Grammatikunterricht - ein sowohl bei Schülern als auch bei (angehenden) Lehrern oftmals ungeliebtes Thema. Für die ersteren ist die Beschäftigung mit Grammatik oft der Inbegriff von Paukschule, langweiligen Methoden und starren Regularitäten, die sich - gerade innerhalb der deutschen Sprache - dann doch wieder durch zahlreiche Ausnahmen widerlegen lassen. Die letztgenannten Lehrer wiederum wissen zumeist um die ablehnende Haltung, die Schüler dem Grammatikunterricht entgegenbringen, sehen sich aber dennoch gezwungen, diesen Unterricht durchzuführen: Einerseits ist die Forderung nach Reflexion über Sprache im Lehrplan verankert. Zum anderen besteht nach wie vor die Annahme, dass Grammatikunterricht zur Schulbildung eben einfach dazugehört.
In der vorliegenden Arbeit wird die Notwendigkeit von Grammatikunterrich keinesfalls bestritten. Stattdessen wird ein Konzept vorgestellt, dem eine ganz andere Herangehensweise an Grammatikunterricht zu Grunde liegt. Die Auseinandersetzung mit diesem Konzept soll dazu führen, eigene Einstellungen zum "Lehren von Grammatik in der Schule" zu überprüfen und zu hinterfragen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Begriffsklärung „Grammatik“ - Was heißt „Grammatik“?
- 3. Grundpositionen der Didaktik des Grammatikunterrichts
- 4. Der traditionelle Grammatikunterricht und seine Kritik
- 5. Situationsorientierung im Grammatikunterricht
- 5.1. Vorstellung und Begründungen des Konzepts
- 5.2. Unterrichtliche Umschaltquellen zur Reflexion über Sprache
- 5.3. Praktische Umsetzung und Methoden situativen Grammatikunterrichts
- 5.4. Grenzen situativen Grammatikunterrichts
- 6. Unterrichtsentwurf einer Einführungsstunde zur Unterrichtssequenz „Sprachliches Handeln in Situationen“
- 6.1. Ein Blick in den Thüringer Lehrplan
- 6.2. Sachanalyse
- 6.2.1. Der Zusammenhang zwischen Sprechen und Handeln
- 6.2.2. Die Sprechakttheorie von L. Austin und John R. Searle
- 6.3. Beschreibung der Unterrichtsvoraussetzungen
- 6.4. Darlegung und Begründung der Unterrichtsziele
- 6.5. Plan der methodisch-praktischen Durchführung
- 6.5.1. Teil I der 45-minütigen Unterrichtsstunde
- 6.5.2. Teil II der 45-minütigen Unterrichtsstunde
- 6.6. Ausblick auf die folgenden Stunden
- 7. Schlussfolgerungen für den eigenen Unterricht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Notwendigkeit und Gestaltung von Grammatikunterricht. Sie kritisiert den traditionellen Ansatz und präsentiert das Konzept des situationsorientierten Grammatikunterrichts als Alternative. Der Fokus liegt auf der Verbesserung der Schülermotivation und der praktischen Umsetzung des Konzepts im Unterricht.
- Kritik des traditionellen Grammatikunterrichts
- Vorstellung des Konzepts des situationsorientierten Grammatikunterrichts
- Praktische Umsetzung und methodische Ansätze des situationsorientierten Grammatikunterrichts
- Grenzen und Herausforderungen des situationsorientierten Grammatikunterrichts
- Entwicklung eines Unterrichtsentwurfs
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik des Grammatikunterrichts dar, der sowohl bei Schülern als auch bei Lehrern unbeliebt ist. Sie begründet die Notwendigkeit einer anderen Herangehensweise und kündigt die Vorstellung des Konzepts des situationsorientierten Grammatikunterrichts an. Die Arbeit wird die Frage nach der Notwendigkeit von Grammatikunterricht nicht bestreiten, sondern einen alternativen Ansatz vorstellen, der die Einstellungen zum "Lehren von Grammatik in der Schule" überprüft und hinterfragt. Die Arbeit wird sich mit grundlegenden Fragen beschäftigen, die sich auf den schulischen Grammatikunterricht beziehen, wie z.B. warum der herkömmliche Grammatikunterricht auf Ablehnung stößt, unter welchen Gesichtspunkten Grammatikunterricht notwendig ist und wie man Grammatikunterricht so gestalten kann, dass die Motivation der Schüler steigt.
2. Begriffsklärung „Grammatik“ – Was heißt „Grammatik“?: Dieses Kapitel klärt den vielschichtigen Begriff "Grammatik". Es werden verschiedene Definitionen unterschieden: das Regelsystem einer Sprache, wissenschaftliche Aussagen über dieses Regelsystem und Grammatiken als Lehrbücher. Der Fokus liegt auf pädagogischen Grammatiken, die die Reflexion grammatischer Phänomene bei Schülern fördern sollen, indem sie an die Alltagsgrammatiken der Schüler anknüpfen und Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Grammatiken nutzen.
3. Grundpositionen der Didaktik des Grammatikunterrichts: Dieses Kapitel beschreibt zwei gegensätzliche Grundpositionen der Didaktik des Grammatikunterrichts. Die erste Position betont den systematischen Aufbau des Grammatikwissens, während die zweite Position Grammatikunterricht nur dann für sinnvoll hält, wenn er aus konkreten Sprachgebrauchssituationen entsteht und in diese zurückführt. Der systematische Aufbau des Grammatikwissens ist das Ziel des ersten Ansatzes, während der zweite Ansatz keine Systematik anstrebt.
4. Der traditionelle Grammatikunterricht und seine Kritik: Traditioneller Grammatikunterricht wird kritisiert, da er primär formal auftritt und sprachliche Inhalte weitestgehend ausblendet. Die grammatische Analyse bedeutungsleerer Sätze hat für Schüler keine nachvollziehbare Bedeutung. Der Fokus liegt auf der Satzebene, wodurch Äußerungs- und Textzusammenhänge vernachlässigt werden. Die Spaltung in Schulsprache und Alltagssprache wird als problematisch dargestellt und die fehlende Sinnhaftigkeit für Schüler betont. Boettcher/Sitta fordern, dass Schüler Ziele und Sinn ihres Tuns einsehen müssen, um effektiv zu lernen und das Gelernte anzuwenden. Die Untersuchung grammatischer Phänomene soll sprachwirkungsbezogen und in Bezug zur Sprachverwendungspraxis erfolgen. Pragmatische Betrachtungsweisen sollten die Bearbeitung grammatischer Phänomene nicht vollständig ausschließen.
5. Situationsorientierung im Grammatikunterricht: Dieses Kapitel stellt das Konzept des situationsorientierten Grammatikunterrichts vor und beleuchtet dessen Begründungen und Kritikpunkte. Es wird auf das Buch „Der andere Grammatikunterricht“ von Wolfgang Boettcher und Horst Sitta (1978) Bezug genommen. Es wird ein Überblick über die verschiedenen Aspekte des Konzepts, wie z.B. die Vorstellung und die Begründung des Konzepts, die unterrichtlichen Umschaltquellen zur Reflexion über Sprache, die praktische Umsetzung und die Methoden des situativen Grammatikunterrichts und die Grenzen des situativen Grammatikunterrichts gegeben.
Schlüsselwörter
Grammatikunterricht, Situationsorientierung, Sprachdidaktik, Traditioneller Grammatikunterricht, Sprachreflexion, Sprechakttheorie, Schülermotivation, pädagogische Grammatik, Sprachgebrauch.
Häufig gestellte Fragen zum Text: Situationsorientierter Grammatikunterricht
Was ist der Hauptfokus dieses Textes?
Der Text untersucht die Notwendigkeit und Gestaltung von Grammatikunterricht. Er kritisiert den traditionellen Ansatz und präsentiert den situationsorientierten Grammatikunterricht als Alternative, mit dem Ziel, die Schülermotivation zu verbessern und das Konzept praktisch im Unterricht umzusetzen.
Welche Aspekte des traditionellen Grammatikunterrichts werden kritisiert?
Der traditionelle Grammatikunterricht wird kritisiert, da er formal ist, sprachliche Inhalte ausblendet und die grammatische Analyse bedeutungsleerer Sätze für Schüler nicht nachvollziehbar ist. Die Fokussierung auf die Satzebene vernachlässigt Äußerungs- und Textzusammenhänge. Die Spaltung in Schulsprache und Alltagssprache sowie die fehlende Sinnhaftigkeit für Schüler werden als problematisch dargestellt.
Was ist situationsorientierter Grammatikunterricht?
Situationsorientierter Grammatikunterricht ist ein alternatives Konzept zum traditionellen Grammatikunterricht. Er entsteht aus konkreten Sprachgebrauchssituationen und führt in diese zurück. Im Gegensatz zum systematischen Aufbau des Grammatikwissens im traditionellen Unterricht, strebt dieser Ansatz keine explizite Systematik an, sondern konzentriert sich auf die praktische Anwendung und Reflexion von Grammatik in realen Kontexten.
Welche Vorteile bietet situationsorientierter Grammatikunterricht?
Der situationsorientierte Grammatikunterricht zielt auf eine höhere Schülermotivation ab, indem er Grammatik in sinnvollen Kontexten vermittelt. Er fördert die Sprachreflexion und die Anwendung von Grammatikregeln in realen Sprech- und Schreibsituationen. Durch den Bezug zum Alltag der Schüler wird die Relevanz des Grammatikunterrichts erhöht.
Welche Grenzen und Herausforderungen birgt situationsorientierter Grammatikunterricht?
Der Text erwähnt die Grenzen und Herausforderungen des situationsorientierten Grammatikunterrichts, geht aber nicht explizit darauf ein. Die Bearbeitung dieser Punkte würde eine vertiefte Analyse des Textes erfordern.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text umfasst folgende Kapitel: Einleitung, Begriffsklärung „Grammatik“, Grundpositionen der Didaktik des Grammatikunterrichts, Der traditionelle Grammatikunterricht und seine Kritik, Situationsorientierung im Grammatikunterricht, Unterrichtsentwurf einer Einführungsstunde, Schlussfolgerungen für den eigenen Unterricht.
Wie ist der Unterrichtsentwurf aufgebaut?
Der Unterrichtsentwurf beinhaltet eine Sachanalyse (Zusammenhang Sprechen/Handeln, Sprechakttheorie), die Beschreibung der Unterrichtsvoraussetzungen, die Darlegung der Unterrichtsziele und einen Plan der methodisch-praktischen Durchführung (geteilt in Teil I und II einer 45-minütigen Stunde), sowie einen Ausblick auf folgende Stunden.
Welche Schlüsselbegriffe werden im Text behandelt?
Schlüsselbegriffe sind: Grammatikunterricht, Situationsorientierung, Sprachdidaktik, Traditioneller Grammatikunterricht, Sprachreflexion, Sprechakttheorie, Schülermotivation, pädagogische Grammatik, Sprachgebrauch.
Auf welche Literatur wird im Text Bezug genommen?
Der Text bezieht sich explizit auf das Buch „Der andere Grammatikunterricht“ von Wolfgang Boettcher und Horst Sitta (1978).
Für wen ist dieser Text gedacht?
Der Text richtet sich an Lehrende und an alle, die sich mit der Didaktik des Grammatikunterrichts auseinandersetzen. Er ist insbesondere für diejenigen relevant, die nach alternativen Ansätzen zum traditionellen Grammatikunterricht suchen.
- Quote paper
- Hendrikje Schulze (Author), 2001, Das Konzept des situationsorientierten Grammatikunterrichts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8622