher Weise ermöglichen. Zuerst zur Francisturbine des geb. Engländers James Francis (1815-1892) und dann zur Pelton-Turbine des US-Amerikaners Leston Pelton (1829-1908).

Die Francisturbine, geeignet für mittlere bis große Wassermengen und mittlere Gefälle, wurde vor allem hier in Deutschland durch die Firma Voith in Heidenheim weiterentwickelt.

Peltons Erfindung der Freistrahlturbine wurde 1880 patentiert. Seine Turbine, die für kleine bis größere Wassermengen und bis zu sehr großen Fallhöhen geeignet ist, wurde ebenfalls ein Verkaufsschlager.

3. Stand der Wasserkraft-Technik zu Beginn des 20. Jahrhunderts

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert waren die Pelton - und die Francisturbine schon sehr ausgereift und weit verbreitet.

Es fehlte nur noch eine Turbine, welche die wirtschaftliche Nutzung der Wasserkräfte der Flüsse ermöglichte. Francisturbinen waren dazu nur unzulänglich in der Lage, denn sie hatten zu geringe Drehzahlen, man musste daher zwischen Turbine und Generator Getriebe anordnen; sie hatten aber auch einen mit sinkender Wassermenge stark abfallenden Wirkungsgradverlauf. Viktor Kaplan setzte sich die Lösung dieser Aufgabe zum Ziel.

4. Viktor Kaplans Lebenslauf

Kaplans Leben währte nur 58 Jahre, von 1876 bis 1934. Die Hälfte davon verbrachte er in der mährischen Hauptstadt Brünn. Viktor Kaplan kam am 27. November 1876 im Bahnhofsgebäude von Mürzzuschlag in der Steiermark (heute ein Städtchen mit rund 7000 Einwohnern) als Sohn des Bahnbeamten Karl Viktor Kaplan und dessen Frau Johanna, geb. Wust zur Welt. Der Vater war vorher schon an sieben anderen Stationierungsorten der k.k. Südbahn im Einsatz, darunter auch Agram (dem heutigen Zagreb), wo Viktor Kaplans Bruder Karl 1871 geboren wurde, und Lekenik in Kroatien, im Gebiet der ehemaligen

k.k. Militärgrenze, wo seine Schwester Anna Luise 1873 das Licht der Welt erblickte, aber schon 4 Wochen nach der Geburt verstarb. Bei der Eisenbahn gab es keine besondere Bezeichnung für Kinder, die an den verschiedenen Stationierungsorten des Vaters geboren wurden, beim Militär dagegen wurden sie Tornisterkinder genannt.

Kaplans Vater und Großvater stammten aus Wiener Neustadt, Mutter Johanna, geb. Wust, aus Pettau in der Untersteiermark, dem heutigen Ptuj in Slowenien. Der Großvater Kaplans mütterlicherseits, Franz Wust, stammte aus Josefstadt in Böhmen (heute ein Stadtteil von Jaromer an der Elbe, nordöstlich von Prag) und war zuletzt, bis zur Revolution 1848/49, Oberpostverwalter in Temesvar im Banat in Südungarn (Siedlungsgebiet der Donauschwaben), heute als Timisoara in Rumänien gelegen.

Man sieht, manche Orte des ehemaligen alten Österreich sind weit herumgekommen, obwohl sie immer am selben Platz geblieben sind.

Viktor Kaplan besuchte in Neuberg an der Mürz und in Hetzendorf (heute zu Wien gehörig) die Volksschule und anschließend in Wien die Realschule.

Schon als kleiner Knabe bastelte Kaplan Wasserräder, später an der Realschule einen Elektrisierapparat, einen Photoapparat und eine Dampfmaschiene, die alle funktionierten und seinen Physiklehrer Franz Daurer in großes Staunen versetzten. Nach der Matura studierte er von 1895 -1900 mit sehr gutem Erfolg Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Wien.

Anschließend leistete er seinen Militärdienst als Einjährig -Freiwilliger und so genannter „Maschinenbau -Eleve“ bei der k.u.k Kriegsmarine in Pola auf der Halbinsel Istrien, damals Teil des Kronlandes „Küstenland“, heute „Pula“ und zu Kroatien gehörig. Vom Militärdienst hinterließ Kaplan keine schriftlichen Erinnerungen außer einigen Ansichtskarten. Überliefert ist hingegen, dass Kaplan später seinen Studenten in Brünn den beim Militär herrschenden Geist folgendermaßen vermitteln wollte:

„Wenn Sie beim Militär einmal gefragt werden, wer größer gewesen sei, Napoleon oder Bonaparte, dann heißt die richtige Antwort: jawohl !!“

Im Oktober 1901 trat er bei der Niederlassung der Budapester Maschinenfabrik GANZ in Leobersdorf (30 km südlich von Wien) als Konstrukteur ein. Dieser Betrieb baute damals Dieselmotoren und Francisturbinen. Kaplan hatte bald eine Idee für einen verbesserten Motor. Weil er diesen in einem Vortrag ohne Absprache mit seiner Firma bekannt machte, bekam er die Kündigung, die jedoch nach kurzer Zeit zurückgenommen wurde.

[...]

Fin de l'extrait de 22 pages

Résumé des informations

Titre
Festvortrag: Viktor Kaplans Leben und Lebenswerk
Université
University of Salzburg
Auteur
Année
2007
Pages
22
N° de catalogue
V85910
ISBN (ebook)
9783638007139
ISBN (Livre)
9783638914765
Taille d'un fichier
468 KB
Langue
allemand
Annotations
Der Vortrag basiert auf der Dissertation "Aurum ex Aquis", die in verkürzter Form bereits bei GRIN veröffentlicht wurde: "Gold aus den Gewässern", V77451, ISBN 978-3-638-71574-4
Mots clés
Festvortrag, Viktor, Kaplans, Leben, Lebenswerk
Citation du texte
Martin Gschwandtner (Auteur), 2007, Festvortrag: Viktor Kaplans Leben und Lebenswerk, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85910

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