Wissenschaftliche Untersuchungen über Poetry Slam sind noch an zehn Fingern abzuzählen, doch auf vorhergehende Abschlussarbeiten konnte hier Bezug genommen werden. In der Arbeit wird sich aus diesem Grund nicht in erster Linie mit einer Definition des Phänomens Poetry Slam befasst und auch nicht mit der Geschichte des Slam; das haben Boris Preckwitz und Stefanie Westermayr schon ausführlich getan. Es wird sich dem Poetry Slam als `Performance Poesie` angenähert und dabei die kommunikative Wechselwirkung zwischen Autor und Zuschauer oder umgekehrt und zwischen Zuschauer und Zuschauer untersucht. Zudem werden Bild-Assoziationen, die durch die performativen Einflüsse auf Dichter und Publikum wirken, dargestellt.
Beim Dichter (beim Verfassen seines Textes) und beim Rezipienten (wenn er den vorgetragenen Text aufnimmt) wird durch Assoziation ein Bild im inneren Gedankenraum projiziert. Dieser Gedankenraum wird nach Gaston Bachelard `poetischer Raum` genannt. Durch den Vortrag auf der Bühne eröffnet sich ein poetischer Raum in den Köpfen des Publikums. Der Autor kann versuchen diesen Raum durch seinen Vortrag zu steuern und anhand des `Publikumsfeedbacks` erfährt er, ob ihm dies geglückt ist.
Um der Thematik der Bild-Assoziation im Poetry Slam gerecht zu werden, wird sich mit Wahrnehmungs- und Imaginationsprozessen auseinandergesetzt sowie mit Performanz-Theorien. Zum einen ist Wahrnehmung subjektiv, es gibt aber auch Assoziationen, die Kollektivbilder hervorrufen und sich durch die Idee eines `kollektiven Bewusstseins` erklären lassen.
Das Kollektive spiegelt sich auch in der gemeinsamen Identifikation der Akteure während einer Poetry Slam-Veranstaltung wieder, die durch die soziale Interaktion ausgelöst wird und dem Slam die gemeinschaftliche Struktur eines kulturellen Feldes verleiht. Die Vorstellung von einem kollektiven Feld wird mit Hilfe der `Habitus-Feld-Theorie` von Pierre Bourdieu veranschaulicht. Zur Performanz im Poetry Slam wird auf Ideen von Judith Butler und Erika Fischer-Lichte Bezug genommen. Aus diesen Grundgedanken entstanden weitere wichtige Aspekte zum Thema Poetry Slam, so dass die hier vorliegende Magisterarbeit in zwei Blöcke unterteilt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- 1. 'Slam Poetry'
- 1.1 Literaturästhetischer Ansatz
- 1.2 Poetry Slam als orale Aufführungsform
- 1.3 Die `Slamily` als `Community`
- 2. Das Performative im Poetry Slam
- 2.1 Wahrnehmungstheoretischer Ansatz zur Performanz
- 2.2 Performanz der Bild-Assoziation
- 2.3 Ansätze zu einer intermedialen Poetik
- 3. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die performative Qualität von Bild-Assoziationen im Poetry Slam. Sie fokussiert auf die Rolle der gesprochenen Sprache und ihrer Interaktion mit dem Publikum im Kontext des Poetry Slam, um die Entstehung und Wirkung von Bildern im Bewusstsein des Rezipienten zu beleuchten. Dabei werden Ansätze einer intermedialen Poetik berücksichtigt, die sich mit der Verschmelzung von Sprache und anderen künstlerischen Ausdrucksformen beschäftigt.
- Das Performative im Poetry Slam
- Wahrnehmungstheoretische Ansätze zur Performanz
- Die Rolle von Bild-Assoziationen in der Slam-Performance
- Entwicklung einer intermedialen Poetik im Kontext des Poetry Slam
- Die Bedeutung von Interaktion und Gemeinschaft im Poetry Slam
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Entstehung des Poetry Slam und die Motivation für die Forschungsarbeit beleuchtet. Im ersten Kapitel werden grundlegende Aspekte der Slam-Poetry beleuchtet, darunter der literarische Ansatz, die orale Aufführungsform und die Rolle der 'Slamily' als Community. Das zweite Kapitel fokussiert auf das Performative im Poetry Slam und untersucht den Einfluss von Wahrnehmungstheorien auf die Analyse der Performanz. In diesem Kontext wird die Performanz der Bild-Assoziation im Detail betrachtet, wobei Ansätze zu einer intermedialen Poetik die Untersuchung ergänzen.
Schlüsselwörter
Poetry Slam, Performanz, Bild-Assoziation, Intermedialität, orale Literatur, Community, Wahrnehmungstheorie, Slamily, Interaktion.
- Quote paper
- Kordula Marisa Hildebrandt (Author), 2006, Performanz der Bild-Assoziation im Poetry Slam, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85943