Das Learning Management System Moodle


Seminar Paper, 2007

24 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1 Was ist Moodle?
1.1 Die Geschichte von Moodle
1.2 Die Philosophie von Moodle
1.2.1 Konstruktionismus
1.2.2 Konstruktivismus
1.2.3 Sozialkonstruktivismus
1.2.4 Verbundenes und aufgeteiltes Verhalten
1.3 Die Einordnung von Moodle
1.3.1 Entwicklungslinien des E-Learnings
1.3.2 Blended Learning
1.3.3 Softwaretechnische Einordnung

2 Was kann Moodle?
2.1 Rollen
2.2 Kursformate
2.2.1 Wochenformat
2.2.2 Themenformat
2.2.3 Soziales Format
2.2.4 LAMS-Format
2.2.5 SCORM-Format
2.3 Module
2.3.1 Test
2.3.2 Chat
2.3.3 Umfrage und Abstimmung
2.3.4 Glossar
2.3.5 Journal
2.3.6 Lektion
2.3.7 Workshop
2.4 Sonstige Features von Moodle
2.4.1 Importmoglichkeiten
2.4.2 Sonstiges

3 Fazit
3.1 Vorteile
3.2 Nachteile
3.3 Statistiken
3.4 Zukunft von Moodle
3.4.1 Version 1.8
3.4.2 Version 1.9
3.4.3 Version 2.0

1 Was ist Moodle?

Moodle ist ein sogenanntes Learning Management System (LMS), d.h. eine Lernplatt- form zur Verwaltung von Online-Kursen. Alternativ werden solche E-Learning-Systeme auch Course Management System (CMS) oder Virtual Learning Environments (VLE) genannt. Der Name ist ein Acronym fur Modular Object-Oriented Dynamic Learning Environment, was schon einige Eigenschaften von Moodle zum Vorschein bringt. Mood­le ist modular, objektorientiert und wird dynamisch uber die Skriptsprache PHP er- zeugt. Martin Dougiamas, der Erfinder von Moodle, sieht aber noch eine weitere Be- deutung des Wortes:

,,It’s also a verb that describes the process of lazily meandering through something, doing things as it occurs to you to do them, an enjoyable tin­kering that often leads to insight and creativity. As such it applies both to the way Moodle was developed, and to the way a student or teacher might approach studying or teaching an online course. Anyone who uses Moodle is a Moodler.“[1]

1.1 Die Geschichte von Moodle

Moodle wurde ab 1999 von Martin Dougiamas in Perth in Australien entwickelt. Er arbeitete in den 90er Jahren an der Curtin University of Technology als Systemadmini- strator fur WebCT(Web Course Tools). Aus Frustration daruber, dass dieses kommer- zielle LMS kaum an seine Umgebung anpassbar war, begann er mit der Entwicklung einer frei verfuugbaren Open-Source-Lousung. Diese sollte auch von Personen, die nicht uber naheres technisches Verstandnis verfugen, genutzt werden konnen[2].

Vorteilhaft fuur Dougiamas war neben seinem Abschluss in Computerwissenschaften auch seine Promotion in Paudagogik, d.h. er brachte die Fuahigkeiten eines Program- mierers und die eines Lehrers mit in das Projekt ein. Daher baut sowohl Moodle als auch dessen Entwicklung auf dem Prinzip des Sozialkonstruktivismus auf (vgl. 1.2.3).

Die Erfolgsgeschichte von Moodle begann am 20. August 2002 mit der Veroffentlichung von Version 1.0.

1.2 Die Philosophie von Moodle

Moodle versucht wirkungsvolle Lernprozesse anzubieten, die nicht auf dem Modell des Nuurnberger Trichters“ basieren, welcher nur reines Vortragen und Auswendig- lernen beinhaltet. Deshalb wird die Interaktion zwischen den Kursteilnehmern, z.B. in Form von Diskussionen oder gegenseitigen Bewertungen, in den Vordergrund ge- stellt. Natuurlich ist es trotzdem muoglich Moodle als Plattform fuur reinen Online- Frontalunterricht“ zu nutzen. Moodle ist also gepraugt von einer Lernphilosophie, die man als ,,soziale fordernde P&dagogik“ bezeichnen kann. Die vier Hauptkonzepte, die hinter dieser Philosophie stecken, werden in den folgenden Abschnitten erlautert[3].

1.2.1 Konstruktionismus

Die Kernaussage des Konstruktionismus ist, dass Lernen besonders effektiv ist, wenn man etwas fuur andere konstruiert, d.h. man bereitet den Lerninhalt fuur andere in irgendeiner Form auf und kann ihn dadurch auch selbst besser verstehen und behalten. Dies kann durch die Erstellung einer Presentation, eines Bildes oder auch durch einen gesprochenen Satz erfolgen. Wichtig dabei ist, dass man versucht, sein eigenes Wissen mit seinen eigenen Worten anderen zu erklaren. Dadurch wird iiber dieses Wissen ein hoheres Verstandnis erreicht.

1.2.2 Konstruktivismus

Konstruktivismus besagt, dass Menschen neues Wissen bilden wenn sie mit ihrer Um- welt interagieren. Alles was sie sehen, horen, beruhren, also mit ihren Sinnen wahr- nehmen, wird gegen das bestehende Wissen getestet und in ihre Vorstellungen mit eingebaut. Dieses neu entstandene Wissen kann bestatigt werden, falls es in anderen Situationen sinnvoll eingesetzt werden konnte. Menschen sind also weder reine Infor- mationsdatenbanken, die passiv Wissen aufnehmen, noch kann Wissen einfach durch Lesen oder Horen vermittelt werden.

1.2.3 Sozialkonstruktivismus

Die Idee des Sozialkonstruktivismus erweitert die beiden letzten Ideen um eine so- ziale Gruppe, die ihr Wissen teilt und gemeinschaftlich Bedeutungszusammenhange erarbeitet. Wir konstruieren also unsere Wirklichkeit zusammen mit anderen, in die alle ihre eigenen Vorstellungen mit einbringen. Daher ermoglicht die Teilnahme an solch einer Gruppe das Lernen auf verschiedenen Ebenen. Lehrmethoden die den Sozi­alkonstruktivismus nutzen, beinhalten z.B. regelmafiige Klassendiskussionen oder die Bearbeitung von Aufgaben in kleinen Gruppen[4]. Dieser Ansatz hilft auch dem Leh- renden zu erkennen, welcher Weg der bessere zur Vermittlung des Stoffes ist, als bei dessen reiner Veraoffentlichung.

1.2.4 Verbundenes und aufgeteiltes Verhalten

Diese Idee klassifiziert das Verhalten des Einzelnen innerhalb von Diskussionen. Ei­ne Person zeigt aufgeteiltes Verhalten (separated behaviour), wenn sie sich objektiv verhaalt und versucht Fakten darzustellen. Sie wird eher dazu tendieren, die eigenen Ideen zu verteidigen und Fehler in denen der anderen zu suchen.

Verbundenes Verhalten (connected behaviour) legt jemand an den Tag, wenn er ver- sucht durch Zuhoren und Fragen den Standpunkt des anderen zu verstehen. D.h. dieses Verhalten bezieht Subjektivitaat mit ein. Diese Form des Verhaltens kann ein starker Anreiz fur den Lernprozess sein und bringt nicht nur Teilnehmer enger in Kontakt, sondern hilft auch eigene Annahmen zu uaberpruafen.

Gelingt es einer Person beide Verhaltensformen zu nutzen und in jeder Situation die richtige zu wahlen, so zeigt sie entwickeltes Verhalten (constructed behaviour).

1.3 Die Einordnung von Moodle

Fiir das E-Learning gibt es grundsatzlich drei Entwicklungslinien[5]. Diese werden im Folgenden naher betrachtet, um festzustellen, wie Moodle darin einzuordnen ist.

1.3.1 Entwicklungslinien des E-Learnings

Distance Education Diese schon sehr alte Entwicklungslinie begann im 19. Jhdt damit, dass erste Fernkurse per Lehrbrief angeboten wurden. 1969 wurde dann die Open University in London gegrundet, die auch Instruktionen und Unterrichtstexte per Post an die Studierenden verschickte. Diese asymmetrische Komponente wurde dann durch die Zuteilung eines Tutors, der die Studierenden telefonisch betreut, um eine symmetrische erganzt. Mit der Open University konnte sich erstmals das Fernstudium als Alternative zum konventionellen Studium etablieren.

Computer Supported Learning (CSL) Beim Computer Supported Learning besteht der wesentliche Unterschied zur Distance Education darin, dass die Studierenden syn- chron am Computer unter tutorieller Begleitung oder asynchron am heimischen PC arbeiteten. Dadurch gewann die genutzte Lernsoftware (Courseware) mehr an Be- deutung. Sie musste z.B. gewissen Mindeststandards oder Qualitatsmafistaben, vor allem im Bereich Software-Usability, genugen. Nicht nur Software zur Organisation von Lehrinhalten, sondern auch Software zu deren Erstellung und Zusammenstel- lung entwickelte sich mit der Zeit. Problematisch bei dieser Form des E-Learnings ist allerdings, dass bei ausschliefilicher Konzentration auf multimediale Lernobjekte der Lehrende eher zu einem reinen Tutor wird. Denn diese Lernobjekte vermitteln den Lernstoff deklarativ und authoritaar und treten damit in unmittelbare Konkurrenz zum Lehrenden. Daher muss dieser uber eine hohe Medienkompetenz und ein hohes mediendidaktisches Vermogen verfugen, um den Einsatz zwischen multimedialen und konventionellen Lernelementen abzuwaagen.

Computer Supported Collaborative Learning (CSCL) Diese Entwicklungslinie zeichnet sich dadurch aus, dass sie uber eine kommunikative und eine kollaborati- ve Komponente verfugt (Groupware). Gemeint ist damit die Gruppenarbeit, die durch Online-Werkzeuge unterstutzt wird, uber die die Kommunikation zwischen den Ar- beitsgruppen gewahrleistet wird. Die Studierenden konnen dann mit Hilfe von CSCL Materialien austauschen, synchron (Chat) oder asynchron (Forum) kommunizieren oder Losungen erarbeiten und diese dann anderen Gruppen prasentieren. Diese Art des E-Learnings wird auch verteiltes Lernen genannt. Naturlich werden auch Funk- tionen zur Unterstutzung der Prasenzlehre angeboten, also z.B. der Austausch von Dateien.

Diesem Typ gehdrt auch Moodle an, denn es bietet eine Vielzahl von Funktionen zur Online-Begleitung von Lehrveranstaltungen. Allerdings lassen sich bei Moodle auch sehr flexibel Lernobjekte einbinden und thematisch zuordnen, weswegen es auch CSL unterstutzt. Theoretisch kdnnte man Moodle auch als Plattform fur Distance Educa­tion nutzen. Dafur ist es aber eigentlich nicht gedacht, denn es entspricht nicht der Philosophie von Moodle (vgl. 1.2). Andererseits zeigt dies, wie skalierbar Moodle ist und macht es geeignet fur Blended Learning, welches im n&chsten Abschnitt behandelt wird.

1.3.2 Blended Learning

Hinter dem Schlagwort Blended Learning verbirgt sich die Integration von klassischem Prausenzlernen und Online-Lernen. Hier wachsen klassische und neue Medien, Lehr- und Lernmethoden zu einer homogenen Gesamtheit zusammen und verst&rken sich als
unterschiedliche Lernformen gegenseitig. Zudem passt sich dieser Ansatz den unter- schiedlichen Lerntypen und Lebenssituationen[6] an. Studierende konnen Fachthemen mit webgestutzten Lernmodulen zu Hause vor- bzw. nachbereiten und komplexere Fragen und Themen werden dann in Prasenzveranstaltungen naher behandelt.

Diese Moglichkeit besteht auch in Moodle. Neben regularen Sitzungsintervallen konnen die Studierenden die Vor- und Nachbereitung des Kurses uber das LMS abwickeln. Abbildung 1 stellt diese Vorgehensweise grafisch dar. Die linke Seite beinhaltet die Prasenzlehre mit ihren einzelnen Sitzungen. Zu Beginn des Kurses stellt der Lehrende Materialien in das LMS auf der rechten Seite ein. Vor und nach einer Sitzung findet der studentische Zugriff zur Vor- bz. Nachbereitung statt. Aber auch Blockveranstaltungen mit wenigen Prasentationen konnen durch Moodle uber selbstgesteuertes Lernen, ggf. unter tutorieller Betreuung, unterstutzt werden (vgl. Abb. 2). Hier erhalten naturlich die freien Arbeitsphasen im Vergleich zu den Blocksitzungen ein hoheres Gewicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 — Lehrveranstaltung mit regularem Sitzungsintervall[7] [8]

1.3.3 Softwaretechnische Einordnung

Open Source und Freeware Moodle ist Open-Source-Software[9] und Freeware. Er- steres bringt die Vorteile, dass man den Code nach seinen Bedurnissen anpassen und eigene Module erstellen kann. Dies hat dazu gefuhrt, dass sich eine weltweite Communi­ty entwickelt hat, uber die zahlreiche Module zum freien Download angeboten werden. Und Letzteres macht die Entscheidung leichter, sich fur Moodle zu entscheiden, da der Kostenfaktor meist einen hohen Einfluss auf die Wahl des LMS hat.

Technik Forderlich fur die Wahl von Moodle ist naturlich, dass auch die fur Moodle benotigten Komponenten freie Software sind. Moodle ist in der Skriptsprache PHP[10] geschrieben und lauft auf einem Apache-Server[11]. Zur konsistenten und reaktions- schnellen Datenhaltung werden samtliche Daten in einem Datenbanksystem verwaltet. Dazu kann entweder MySQL oder PostgreSQL verwendet werden. Da es von diesen Komponenten Distributionen fur alle gangigen Betriebssysteme[12] gibt, ist Moodle re- lativ plattformunabhangig.

Die Trennung von Code und Design wurde bei Moodle beispielhaft umgesetzt. Das Erscheinungsbild von Moodle entsteht uber Html-Templates, die durch PHP-Dateien geparst und wiederum als Html ausgegeben werden. Das Design kann leicht den eigenen Vorstellungen angepasst werden, da dieses uber Cascading Style Sheets (CSS) gesteuert wird. Das erhoht nicht nur die Wartungsfreundlichkeit des Systems, sondern fuhrt auch zu kuarzeren Ladezeiten.

[...]


[1] [Doc07]:About_Moodle

[2] vgl. [Cha03]

[3] nach [Doc07]:Philosophy

[4] vgl. [Dou98]

[5] vgl. [Kri04]

[6] z.B. Studieren mit Kind oder Abendstudium

[7] Quelle:[Kri04]

[8] Quelle:[Kri04]

[9] mehr dazu hier: http://www.opensource.org/docs/definition.php

[10] ursprtinglich: Personal Home Page Tools

[11] Der Apache-Server ist der meistverbreitete Webserver im Internet

[12] Linux, Windows, Mac OS X, Netware 6

Excerpt out of 24 pages

Details

Title
Das Learning Management System Moodle
College
University of Bamberg
Grade
1,0
Author
Year
2007
Pages
24
Catalog Number
V86269
ISBN (eBook)
9783638016629
File size
1036 KB
Language
German
Keywords
Learning, Management, System, Moodle
Quote paper
Christian Vieweg (Author), 2007, Das Learning Management System Moodle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86269

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