Wenn Laien zu Autoren werden - Qualität im Laienjournalismus

Eine Betrachtung der Qualität im Laienjournalismus und Entwicklung eines Instruments zur Qualitätsmessung


Mémoire (de fin d'études), 2007

164 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Problemstellung und Zielsetzung
1.2. Aktuelle Relevanz des Themas
1.3. Methodische Herangehensweise und Aufbau der Arbeit

A Theoretische Grundlagen
2. Einführung ins Thema
2.1. Was ist Journalismus?
2.2. Zum Journalismus im Internet
2.3. Was ist Laienjournalismus?
2.4. Das Prinzip des Public Journalism
2.4.1. Kritik am Public Journalism
2.4.2. Erkenntnisse für den Laienjournalismus
2.5. Entwicklung der Kommunikation im Internet
2.5.1. Individualisierung der Massenkommunikation
2.5.2. Die Blogosphäre
2.5.2.1. Was sind Weblogs?
2.5.2.2. Welche Vorteile haben Weblogs?
2.5.2.3. Wer bloggt und warum?
2.5.2.4. Sind Blogs Journalismus?
3. Zur Qualität im Journalismus
3.1. Allgemeine Überlegungen zur Qualität
3.2. Abgrenzungsprobleme
3.3. Journalistische Qualität in der Entwicklung
3.4. Anerkannte Kriterien journalistischer Qualität
3.4.1. Die durch Gesetze geschaffenen Rahmenbedingungen
3.4.2. Durch den Pressekodex geschaffene Rahmenbedingungen
3.4.3. Durch Normen geschaffene Kriterien
3.4.4. Zur speziellen Qualität im Nachrichtenjournalismus
3.4.5. Zur Qualität der Recherche im Journalismus
3.4.6. Zur sprachlichen Qualität im Journalismus
3.5. Experten und ihr Qualitätsbegriff
3.5.1. Das Modell von Haller
3.5.2. Das Modell von Mast
3.5.3. Das Modell von Rager
3.5.4. Das Modell von Pöttker
3.5.5. Das Modell von Ruß-Mohl
3.5.6. Modelle im Überblick
3.6. Zur (textlichen) Qualität im Internet

B Empirischer Teil
4. Qualitätsanalyse des Laienjournalismus am Beispiel „Opinio“ der Rheinischen Post
4.1. Intensive Inhaltsanalyse
4.2. Das Projekt Opinio der Rheinischen Post
4.3. Grundsätzliches zur Analyse
4.4. Die Kriterien textlicher Qualität dieser Arbeit
4.4.1. Die Messung von Aktualität
4.4.2. Die Messung von Relevanz
4.4.3. Die Messung von Recherche/Genauigkeit der Darstellung
4.4.4.1. Die Beantwortung der W-Fragen
4.4.4.2. Zur Quellentransparenz
4.4.4. Die Messung der Vermittlungsleistung
5. Ergebnisse
5.1. Das Alter der Autoren
5.2. Das Geschlecht der Autoren
5.3. Zur Qualität der Texte der Top-30-Autoren
5.3.4. Die Gesamtqualität
5.3.5. Das Kriterium Aktualität
5.3.6. Das Kriterium Relevanz
5.3.7. Das Kriterium Recherche/Genauigkeit
5.3.8. Das Kriterium Vermittlungsleistung
5.4. Gesamtauswertung der Kriterien nach Punktemaximum
6. Zusammenfassung und Ausblick
7. Literaturverzeichnis

Zusammenfassung

Das Internet gehört zur Lebenswirklichkeit der Menschen inzwischen so selbstverständlich dazu wie das Telefon/Handy, der Fernseher oder das Radio. Nur knapp zehn Jahre benötigte das Medium Internet, um die Lebensumstände der Menschen gravierend zu verändern. Sich „im Netz“ die aktuellsten Nachrichten anzusehen, die neuesten Lieder herunterzuladen oder sich unterhalten zu lassen – die Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit macht es möglich. Das Internet von heute ist mit dem Internet der ersten Stunde nicht mehr zu vergleichen. Technische Veränderungen, die vor allem die Handhabung der verschiedenen Anwendungen im Internet erleichtern, haben zum Beispiel aus dem passiven Medienrezipient früherer Zeit einen aktiven Mitgestalter gemacht, mitzumachen an der journalistischen Produktion – sofern er es will. Eine Aufgabe, die früher professionellen Redaktionen und Journalisten vorbehalten war.

Einher geht diese Entwicklung mit einer Diskussion über die Qualität solcher von Laien produzierten Informationen. Ist tatsächlich jeder dazu in der Lage, Informationen adäquat zu recherchieren, aufzubereiten und darzustellen? Wie ist es um die Relevanz solcher Texte bestellt? Eine Antwort auf diese und andere Fragen soll diese Arbeit leisten und leistet damit einen ergänzenden Beitrag zur publizistischen Qualitätsforschung, insbesondere der Journalistik.

Die theoretische Basis zur Beantwortung der Frage nach der Qualität im Laienjournalismus bilden zunächst allgemeine Überlegungen zum Journalismus und zur Kommunikation im Internet, speziell zur Kommunikation in Weblogs. In Kapitel 3 soll eine theoretische Basis zum Begriff der Qualität im Journalismus gelegt werden. Aus den theoretischen Überlegungen werden schließlich 26 Qualitätskriterien entwickelt, anhand derer die Qualität der Laienjournalisten gemessen werden kann. Im empirischen Teil, den Kapiteln 4 und 5, werden diese Kriterien an insgesamt 300 Texten von Autoren des Projekts „Opinio“ der Rheinischen Post angewendet, um die Qualität in diesen Texten zu messen. Damit macht diese Arbeit eine ausgewogene Qualitätsmessung und eine Setzung von Mindeststandards im Laienjournalismus möglich.

Die aufgestellte These, dass es um die Qualität in einigen Projekten, in denen Laien schreiben können, gar nicht so schlecht bestellt ist, wird letztlich bestätigt. Es stellt sich heraus, dass bei einigen Kriterien die Qualität der Laienjournalisten der Qualität von professionellen Journalisten nahe kommt. Ob diese Autoren damit jedoch langfristig den professionellen Journalismus verdrängen können, darf bezweifelt werden.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Anzahl der Autoren nach Altersklassen

Abbildung 2: Anteil alle Autoren nach Alter und Geschlecht

Abbildung 3: Alter der Autoren nach Autorenrangliste

Abbildung 4: Geschlecht der Top-30-Autoren

Abbildung 5: Artikeloutput der aktiven Autoren nach Alter und Geschlecht

Abbildung 6: Gesamtpunkte der Top-30-Autoren von maximal 370 Punkten

Abbildung 7: Gesamtpunkte der Top-30-Autoren nach Geschlecht

Abbildung 8: Untersuchungskriterium Aktualität, grafische Darstellung

Abbildung 9: Kriterium Aktualität nach Geschlecht, grafische Darstellung

Abbildung 10: Kriterium Relevanz/ Betroffenheit der Rezipienten

Abbildung 11: Kriterium Relevanz/ Betroffenheit der Rezipienten nach Geschlecht, grafische Darstellung

Abbildung 12: Kriterium Recherche / Wer-Frage. Grafische Darstellung

Abbildung 13: Kriterium Recherche / Was-Frage. Grafische Darstellung

Abbildung 14: Kriterium Recherche / Wann-Frage. Grafische Darstellung

Abbildung 15: Kriterium Recherche / Wann-Frage. Grafische Darstellung

Abbildung 16: Kriterium Recherche / Wie-Frage. Grafische Darstellung

Abbildung 17: Kriterium Recherche / Warum-Frage. Grafische Darstellung

Abbildung 18: Kriterium Genauigkeit / Vollständigkeit. Grafische Darstellung

Abbildung 19: Kriterium Genauigkeit / Eigenrecherche. Grafische Darstellung

Abbildung 20: Kriterium Recherche / Quelle erkennbar? Grafische Darstellung

Abbildung 21: Kriterium Recherche / Anzahl der Quellen. Grafische Darstellung

Abbildung 22: Kriterium Recherche / Abhängigkeit der Quelle. Grafische Darstellung

Abbildung 23: Kriterium Recherche / Beteiligtennennung. Grafische Darstellung

Abbildung 24: Kriterium Recherche / Vor-Ort-Recherche

Abbildung 25: Kriterium Recherche / Vor-Ort-Recherche

Abbildung 26: Kriterium Vermittlungsleistung / Angemessenheit Wortwahl. Grafische Darstellung

Abbildung 27: Kriterium Vermittlungsleistung / Umgangs-/Bildungssprache

Abbildung 28: Kriterium Vermittlungsleistung / Nominalstil/Verben

Abbildung 29: Kriterium Vermittlungsleistung / Nominalstil/Verben. Grafische Darstellung

Abbildung 30: Kriterium Vermittlungsleistung / Textlänge. Grafische Darstellung

Abbildung 31: Kriterium Vermittlungsleistung / Textlänge. Grafische Darstellung

Abbildung 32: Kriterium Vermittlungsleistung / Disposition

Abbildung 33: Kriterium Vermittlungsleistung / Anregende Zusätze

Abbildung 34: Kriterium Vermittlungsleistung / Anregende Zusätze

Abbildung 35: Gesamtauswertung nach Punktemaximum (30)

Abbildung 36: Gesamtauswertung nach Punktemaximum (20)

Abbildung 37: Gesamtauswertung nach Punktemaximum (10), Teil 1

Abbildung 38: Gesamtauswertung nach Punktemaximum (20), Teil 2

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Vergleich Traditioneller Journalismus/Weblog-Journalismus

Tabelle 2: Autorenrangliste nach Geschlecht

Tabelle 3: Gesamtpunktzahl der Top-30-Autoren

Tabelle 4: Untersuchungskriterium Aktualität

Tabelle 5: Kriterium Aktualität nach Geschlecht

Tabelle 6: Kriterium Relevanz / Betroffenheit der Rezipienten

Tabelle 7: Kriterium Relevanz/ Betroffenheit der Rezipienten nach Geschlecht

Tabelle 8: Kriterium Recherche / Wer-Frage

Tabelle 9. Kriterium Recherche / Was-Frage

Tabelle 10: Kriterium Recherche / Wann-Frage

Tabelle 11: Kriterium Recherche / Wo-Frage

Tabelle 12: Kriterium Recherche / Wie-Frage

Tabelle 13: Kriterium Recherche / Warum-Frage

Tabelle 14: Kriterium Genauigkeit / Vollständigkeit

Tabelle 15: Kriterium Genauigkeit / Eigenrecherche

Tabelle 16: Kriterium Recherche / Quelle erkennbar?

Tabelle 17: Kriterium Recherche / Anzahl der Quellen

Tabelle 18: Kriterium Recherche / Abhängigkeit der Quelle

Tabelle 19: Kriterium Recherche / Abhängigkeit der Quelle

Tabelle 20: Kriterium Recherche / Vor-Ort-Recherche

Tabelle 21: Kriterium Recherche / Vor-Ort-Recherche

Tabelle 22: Kriterium Vermittlungsleistung / Sprach/Wortwahl

Tabelle 23: Kriterium Vermittlungsleistung / Angemessenheit Wortwahl

Tabelle 24: Kriterium Vermittlungsleistung / Textlänge

Tabelle 25: Kriterium Vermittlungsleistung / Schachtelsätze

Tabelle 26: Kriterium Vermittlungsleistung / Disposition

Tabelle 27: Kriterium Vermittlungsleistung / Anregende Zusätze

Tabelle 28: Kriterium Vermittlungsleistung / Personalisierung

Tabelle 29: Kriterium Vermittlungsleistung / Human-Interest

Tabelle 30: Kriterium Vermittlungsleistung / Anregende Zusätze

1. Einleitung

1.1. Problemstellung und Zielsetzung

Über Geschmack lässt sich trefflich streiten – sagt ein altes deutsches Sprichwort. Über Qualität nicht minder, kann dieses Sprichwort ohne weiteres ergänzt werden. Es gibt vielfältige Möglichkeiten und Wege, die Qualität eines Produkts, eines Musikstücks oder eines künstlerischen Bildes zu bestimmen, ohne Widersprüche geht dies aber in den seltensten Fällen einher. „Qualität kommt von Qual“, war das Leitmotiv von Wolf Schneider, unter anderem ehemalige Leiter der Henry-Nannen-Schule und Autor von inzwischen 26 Journalismusbüchern. Trotzdem soll es in dieser Arbeit um Qualität gehen. Um Qualität von Texten, die von Menschen produziert wurden, die keinerlei Ausbildung in diesem Metier genossen haben. Das „Web 2.0“, der Weiterentwicklung des Internets von einem statischen Medium für Experten zu einem dynamischen Universum für Jedermann, hat die Menschen dazu befähigt, sich ohne größere technische Probleme öffentlich mitzuteilen, teilzuhaben an der Produktion von Informationen und Nachrichten für ein (potenziell gesehen) sehr großes Publikum.

Eine Aufgabe, die bisher weitgehend dem Journalismus vorbehalten war und klassischerweise von professionell arbeitenden, ausgebildeten Journalisten durchgeführt wurde. Zweifelsohne hat nicht jeder Internetnutzer eine gesteigerte Lust daran, den Medien Konkurrenz zu machen. Es rieselt auch ohne eigenes Dazutun aus dem Radiolautsprecher, flimmert der Fernsehbildschirm. Eine kontinuierlich steigende Zahl von Menschen macht es trotzdem. Weil sie unzufrieden sind mit den klassischen Medien, weil sie über Themen schreiben, die klassischen Medien ausblenden, um nur zwei Motive zu nennen.

Aber wie ist es um die Qualität in diesen Beiträgen bestellt? Interessiert so etwas überhaupt eine breite Öffentlichkeit? Gibt es Tendenzen in diesen Beiträgen, die dem klassischen Journalismus ähneln? Arbeiten diese Autoren so sorgfältig, wie es professionell arbeitende Journalisten tun? Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten weist die Darstellung in Texten von Laien im Vergleich zu journalistisch-klassisch hergestellten Texten auf? Eine Antwort auf diese und andere Fragen soll diese Arbeit leisten. Ausgangspunkt ist dabei die These, dass es um die Qualität in einigen Projekten, in denen Laien schreiben können, gar nicht so schlecht bestellt ist, es also Autoren gibt, deren Arbeit(en) der Qualität von professionellen Journalisten zumindest nahe kommt und daher den Titel Laienjournalisten, der beide Pole miteinander verbindet, verdient haben. Daher wird im Rahmen dieser Arbeit dieser Titel auch verwendet.

1.2. Aktuelle Relevanz des Themas

Aus einem einseitigen Darstellen (One-to-many) wird ein gemeinsamer Dialog (Many-to-many), aus einem passiven Leserdasein ein aktives Mitgestalten. In einem Satz zusammengefasst, könnten so die sich abspielenden Veränderungen im Journalismus auf den Punkt gebracht werden. War es jahrzehntelang den traditionellen Medien wie Zeitung, Radio und später Fernsehen vorbehalten, die Menschen zu informieren, zu unterhalten und zu bilden, ist es seit der massenhaften Verbreitung das Internet, das den traditionellen Medien diese Rolle streitig macht. Mit den Medienmachern zu kommunizieren, ist plötzlich sehr einfach – und lässt sogar die Möglichkeit zu, selber in ihre Rolle zu schlüpfen und als Vermittler von Informationen aufzutreten. Aus One-to-many-Kommunikation wird Many-to-many-Kommunikation. Innerhalb kürzester Zeit werden aus passiven Rezipienten aktive Teilnehmer. Inhalte werden den Menschen nicht einfach vorgesetzt, sondern sie dürfen aktiv mitgestalten an ihrer Konstruktion, sofern sie denn wollen (Morris, 2002, 15[i], zit. auch von Bolsmann/Seiler 2006, S. 1[ii]). Stichworte wie „Web 2.0“, „Weblogs“ und „Participatory journalism“ werden aktueller denn je diskutiert, auch in der Journalismuswissenschaft

Die beschrieben Entwicklungen stürzen den traditionellen Journalismus in ein Dilemma. Er verliert seine Vormachtstellung als Informationsvermittler, als derjenige, der Informationen sammelt, selektiert, aufbereitet und darstellt. Er verliert seine Rolle als Gatekeeper. Der Münsteraner Journalismusprofessor Christoph Neuberger (2002) meint, dass am meisten dafür spricht, dass der Journalismus im Internet seine Identität verliert. „Er wird unsichtbar. Er verschmilzt mit den anderen Angeboten zu einer unsichtbaren Masse.“ (vgl. Neuberger 2001, S. 25)[iii] Er zitiert Siegfried Weischenberg, der über den Journalismus im Zeitalter des Internets gesagt hat: „Journalismus verliert als fest umrissener, identifizierbarer Sinn- und Handlungszusammenhang deutlich an Konturen; er ist deshalb als Einheit kaum noch beschreib- und beobachtbar.“ (vgl. Neuberger 2001, S. 26). Betroffen ist nach Ansicht von Neuberger vor allem die „Peripherie“, er spricht von einem „Ausfransen an den Rändern“. Insbesondere durch die leichte Zugänglichkeit für Anbieter werde die Grenze gegenüber dem (Laien-)Publikum und den Informationsquellen des Journalismus (zu ihnen zählt Neuberger Politik, Wissenschaft, Kultur oder Sport) unscharf (vgl. ebd., S. 27). Rezipienten und Informanten könnten sich durch die neuen Techniken nun selbst zu Wort melden und brauchen nicht den Weg über die klassischen Redaktionen gehen. Besonders attraktiv im Internet sei neben der Interaktivität, die eine enge und gleichberechtigte Beziehung zum Publikum ermögliche, unter anderem die permanente Aktualisierbarkeit, die Archivierung, die Selektivität und die Integration verschiedener Kommunikationsmodi (Individual-, Gruppen- und Massenkommunikation).

Dass das Schreiben im Internet mittlerweile zum Massenphänomen geworden ist, belegen die Daten der Forschung von Weblogs, einer neue Form im Internet, sich mitzuteilen, meist in einer Art Tagebuch (mehr zum Thema Weblogs in Kapitel 2.5.2.). In den USA gab es Mitte 2005 gut acht Millionen dieser tagebuchartigen Webseiten, die heutige Zahl dürfte um ein Vielfaches darüber liegen (vgl. Hoffmann/Nuissl 2007, S. 118[iv]). Die Zahlen für Deutschland schwanken zwischen 50.000 und 200.000 Weblogs[v]. Beispielsweise Armborst (vgl. Armborst 2006, Vorwort)[vi] geht von rund 200.000 Weblogs in Deutschland aus. Selbst bei den Online-abstinenten Gruppen wie den Über-60-Jährigen oder den niedriger Gebildeten steigt die Nutzungsdauer des Internets (vgl. ebd., S. 119), wobei Blogs insbesondere bei der Altersgruppe 14 und 19 Jahre, von denen 96 Prozent regelmäßig im Internet sind, bzw. den 20- bis 39-Jährigen, von denen 83 Prozent online sind, „auf fruchtbaren Boden fallen“ (vgl. ebd.). Bei ihnen ändert sich das Mediennutzungsverhalten am intensivsten.

Doch es bleibt die Frage nach dem breiteren Sinn und der Qualität dieser Einträge. In jeglicher Hinsicht. Dass sie für den einzelnen Autor eine Bedeutung haben, steht dabei außer Frage, schließlich würde er sich nicht im Internet mitteilen, wenn er darin keinen Sinn sieht. Es geht um die Bedeutung für das breite Publikum oder zumindest einen gewissen Leserkreis, einen Anspruch, den jeder journalistische Beitrag traditioneller Herkunft, auch bei einem Spezialthema, hat. So fragen auch Hoffmann/Nuissl in ihren Ausführungen: „Wie steht es (bei Weblogs) um journalistische Kriterien wie saubere Recherche, Filtern von Informationen nach Relevanz, ausgewogene und neutrale Darstellung, Einhaltung von sprachlichen Qualitätsstandards?“ (vgl. Hoffmann/Nuissl 2007, S. 120) Für Armborst wirft alleine schon die Tatsache, dass manche Weblogs funktionale Äquivalente des traditionellen Journalismus darstellen, die Frage nach den journalistischen Qualitätsansprüchen von Blogs und anderen Formen von Laiendarstellungen im Internet auf (vgl. Armborst 2006, S. 94).

Dabei fehlt es eindeutig an etablierten wissenschaftlichen Standards, mit deren Hilfe es möglich wäre, die Leistungen von Bloggern zu untersuchen. So sehen es auch Schlobinski/Siever: „Insbesondere die Qualität [von Laienkommunikation im Internet] und damit die Auswirkungen auf den Journalismus ist bislang nur angedacht worden.“ (vgl. Schlobinski/Siever 2005, S. 16). Neuberger bezeichnet das Thema Nutzerbeteiligung im Internet als ein „Experimentierfeld, in dem viele Fragen noch nicht befriedigend beantwortet sind.“ (vgl. Neuberger 2007, S. 70). Eine gewisse Anzahl dieser offenen Fragen zu beantworten, ist das Ziel dieser Arbeit.

1.3. Methodische Herangehensweise und Aufbau der Arbeit

Zunächst soll im Rahmen dieser Arbeit eine theoretische Grundlage geschaffen werden, in der es zunächst um grundsätzliche Fragen zum Journalismus geht, um daraus die Spezifika des Journalismus im Internet und schließlich die durch Laien[vii] im Internet produzierten Textbeiträge nach journalistischen Kriterien untersuchen zu können. Durch die Betrachtung der Public-Journalism-Bewegung, die insbesondere in Amerika Anfang der 1990er Jahre stattgefunden hat und als einer der Vorläufer der Laienkommunikation und des Laienjournalismus im Internet gilt, soll die geschichtliche Entwicklung betrachtet werden. Es schließt sich eine intensive Betrachtung der Kommunikation in Weblogs, deren Zusammenspiel von Autoren „Blogosphäre“ genannt wird, an. Im dritten Kapitel soll die theoretische Grundlage dafür geschaffen werden, Qualität im Journalismus im Einzelnen und Qualität im Laienjournalismus im Besonderen beurteilen zu können. Dazu gehören gesetzliche Grundlagen, durch Normen der Handelnden geschaffene Elemente und Expertenmeinungen. Im empirischen Teil, der sich in Kapitel 4 anschließt, soll das theoretische Wissen in die Praxis umgesetzt werden. Anhand des „Opinio“-Projekts der Rheinischen Post, in dem Laien Texte unterschiedlichster Art veröffentlichen, die später auch zum Teil in der Zeitung erscheinen, wird untersucht, in wiefern die laienjournalistischen Texte den Qualitätskriterien des klassischen Journalismus entsprechen. Diese Untersuchung von 300 Texten, geschrieben von 30 Autoren, erfolgt durch eine intensive Inhaltsanalyse. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse und ein kurzer Ausblick, wohin sich der Laienjournalismus entwickeln könnte, schließen diese Arbeit ab.

A Theoretische Grundlagen

In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen für die spätere empirische Analyse gelegt. Ein Anspruch auf die Vollständigkeit der Qualitätskriterien besteht angesichts der Vielzahl von Kriterien und der bereits beschriebenen Konfliktträchtigkeit und Unvereinbarkeiten der Kriterien nicht. Die beschriebenen Überlegungen und Expertenmeinungen sind als Ideen und Anregungen zu verstehen, daraus ein Konzept zu entwickeln, die Qualität laienjournalistischer Texte zu bewerten.

2. Einführung ins Thema

2.1. Was ist Journalismus?

Eine über Medien vermittelte Information ist längst noch kein Journalismus, diese Feststellung dürfte jedem plausibel sein, der sich tagtäglich die diversen Trash-Formate, Werbe-/PR-Botschaften oder Unterhaltungssendungen im Fernsehen, Radio oder auch Zeitung/Zeitschrift ansieht. Nicht alles, was im öffentlichen Raum gesagt wird, ist gleich Journalismus, stellen Hoffmann/Nuissl fest (vgl. Hoffmann/Nuissl 2007, S. 127). Erst durch Prinzipien wie Aktualität, Universalität, Periodizität oder Publizität wird aus einer medialen Aussage Journalismus (vgl. u.a. Wallisch 1995, S. 162).

Für den Deutschen Journalisten-Verband (DJV) ist Journalist, wer

Hauptberuflich, produktiv oder dispositiv, Informationen sammelt, auswertet und/oder prüft und Nachrichten unterhaltend, analysierend und/oder kommentierend aufbereitet, sie in Wort, Bild und/oder Ton über ein Medium an die Öffentlichkeit vermittelt oder den publizistischen Medien zu dieser Übermittlung bereitstellt.[viii]

Weischenberg schreibt dem Journalismus primär eine Thematisierungsfunktion zu, die zu einer Selbstbeobachtung der Gesellschaft führt (vgl. Weischenberg 1995, S. 110)[ix] Huber konkretisiert diese These, indem er erklärt, dass der Journalismus die Ansichten, Meinungen, Wünsche der Bürger für das politische System beziehungsweise dem Staat beobachtet und diesem vermittelt (vgl. Huber 1998, S. 71). Auch Neuberger greift die Beobachterfunktion des Journalismus auf und sagt: „Journalisten schaffen Transparenz über die Umwelt, indem sie Informationen und Meinungen recherchieren und selektieren (vgl. Neuberger 2006, S. 113)[x]. Die Themen, die der Journalismus aufgreift, müssten daher insbesondere die Kriterien Neuigkeit und Relevanz erfüllen, also einem „funktionalen Aktualitätsbegriff“ entsprechen (vgl. Huber 1998, S. 71) [xi]. Journalistische Aussagen seien durch einen permanenten Prozess mit anderen abgestimmt und durch „intersubjektive Vereinbarungen – gerade daran orientieren sich Medien und Journalisten – verbindlich“ (vgl. Neuberger 2006, S. 111).

Für Weischenberg ist die Fremderwartung an Journalisten klar: „Sie sollen informieren, kritisieren und auch kontrollieren, aber die daraus erwachsene Macht verantwortungsbewusst wahrnehmen. Und sie sollen sich gegen Versuche zur Wehr setzen, ihre Unabhängigkeit einzuschränken.“ (vgl. Weischenberg 2003, S. 174)[xii]

Auf die Basisfunktionen des Journalismus geht auch Bucher ein. Er zitiert Luhmann, der sagt: „Die Funktion der Massenmedien besteht darin, dass sie ein Hintergrundwissen bereit stellen (…)“, nennt Rühl, der die Primärfunktion des Journalismus „in der Ausrichtung auf die Herstellung und Bereitstellung von Themen zur öffentlichen Kommunikation“ und schließlich Weischenberg, der meint, das vom Journalismus „Themen für die Medienkommunikation zur Verfügung gestellt werden, die Neuigkeitswert und Faktizität besitzen“ (vgl. Bucher 2003, S. 18)[xiii]. Auch Armborst zitiert Rühl und Weischenberg in exakt gleicher Weise (vgl. Armborst 2006, S. 89). Bucher leitet aus den Ausführungen die normativen Vorgaben Neuigkeitswert, Faktizität, Anschlussfähigkeit und Nachvollziehbarkeit ab. Diesen Vorgaben müssen grundsätzlich auch Laienjournalisten erfüllen, wollen bzw. sollen sie als Journalismus gelten.

Primär die Darstellungsweise der jeweiligen Medienprodukte im Blick hat Haller. Ihm zufolge arbeiten journalistisch gemachte (Print-)Medien darauf hin, „mit allgemein verständlich aufbereiteten Aussagen über relevante Aspekte der aktuellen Ereignisrealität möglichst viele Menschen zu erreichen, um ihnen Orientierung zu geben.“ (vgl. Haller, 2003, S. 182)[xiv]. Damit fallen für ihn explizit die Produkte außer acht, die sich an einen geschlossenen Benutzerkreis richten, die keine Unterscheidung treffen zwischen faktischen und fiktionalen Aussagen und den zeitlichen Bezug zwischen Aussage und Vorgang nicht ausweisen (vgl. ebd.). Haller steht damit im Einklang mit Wallisch, der meint, Journalismus habe „universell“ zu sein und steht. Damit steht der Journalismus im Gegensatz zur Fachliteratur oder wissenschaftlichen Arbeiten (vgl. Wallisch 1995, S. 148). Nur durch die Universalität gibt der Journalismus einem möglichst breitem Publikum die Möglichkeit, sich über ein relevantes Thema umfassend und leicht verständlich zu informieren. Fehlt diese journalistische Thematisierungskompetenz, „kann auch kein universeller, aktueller Journalismus betrieben werden“ (vgl. ebd.). Mit dieser Forderung dürfte der Laienjournalismus kein Problem sein, da die Autoren fest in der Lebenswirklichkeit verankert sind.

Wie steht es um die institutionelle Abhängigkeit des Journalismus? Esser/Weßler weisen darauf hin, dass Journalisten in ihrem Handeln nicht frei sind. Das Mediensystem und die jeweiligen Medienorganisationen bestimmen ihren Handlungsrahmen (vgl. Esser/Weßler 2002, S. 165)[xv] Dadurch unterliegen Journalisten ökonomischen, technischen und organisatorischen Zwängen. Nach ihrer Definition stammt nur ein geringer Teil von Journalisten produzierten Aussagen von ihnen selbst. Vielfach werden Aussagen durch gesellschaftliche Akteure oder PR-Leute an sie herangetragen (vgl. ebd., S. 165). Warum es keine allgemeinverbindliche Definition von „Journalismus“ gibt, machen Esser/Weßler vornehmlich am permanenten technologischen und ökonomischen Wandel im Berufsbild des Journalisten fest. In den 1970er Jahren führten technische Veränderungen (Wegfall der Druckvorstufe, computerisierte Redaktionssysteme) zu erweiterter redaktioneller Arbeit, in den 1990er Jahren war es das Internet, die neue Kompetenzen von den Journalisten forderte und das Bild vom Journalismus veränderte (vgl. Esser/Weßler 2002, S. 169). Letztlich definieren Esser/Weßler Journalismus durch die Funktion, „aktuelle Themen aus den verschiedenen gesellschaftlichen Teilsystemen zu sammeln, auszuwählen, zu bearbeiten, und als Medienangebote zur Verfügung zu stellen“ (vgl. Esser/Weßler 2002, S. 171). Diese Medienangebote müssen nach Esser/Weßler an die Regeln Neuigkeitswert, Faktizität, Unabhängigkeit und Relevanz gebunden sein (vgl. ebd., S. 171). Als Journalist verstehen Esser/Weßler diejenigen, die hauptberuflich „an der Erarbeitung bzw. Verbreitung von Informationen und Meinungen durch Medien mittels Wort, Bild und Ton beteiligt sind“. Zu ihren Aufgaben gehört das Recherchieren (sammeln und prüfen), Auswählen und Bearbeiten der Informationen, deren Aufbereitung je nach Medium und die Vermittlung (vgl. ebd., S. 171), wie es auch die zitierte Definition des DJV vorsieht.

Die Periodik, also die wiederkehrende Veröffentlichung von journalistisch recherchierten und aufbereiteten Informationen, steht für Bucher im Mittelpunkt. Für ihn gilt die Periodik als „sine qua non der Massenkommunikation“ (vgl. Bucher 2004, S. 278). Sie habe direkte Auswirkungen auf das journalistische Handeln: „Die Erscheinungsweise eines Mediums bestimmt den zeitlichen Rahmen des Recherchehandelns, die Themenselektion und Themenaufbereitung sowie die journalistischen Darstellungsformen.“ (vgl. ebd.) So ermögliche die „Stundenperiodik von Hörfunknachrichten eine viel dichtere Chronik der laufenden Ereignisse, als es in Tageszeitungen möglich ist“ (vgl. ebd., S. 279). Auch bei der Auswahl des Genres spielt die Periodik eine Rolle. So seien Langformen die Reportagen oder Dossiers eher in Wochen- und Monatszeitschriften zu finden (vgl. ebd.). Bucher erkennt in der Sprache der Presse Tendenzen der Gegenwartssprache und des Sprachwandels (vgl. ebd., S. 282). In wiefern laienjournalistische Projekte eine Periodik leisten können, hängt vom Einzelfall ab. Die breite Masse kann es sicherlich nicht, weil insbesondere ein Zeitproblem besteht, da keine professionelle Ausübung des Berufs besteht.

2.2. Zum Journalismus im Internet

„Herkömmliche, einseitige Massenkommunikation als institutioneller Rahmen für Journalismus, wie wir ihn kennen, ist der wechselseitigen persönlichen Kommunikation gewichen“, konstatiert der Journalismusforscher Jan Ekecrantz (vgl. Ekecrantz 2007, S. 21)[xvi] treffend. Medienhistorisch betrachtet ist dies ein schwerwiegender Schritt. Interaktivität, so Ekecrantz, sei in der heutigen Medienwelt nach wie vor ein starker Trend und wird auch weiterhin eines der wichtigsten Kennzeichen medienvermittelter Kommunikation bleiben. Der Zuschauer als handelndes Wesen – daran müssen sich Medienschaffende, die jahrzehntelang sozusagen ein Monopol auf die Informationsvermittlung besaßen, erst einmal gewöhnen. Dabei verändert insbesondere das Internet „zweifelsohne die herkömmlichen Funktionen und Anwendungsverfahren etablierter Medien“, wie Ekecrantz festhält. Ihm zufolge stehen wir vor einer „nächste Stufe, also ein interaktives Publikum aus noch selbständigeren Informationssuchern und Kommunikatoren“, die das „Konzept des Journalismus für alle Zeit verändern werden“ (vgl. Ekecrantz 2003, S. 22).

Ekecrantz ist nicht der einzige Autor, der gravierende Veränderungen in der Medienwelt, insbesondere durch das Internet, feststellt. Der Onlinejournalismus-Forscher Thorsten Quandt, der seit seiner Dissertation „Journalisten im Netz“ einer der besten Kenner des Journalismus im Internet, erkennt bei den allgemeinen Diskussionen zum Thema Journalismus einige Gemeinsamkeiten, die er später in Relation zu den Diskussionen zum Journalismus im Internet stellt (vgl. Quandt 2004, S. 452)[xvii].

(1) Journalismus generiert öffentliche beziehungsweise öffentlichkeitswirksame Aussagen. Diese normative Sichtweise schreibt dem Journalismus eine öffentliche Aufgabe zu. Diese Aussageproduktionen bedeuten nach Quandt im Allgemeinen massenmedial vermittelte Kommunikation für entsprechend große Zielgruppen. Das bedeutet für die Kommunikation im Internet, dass Informationen, die per Email verschickt werden, nicht ,journalistisch’ sind, auch wenn sie selber recherchiert sind. Auch das Publizieren in Chatrooms oder anderen öffentlich zugänglichen Seiten im Internet nicht, wenn sie nur von wenigen oder zeitweise gar keinen Nutzern besucht werden.
(2) Öffentlichkeitswirksame Aussagen werden, so erkennt Quandt aus der Diskussion, im Kontext von Redaktionen als Teil der Medienorganisation produziert. Auf der Ebene der Akteure ist Journalismus als das beschreibbar, „was professionelle, redaktionell arbeitende Kommunikatoren tun“ (Quandt 2004, S. 452). Demnach würde es nicht den Vorstellungen des Journalismus entsprechen, wenn ein Nutzer einen gründlich recherchierten Artikel von seinem Heim-PC auf seiner eigenen Homepage veröffentlicht, weil es ihm an einer „ausdifferenzierten Organisationsstruktur“ fehle (vgl. ebd.).

Aus Sicht der Kommunikationswissenschaft bezeichnet Quandt das Internet als „sperrigen Gegenstand“. Das Internet ist zwar ein massenhaft verbreitetes Medium, aber kein Massenmedium im herkömmlichen Sinn (vgl. Quandt 2004, S. 466). Eine klare Trennung der Kommunikationsmodi sei nicht erkennbar. Quandt kritisiert daher, dass Begrifflichkeiten wie Massenkommunikation das Internet gar nicht adäquat beschreiben können. Die zahlreichen im Internet möglichen Dienste, die sowohl symmetrische als auch asymmetrische Kommunikation erlauben, wirft die Frage auf: „Was ist hier überhaupt noch Massen-, was Individualkommunikation und was kann man gar nicht mehr als ,Kommunikation’ bezeichnen?“ (vgl. ebd., S. 455). Letztlich ermögliche das Internet verschiedenste Formen von Individual-, Gruppen oder Massenkommunikation (vgl. ebd., S. 457). Die Schwierigkeit, Entwicklungen und Handlungen im Internet mit den althergebrachten Ansichten einzuordnen, hat nach Ansicht von Quandt auch etwas mit fehlenden Kategorien und Begriffen für diese Entwicklungen zu tun. So sind schon die Qualifikationsanforderungen an einen Online-Journalisten ganz andere als die an einen Fernseh- oder Zeitungsredakteur (vgl. ebd., S. 453). Eine Frage, die in Kapitel 3 dieser Arbeit näher betrachtet wird.

Mit Massenkommunikation, so sagt bereits der Begriff, sollten Massen erreicht werden. Aber wer definiert die Menge derjenigen, die erreicht werden müssten, um von einer Massenerreichbarkeit sprechen zu können? Genauso schwierig zu beantworten wie die Frage nach der massenhaften Erreichbarkeit von Menschen im Internet, also der Reichweite von Aussagen, ist die der Herstellung von Nachrichten und Beiträgen im Internet, die durch technische Erleichterungen grundsätzlich jedem freisteht[xviii]. „Jeder Rezipient ein Kommunikator: Sind einige gleicher als andere?“ fragt Quandt provokativ. Die Frage ist deshalb so entscheidend, weil die Möglichkeit, dass jeder seine Botschaft frei und öffentlich kommunizieren kann, zu der Frage geführt hat, ob der Journalismus (klassischer Prägung) überhaupt noch gebraucht wird. Auch hier warnt Quandt davor, nicht pauschalisierend von „dem“ Internet zu sprechen. Schließlich gebe es auch im Internet Formen, die der „One-to-many“-Kommunikation entsprechen, aber auch Formen, in denen die Kommunikatorrolle schnell wechselt (zum Beispiel Chats). Alle Formen haben ihre eigenen Potenziale, aber viele das gleiche Problem: Sie erhöhen die Komplexität. Gleichzeitig kann man nicht davon ausgehen, „dass es einen Wunsch des Publikums gibt, permanent auswählen zu dürfen (oder müssen). Genau an dieser Stelle setzt der Journalismus an: Er übernimmt einen Teil der Selektionsaufgaben, die der einzelne (…) nicht mehr bewältigen kann.“ (vgl. ebd., S. 462). Damit kann festgehalten werden, dass auch in Zukunft voraussichtlich niemals alle Internetnutzer an der journalistischen Produktion, die an ein Massenpublikum gerichtet ist, teilhaben werden.

Quandts Meinung pflichtet Neuberger weitestgehend bei. Er erkennt für den Journalismus im Internet zahlreiche Vorteile (vgl. Neuberger 2002, S. 30ff; Neuberger 2006, S. 116; aber auch vgl. Neuberger 2005, S. 159[xix]; Schmidt 2006, S. 128[xx]).

(1) Die Kosten für die öffentliche Verbreitung von Informationen sind im Internet sehr viel niedriger.
(2) Um im Internet zu publizieren, braucht man keine besonderen Fachkenntnisse, technische, ökonomische und kognitive Zugangsbarrieren fallen weg. Rezipienten können demnach selbst als Laien-Kommunikatoren auftreten.
(3) Das Interaktivitätspotential wird für partizipative Vermittlungsformen genutzt, an denen Laienkommunikatoren und –mediatoren beteiligt sind.

Medienhistorisch betrachtet bedeute, wie bereits von Quandt festgestellt, das Internet einen Entwicklungssprung: Dort kann jeder ohne großen Aufwand publizieren, sich also an der öffentlichen Kommunikation beteiligen. Er kann unmittelbar in gesellschaftliche Veränderungen eingreifen (vgl. Neuberger 2002, S. 32f). Diese Tatsache bringt aber nach Ansicht von Neuberger quantitative und qualitative Probleme mit sich: Nicht nur das Mehr an erreichbaren HTML-Seiten und Informationen ist ein Problem, sondern auch die Bewertung der Qualität dieser Informationen bringt Probleme mit sich (vgl. ebd., S. 34). „Weil mit einer Veröffentlichung im Internet für viele kein – wenigstens partiell – disziplinierendes ökonomisches Risiko mehr verbunden ist, stößt man auch auf eine Menge ,Informationsmüll’ im Netz“ (vgl. ebd., S. 34, vgl. ebd., S. 66, Neuberger 2006, S. 116, oder auch Bucher/Büffel 2005, S. 113). Die Sortier- und Interpretationsleistung wird auf den Rezipienten abgewälzt. Außerdem seien die Kommunikationsstrukturen, also wer, was und wann gesagt bzw. geschrieben hat, unübersichtlich (vgl. Bucher 2006, S. 131f). Die Knappheit der Verbreitungskapazität traditioneller Medien wird im Internet ersetzt durch eine „Knappheit an Aufmerksamkeit und Urteilsvermögen auf Seiten der Rezipienten“ (vgl. Neuberger 2007, S. 66), was auch Bucher/Büffel so sehen: „Eine begründete Auswahl dessen, was relevant ist, [ist im Internet] um einiges schwieriger als im Falle traditioneller Medien“ und halten das Vertrauensproblem für digital vermittelte Kommunikation für „virulent“ (vgl. Bucher/Büffel 2006, S. 151f). Hinzu komme, dass die Aufmerksamkeit zwischen den Angeboten im Internet extrem ungleich verteilt sei. „So ist das Publizieren im Internet für viele Kommunikatoren mit einer doppelten Enttäuschung verknüpft: Sie werden nicht rezipiert, und niemand reagiert auf sie.“ (vgl. Neuberger 2007, S. 67) Auch der Journalismus-Professor Paul Grabowicz sieht in der schnellen und möglicherweise unkontrollierten Veröffentlichung von Informationen im Internet eine Gefahr (vgl. Grabowicz 2003, S. 75)[xxi]. Die Technik des Webloggens fördere die schnelle Weitergabe von Informationen. Dagegen habe sich der Journalismus bisher dadurch ausgezeichnet, in einem redaktionellen Prozess Geschichten zu prüfen bevor sie veröffentlicht werden (vgl. ebd.).

Die Unsicherheit über die Informationsqualität wird nach Ansicht von Neuberger dazu führen, dass Rezipienten im Internet weiterhin Spezialisten von bekannten Medienmarken vertrauen, wenn es um die Auswahl und Darstellung von Nachrichten geht. Diese meist redaktionell arbeitenden Journalisten sind durch Fremd- oder Selbstregulierung zur Einhaltung von Normen wie Ausgewogenheit, Vielfalt und Neutralität verpflichtet (vgl. Neuberger 2006, S. 116, Neuberger 2007, S. 63)[xxii]. Dennoch hält es Neuberger für wahrscheinlich, dass journalistische Publikationen in Zukunft im Internet kaum mehr unterscheidbar sein werden von anderen Angeboten, teilweise auch in qualitativer Hinsicht (vgl. Neuberger 2002, S. 35). Profitieren von dieser neuen Möglichkeit, sich Gehöhr zu verschaffen, werden nach Ansicht von Neuberger vor allem die „einflussschwachen Leistungsempfänger gesellschaftlicher Teilsysteme (Bürger, Verbraucher), die sich nicht durch Public Relations und Werbung Gehör verschaffen können“ (vgl Neuberger 2007, S. 64). Diese bisher „schweigende Mehrheit“ könne nun von der Rezipienten- in die Kommunikatorrolle wechseln und sogar selbst, zum Beispiel durch Weblogs, zum Anbieter werden.

Eine Gefahr sehen Neuberger und andere (vgl. Neuberger 2007, S. 65, Roesler 1997, S. 186f[xxiii]) im „Digital divide“. Denn die Voraussetzungen für den Zugang zum neuen Medium Internet sind nicht gleich verteilt. Neuberger weist auf unterschiedliche Ausdrucks- und Schreibfähigkeiten, Englischkenntnisse, Computerkenntnisse, Zahlungsfähigkeit und Vorhandensein der technischen Infrastruktur hin. Zudem hält Neuberger die Bereitschaft und die Fähigkeit der Nutzer zur Partizipation für überschätzt (vgl. Neuberger 2007, S. 65). Ihnen fehlt es schlicht und einfach an der Zeit oder organisatorischer Strukturen. Beispielsweise könne zu viele Rückmeldungen auf einen Beitrag Autoren überfordert werden und könnten nicht auf alle Einträge eine Antwort geben. Dadurch scheitere die gewünschte interaktive Kommunikation (vgl. ebd.). Letztlich sei von den beiden Partizipationsforderungen nur eine erfüllt: „Der Zugang zur Öffentlichkeit ist gegeben, nicht aber die Gleichheit im Diskurs“ (vgl. ebd., S. 68). Wenn überhaupt, dann sei die Gleichheit im Diskurs allenfalls für wenige Privilegierte in einem kleinen Rahmen realisierbar.

Der beruflich ausgeübte Journalismus wird nach Ansicht von Neuberger im Internet nicht überflüssig. „Als Navigator informiert er über das Angebot im Internet. Neben dieser Meta-Funktion bleibt er wie bisher als Produzent qualitativ hochwertiger Information wichtig, muss sich aber gegen neue Content-Anbieter durchsetzen.“ (vgl. Neuberger 2007, S. 69) Er kann nicht nur die Rezipienten-, sondern auch die Kommunikatorrolle unterstützen und damit die Partizipation und den Diskurs fördern.

Die Aufzählungen zeigen, dass es viele unterschiedliche Meinungen und Perspektiven für die Zukunft zum Journalismus im Internet gibt. Sie reichen von euphorisch bis depressiv. Vermutlich wird die Wahrheit in der Zukunft in der Mitte liegen. Der Journalismus traditioneller Denkweise wird nicht aufgelöst, er wird sich aber durch die Integration von Laien verändern.

2.3. Was ist Laienjournalismus?

Im Gegensatz zu professionell arbeitenden Journalisten laut vorangegangener Definition, ist unter einem Laienjournalist ein journalistischer Amateur zu verstehen, der in der Regel keine journalistische Ausbildung genossen hat und gar keine Einkünfte mit seiner schreibenden Tätigkeit verdient, zumindest nicht den überwiegenden Teil seines Lebensunterhalts damit bestreitet. Waren diese Personen im Zeitalter vor dem Internet bzw. dessen Weiterentwicklung („Web 2.0“) dem Publikum zuzuordnen, können sie sich durch technische Weiterentwicklungen nun aktiv an der Informationsproduktion beteiligen. Grundsätzlich stellt Fabris daher fest, dass es keineswegs sicher ist, dass die Selektions- und Orientierungsfunktion, die bisher dem Journalismus zugeschrieben werden, von einem an Medienunternehmen gebundenen Journalismus wahrgenommen wird (vgl. Fabris 2001, S. 55[xxiv]). Vielmehr ist im Netz ein „Nebeneinander von professionellen, partizipativen und technisch gesteuerten Vermittlern entstanden“, erkennen Hoffmann/Nuissl und Neuberger (vgl. Hoffmann/Nuissl 2007, S. 126f, Neuberger 2004[xxv], Neuberger 2006, S. 118). Bereits 1996 erkannte der amerikanische Journalismusprofessor Jay Rosen (vgl. Rosen 2006[xxvi]):

„An ,one-to-many’-communication pattern – typical of newspapers and television – is being slowly replaced by a ,many-to-many’-system more akin to the Telefone system, a web of connections where data flows freely. I cyberspace, how do we understand the figure of the journalist, as a person what sort of thing?”

Das Spektrum der Möglichkeiten, sich zum Beispiel auf professionellen journalistischen Webseiten zu beteiligen (der Gegensatz wäre das Schreiben auf privaten Internetseiten, zum Beispiel Weblogs, mehr dazu in Abschnitt 2.5.3), ist breit. Der amerikanische Journalismusforscher Steve Outing unterscheidet in seinem Aufsatz „The 11 Layers of Citizen Journalism“ nach 11 verschiedenen Beteiligungsmöglichkeiten (vgl. Outing 2005, zusammengefasst von Neuberger 2007, S. 76f)[xxvii].

(1) Opening up to public comment: Nutzer ergänzen Kommentare zu redaktionellen Beiträgen.
(2) The citizen add-on reporter: Nutzer (zum Beispiel Augenzeugen und Betroffene) liefern ergänzende Kurzbeiträge zu einem redaktionellen Beitrag.
(3) Open-Source-reporting: Professionelle Journalisten und ihre Leser arbeiten beim Schreiben eines Beitrags zusammen. Beispiele: Leser schlagen Fragen für ein Interview vor. Leser diskutieren den Entwurf eines Artikels vor seiner „offiziellen“ Veröffentlichung. (…)
(4) The citizen bloghouse: Die Redaktion lädt ihre Leser ein, ein Blog zu führen (Blog-Hosting). Die Redaktion kann die Beteiligung beeinflussen: Bekannte Blogger werden eingeladen, unter der Marke der Zeitung zu schreiben. Blogger spezialisieren sich auf bestimmte Themen und ergänzen das redaktionelle Angebot.
(5) Newsroom citizen ,transparency’ blogs: Journalisten führen Weblogs, geben Lesern einen Einblick in die Arbeit der Redaktion und diskutieren mit ihnen darüber.
(6) The stand-alone citizen-journalism site: Edited version: Auf einer eigenständigen Website, also nicht unter der Marke der Zeitung, erhalten Leser die Gelegenheit, eigene Beiträge zu veröffentlichen. In der editierten Version unterweisen Redakteure die Teilnehmer, sie regen Beiträge zu bestimmten Themen an, redigieren Texte, um eine Mindestqualität sicherzustellen, und laden gezielt Personen ein.
(7) The stand-alone citizen-journalism site: Unedited version: In der nicht-editierten Version können nur nachträglich Beiträge aus rechtlichen oder moralischen Gründen entfernt werden. Damit erhält die Site eher den Charakter einer „Community“ als den eines journalistischen Angebots.
(8) Add a print edition: Die besten Beiträge der „Citizen journalism“-Website werden in der Zeitung oder in einer Beilage veröffentlicht.
(9) The hybrid: Pro + citizen journalism: Professioneller Journalismus wird mit „Citizen journalism“ kombiniert. Das ist das Modell der südkoreanischen Website „OhmyNews“[xxviii].
(10) Integrating citizen and pro journalism under one roof: Im Gegensatz zu den hybriden Websites werden beim integrierten Konzept professionelle und partizipative Beiträge nicht mehr getrennt präsentiert, sondern gemeinsam auf einer Seite. Sie werden aber so gekennzeichnet, dass dem Leser ihre Herkunft klar bleibt.

Ein großes Potenzial bescheinigen dem Laienjournalismus die meisten Autoren. Die Weblog-Forscherin Rebecca Blood meint zum Potential der Weblogs euphorisch (vgl. Blood 2003, S. 62[xxix]):

„We are entering a new age of information access and dissemination. Tools that make it easy to publish to the Internet have given millions of people the equivalent of a printing press on their desk and, increasingly, in their pockets.”

Lennon erkennt die Stärke der Laienjournalisten, indem sie durch ihre persönliche Perspektive die Glaubwürdigkeit der traditionellen Journalisten stärken (vgl Lennon 2003, S. 79[xxx]):

„Participatory journalism is likely to become the norm in the future: Inviting informed readers to participate in stories can only bolster our credibility and trust.”

Jan Ekecrantz umschreibt die Stärke von “alternativen Medien” wie folgt: “Alternative Medien umfassen nicht nur ,oppositionelle’ und ,radikale’ Medien, sondern sind vielmehr gekennzeichnet von völlig neuen Arten der Dokumentation, ermöglicht von digitalen, mobilen und online Informations- und Kommunikationstechnologien wie Webcams und Kamera-Handys. Diese Geräte werden auf zwei Arten verwendet: Im Falle des Online Publishings ergänzen sie den Journalismus hinsichtlich der Quellentransparenz und Textbearbeitungsmethoden. Außerdem können sie von den traditionellen Medien genutzt werden, um als Vor-Ort-Journalismus Augenzeugenberichte beizusteuern. … Die Bildqualität mag gering sein, aber das trägt nur zur Authentizität bei.“ (vgl. Ekecrantz 2007, S. 19) Die fortschreitende „Privatisierung des Mediensystems“ und der „umfassende Prozess der Individualisierung“ erklärt er anhand technischer Veränderungen. „Individualisierende Kommunikations-Mittel (Handys, I-Pods) sowie zusehends segmentierte Medienmärkte (Nischenkanäle etc.) erzeugen ein Mediennutzungsverhalten, das weder zur gesellschaftlichen Kommunikation noch zum Sozialkapital beiträgt.“ (vgl. Ekecrantz 2007, S. 20) Die „Intimisierung der Öffentlichkeit“ durch die öffentliche Lösung von Problemen führe zur öffentlichen Entblößung des Privatlebens.

Allerdings sind die Probleme, die mit dem Laienjournalismus einhergehen, vielfältig. Dabei steht die Auffassung im Vordergrund, Journalisten müssten neutral bleiben, um möglichst objektiv berichten zu können. Dürften die Bürger plötzlich mitreden, so verlöre der Journalist ein Stück seiner kritischen Distanz (Haas/Steiner, 2006, 247[xxxi]).

Buchholz (vgl. Buchholz 2003, S. 77)[xxxii] stellt für die Produzenten von Bürgermedien allgemein in Deutschland, insbesondere Offener Kanäle im Radio und Fernsehen, folgendes Hauptproblem: Produzenten sind nicht beliebig disponierbar, weil es keine bezahlten professionellen Journalisten sind, sondern Bürgerinnen und Bürger, die sich in ihrer Freizeit mit aus ihrer Sicht wichtigen Anliegen meist an eine lokale Öffentlichkeit wenden. Das publizistische Bild solcher Medien hänge von drei Faktoren ab: Den inhaltlichen Interessen der Produzenten, der Themen-Agenda vor Ort und den finanziellen und personellen Ressourcen, also der Realisierbarkeit (vgl. ebd.). Größter Kritikpunkt bleiben die handwerklichen Mängel, die in den produzierten Beiträgen erkennbar werden. Die beziehen sich nach Buchholz nicht nur auf technische, sondern auch auf redaktionell-handwerkliche Mängel (vgl. ebd., S. 78).

Ruß-Mohl erkennt, dass redaktionelle Infrastrukturen ein zentraler Faktor in der journalistischen Qualitätssicherung (vgl. Ruß-Mohl 1993, S. 204ff[xxxiii]) seien. Wyss ergänzt, dass ein effizientes Redaktionssystem notwendig sei, um journalistische Qualität planen, kontrollieren und verbessern zu können (vgl. Wyss 2000, S. 223[xxxiv]). Huber (vgl. Huber 2001, S. 139)[xxxv] meint zudem, dass eine Redaktion ein prototypisches Subsystem des Systems Journalismus ist und es für den Journalisten nahezu unmöglich ist, nicht mit diesem Infrastruktur-Netzwerk in Kontakt zu kommen. Für den Laienjournalismus können diese Voraussetzungen wohl nicht bestätigt werden. Nach Ansicht von Ruß-Mohl sind Infrastrukturen „Institutionen und Initiativen, die präventiv oder korrektiv zur journalistischen Qualitätssicherung beitragen, indem sie auf den Journalismus einwirken und insbesondere die Professionalisierung der Journalisten und Medienmacher vorantreiben“ (vgl. Ruß-Mohl 1994, S. 111)[xxxvi] Diese Infrastrukturen greifen zwar nicht direkt in die Nachrichtenproduktion ein, beeinflussen seiner Meinung nach aber indirekt das Ergebnis. Sie sorgen für die nötige Kritik und Transparenz des Systems. Zur Infrastruktur gehören nach Ruß-Mohl: Der kritische Rezipient, Branchen- und Berufsverbände, Journalistenpreise, Journalistenaus- und Fortbildung, Presseräte und Ombudsleute und die Medienforschung (vgl. ebd.).

Andererseits schränkt Neuberger das „Problem“ der fehlenden redaktionellen Strukturen bei Laienjournalisten ein. Er erkennt zwar auch den Vorteil der professionellen Redaktionen, kontinuierlich recherchieren und berichten zu können und weist auf die „naturgemäß“ beschränkten Möglichkeiten von Laien hin (vgl. Neuberger 2006, S. 119). Andererseits relativiert sich dieser Nachteil durch die Vielzahl der Nutzer, die ihr Wissen teilen und dadurch, zumindest partiell, den Nachteil fehlender kontinuierlicher Berichterstattung wettmachen. „Je größer die Teilnehmerzahl ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Experte für ein Thema findet.“ (vgl. Neuberger 2006, S. 119) Wohl bekanntestes Beispiel ist die Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004. Bucher/Büffel pflichten dieser Auffassung bei und meinen: „Die Redaktion als zentral organisiertes System wird von der Kommunikationsgemeinschaft als netzwerkartig und damit dezentral organisiertes System abgelöst.“ (vgl. Bucher/Büffel 2006, S. 133)[xxxvii]

Neuberger nennt die Online-Anbieter, die keine Ableger traditioneller Medien sind, aber “zweifelsfrei dem Journalismus zuzurechnen sind und möglicherweise sogar Defizite des traditionellen Journalismus ausgleichen können”, Mikrojournalismus. Vor allem die Möglichkeiten des Journalismus erlauben es kleinen Redaktionen und einzelnen Journalisten, ohne Abhängigkeit von einen großen Medienunternehmen zu arbeiten, insbesondere bei Themen, die in den etablierten Medien ausgespart würden (vgl. Neuberger 2002, S. 46). Zumindest punktuell sind solche Autoren in der Lage, zu wichtigen Nachrichtenträger zu werden und zu massenhaftem Interesse zu gelangen, indem sie sich intensiv an der Informationssammlung, deren Auswahl, Präsentation und Prüfung beteiligen (vgl. ebd., S. 47).

2.4. Das Prinzip des Public Journalism

Ende der 1980er Jahre entwickelte sich in den USA ein Streit darüber, welche Rolle die US-amerikanische Presse im Präsidentschaftswahlkampf spielen soll und spielen darf. Die Kandidaten, George Bush und Michael Dukakis, lieferten sich 1988 „den schmutzigsten Wahlkampf, den die Vereinigten Staaten je erlebt hatten“ (vgl. Foster 2006, S. 48)[xxxviii] Eine erhebliche Mitschuld am heftigen Streit wurde den Medien gegeben, indem sie sich „hochgradig unfair gegenüber den Politikern“ (vgl. Foster 2006, S. 48) verhielten und Kandidaten vorverurteilten. Andere Stimmen wie die von Davis Merrit, Chefredakteur des Wichita Eagle, kritisierten das damals zu enge Verhältnis zwischen Politikern und Journalisten, einem Verhältnis, in der die Journalisten sich zu „Komplizen einer politischen Klasse [machten], die die öffentliche Sphäre nur noch als Plattform für politisches Marketing betrachtet“ (vgl. Eichhorn 2002, S. 329f)[xxxix]. Die Folge: die Wahlbeteiligung sank auf unter 50 Prozent. Daraufhin entwickelte sich eine Reformbewegung, die vom Journalistikprofessor Jay Rosen „Public Journalism“ („Bürgerorientierter Journalismus“) genannt wurde. Die Idee: die Verringerung der Distanz und die Verbesserung des Verhältnisses zum Publikum. Die Journalisten und Blogger Shayne Bowman und Chris Willis nennen die Idee „Participatory Journalism“ und erklären: „The act of a citizen, or group of citizen, playing an active role in the process of collecting, reporting, analyzing and disseminating news and information. The intent of this participation is to provide independent, reliable, accurate, wide-ranging and relevant information that a democracy requires. [...] We are at the beginning of a Golden Age of journalism – but it is not journalism as we have known it. ” (vgl. Bowman/Willis 2003, S. 10[xl], zit. von Bucher/Büffel 2005, S. 93 und Bucher/Büffel 2006, S. 136, Neuberger 2006, S. 120 und 125 und Armborst 2006, S. 102)

Als bemerkenswert für den Public Journalism stellt Foster die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis heraus. Ziel aller Beteiligten war, den ureigensten Zweck des Journalismus zu stärken, nämlich die Demokratie zu fördern und zum Funktionieren der Zivilgesellschaft beizutragen (vgl. Foster 2006, S. 52). Das fordere „einen am Gemeinwohl orientierten, verantwortlichen Journalismus“ sowie eine „aktive und engagierte Bürgerschaft, die an den Diskursen über öffentliche Angelegenheiten und am öffentlichen Leben teilnimmt“. Eichhorn umschrieb die Rolle des Journalisten in diesem Modell als „Moderator in einem öffentlichen Gespräch zwischen Bürgern und Mitgliedern des politischen Systems“ (vgl. Eichhorn 2002, S. 330). Vorteil einer funktionierenden, diskursiven Öffentlichkeit ist seiner Ansicht nach die Tatsache, dass Demokratie sich nicht durch „richtige“ Entscheidungen konstituiert, sondern durch öffentlichen Diskurs. Und der sei nur durch aktive Bürger zu erreichen (vgl. Eichhorn 2002, S. 337).

Um diesem Ideal zu entsprechen, ist demnach unabdingbar für den Journalismus, Bürger zur politischen Teilhabe zu ermutigen, öffentliche Debatten und Diskurse voranzubringen und damit das öffentliche Leben insgesamt zu verbessern (vgl. Foster 2006, S. 52). Dies geschehe unter anderem dadurch, dass sich die Journalisten mehr an ihren Lesern bzw. Zuschauern orientieren und die Interessen der Bürger vermehrt in den Medien vertreten sind (vgl. Foster 2006, S. 58), die Distanz zwischen Redaktion und Publikum also verringert wird und die Redaktion das Kommunikationszentrum der Kommune wird (vgl. Neuberger 2007, S. 73).

Die journalistische Unabhängigkeit müsse jedoch gewahrt bleiben, der Public Journalism kollidiert allerdings, stellt Foster fest, teilweise mit der Kontrolleursrolle des Journalisten. Letztlich sei Public Journalism in seiner Berichterstattung bürgernah, indem das Verhältnis zum Bürger systematisch und kontinuierlich überprüft werde, und zugleich journalistisch unabhängig (vgl. Foster 2006, S. 60f).

2.4.1. Kritik am Public Journalism

Gleichzeitig wird dem Public Journalism vorgeworfen, er habe keinen „Biss“ und gehe in der Berichterstattung zu sanft vor (vgl. Foster 2006, S. 101). Kritiker befürchten, dass über kontroverse Themen oder gesellschaftliche Probleme nicht mehr berichtet wird, weil es die Harmonie zum Publikum stören könnte (vgl. ebd.). Der größte Kritikpunkt ist jedoch, dass es keine Einigkeit darüber gibt, welche journalistischen Praktiken den Public Journalism ausmachen (vgl. ebd., S. 103). Wegen seiner lokalen/regionalen Ausrichtung wird dem Public Journalism nicht zugetraut, Probleme von nationaler oder internationaler Reichweite journalistisch besser aufzubereiten als der konventionelle Journalismus (vgl. ebd., S. 103f). Jedoch hält Foster eine örtlich begrenzte Orientierung des Public Journalism für konsequent, weil sie einen Zusammenschluss von engagierten Bürgern in einer „community solving it’s own problems“ begünstigt (vgl. ebd., S. 104). Dabei bleibt der Public Journalism allerdings neutral und objektiv, weil er letztlich allen Bürgern und nicht bestimmten benachteiligten Gruppen (wie beim anwaltschaftlichen Journalismus) verpflichtet (vgl. Foster 2006, S. 147). Schließlich argumentieren andere Kritiker des Public Journalism, dass derjenige Autor, der die „Position des Beobachters aufgibt und sich zum Beteiligten des Geschehens macht, (…) seine Objektivität oder zumindest Neutralität“ verliert (vgl. Lünenborg 2001, S. 118)[xli]. Gleiches dürfte für den Laienjournalismus gelten. Er wird die subjektive Sichtweise wohl niemals aufgeben können. Neuberger weist darauf hin, dass die Nutzerbeteiligung im Internet in den USA philosophische und politische Wurzeln hat, die hierzulande weitgehend fehlen (vgl. Neuberger 2007, S. 74).

2.4.2. Erkenntnisse für den Laienjournalismus

Welche Erkenntnisse können aus dem Phänomen des Public Journalism für den Laienjournalismusbegriff dieser Arbeit gezogen werden? Zunächst einmal ist eine ähnliche Trägheit im Hinblick auf das politische Interesse der breiten Bevölkerungsschicht auch in Deutschland erkennbar. Seit vielen Jahren sind die Mitgliederzahlen der politischen Parteien rückläufig. Im Hinblick auf die aktive Mitarbeit in Vereinen, die dem Gemeinwohl dienen, zitiert Foster Offe/Fuchs (2001): „Die bevorzugten Muster der Bereitschaft zum Engagement sind vermutlich einem umfassenden strukturellen Wandel unterworfen. Es gibt Hinweise auf eine ,Entformalisierung’ der Aktivitäten in Vereinigungen, vor allem bei der jungen Bevölkerung.“ (vgl. Foster 2006, S. 135) Dies gilt zweifelsohne auch für Deutschland.

Der Laienjournalismus kann helfen, dieser Entwicklung entgegenzuarbeiten. Als Möglichkeiten der Einbindung des Publikums in die politische Berichterstattung hat beispielsweise das Poynter-Institut folgende Empfehlungen ausgesprochen (zit. von Foster 2006, S. 58ff):

(1) „Listen to Citizens“ durch informelle Gespräche, Meinungen mitteilen durch Telefon, Email oder über eine Webseite
(2) „Learn from Citizens“ durch Meinungsumfragen, Gruppendiskussionen
(3) „Include Citizens in Coverage“, indem Fragen der Bürger als solche gekennzeichnet werden, dann veröffentlicht oder Politikern gestellt werden
(4) „Focus on Citizens Identified Issues“; über die in den Befragungen erkannten Themen wird ausführlich und hintergründig berichtet, deren „Pros“ und „Contras“ sowie die politischen Standpunkte dargestellt
(5) „Emphasize Facts and Solutions“; es werden bei einem Schwerpunktthema unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt und auf ungelöste Probleme hingewiesen

Auch Schmidt erkennt in lokal begrenzten Weblogs, die sowohl klassische Lokalberichterstattung leisten, aber auch Kommentare von Lesern einholen, mittelfristig das Potential, Gemeinschaften von aktiven Bürgerjournalisten aufzubauen, die die bisher in diesem Bereich dominierenden Printzeitungen ergänzen würden (vgl. Schmidt 2006, S. 131). Jedenfalls würde durch Weblogs die Schwelle zur Publikation lokal relevanter Inhalte sinken. Gleichzeitig könnte durch thematisch gebundene Einheiten das angesprochene Problem der „Entvereinigung“ behoben werden, indem sich die Menschen beispielsweise nicht persönlich im Vereinhaus treffen, sondern virtuell über ihre Vorlieben sprechen und damit trotzdem am öffentlichen Leben teilhaben.

2.5. Entwicklung der Kommunikation im Internet

2.5.1. Individualisierung der Massenkommunikation

Technologisch beruht die Fortentwicklung des Internets nach Ansicht von Panke et al. (vgl. Panke/Gaiser/Draheim 2007, S. 81)[xlii] auf zwei Faktoren: Neue Programmiertechniken (XML) erleichtern die Inhaltsverwaltung und –austausch von Webinhalten, neue Schnittstellen ermöglichen die Nutzung von Daten und Services fremder Webseiten. Daraus ergeben sich drei Vorteile: Erhöhung der Partizipation bei der Herstellung von Inhalten, eine bessere Wiederverwendbarkeit dieser Inhalte und eine effektivere Recherche.

Unter dem Begriff Social Software werden solche Programme zusammengefasst, die meist sehr einfach (weil browserbasiert) zu handhaben sind, frei im Internet verfügbar sind und meist dazu genutzt werden, in Kooperation mit anderen Webnutzern Inhalte zusammen zu tragen, wodurch ein soziales Netzwerk entsteht (vgl. Panke/Gaiser/Draheim 2007, S. 82). Für Przepiorka steht im Mittelpunkt der Software die „Unterstützung von menschlicher Kommunikation, Interaktion und Zusammenarbeit auf Basis sozialer Netzwerke (vgl. Przepiorka 2006, S. 13ff)[xliii]. Dazu gehören nicht nur Weblogs, sondern auch Wikis, Musik- und Bildbörsen oder kooperative Linklisten. Nutzer nehmen Einfluss auf die Inhalte, indem sie Inhalte kommentieren, Verschlagworten oder raten. Die Software fördert demnach Interaktion, Kooperation und Informationsaustausch von Menschen im Internet (vgl. Panke/Gaiser/Draheim 2007, S. 83f)[xliv]. Panke et al. bezeichnen die auf Konversation ausgelegte Struktur von Weblogs als hierarchiearmer oder sogar –freier Raum (vgl. Panke/Gaiser/Draheim 2007, S. 84). Zusammenfassend lassen sich nach Panke et al. Weblogs im privaten Umfeld als ein „Werkzeug zum informellen, selbst organisierten ,Micropublishing’ interpretieren, das flexibel in unterschiedliche Motivations- und Interessenlagen integrierbar ist“ (vgl. Panke/Gaiser/Draheim 2007, S. 92).

Im Hinblick auf journalistische Kompetenzen, die im Rahmen dieser Arbeit wichtig sind, erkennt Fabris ein Merkmal der interaktiven Medien für die Rezipienten darin, dass sie nun selbst immer mehr journalistische (Selektions-)Kompetenzen erwerben, damit sie Qualität erkennen und (hoffentlich) auch anerkennen lernen (vgl. Fabris 2001, S. 27). Dem ist insbesondere für das Projekt „Opinio“, das im empirischen Teil Basis für die zu beurteilenden Texte dient, zuzustimmen. Gerade im Selber handeln erwerben die Autoren Kompetenzen, die im klassischen Journalismus eine Rolle spielen.

2.5.2. Die Blogosphäre

Mit Blogosphäre wird die Gesamtheit der Menschen beschreiben, die in Weblogs kommunizieren und untereinander durch Links verbunden sind.

2.5.2.1. Was sind Weblogs?

Weblog (kurz Blog), eine Zusammensetzung aus Web (Netz, Internet) und Log (log book, Tagebuch), steht für ein einfaches Content-Management-System (CMS), durch das auch technisch weniger versierten Internetnutzer in der Lage sind, persönliche oder thematische Informationen im Internet zu publizieren und über eine Kommentarfunktion mit Nutzern in Kontakt zu treten (vgl. u.a. Stocker 2007, S. 99f[xlv], Welker 2007, S. 95[xlvi]). Technisch basieren sie auf einer Trennung von Inhalt und Form, wobei der Nutzer den Inhalt angibt und die Software das Layout (vgl. Stocker 2007, S. 100).

Während es technisch gesehen kaum Probleme gibt, Weblogs zu definieren, ist die thematische bzw. inhaltliche Definition um einiges schwieriger. Es gibt nämlich weder einen prototypischen Weblog, genauso wenig wie es die prototypische Weblogsprache gibt (vgl. Schlobinski/Siever 2005, S. 57). Allerdings hat sich nach Ansicht zahlreicher Webforscher folgende inhaltliche Definition für Weblogs durchgesetzt (vgl. Przepiorka 2006, S. 14, aber auch Schmidt/Mayer 2007, S. 62[xlvii], Schlobinski/Siever 2005, S. 8[xlviii]):

Es handelt sich bei Weblogs um regelmäßig aktualisierte Webseiten, deren Beiträge (Texte, Bilder oder multimediale Inhalte) in rückwärts chronologischer Reihenfolge angezeigt werden. Der Autor ist dabei entweder eine einzelne Person oder auch eine Gruppe. Alle Inhalte sind in der Regel durch Links mit anderen Webseiten verlinkt und können unmittelbar durch den Leser kommentiert werden. Ein Weblog kann typischerweise die Form eines Tagebuchs, eines Journals oder einer Linksammlung zu anderen Webseiten annehmen.

Die Einträge können also von den Rezipienten kommentiert und „in Echtzeit in andere Informationsangebote eingebunden bzw. zu neuen Diensten gebündelt werden“ (vgl. Welker 2007, S. 95). Medial gesehen ist ein Weblog demnach ein Textmedium, technisch gesehen eine dynamische Webseite (vgl. Schlobinski/Siever 2005, S. 8). Die weltweit größte Blogsuchmaschine Technorati registrierte im Oktober 2007 insgesamt 109,5 Millionen Blogs[xlix].

Waren es zu Beginn des Zeitalters vor allem tagebuchartige Einträge aus dem Alltag der Autoren haben sich die Einträge zunehmend professionalisiert und betreten das Gebiet der öffentlichen politischen Kommunikation (vgl. Bucher/Büffel 2005, S. 85)[l]. Schlobinski/Siever erkennen „unzählige Varianten hinsichtlich Leserzahl, Qualität und damit verbundenen Absichten“ (vgl. Schlobinski/Siever 2005, S. 53). Auch in Bezug auf Formen und Inhalte hätten sich unterschiedliche Arten von Weblogs herausgebildet, beispielsweise kollarboative Weblogs, Online-Tagebücher, Weblogs mit regionalem Bezug, Experten-Weblogs oder Dienstleistungs-Weblogs mit kommerziellen Absichten (vgl. Schlobinski/Siever 2005, S. 53f). Funktional müsste sie nach Ansicht von Bucher/Büffel damit als Form des Journalismus gelten, da sie damit „ohne Zweifel journalistische Funktionen erfüllen: sie stellen Themen für die öffentliche Kommunikation bereit und tragen zur Selbstbeobachtung der Gesellschaft bei“ (vgl. Bucher/Büffel 2005, S. 85). Funktional seien diese Formen der öffentlichen Kommunikation dem klassischen Journalismus äquivalent. Voraussehbar scheint jedoch, dass diese Berichterstattung in Weblogs nicht mehr an Institutionen oder Medienunternehmen gekoppelt ist (vgl. ebd., S. 86). Der Vergleich mit der Bewegung der Piraten- und freien Radios bzw. der Alternativpresse in den 1970ern liegt nahe. Damals stand der Wunsch, „Menschen, die in der Öffentlichkeit sonst kein Gehör finden, zu Wort kommen zu lassen, Dinge aus der Sicht der Betroffenen darzustellen und Zerrbilder der bürgerlichen Medien zu korrigieren“ (vgl. Grieger u.a. 1987[li], zit. von Bucher/Büffel 2005, S. 89). Dabei sind die technischen Zugangsbarrieren im Internet zu publizieren, noch deutlich niedriger als damals (vgl. ebd. S. 134).

Konstitutives Merkmal für alle Weblogs, erklären Bucher/Büffel, ist der individuelle, personenbezogene Charakter (vgl. Bucher/Büffel 2005, S. 90, Bucher/Büffel 2006, S. 134). Weblogs würden fast ausschließlich von Individuen betrieben, die aus einer subjektiven Perspektive berichten, Inhalte selektieren und verlinken. Schlobinski/Siever meinen, Weblogs bedienen ausschließlich einen spezifischen thematischen Bereich (Monothematizität) (vgl. Schlobinski/Siever 2005, S. 9). Auch Schmidt erkennt Weblogs als eine „personenbezogene Form der Kommunikation“, selbst wenn der Autor unter einem Pseudonym schreibt, und nennt dafür drei Hauptmerkmale von Weblogs (vgl. Schmidt 2006, S. 81):

(1) Die narrativ-chronologische Struktur
(2) Der in der Kommentarfunktion angelegte Dialog mit den Lesern
(3) Die Präsentation von Facetten der eigenen Identität.

Auch die deutlich häufigere Aktualisierung im Vergleich zu persönlichen Homepages lassen diese Bezeichnung zu (vgl. ebd.). Zudem sei die Selbstdarstellung, also die „Online-Identität“ eines Weblog-Autors dauerhafter, weil die Beiträge und Archive jederzeit abrufbar sind. Gleichzeitig verschwimmen die Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichem, weil persönliche Merkmale, Gedanken und Gefühle öffentlich verfügbar gemacht werden (vgl. ebd., S. 83, Bucher/Büffel 2006, S. 135). Interaktivität wird von den Weblogautoren meist vorausgesetzt bzw. mit einkalkuliert, wobei die Technik, die Rückmeldungen leicht zugänglich macht, diese Tatsache massiv erleichtert wird.

2.5.2.2. Welche Vorteile haben Weblogs?

In Deutschland haben zwei Ereignisse die Bedeutung und das Interesse an Weblogs nach vorne gespült. Es war die Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004 und die Anschläge auf die U-Bahn in London im Juli 2005. Das Interesse stieg deshalb so rasant an, weil es vor allem Laien waren, die für Bilder und Augenzeugenberichte sorgten (vgl. Armborst 2006, S. 109ff). Durch die immer rasantere Verbreitung des Weblog-Formats wird es nach Ansicht von Armborst immer wahrscheinlicher, „dass es am Ort eines bedeutenden Geschehens jemanden gibt, der gerade sein Blog aktualisiert oder zumindest in der Lage ist, seinen Augenzeugenbericht innerhalb weniger Minuten oder gar Sekunden zu veröffentlichen.“ (vgl. Armborst 2006, S. 111).

Schmidt/Mayer erkennen nach der Durchsicht zahlreicher Weblogstudien drei Leitbilder gemeinsam (vgl. Schmidt/Mayer 2007, S. 62):

(1) Weblogs gelten als authentisch, weil sie Aspekte der Persönlichkeit des jeweiligen Autors repräsentieren
(2) Weblogs sind dialogorientiert, weil über wechselseitige Verweise und Kommentare bidirektionale Kommunikation zwischen Autor und Leser möglich wird
(3) Weblogs sind eine dezentrale Form der Kommunikation, die vergleichsweise geringe Zugangshürden besitzt und Elemente der öffentlichen und interpersonalen Kommunikation verbindet.

Przepiorka erkennt vier Hauptvorteile von Weblogs (vgl. Przepiorka 2006, S. 14, aber auch Schmidt/Mayer 2007, S. 62[lii]):

(1) Weblogs informieren schneller: Zentrale Linklisten fungieren wie ständig aktualisierte News-Ticker. Dadurch verbreiten sich Informationen in Weblogs meist schneller als in professionellen Magazinen. Das gelte vor allem für internetspezifische Trends.
(2) Weblogs sind einfach zu bedienen: Erstellung und Verwaltung der Weblog-Systeme und Inhalte erfolgt über ein automatisches System, die auf die wesentlichen Bestandteile beschränkt sind. HTML-Kenntnisse werden nicht benötigt, der Laie kann sich voll auf das Erstellen von Inhalten konzentrieren.
(3) Weblogs sind kostengünstig: Weblog-Systeme sind für den privaten Gebrauch kostenlos im Internet erhältlich.
(4) Weblogs sind ortsunabhängig: Weblogs können von jedem internetfähigen Rechner zu jedem beliebigen Zeitpunkt editiert werden, selbst auf Reisen in einem Internetcafe.

Stocker erkennt für den schulischen Unterricht folgende Vorteile von Weblogs (vgl. Stocker 2007, S. 104), die allerdings auch verallgemeinert werden können:

(1) Einfache Einrichtung und Nutzung: Weder eine aufwendige Installation noch technische Kenntnisse sind für die Weblognutzung notwendig. Ausreichend ist ein Webbrowser, der standardmäßig auf den meisten Rechnern installiert ist (Ortsunabhängigkeit).
(2) Chronologische Struktur: Der jeweils neueste Eintrag wird automatisch oben abgelegt. Damit sind Einträge chronologisch sortiert.
(3) Permalinks: Jeder Eintrag wird mit einer stabilen URL versehen und kann einzeln verlinkt und kommentiert werden. Verknüpfungen, so genannte Trackbacks, weisen den Autor auf einen Hinweis eines eigenen Beitrags in einem anderen Weblog hin.
(4) Öffentlichkeit: Alle Einträge können öffentlich diskutiert werden

Für Bucher/Büffel hat der Wandel von der „hierarchischen Distributionsstruktur zur offenen Netzwerkkultur“ folgende Auswirkungen (vgl. Bucher/Büffel 2005, S. 107f, Bucher/Büffel 2006, S. 147):

(1) Ausweitung der Themenvielfalt und Liberalisierung der Themensetzung
(2) Ausweitung des Informationsangebotes und der Informationsquellen
(3) Erweiterung der Zugangsmöglichkeiten zur Medienkommunikation über die professionellen Akteure hinaus
(4) Verdichtung und Dezentralisierung der Kommunikation unter Beteiligung verschiedener Akteurstypen (Experten, Laien, Politiker, Wirtschaftsvertreter, Journalisten, Öffentlichkeitsarbeiter etc.)
(5) Steuerungsverlust für die klassischen Hauptakteure der Medienkommunikation: Journalismus, Politik, Öffentlichkeitsarbeit.
(6) Ausweitung der Reflexivität der Medienkommunikation (Kritik, Analyse, Referenzen)
(7) Globale Distribution und Recherchierbarkeit lokaler Angebote, also „Glokalisierung der Medienkommunikation.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass alle Autoren die einfache, günstige und dezentrale Handhabung sowie den dialogischen, vernetzten Charakter hervorheben.

Was denken Journalisten über ihre neue Konkurrenz? In einer Befragung von Neuberger unter 137 Betreibern themenspezifischer Weblogs und 17 Anbietern von „Peer-to-Peer“-Informationsseiten im Sommer 2003 verstand sich der überwiegende Teil der Autoren als Journalisten. 86 Prozent sagten, dass sie eine „neue Art von Journalismus“ betreiben würden (vgl. Neuberger 2006, S. 122ff). Allerdings wird das Verhältnis weniger konkurrierend als ergänzend/komplementär eingeschätzt, da nur eine Minderheit der Befragten angab, den traditionellen Journalismus teilweise oder vollständig verdrängen zu wollen. Bei der Frage nach den Stärken der Weblogs antwortete der Großteil der Blogger (94,9 Prozent), sie schätzen den leichten Zugang zum Autor, dessen persönliche Perspektive (89,6 Prozent), den vielfältigen und intensiven Meinungsaustausch (70,4 Prozent), die Unterhaltsamkeit (52,6 Prozent) und die Aktualität (51,5 Prozent). Keine gravierenden Unterschiede zum traditionellen Journalismus sahen die Befragten bei der Relevanz, der Richtigkeit, der Vielfalt der Informationen und beim Service (vgl. ebd., S. 122). Bei der Frage, warum die Autoren ihren Weblog betreiben, sagten 75 Prozent der Befragten, sie wollten in erster Linie ihre eigene Meinung kundtun (vgl. ebd., S. 123). Etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) sagte, sie wolle über wichtige Themen informieren, was nach Ansicht von Neuberger auf eine starke journalistische Orientierung hindeute.

2.5.2.3. Wer bloggt und warum?

Die von Schmidt/Mayer selber durchgeführte Weblog-Untersuchung „Wie ich blogge“, bei der insgesamt 5246 Personen teilnahmen, ergab folgende Ergebnisse (vgl. Schmidt/Mayer 2007, S. 66ff):

(1) Etwa zwei Drittel der Befragten (70,8 Prozent) gab an, sie führen einen Weblog, weil es ihnen Spaß macht.
(2) Knapp die Hälfte (49,0 Prozent) gaben als Grund an, eigene Ideen und Erlebnisse für sich selber festhalten und mit anderen austauschen zu wollen
(3) Ein Drittel gab explizit an, das eigene Wissen in einem Themengebiet anderen zugänglich machen zu wollen

Es sind also überwiegend intrinsische Motive, die Autoren dazu treiben, in Weblogs zu schreiben, was auch der Erwartungshaltung an Weblogs entspricht, denn von ihnen wird nach Ansicht von Schmidt erwartet, authentisch und mit seiner „eigenen Stimme“ zu kommunizieren, also „eigene Gedanken und Kommentare zu Erlebnissen auszudrücken“ (vgl. Schmidt 2006, S. 47 und 77). Extrinsische, nach außen gerichtete Motive wie das Bereitstellen von Wissen werden weniger genannt (vgl. Schmidt 2006, S. 43)[liii]. Diese Ergebnisse ähnelten in weiten Teilen den Ergebnissen einer Befragung von Nardi (2004), die Schmidt zitiert (vgl. ebd.). Demnach ergaben sich fünf Motive für die Nutzung von Weblogs:

(1) Um das eigene Leben zu dokumentieren
(2) Um eigene Meinungen auszudrücken
(3) Um persönliche Erlebnisse und Gefühle zu verarbeiten
(4) Um Ideen und Gedanken beim Schreiben zu entwickeln
(5) Um den kommunikativen Austausch in einer Gruppe von Nutzern zu fördern

Dabei ist bei persönlichen Informationen zu beobachten, dass Autoren eine „Positivselektion“ dieser Eigenschaften vornehmen, um als „kompetent und sympathisch wahrgenommen zu werden“ (vgl. Schmidt 2006, S. 71).

Überrepräsentiert waren in der Befragung von Schmidt/Mayer männliche Blogger (54,3 Prozent) mit Abitur (44,4 Prozent) und zwischen 20 und 29 Jahre alt (41,9 Prozent). Die meisten von ihnen (53,7 Prozent) nutzen das Internet bereits seit fünf bis zehn Jahren. Schmidt/Mayer bestätigen damit zahlreiche andere Studien, nach denen Weblogger eher männlich, eine hohe formale Bildung haben und zwischen 20 und 40 Jahre alt sind (vgl. Schmidt/Mayer 2007, S. 77). Von Schmidt/Mayer genannte „W-Blogger“, also Blogger, die ihr Wissen mit anderen teilen wollen, sind eher dazu bereit, ihren Weblog nicht mit einem Pseudonym zu führen. Sie veröffentlichen in ihrem Blog also Hinweise auf ihre Identität (vgl. ebd., S. 70). Die Informationen helfen einzuschätzen, welchen Expertenstatus ein Blogger hat und in welchem Wissensumfeld er eingebettet ist (vgl. ebd., S. 78). Fast alle der Befragten (96,8 Prozent) erlauben Kommentare von Rezipienten in ihrem Weblog. Interessant ist, dass die W-Blogger deutlich häufiger (71,4 Prozent) von Weblogs Themen und Inhalte erwarten, die aus anderen Medien nicht zu erhalten sind, als es bei den übrigen Bloggern der Fall ist (52,1 Prozent). Ebenfalls Unterschiede gibt es bei der Erwartung an den Sprachstil und der Darstellung persönlicher Meinungen. Während 37,1 Prozent der W-Blogger einen lockeren sprachlichen Stil erwarten und zu 54,3 Prozent persönliche Meinungen des Autors, sind es bei den übrigen, „normalen“ Bloggern 61,8 Prozent, die einen lockeren Sprachstil wünschen und 75,4 Prozent, die persönliche Meinungen des Autors lesen wollen (vgl. ebd., S. 78ff).

Eine Untersuchung der Forschungsgruppe Perseus Development von 4,1 Millionen Blogs im Oktober 2003, die von Möller zitiert wird (vgl. Möller 2005, S. 130[liv]), ergab die Erkenntnis, dass viele Blogs schon nach kurzer Zeit aufgegeben werden. 66 Prozent der untersuchten Blogs war nach zwei Monaten nicht mehr aktualisiert worden. Nur 9,9 Prozent der aktiven Blogs hatte einen aktuellen Eintrag, der auf eine von 2875 ausgewählten Nachrichtenquellen verweist (vgl. ebd.). Letztlich lassen diese Zahlen, wie auch Welker anhand anderer Untersuchungen[lv] feststellt, den Rückschluss zu, dass trotz hoher Zuwachsraten in Deutschland Bloggen noch kein Massenphänomen ist (vgl. Welker 2007, S. 104, Welker 2006, S. 161).

Bei der Demografie der Blogger ergab sich eine Quote von 92,4 Prozent unter 30-jähriger Blogger, 56 Prozent der Blogger waren weiblich. Bei den meisten Leserkreisen handelt es sich um „Nanozielgruppen“, also sehr kleine Gruppen mit spezifischen Interessen. Dennoch lautet das Fazit der Studie: „Jeder Blog hat zumindest das Potenzial, in die Größenordnung traditioneller Medien aufzusteigen.“ (vgl. Welker 2007, S. 131)

Eine der Stärken von Weblogs erkennt der Journalist Bill Mitchell in der (möglichen) Tiefe der Darstellung: „A newspaper is necessarily a smorgasbord; readers with intense interest in one area sometimes go away hungry. A Weblog can provide the added depth and detail they crave.“ (vgl. Mitchell 2003, S. 65)[lvi]

Für die Bloggerin und Webforscherin Sheila Lennon ist es unabdingbar für einen Weblog, der interessant sein will, eine „human voice“ (menschliche Stimme/Ansicht) zu haben (vgl. Lennon 2003, S. 77). „A blog with just links is a portal.“ Schließlich ergänzt sie: „The important point is that widely available, inexpensive Web publishing lets anyone get out his or her story and perspective. Bloggers then link to it and thereby spread the world. News organizations are no longer the gatekeepers on stories.” (vgl. Lennon 2003, S. 79) Auch Hoffmann/Nuissl erkennen als charakteristisch für Weblogs einen „vergleichsweise persönlicher, auf Authentizität bedachter Stil der Einträge“, was bedeute, dass Blogs autorenbezogen sind, was eine wesentliche Bedingung von Glaubwürdigkeit sei (vgl. Hoffmann/Nuissl 2007, S. 121).

Schmidt zitiert eine Gegenüberstellung von Wall (2005), der festgestellt hat, dass Weblog-Journalismus in drei Bereichen vom traditionellen Journalismus unterscheidet: Dem narrativen Stil, dem Stellenwert des Publikums und den formalen Merkmalen von Beiträgen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1 : Vergleich Traditioneller Journalismus/Weblog-Journalismus.

Quelle: Schmidt 2006, S. 123f

Im Hinblick auf (journalistische) Qualität in Weblogs meint Schmidt, dass angesichts der relativen Neuheit von Weblogs davon auszugehen ist, dass „sich Qualitätsstandards und Praktiken, genauer: Adäquanz- und prozedurale Regeln für ihren Einsatz als journalistische Publikationsform, erst allmählich herausbilden“ (vgl. Schmidt 2006, S. 123). Es gebe (noch) keine akzeptierte Instanz, die Standards setzen und Sanktionen aussprechen könne – analog dem Presserat für den klassischen Journalismus (vgl. auch Schlobinski/Siever 2005, S. 17). Lorenz Lorenz-Meyer hält die Kontrollfuniktion, die Weblogs im Hinblick zum Beispiel auf Qualität ausüben, auf lange Sicht eher für nützlich schadhaft. „Die Journalisten [...] sollten sich über die neu entstandene ‚Echo Chamber’ freuen, statt in Panik zu verfallen.“ (vgl. Lorenz Lorenz-Meyer 2005[lvii])

2.5.2.4. Sind Blogs Journalismus?

In eigentlich jeder Ausführung zum Thema Weblogs taucht die Frage nach der Verbindung von Blogs und Journalismus auf. Das stellen auch Welker (vgl. Welker 2006, S. 158)[lviii] oder Armborst (vgl. Armborst 2006, S. 97) fest. Für Welker scheint die reine äußere Form darauf hinzudeuten, „die Tatsache, dass Autoren Texte veröffentlichen, die meist einen non-fiktionalen Inhalt aufweisen, und mit einem Datum und gelegentlich auch mit einer Ortsangabe versehen sind, scheint eine solche Verbindung nahe zu legen“ (vgl. Welker 2006, S. 158). Viele Bloggertexte hätten einen tagesaktuellen Bezug und beschäftigten sich mit politischen, wirtschaftlichen oder kulturellen Vorgängen im Land. Dennoch sei auffällig, dass die Texte grundsätzlich anders geschrieben sind als in etablierten Medien (vgl. ebd.).

Unstrittig ist unter vielen Autoren, dass Journalismus bzw. traditionelle Massenmedien und Blogger bzw. Blogosphäre „in vielerlei Hinsicht zusammen wachsen“, wie es Schmidt umschreibt (vgl. Schmidt 2006, S. 120), obwohl diese Form des Webjournalismus als Gegenbewegung des traditionellen Journalismus, vom Publikum initiiert, entstand (vgl. Bolsmann/Seiler 2006 2006, S. 18). Strittig ist, welchen Namen dieser neuen Autorenschaft gegeben wird. Die Umschreibung des amerikanischen Journalismusprofessors Jay Rosen, der Weblogautoren „people formerly known as the audience“ nennt (Rosen 2006, zitiert auch von Schmidt 2006, S. 122), ist sicherlich nicht hilfreich, wenngleich sie gut die Bewegung verdeutlicht, die derzeit das Verhältnis Journalismus – Publikum verändert. Weblog-Autoren werden nach Welker deshalb mit Begriffen wie Gegen-, Pseudo- oder Alltagsjournalisten umschrieben, um dem „subjektiven, kommentar- und tagebuchartigen Charakter“ Rechnung zu tragen (vgl. Welker 2007, S. 97, Schlobinski/Siever 2005, S. 8ff). Hoffmann/Nuissl sprechen von einem „Quasi-Journalismus“ im Selbstverständnis der Blogger, Blogs den „eingeführten Journalismus, so wie wir ihn kennen, vielleicht ergänzt oder erweitert“, Blogs aber nicht für eine neue, „bessere Art von Journalismus steht, die dann frei – oder zumindest freier – von Problemen wie Kommerzialisierung oder Meinungsmache“ ist (vgl. Hoffmann/Nuissl 2007, S. 125). Sie halten das Prinzip „Publish now, edit later“, also eine Information erst online zu stellen und dann zu selektieren/editieren, als eine der Gefahren des Bloggens. Damit werde der Journalismus „auf den Kopf gestellt“, weil jede Menge Datenmüll produziert werde und die Rezipienten dies ausbaden oder gar noch korrigieren müssen (vgl. Hoffmann/Nuissl 2007, S. 127f, Schmidt 2006, S. 137ff).

Vor allem entsage die ungefilterte Weitergabe von Informationen und Wissen „von vorneherein dem Anspruch auf Relevanzprüfung“, was die beiden Autoren vom Journalismus erwarten (vgl. Hoffmann/Nuissl 2007, S. 128). Letztlich sei die „Grenze zwischen ,echtem’ Journalismus als professioneller Aufbereitung und Verbreitung von Informationen und bloßer privater Meinungsäußerung viel fließender geworden“ (vgl. Hoffmann/Nuissl 2007, S. 131). Jedoch stellen Hoffmann/Nuissl auch fest: „Guten Journalismus im Sinne einer gesellschaftsbezogenen Übernahme von Kritik und Kontrolle, eines „Prinzips Öffentlichkeit“, das kann nicht jeder betreiben, das muss, wie vieles andere auch, gelernt werden“ (vgl. Hoffmann/Nuissl 2007, S. 132).

Nach Ansicht von Schlobinski/Siever müsse man unterscheiden zwischen Bloggen als Reaktion auf Mediendefizite, als eine neue Form des Bürgerjournalismus, und auf der anderen Seite individueller Meinungskundgabe zu gesellschaftlichen und privaten Fragestellungen (vgl. Schlobinski/Siever 2005, S. 55). Während im ersteren Fall die Frage nach Journalismus eher mit ja zu beantworten ist, weil dort mehr Wert auf Sorgfalt und Richtigkeit bei der Darstellung gelegt wird, dürfte die Antwort im zweiten Fall eher nein lauten, weil dort der Rezipientenkreis eher klein sein dürfte und es eher um schnelle Kommunikation und Darstellung, meist in Umgangssprache (vgl. Schlobinski/Siever 2006, S. 71) geht.

Möller beantwortet die Frage, ob einfache Blogs Journalismus „nach dem Muster der Mainstream-Medien“ darstellen, mit einem Zitat des Netzanalytikers Clay Shirky: „Die Reihenfolge bei Broadcast-Medien ist ,filtern, dann veröffentlichen’. Die Reihenfolge in Communities ist ,veröffentlichen, dann filtern’“ (vgl. Möller 2005, S. 132). Auch von ihrem Verständnis von Aktualität und der persönliche, direkter Stil in Weblogs unterscheide sich „krass von der sehr armen, stereotypischen und formelhaften Alltagssprache der Information, die im traditionellen Journalismus verwendet wird“ (vgl. ebd.). Die amerikanische Weblog-Forscherin Rebecca Blood, selber langjährige Bloggerin, schrieb im angesehenen „Nieman-Report“ (ins Deutsche übersetzt): „Ich praktiziere keinen Journalismus, wenn ich auf einen Artikel verlinke, den jemand anderes geschrieben hat und sage, was ich dazu denke. Die große Mehrheit der Weblogs liefert keine eigene Berichterstattung, was meiner Meinung nach das Herz allen Journalismus ist“ (vgl. Blood 2003, S. 62) Auch eine Recherche alleine bedeute nicht automatisch, dass die Person Journalismus betreibe. Allerdings nutzen zahlreiche Journalisten Blogs zur Themenfindung. So bittet der Blog-Pionier Dan Gillmor die Leser seiner Blogs, ihm Anregungen zu Artikelideen zu schreiben. (vgl. Möller 2003, S. 133).

Paul Andrews meint: „Many blogs focus on narrow subject matter of interest to a select but circumscribed niche.“ (vgl. Andrews 2003, S. 63)[lix] Anhand der “Google”-Suche hat er festgestellt: Wer nach aktuellen Nachrichtenthemen sucht, landet oft auf etablierten Nachrichtenseiten. Wer allerdings nach abstrusen Themen sucht, wird immer häufiger zu Blogeinträgen geleitet (vgl. ebd.). Beim Vergleich mit dem Journalismus geht Andrews allerdings sehr kritisch mit den Bloggern um: „Bloggers, in general, know little about independent verification of information and data. (…) Calling a typical blogger a journalist is like calling anyone who takes a snapshot a photographer.” (vgl. Andrews 2003, S. 64) Das meiste, was in der Bloggosphäre existiert, sei kein Journalismus (vgl. ebd., S. 66).

Der Weblogger und Webforscher Tom Regan hält Blogs in Ein-Zeitungs-Gebieten mit kleinen TV- und Hörfunkstationen als zusätzliche Informationsquelle für wichtig:

„… so many cities and towns in America, where there might be one newspaper(most likely owned by a chain), and where the local radio and TV stations have little, if any, variety of programming or opinion, a person can find dozens of informative blogs by people of every political persuasion.“ (vgl. Regan 2003, S. 69)[lx]

Letztlich nennt Regan die Blogs die “dam-busters” (Dammknacker) der Medienwelt, weil seiner Meinung nach die Medienkontrolle in den USA immer stärker konzentriert wird und die Medienkonzerne zu „fair and balanced news“ mit „limited voices“ erzieht, zu denen Blogs ein Gegengewicht bilden, indem sie „blow open holes“ (vgl. Regan 2003, S. 70). Seine Kollegin J.D. Lasica meint: „The good thing about them is that they introduce fresh voices into the national discourse on various topics and help biuld communities of interest through their collections of links.” (vgl. Lasica 2003, S. 71)[lxi] SIe erkennt in einigen Blogs “trappings of journalism” (Anzeichen von Journalismus): „They take part in the editorial function of selecting newsworthy and interesting topics, they add analysis, insight and commentary, and occasionally they provide a first-person report about an event, a trend, a subject.” (vgl. Lasica 2003, S. 73). Letztlich kommt sie jedoch zu dem Entschluss, dass Blogs „not by a long shot“ (nicht im Geringsten) Journalismus seien (vgl. Lasica 2003, S. 73). Der gleichen Ansicht ist Przepiorka, der meint, dass Weblogs in den meisten Fällen keine eigenen Inhalte haben, die man im engeren Sinne als Nachricht verstehen könnte, sondern sie nur aus sehr persönlichen Kommentaren bestehen oder aus Links zu anderen Seiten (vgl. Przepiorka 2006, S. 17).

[...]


[i] Vgl. Morris, John (2002): A Study of Attitudes Toward Audiences Interaction in Journalism. Citizen-Based Reporting. Lewiston, New-York: The Edwin Mellen Press.

[ii] Bolsmann, Daniela; Seiler, Lisa (2006): Mitmach-Medien. Wie eine stärkere Publikumsbeteiligung den Journalismus verändert. Unveröffentlichte Studienarbeit am Institut für Journalistik (Prof. Roland Schröder). Eingereicht am 31. August 2006.

[iii] Vgl. Neuberger, Christoph (2002): Alles Content, oder was? Vom Unsichtbarwerden des Journalismus im Internet, in: Hohlfeld, Ralf; Meier, Klaus; Neuberger, Christoph: Innovationen im Journalismus. LIT-Verlag Münster 2002.

[iv] Hoffmann, Nicole; Nuissl, Henning: Blogging: Formate für einen Online-Journalismus? Eine Untersuchung jenseits der Disziplinen. In: Rau, Harald (Hrsg.): Zur Zukunft des Journalismus. Peter Lang Verlag 2007, S. 117-136.

[v] Die drei bekanntesten und beliebtesten Weblog-Anbieter (Hoster) sind www.blog.de (50.450 registrierte Blogger, Stand: 23. November 2007, 160.000 registrierte Blog laut Email-Auskunft vom 26. November 2007), www.blogger.de (16.754 registrierte Blog laut Auskunft auf der Homepage, Stand: 23. November 2007) und www.blogg.de.

[vi] Armborst, Mathhias (2006): Kopfgeldjäger im Internet oder publizistisches Avantgarde? Was Journalisten über Weblogs und ihre Macher wissen sollten. LIT-Verlag Berlin 2006.

[vii] Der Begriff Laie wird im Rahmen dieser Arbeit wie im allgemeinen Sprachgebrauch benutzt und wie er im Duden beschrieben ist. Demnach ist ein Laie ein Nichtfachmann (vgl. Duden 1996, S. 445), in diesem Fall auf dem Gebiet des Journalismus, der das Handwerk nicht professionell gelernt und betrieben hat und betreibt. Der Begriff Laienjournalist ist nicht immer trennscharf, was aber letztlich mit den zahlreichen Definitionen für Journalismus zu tun hat. Eine umfassende Definition des Laienjournalist/Laienjournalismus folgt in Kapitel 2.3.

[viii] Deutscher Journalisten-Verband: Berufsbild: Wer ist Journalist? Und was machen Journalisten? Online-Dokument: http://www.djv.de/Berufsbild.217.0.html (Stand: 25. November 2007).

[ix] Vgl. Weischenberg, Siegfried: Journalistik 2, Opladen 1995.

[x] Neuberger. Christoph (2006): Weblogs verstehen. Über den Strukturwandel der Öffentlichkeit im Internet. In: Picot, Arnold; Fischer, Tim (Hrsg.): Weblogs professionell. Grundlagen, Konzepte und Praxis im unternehmerischen Umfeld. Dpunkt-Verlag Heidelberg 2006, S. 113-130.

[xi] Huber, Christian: Das Journalismus-Netzwerk. Wie mediale Infrastrukturen journalistische Qualität beeinflussen. Studien-Verlag Innsbruck 1998.

[xii] Weischenberg, Siegfried: Leistungen und journalistisches Bewusstsein, in: Bucher, Hans-Jürgen; Altmeppen, Klaus-Dieter: Qualität im Journalismus, Westdeutscher Verlag Wiesbaden, 2003, S 163-180.

[xiii] Bucher, Hans Jürgen (2003): Journalistische Qualität und Theorien des Journalismus. In: Bucher, Hans-Jürgen; Altmeppen, Klaus-Dieter (Hrsg.): Qualität im Journalismus. Wiesbaden 2003, S. 11-34.

[xiv] Haller, Michael: Qualität und Benchmarking im Printjournalismus, in: Bucher, Hans-Jürgen; Altmeppen, Klaus-Dieter: Qualität im Journalismus, Westdeutscher Verlag Wiesbaden, 2003, S. 181-202.

[xv] Esser, Frank; Weßler, Hartmut: Journalisten als Rollenträger: redaktionelle Organisation und berufliches Selbstverständnis, in: Jarren, Ottfried; Weßler, Hartmut: Journalismus – Medien- Öffentlichkeit, Westdeutscher Verlag 2002, S. 165-240.

[xvi] Ekecrantz, Jan: Medien und Journalismus – Eine Skizze der Zukunft. In: Rau, Harald (Hrsg.): Zur Zukunft des Journalismus. Peter Lang Verlag 2007, S. 11-30.

[xvii] Vgl. Quandt, Thorsten: Das Ende des Journalismus? Theorien zur Analyse netzbasierter Medienkommunikation, in: Löffelholz, Martin (Hrsg.): Theorien des Journalismus. Ein diskursives Handbuch. VS Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden 2004, S. 451-468.

[xviii] Einige dieser Techniken werden in Kapitel 2.5.3 im Rahmen der Blogosphäre beschrieben.

[xix] Neuberger, Christoph (2005): Strategieoptionen der Tageszeitungen im Internet, in: Fasel, Christoph (Hrsg.): Qualität im Journalismus, UKV Verlag Konstanz 2005, S. 155-182.

[xx] Schmidt, Jan 15: Weblogs – Eine kommunikationssoziologische Studie. Konstanz 2006,

[xxi] Grabowicz, Paul: Weblogs Bring Journalism Into A Larger Community. In: Nieman Reports Vol. 57, No. 3, Fall 2003, S. 74-76.

[xxii] Neuberger, Christoph (2007): Nutzerbeteiligung im Online-Journalismus – Perspektiven und Probleme der Partizipation im Internet. In: Rau, Harald (Hrsg.): Zur Zukunft des Journalismus. Peter Lang Verlag 2007, S. 61-94.

[xxiii] Roesler, Alexander: Bequeme Einmischung. Internet und Öffentlichkeit. In: Münker, Stefan; Roesler, Alexander(Hrsg.): Mythos Internet. Suhrkamp-Verlag Frankfurt a.M. 1997, S. 171-192.

[xxiv] Vgl. Fabris, Hans Heinz (2001): Hoher Standard. Qualität und Qualitätssicherung im Journalismus. In: Fabris, Hans Heinz; Rest, Franz: Qualität als Gewinn. Salzburger Beiträge zur Qualitätsforschung im Journalismus. StudienVerlag Innsbruch, S. 49-72.

[xxv] Neuberger, Christoph (2004): Konkurrenz oder Ergänzung zum professionellen Journalismus? In: onlinejournalismus.de, veröffentlicht 25.10.2004. Online-Dokument: http://goa2003.onlinejournalismus.de/webwatch/p2p.php (Stand: 05.11.2007)

[xxvi] Rosen, Jay (2006): The People Formerly Known as the Audience. Pressthink. URL: http://journalism.nyu.edu/pubzone/weblogs/pressthink/2006/06/27/ppl_frmr.html (22.11.2007).

[xxvii] Outing, Steve: The 11 Layers of Citizen Journalism. A resource guide to help you figure out how to put this industry trend to work for you and your newsroom. In: Poynter Online: http://www.poynter.org/content/content_view.asp?id=83126 (30.10.2007)

[xxviii] Mit mehr als 60.000 registrierten Bürgerjournalisten (Stand Oktober 2007) gilt die südkoreanische Website www.Ohmynews.com als weltweit erfolgreichstes Projekt im Bereich „Citizen Journalism“ (vgl. Neuberger 2007, S. 78). Die Initiatoren sprechen selber von einer „OhmyNews' army of guerilla reporters", die seit dem Jahr 2000, zusammen mit inzwischen 60 professionellen Reportern, „have substantially influenced Korean society and politics“. Vgl. OhmyNews: http://english.ohmynews.com/articleview/article_view.asp?article_class=8&no=380730&rel_no=1 (Stand: 30.10.2007)

[xxix] Blood, Rebecca: Weblogs and Journalism. Do they Connect? Nieman Reports Vol. 57, No. 3, Fall 2003, S. 61-63.

[xxx] Lennon, Sheila: Blogging Journalists Invite Outsiders’ Reporting In. In: Nieman Reports Vol. 57, No. 3, Fall 2003, S. 76-79.

[xxxi] Haas, Tanni / Steiner, Linda (2006). Public Journalism: A Reply to Critics. Journalism, 7 (2), 238-254.

[xxxii] Buchholz, Klaus-Jürgen: Vielfalt gegen Einfalt – Bürgermedien in Deutschland, in: Medien-Journal 4/2003, S. 75-84.

[xxxiii] Vgl. Ruß-Mohl, Stephan (1993): Netzwerke – Die freiheitliche Antwort auf die Herausforderung journalistischer Qualitätssicherung, in: Bamme/Kotzmann/Reschenberg (Hg.): Publizistische Qualität. München 1993, S. 185-206.

[xxxiv] Wyss, Vinzenz (2000): Qualitätsmanagement in der Redaktion: Vorbereitung mit Hilfe der Wissenschaft. In: Heldt, Barbara / Ruß-Mohl, Stephan (Hrsg.): Qualität durch Kommunikation sichern. Vom Qualitätsmanagement zur Qualitätskultur. Union Druck Halle 2000, S. 221-232.

[xxxv] Vgl. Huber, Christian: Journalistische Infrastrukturen als Teil des Qualitätssicherungs-Netzwerkes, in: Fabris, Hans Heinz; Rest, Franz (Hg.): Qualität als Gewinn, StudienVerlag Innsbruck 2001, S. 141-156.

[xxxvi] Vgl. Ruß-Mohl, Stephan (1994): Der I-Faktor. Qualität im amerikanischen Journalismus. Modelle für Europa? Zürich 1994.

[xxxvii] Bucher, Hans-Jürgen; Büffel, Steffen (2006): Weblogs – Journalismus in der Weltgesellschaft. Grundstrukturen einer netzwerkorientierten Form der Medienkommunikation. In: Picot, Arnold; Fischer, Tim (Hrsg.): Weblogs professionell. Grundlagen, Konzepte und Praxis im unternehmerischen Umfeld. Dpunkt-Verlag Heidelberg 2006, S. 131-156.

[xxxviii] Vgl. Foster, Klaus: Journalismus im Spannungsfeld zwischen Freiheit und Verantwortung. Das Konzept des „Public Journalism“ und seine empirische Relevanz. Von Halem-Verlag Köln 2006.

[xxxix] Eichhorn, Wolfgang (2002): Journalismus, Öffentlichkeit und Demokratie. Die Idee des „Public Journalism“. In: Nawratil, Ute (Hrsg): Medien und Mittler sozialer Kommunikation. Leipzig 2002, S. 330-350.

[xl] Bowman, Shayne; Willis, Chris (2003): We media. How audiences are shaping the future of news and information. NDN Research report (July 2003), Published online in PDF format on www.ndn.org, July 2003, oder bei J.D. Lasica (http://www.jdlasica.com/articles/we_media1.pdf).

[xli] Lünenborg, Margret: Mit dem Auge der Leser. Civic Journalism. In: Message 1. Halbjahr 2001, S. 114-119.

[xlii] Panke, Stefanie; Gaiser, Birgit; Draheim, Susanne: Weblogs als Lerninfrastruktur zwischen Selbstorganisation und Didaktik, in: Dittler, Ullrich; Kindt, Michael; Schwarz, Christine (Hrsg.): Online-Communities als soziale Systeme, Waxmann-Verlag Münster, 2007, S. 81-96.

[xliii] Przepiorka, Sven (2006): Weblogs, Wikis und die dritte Dimension. In: Picot, Arnold; Fischer, Tim (Hrsg.): Weblogs professionell. Grundlagen, Konzepte und Praxis im unternehmerischen Umfeld. Dpunkt-Verlag Heidelberg 2006, S. 13-27.

[xliv] Für Gerhard Maletzke hat Massenkommunikation fünf Wesensmerkmale: Die Kommunikation findet öffentlich statt, sie läuft indirekt über Medien, sie ist einseitig (im Normalfall ist kein Feedback möglich), sie bedient sich technischer Verbreitungsmittel (Medien) und wensen sich an ein disperses Publikum (räumlich und zeitlich verstreut (zit. nach Pürer, Heinz: Einführung in die Publizistikwissenschaft. München 1990, S. 19).

[xlv] Stocker, Christa: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Weblogs im Hochschulunterricht, in: Dittler, Ullrich; Kindt, Michael; Schwarz, Christine (Hrsg.): Online-Communities als soziale Systeme, Waxmann-Verlag Münster, 2007, S. 97-114.

[xlvi] Welker, Martin: Medienschaffende als Weblognutzer: Wer sie sind, was sie denken. In: Rau, Harald (Hrsg.): Zur Zukunft des Journalismus. Peter Lang Verlag 2007, S. 95-116.

[xlvii] Schmidt, Jan; Mayer, Florian: Ergebnisse der Befragung ,Wie ich blogge?!’ 2005, in: Dittler, Ullrich; Kindt, Michael; Schwarz, Christine (Hrsg.): Online-Communities als soziale Systeme, Waxmann-Verlag Münster, 2007, S. 61-80.

[xlviii] Schlobinski, Peter; Siever, Thorsten (2005): Sprachliche und textuelle Merkmale in Weblogs. Ein internationales Projekt. Version 1.1 (2005-01-13). Online-Dokument: http://www.mediensprache.net/networx/networx-46.pdf

[xlix] Vgl.: Online-Quelle: http://technorati.com/about/ (Stand: 28.10.2007)

[l] Bucher, Hans-Jürgen; Büffel, Steffen: Vom Gatekeeper-Journalismus zum Netzwerk-Journalismus. Weblogs als Beispiel journalistischen Wandels unter den Bedingungen globaler Medienkommunikation. In: Behmer, Markus; Blöbaum, Bernd; Stöber, Rudolf (Hrsg.): Journalismus und Wandel. VS Verlag Wiesbaden 2005, S. 85-122.

[li] Grieger, Karlheinz; Kollert, Ursi; Barnay, Markus (1987): Zum Beispiel Radio Dreyeckland. Wie freies Radio gemacht wird – Geschichte, Praxis, politischer Kampf. Freiburg, Dreisam-Verlag.

[lii] Schmidt, Jan; Mayer, Florian: Ergebnisse der Befragung ,Wie ich blogge?!’ 2005, in: Dittler, Ullrich; Kindt, Michael; Schwarz, Christine (Hrsg.): Online-Communities als soziale Systeme, Waxmann-Verlag Münster, 2007, S. 61-80.

[liii] Schmidt, Jan (2004): Weblogs – Eine kommunikationssoziologische Studie. UVK-Verlag Konstanz 2006.

[liv] Möller, Erik (2005): Die heimliche Medienrevolution – Wie Weblogs, Wikis und freie Sofware die Welt verändern. Hannover 2005.

[lv] Welker (vgl. Welker 2007, S. 104) zitiert zwei Untersuchungen: Bei der von Berlecon-Research aus dem Jahr 2004 kam heraus, wonach 65 Prozent der Befragten mit dem Begriff Weblog/Blog nichts anfangen konnten. Das Hamburger Beratungshaus Proximity fand bei einer Onlineumfrage unter 2800 Internetnutzern im Jahr 2005 heraus, dass 73 Prozent der Befragten weblogs/Blogs nicht kennen.

[lvi] Mitchell, Bill: Weblogs: A Road Back to Basics. In: Nieman Reports Vol. 57, No. 3, Fall 2003, S. 65-68.

[lvii] Lorenz-Meyer, Lorenz (2005). Trendanalyse: Wie werden sich die digitale Medienszene und der klassische Journalismus entwickeln? Vortrag bei der Fachtagung „Blogs und Co. Von neuen Öffentlichkeiten zur heimlichen Medienrevolution“ des Netzwerks Recherche in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung am 7. und 8. Mai 2005 in Wiesbaden. URL: http://www.scarlatti.de/?p=45 (25.11.2007).

[lviii] Welker, Martin (2006): Weblogs: Ein neues Werkzeug für Journalisten. In: Picot, Arnold; Fischer, Tim (Hrsg.): Weblogs professionell. Grundlagen, Konzepte und Praxis im unternehmerischen Umfeld. Dpunkt-Verlag Heidelberg 2006, S. 157-174.

[lix] Andreas, Paul: Is Blogging Journalism? In: Nieman Reports Vol. 57, No. 3, Fall 2003, S. 63-64

[lx] Regan, Tom: Weblogs Threaten and Inform Traditional Journalism. In: Nieman Reports Vol. 57, No. 3, Fall 2003, S. 68-70.

[lxi] Lasica, J.D.: Blogs and Journalism Need Each Other. In: Nieman Reports Vol. 57, No. 3, Fall 2003, S. 70-74.

Fin de l'extrait de 164 pages

Résumé des informations

Titre
Wenn Laien zu Autoren werden - Qualität im Laienjournalismus
Sous-titre
Eine Betrachtung der Qualität im Laienjournalismus und Entwicklung eines Instruments zur Qualitätsmessung
Université
University of Dortmund  (Institut für Journalistik)
Note
2,0
Auteur
Année
2007
Pages
164
N° de catalogue
V86087
ISBN (ebook)
9783638003575
ISBN (Livre)
9783638911801
Taille d'un fichier
1232 KB
Langue
allemand
Mots clés
Wenn, Laien, Autoren, Qualität, Laienjournalismus
Citation du texte
Daniel Gonzales-Tepper (Auteur), 2007, Wenn Laien zu Autoren werden - Qualität im Laienjournalismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86087

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