Die Übersetzung deutscher Nominalkomposita


Trabajo, 2002

31 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Einordnung der Thematik und Definition

3 Einteilung der Komposita nach der Beziehung zwischen ihren Konstituenten
3.1 Kopulativkomposita
3.2 Determinativkomposita

4 Eigenschaften deutscher Nominalkomposita
4.1 Strukturelle Eigenschaften
4.1.1 Selbständigkeit der Konstituenten
4.1.2 Binäre Struktur
4.1.3 Nicht-Trennbarkeit der Konstituenten
4.1.4 Akzentmuster
4.1.5 Orthographie
4.2 Semantische Eigenschaften
4.2.1 Endozentrische und exozentrische Komposita
4.2.2 Durchsichtigkeit
4.2.3 Lexikalisierungsgrad
4.2.4 Probleme bei der Interpretation von Komposita

5 Generelle Übersetzungsmöglichkeiten deutscher Nominalkomposita ins Italienische

6 Nominalkomposita der Fachsprache der Psychoanalyse
6.1 Methodik der Untersuchung
6.2 Auswertung
6.3 Schlußfolgerungen

7 Schlußwort

Bibliographie

Anhang

1 Einleitung

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Übersetzung ins Italienische von deutschen Nominalkomposita der Fachsprache der Psychoanalyse, einer Wissenschaft, die von Sigmund Freud begründet wurde und daher ursprünglich deutschsprachig war, heraus­zuarbeiten und zu untersuchen. Dazu ist es erforderlich, zunächst eine allgemeine Definition zu finden und aus synchronischer Sicht die strukturellen und semantischen Eigenschaften von Nominal­komposita im Deutschen zu beleuchten. Auch werden einzelne Aspekte, bei denen das Italienische von den für das Deutsche beschriebenen Bildungs- und Interpretationsmustern abweicht, kontrastiv dargestellt. Die generellen Übersetzungsmöglichkeiten deutscher Nominalkomposita ins Italienische werden anhand von Beispielen aus der Gemein­sprache vorgestellt und die gewonnenen Erkenntnisse auf die Termini der Fachsprache der Psychoanalyse angewendet. Abschließend erfolgt die Auswertung der Ergebnisse in bezug auf die genannte Fragestellung unter besonderer Berück­sichtigung eventuell auftretender Auffälligkeiten und der bevorzugten Über­setzungs­schemata.

2 Einordnung der Thematik und Definition

Die Komposition oder Wortzusammensetzung ist neben der Derivation oder Wortableitung eines der Verfahren der Wortbildung, durch die der Wortschatz einer Sprache erweitert und an eine veränderte Lebenswirklichkeit angepaßt werden kann (vgl. Geckeler/Kattenbusch 78; Duden, Grammatik 408-409). In Anlehnung an Geckeler/Kattenbusch (81) und Duden (Grammatik 432) wird sie definiert als Verbindung von zwei oder mehr in einer bestimmten Sprache selbständig vorkommenden Lexemen zu einer neuen Einheit. Die Definitionen von Renzi/Salvi/Cardinaletti (471) und Petrocelli (65) für das Italienische weichen nur in der Formulierung, nicht jedoch inhaltlich hiervon ab.

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich nicht mit der Komposition als solcher, sondern nur mit einem Teilgebiet, den Nominalkomposita. Das Metzler Lexikon Sprache definiert Nominal­kompositum als „Kompositum mit einem nominalen Zweitglied, z.B. Haustür, Edelrose, Eßkastanie“ (Glück). Aus den genannten Beispielen, die zu den Typen Substantiv + Substantiv, Adjektiv + Substantiv und Verb + Substantiv gehören, ist allerdings nicht ersichtlich, daß Nomen sowohl synonym für Substantiv als auch als Oberbegriff für Substantive und Adjektive gebraucht werden kann (vgl. Duden, Universalwörterbuch 1142) und daß demzufolge auch Adjektivkomposita, d.h. Zusammensetzungen mit einem Adjektiv als Zweitglied, zu den Nominalkomposita gezählt werden können. Hier wird die weiter gefaßte Definition zugrunde gelegt, da die zu machenden Aussagen weitestgehend für beide Gruppen gelten. Dennoch liegt das Hauptaugenmerk aufgrund ihrer quantitativ weitaus größeren Bedeutung1 auf den Substantivkom­posita und insbesondere dem Typ Substantiv + Substantiv. Grundsätzlich sind jedoch neben Substantiven, Adjektiven und Verben, die den weitaus größten Teil ausmachen, auch Pronomina, Adverbien, Partizipien, Präpositionen, Konjunktionen und Partikel als Erstglieder von Komposita denkbar (vgl. Blasco Ferrer 201, Ortner/Ortner 118).

3 Einteilung der Komposita nach der Beziehung zwischen ihren Konstituenten

3.1 Kopulativkomposita

Kopulativkomposita bestehen aus zwei oder mehr2 Konstituenten der gleichen Wortart, die durch die Konjunktion und verbunden werden könnten und sich gegenseitig semantisch nicht näher bestimmen. Dabei sind die beiden Konstituenten theoretisch vertauschbar, auch wenn in der Regel nur eine Variante gebräuchlich ist. In diese Gruppe fallen Zusammensetzungen wie Strumpfhose, Ofenkamin, süßsauer oder naßkalt (vgl. z.B. Bollée 119-120, Duden, Grammatik 481, Langen-Keffenbrinck 215 oder Naumann 64-65). Petrocelli weist darauf hin, daß zwischen den Konstituenten die Relation „’TANTO-QUANTO’: [...] un Dichter­komponist (poeta compositore) è tanto poeta quanto compositore“ (69) oder „’PARTE-PARTE’“ wie bei Strichpunkt bestehen kann (vgl. auch Ortner/Ortner 53).

In der deutschen Gemeinsprache spielen Kopulativkomposita bei den Substantiven eine unbedeutende Rolle, bei den Adjektiven sind sie häufiger3, da u.a. Farbbezeichnungen und Zahlwörter wie blaugrün oder fünfzehn dazuzählen. Als Substantivkomposita kommen Kopulativ­zusammen­setzungen v.a. in Orts- und Länder­namen wie Garmisch-Partenkirchen oder Österreich-Ungarn oder in Fachsprachen wie beispielsweise der Fachsprache der Chemie (Chlorwasserstoff) oder der Modesprache (Hosenrock) vor (vgl. Bollée 119-120, Naumann 64-65 und Duden, Grammatik 481).

Für die italienischen Kopulativkomposita gilt das Gesagte entsprechend. Beispiele hierfür sind killer-sterminatore (Langen-Keffenbrinck 215), agrodolce (Blasco Ferrer 199) oder cassapanca (Dardano, Wortbildungslehre 59).

3.2 Determinativkomposita

Die von Ortner/Ortner aufgrund ihrer quantitativen Bedeutung als „Normaltyp des Kompositums“ (11) bezeichneten Determinativ­komposita bestehen aus einem Grundwort (auch Determinatum, Basis, head genannt) und einem Bestimmungswort (Determinans), welches das Grundwort auf semantischer Ebene näher beschreibt. Das Determinatum bestimmt Wortart und Genus sowie die semantische Grundkategorie des Kompositums (vgl. Ortner/Ortner 36-37, Petrocelli 69, Olsen 56). Das Kompositum Bienenstock beispielsweise ist maskulin und bezeichnet die „Wohnung“ von Bienen, während Stockbiene feminin ist und eine junge Biene bezeichnet, die sich ausschließlich im Stock aufhält. Im Gegensatz zu den Kopulativ­komposita sind die Konstituenten hier also nicht vertauschbar. Als Beispiel für wechselnde Wortart bei Vertauschung der Konstituenten kann Hochhaushaushoch genannt werden (vgl. Naumann 65, Duden, Grammatik 480, 482). Da das Deutsche eine prä­deter­mi­nierende Sprache ist, steht das Grundwort immer rechts (vgl. Ortner/Ortner 18). Außerdem trägt lediglich das Determinatum Kasus- und Numerusmerkmale: Der Plural von Haustür lautet Haus­türen und nicht * Häusertüren. An der Stelle der Flexionsmorpheme treten jedoch manchmal aus lautlichen Gründen bzw. zur leichteren Aussprache sogenannte Fugenelemente auf (vgl. Ortner/Ortner 34, 120, Duden, Grammatik 495-496). Diese Fugenelemente sind z.T. Reste von Flexionsendungen, die heute aber keine grammatische Funktion mehr haben. In manchen Komposita deuten sie lediglich darauf hin, daß das Bestimmungswort wie bei Strahlenkranz als Plural zu verstehen ist (vgl. Duden, Grammatik 494-495). Eine echte bedeutungs­unter­scheidende Funktion wie bei Kindbett – Kinderbett haben sie jedoch in den seltensten Fällen (vgl. Duden, Grammatik 502).

Für das Italienische treffen die genannten Merkmale von Determinativ­komposita nicht unbedingt zu. In der Regel steht das Grundwort wie bei treno merci oder busta paga links. Ausnahmen gibt es v.a. bei Komposita lateinischen Ursprungs (capolavoro), bei Zusammensetzungen mit griechischen Elementen (criptografia) oder bei neueren Bildungen wie scuola bus, die dann laut Renzi/Salvi/Cardinaletti (503) häufig Lehnübersetzungen aus dem Englischen sind (vgl. auch Dardano, Wortbildungslehre 59, Blasco Ferrer 200, 203 und Langen-Keffenbrinck 215-216). Abweichend vom Deutschen können bei italienischen Komposita entweder Grund- oder Bestimmungswort oder beide flektiert werden. Generell trägt zwar das Grundwort die Pluralendung, doch die anderen Pluralformen kommen v.a. dann vor, wenn das Kompositum z.B. aufgrund der veränderten Reihenfolge von Grund- und Bestimmungs­wort oder wegen einer fremdsprachlichen Konstituente von den Sprechern nicht als solches empfunden wird (vgl. Renzi/Salvi/Cardinaletti 502-503, Langen-Keffenbrinck 217). Als Plural von pomodoro kommen neben der gebräuchlichsten Form pomodori auch pomidoro, das sich aus der Etymologie des Wortes erklärt, und pomidori vor (vgl. Dardano, Wortbildungslehre 60).

4 Eigenschaften deutscher Nominalkomposita

4.1 Strukturelle Eigenschaften

Die im folgenden näher beschriebenen strukturellen Eigenschaften werden in der Literatur hauptsächlich den Determinativkomposita zugeschrieben. Ortner/Ortner legen insgesamt 16 Kriterien für die Zuordnung zu den Determinativ­komposita fest. Weist eine Zusammensetzung alle Eigenschaften auf, gehört sie zum sogenannten „Kernbereich kompositioneller Wort­bildungs­konstruktionen“ (12), trägt sie dagegen nur einige der Merkmale, ist sie dem „Randbereich“ (12) zuzuordnen. Vielfach treten diese Eigenschaften jedoch auch bei Kopulativ­zusammen­setzungen auf. In diesem Fall wird an entsprechender Stelle darauf hingewiesen. Dagegen wurden die Merkmale, die das Wesen der Determinativ­komposita ausmachen und ausschließlich bei diesen auftreten, bereits unter 3.2 behandelt.

4.1.1 Selbständigkeit der Konstituenten

Wie in der Definition von Komposition unter Punkt 2 bereits zum Ausdruck gekommen ist, bestehen Wortzusammensetzungen meist aus lexikalischen Einheiten, die selbständig im Satz vorkommen können. Dabei ist zu beachten, daß dieses Kriterium bei mehrteiligen Bestimmungswörtern für die einzelnen Bestandteile, nicht aber für das Bestimmungswort als Ganzes gilt: Die erste Konstituente * Nord-Süd in Nord-Süd-Gefälle kommt eigenständig so nicht vor, ihre Bestandteile Nord und Süd dagegen schon (vgl. Ortner/Ortner 28-29). Ausnahmen von dieser Regel sehen Ortner/Ortner bei Wörtern wie Himbeere, die aus diachronischer Sicht zu den Komposita gezählt werden müssen, bei synchronischer Betrachtung allerdings als Simplizia empfunden werden, und mit deren Bestimmungs­wörtern Neubildungen nicht mehr möglich sind. Etwas anders geartet ist der Fall bei Komposita mit Bestandteilen, die in dieser Form und Bedeutung ausschließlich in Komposita vorkommen und wie beispielsweise Human -, Pseudo - oder Meta - sehr produktiv sind (vgl. Ortner/Ortner 29-31). Diese Bildungen stellen einen Grenz­bereich zur Präfix­bildung dar, die früher ebenfalls zur Komposition gezählt wurde. Heute rechnet man sie zur Derivation, doch sie ist hier von Interesse, weil Zusammensetzungen mit hauptsächlich griechischen oder lateinischen Präfixen und Halbpräfixen wie Anti -, Extra - oder Auto - in den Fachsprachen allgemein und in der Fachsprache der Psychoanalyse im besonderen eine gewisse Bedeutung haben, auf die unter Punkt 6 näher einzugehen ist (vgl. Naumann 61, 68-70 und Duden, Grammatik 503, 510-511).

[...]


1 Substantivkomposita, von denen rund vier Fünftel zum Typ Substantiv + Substantiv gehören, bilden die größte Gruppe von Nominalkomposita, die wiederum etwa zwei Drittel des gesamten deutschen Wortschatzes ausmachen (vgl. Duden, Grammatik 409, 483).

2 Langen-Keffenbrinck zitiert aus der Duden-Grammatik von 1984, daß „Kopulativ­zusammen­setzungen immer aus zwei Teilen bestehen“ (218), während in der 6. Auflage von 1998 zu lesen ist: „Es gibt auch schon – allerdings selten – Kopulativbildungen mit zusammengesetzten Konstituenten: Doppelbett-Couch, Radio-Kassettenrekorder, Studienratdoktor.“ (481). Bei den mehrteiligen, kopulativen Substantivkomposita scheint es sich also um eine relativ neue Erscheinung zu handeln, während es Kopulativ­zusammen­setzungen aus drei Adjektiven wie Schwarz-Rot-Gold sicher schon länger gibt.

3 Laut Duden, Grammatik (533) gehören rund 25 % aller Adjektivzusammensetzungen zu den Kopulativkomposita.

Final del extracto de 31 páginas

Detalles

Título
Die Übersetzung deutscher Nominalkomposita
Universidad
Johannes Gutenberg University Mainz  (Institut für Romanistik, Abteilung für Französisch und Italienisch)
Curso
Die Fachsprache der Psychoanalyse
Calificación
1,0
Autor
Año
2002
Páginas
31
No. de catálogo
V8607
ISBN (Ebook)
9783638155373
Tamaño de fichero
588 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Fachsprache, Psychoanalyse, Italienisch, Nominalkomposita, Nominalkomposition
Citar trabajo
Daniela Rollmann (Autor), 2002, Die Übersetzung deutscher Nominalkomposita, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8607

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