Amerikanische Propaganda während des 2.Weltkriegs: Walt Disney und seine Filme


Seminararbeit, 2000

21 Seiten, Note: Mit Erfolg


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.) Einleitung

2.) Kurze Geschichte der Propaganda

3.) Entstehung und Entwicklung der Propaganda in den USA

4.) Kurzbiographie: Walt Disney

5.) Die Situation der Walt Disney Studios bei Kriegsausbruch

6.) Die Filme

7.) Warum Trickfilm?

8.) Literaturangaben

1.) Einleitung

Als ich vor einigen Jahren an Weihnachten ein Kino – Special mit den verschiedensten Cartoons besuchte, staunte ich nicht schlecht, als ich plötzlich Donald im Schützengraben sah, wie er gegen einen ulkig dargestellten Adolf Hitler kämpfte.

Diese Seite an Walt Disneys Werk war mir völlig neu; bis dahin wußte ich nichts von irgendwelchen Propagandaaktivitäten.

Leider sind die meisten der damals entstandenen Filme für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, da sie nicht mehr in das Image des Familienunterhaltungsunternehmens passen würden. Daher muß ich mich bei meinen folgenden Ausführungen auf die

Filmbeschreibungen in Carsten Laquas Buch „Wie Micky unter die Nazis fiel“ stützen.

Da mir unter diesen Umständen eine genaue Analyse der Propagandafilme unangebracht erscheint, möchte ich mich mit einer Zusammenfassung über die Besonderheiten und Möglichkeiten die Disneys Filme der Propaganda bieten konnten, begnügen.

Zuvor jedoch werde ich die geschichtlichen Zusammenhänge kurz darstellen.

Dabei werde ich auf die einzelnen Künste, die sich ja im Film, und besonders im Trickfilm,

vereinen, eingehen, ihre Entwicklung, ihre Stärken und Schwächen in bezug auf ihre Nutzung für die Propaganda darstellen.

Auch möchte ich mich mit der Geschichte der Propaganda, besonders der Situation im Zweiten Weltkrieg, in die Disney da hineingewirkt, und die er sicherlich mit geprägt hat, auseinandersetzen

Im Anschluß daran möchte ich kurz sein Leben und sein Werk, und insbesondere die ( schwierige ) Situation seiner Studios bei Ausbruch des Krieges vorstellen, aus der heraus er sich für die Propagandaaufträge entschied.

Es sollen dann einige Filme vorgestellt und beschrieben werden, die sozusagen die Eckpunkte dieser Schaffensphase bilden.

Mit meiner Arbeit möchte ich zum einen die Möglichkeiten des Films , besonders des Trickfilms, für die Propaganda herausstellen, und zeigen, wie dies bei Disney geschieht.

Zum anderen will ich die geschichtlichen Abläufe in bezug auf die Walt Diney Studios in Amerika im Zweiten Weltkrieg wiedergeben.

2.) Kurze Geschichte der Propaganda

Denken wir heute an den Begriff „Propaganda“, so assoziieren wir als Menschen des Fernsehzeitalters zunächst einmal den Einfluß der Massenmedien auf unser Denken und Handeln. Und wenngleich die Propaganda durch technische Innovationen und Errungenschaften einen enormen Auftrieb erfahren konnte, man denke allein an die Möglichkeit ohne größeren Aufwand ganze Massen zu erreichen, so beginnt sie doch weit vor unserem Zeitalter. Sie ist praktisch so alt wie die Menschheit selbst. Dies wird einem bewußt, wenn man sich die Grenzen des Begriffs „Propaganda“ einmal genauer anschaut. Wo beginnt Propaganda eigentlich? Setzt sie nicht bereits da ein, wo eine Gruppe einer Bevölkerung beginnt, andere Gruppen dieser Bevölkerung zu beeinflussen, sie auf ihre Seite zu ziehen?

Ist Propaganda also nicht ein schlichtes Werben für die eigene Gesinnung?

Die Geschichte zeigt, daß viele Massenbewegungen nicht von „oben“, von der Regierung gesteuert und somit geplant wurden. Oftmals wurde der Stein von eben einer Interessengruppe ins Rollen gebracht, ohne daß dies Teil eines größeren Plans war. Oliver Thomson schreibt dazu: “In a historical review of the spread of religious and political ideas we will find many examples of where this dispersal has happened without much planning or premediation: the spread of anti-Semitism, of witch persecution, of some aspects of nationalism, has often been a knee-jerk reaction to shared pressures, in which one group has set about persuading and influencing the rest of the population without any clear understanding of what it was doing.“[1]

Wollen wir nun also den Gebrauch des Films, insbesondere des Trickfilms für die Propaganda untersuchen, so müssen wir ein wenig den langen Weg kennen, den sie von der Antike bis in unsere technisierte Moderne zurückgelegt hat. Dabei läßt sich erkennen, daß die Propaganda alle uns bekannten Künste durchzieht.Fast alle großen Künstler der Geschichte haben Werke in den Dienst der Propaganda gestellt, wobei eine Trennlinie, ob es sich nun um ein eigenes vermitteltes Anliegen oder um ein Werben für eine bestimmte Gruppe oder Person handelt, oftmals nicht klar zu ziehen ist.

Interessant in diesem Zusammenhang ist ein Zitat von Käthe Kollwitz zu der Frage nach dem Sinn und den Zielen der Kunst: „In solchen Augenblicken, wenn ich mich mitarbeiten weiß in einer internationalen Gemeinschaft gegen den Krieg , hab ich ein warmes, durchströmendes

und befriedigendes Gefühl. Freilich, reine Kunst (...) ist meine nicht. Aber Kunst doch. Jeder

arbeitet, wie er kann. Ich bin einverstanden damit, daß meine Kunst Zwecke hat. Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind.“[2]

Oftmals decken sich also der persönliche Anspruch des Künstlers und eine bestimmte politische (religiöse, o.ä.) Meinung, für die dann reinen Gewissens geworben werden kann.

Im folgenden wollen wir uns die einzelnen Künste, in denen geworben wird, einmal näher anschauen.

Welche Künste sind für unsere Zwecke nun besonders wichtig?

Geht man von der Vorüberlegung aus, daß der Film, als Kunst gesehen, viele andere, oder sogar alle gängigen Formen der Kunst in sich vereint, und selbst, chronologisch gesehen, deren Abschluß bildet, so sollten wir uns auch all` diese Arten einmal ansehen.

Beginnen wir mit der Malerei, die für den Bereich „Trickfilm“ insbesondere eine große Rolle spielt.

Die Malerei ist von jeher das wichtigste Propagandamedium gewesen. Schon die frühesten Fresken Ägyptens und Kretas kann als solches angesehen werden, da bereits hier religiöse und dynastische Darstellungen von etwas zeugen, und somit auch für etwas werben sollten.

Eine herausragende Rolle spielte die Malerei auf dem Gebiet der religiösen Propaganda im Mittelalter. Bilder nichtchristlichen Inhaltes waren eine Seltenheit; der Künstler diente Gott und, hauptsächlich, der Katholischen Kirche, die durch dieses Medium ihren Stand festigen, und ihr Ansehen aufbessern konnte.

Im 16./17. Jahrhundert, in der Renaissance waren beinahe alle bekannte Künstler Propagandisten, was sich bereits an dem Umstand, daß die meisten von ihnen auch als Diplomaten und Organisatoren für ihre Herrscher arbeiteten, erkennen läßt. Beispiele dafür sind Rubens, Dürer oder Titian. Weitere wichtige Stationen in der Malerei sind die Gegenreformation,die Französische Revolution, die Zeit der Patrioten, sowie der Antifaschismus / Pazifismus.

Eine besonders auffällige Sonderrolle spielt die ( politische ) Plakatkunst, die im späten 19. Jahrhundert zu einem ernstzunehmenden Massenmedium wird. Simple Plakate gab es bereits lange vorher, doch erst die Erfindung des Lithographie-Drucks (1798) machte es reproduzierbar und somit zum perfekten propagandamittel; Kunst ist hier für jedermann sichtbar, und somit anders als ein Originalwerk sehr viel effektiver.

Das Plakat entwickelte sich aus dem Anschlag und dem Flugblatt, das lange Zeit nur das Wort an den Betrachter gerichtet hatte. Wichtiges wurde fett , größer oder gesperrt gedruckt oder farbig hervorgehoben. Seit der Jahrhundertwende 18. /19. Jahrhundert dominiert in der Plakatkunst das Bild, dem eine knappe schriftliche Aussage hinzugefügt ist. Dieses neuartige Zusammenspiel von Wort und Bild ließen das Sachplakat entstehen, „das seinen Gegenstand kunstvoll-sachlich, telegrammstilartig vorstellt“.[3] Bekannt dafür waren Lucian Bernhard, Gipkens und Ludwig Hollwein.

In Deutschland, in München, wurde 1896 die Satirezeitschrift „Simplicissimus“ gegründet, die stark mit der Karikatur arbeitete, um soziale und politische Mißstände anzuprangern. Viele Mitarbeiter waren ebenfalls Plakatkünstler, deren Werke international bekannt wurden.

Viele damalige Motive tauchen bis heute im Propagandaplakat auf.

Um 1860 herum begann die illustrierte Propaganda, sich der Photographie zu bedienen.

Das Spiel mit den menschlichen Emotionen begab sich von da an auf eine neue Ebene: das Grauen konnte tatsächlich gesehen werden. Bereits seit dem amerikanischen Bürgerkrieg wurde die, wie man es nannte, „ungeschminkte Wahrheit“ gezeigt, und zwar jedermann, denn die Photographie erreicht, wie auch das Plakat, aufgrund seiner leichten Reproduzierbarkeit, jedermann.

Wichtig für den Zusammenhang zum Film ist ebenfalls das Theater. Auffällig dabei ist, daß die erfolgreichsten und bekanntesten Stücke mit politischem Inhalt stets aus der Opposition heraus geschrieben wurden; affirmative Stücke für die Regierung gibt es kaum, und wenn, so haben sie das Publikum niemals zu Begeisterungsstürmen anregen können.

Die oppositionellen Stücke bedienen sich oftmals der Satire, seit H. Fielding (1707-1754) wird vieles subtil und versteckt ausgedrückt, da Stücke wie seine aufgrund ihrer Kraft und ihres Einflusses verboten wurden.

Auch der Roman ist ein Medium, dessen sich hauptsächlich die Opposition bedient, die somit bestehende Mißstände aufzeigen will. Propaganda im Roman findet sich erst sit dem 17. Jahrhundert, zu erwähnen sind aus dieser Zeit vor allem John Bunyan`s “Pilgrim`s Progress“ und Jonathan Swift`s Satire “Gulliver`s Travels“. Im 19. Jahrhundert waren es dann einersits soziale Anprangerungen, wie von Zola, Dickens oder H.B.Stowe, andererseits aber auch kriegsverherrlichende und patriotische Werke, bevorzugt der Kinderliteratur. Zu diesen Autoren gehören der bekannte Rudyard Kipling, dessen „Dschungelbuch“ übrigens auch von Disney verfilmt wurde.

[...]


[1] Oliver Thomson:

Easily led. A history of Propaganda.

United Kingdom 1999

(S.2 und 3)

[2] Käthe Kollwitz (1922)

in:

Ruth Malhotra

Politische Plakate 1914-1945

Hamburg 1988

(S.6)

[3] Ruth Malhotr

Politische Plakate 1914-1945

Hamburg 1988

(S.8)

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Amerikanische Propaganda während des 2.Weltkriegs: Walt Disney und seine Filme
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Institut für Neuere deutsche Literatur und Medien / Institut für Europäische Ethnologie)
Veranstaltung
MS Der Krieg in den Medien
Note
Mit Erfolg
Autor
Jahr
2000
Seiten
21
Katalognummer
V8652
ISBN (eBook)
9783638155700
Dateigröße
523 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Amerikanische, Propaganda, Weltkriegs, Walt, Disney, Filme, Krieg, Medien
Arbeit zitieren
Michelle Grothe (Autor:in), 2000, Amerikanische Propaganda während des 2.Weltkriegs: Walt Disney und seine Filme, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8652

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