1. Einleitung
Im Koalitionsvertrag der Großen Koalition wurde u. a. folgendes vereinbart: „Deutschland muss auch in Zukunft im internationalen Steuerwettbewerb bestehen können. Deshalb werden wir in dieser Legislaturperiode zum 01. Januar 2008 das Unternehmensteuerrecht grundlegend fortent-wickeln und international wettbewerbsfähige Steuersätze realisieren.“
Mit dem UntStRefG2008 soll der Investitionsstandort Deutschland attraktiver gemacht und die Steuerbelastung ins europäische Mittelfeld gebracht werden. Außerdem sollen inländische Un-ternehmen von der Abwanderung abgehalten werden. Die nominale Belastung bei Kapitalgesell-schaften soll von 38,65 % auf 29,83 % verringert und dadurch das fiskalische Interesse der Unter-nehmen an einer Verlagerung der in Deutschland erwirtschafteten Erträge ins Ausland vermindert werden. Zudem sollen die Einführung einer Zinsschranke bei der Körperschaftsteuer sowie die Modifikation der Hinzurechnungen bei der Gewerbesteuer ebenfalls die Verlagerung von Steuer-substrat ins Ausland erschweren. Dies soll dazu führen, dass trotz sinkendem Steuersatz das Steueraufkommen steigt. Aus Haushaltsgründen steht der Bruttoentlastung von 30 Milliarden Euro eine Gegenfinanzierung von 25 Milliarden € gegenüber. Weiterhin sollen Gestaltungsmöglichkeiten und Umgehungstatbestände zu Lasten des Fiskus in Deutschland eingedämmt bzw. minimiert werden, so dass diese Unternehmensteuerreform eine Investition in und für den Standort Deutschland ist.
Am 25.05.2007 hat der Bundestag die Unternehmensteuerreform 2008 beschlossen und am 06.07.2007 wurde diese vom Bundesrat verabschiedet . Neben einer Steuersatzsenkung und einer ab 2009 anzuwendenden Abgeltungssteuer sieht sie weitere essentielle Neuerungen des Steuer-rechts für Unternehmen und Privatpersonen vor. Als Verbreiterung der Bemessungsgrundlage und als Gegenfinanzierung zur Senkung des Körperschaftsteuersatzes auf 15 % wurde dabei die sog. Zinsschranke eingeführt. Die Zinsschranke soll Unternehmen einen Anreiz geben, Gewinne nach Deutschland zurückzuverlagern und auch hier zu versteuern.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Gesetzliche Neuregelungen zur Einführung der Zinsschranke
- 2.1 Einkommensteuergesetz
- 2.2 Körperschaftsteuergesetz
- 3. Wirkungsweise und Tatbestandsmerkmale im Einzelnen
- 3.1 Zweck der Zinsschranke und Unterschiede zu § 8a KSTG a. F.
- 3.2 Betrieb
- 3.3 Zinssaldo
- 3.3.1 Zinsaufwendungen
- 3.3.2 Zinserträge
- 3.4 Abzugsobergrenze
- 3.5 Zinsvortrag
- 3.6 Zusammenspiel mit der gewerbesteuerlichen Hinzurechnung.
- 4. Ausnahmetatbestände
- 4.1 Kleinbetriebsklausel (Freigrenze)
- 4.2 Konzernklausel (,,Stand-alone-Klausel\")
- 4.3 Öffnungsklausel: Eigenkapitalvergleich (,,Escape\"-Klausel)
- 4.4 Probleme beim Eigenkapitalvergleich
- 5. Gestaltungsaspekte
- 5.1 Herstellung oder Vermeidung eines Betriebs
- 5.2 Gestaltung des Zinssaldos_
- 5.3 Gezieltes Ausnutzen der Freigrenze
- 5.4 Gestaltung des steuerlichen EBITDA
- 5.5 Gestaltung durch Organschaft_
- 5.6 Vermeidung schädlicher Gesellschafter-Fremdfinanzierungen bei Kör-
- perschaften
- 5.7 Gestaltung durch Nachweiswahlrecht in der IFRS-Rechnungslegung
- 6. Zeitlicher Anwendungsbereich
- 7. Kritik
- 7.1 Europarechtliche Bedenken hinsichtlich der Zinsschranke
- 7.1.1 Zinsabzugsbeschränkungen und primäres bzw. sekundäres Gemeinschaftsrecht
- 7.1.2 Zinsabzugsbeschränkungen und EWR-Abkommensrecht
- 7.1.3 Verstoß gegen Nettoprinzip und europäische Grundfreiheiten
- 7.2 Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert die Einführung der Zinsschranke als Gegenfinanzierungsmaßnahme für die Unternehmensteuerreform 2008.
- Die Arbeit untersucht die gesetzlichen Neuregelungen im Einkommensteuergesetz und Körperschaftsteuergesetz.
- Sie beleuchtet die Wirkungsweise der Zinsschranke und erläutert die relevanten Tatbestandsmerkmale, wie Betrieb, Zinssaldo und Abzugsobergrenze.
- Die Arbeit beschäftigt sich mit den Ausnahmetatbeständen, insbesondere der Kleinbetriebsklausel, der Konzernklausel und der Öffnungsklausel durch den Eigenkapitalvergleich.
- Sie analysiert Gestaltungsaspekte, die Unternehmen zur Optimierung ihrer finanziellen Situation in Bezug auf die Zinsschranke nutzen können.
- Schließlich werden kritische Aspekte der Zinsschranke im Hinblick auf europarechtliche Bedenken und Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland diskutiert.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung in das Thema der Zinsschranke und erläutert den Hintergrund ihrer Einführung. Kapitel 2 analysiert die gesetzlichen Neuregelungen im Einkommensteuergesetz und Körperschaftsteuergesetz. In Kapitel 3 werden die Wirkungsweise und die Tatbestandsmerkmale der Zinsschranke im Detail untersucht. Kapitel 4 befasst sich mit den Ausnahmetatbeständen, die eine Anwendung der Zinsschranke verhindern können. Kapitel 5 beleuchtet verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten für Unternehmen, um die Auswirkungen der Zinsschranke zu minimieren oder zu nutzen. Kapitel 6 behandelt den zeitlichen Anwendungsbereich der Zinsschranke. Kapitel 7 analysiert kritische Aspekte der Zinsschranke, darunter europarechtliche Bedenken und Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Schlüsselwörter
Zinsschranke, Unternehmensteuerreform, Einkommensteuergesetz, Körperschaftsteuergesetz, Betrieb, Zinssaldo, Abzugsobergrenze, Ausnahmetatbestände, Gestaltungsaspekte, Europarecht, Wirtschaftsstandort Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Gisbert Dill (Autor:in), 2007, Aktuelle Entwicklungen im deutschen Steuerrecht , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85961