Das Thema Kindesvernachlässigung wird im Gegensatz zur körperlichen Misshandlung oder des sexuellen Missbrauchs von Kindern seltener wahrgenommen. Da es sich um einen langwierigen und schleichenden Prozess innerhalb einer Familie handelt, erscheint es auf dem ersten Blick unspektakulär und wenig medientauglich, es sei denn, ein Kind stirbt an den Folgen einer Vernachlässigung. In diesen Fällen lösen die Schlagzeilen Gefühle von Wut, Trauer, Unverständnis und Ohnmacht in der Öffentlichkeit aus. Die meist oberflächliche Betrachtung führt anschließend zu der einfachen Schlussfolgerung, dass man es hier mit „Raben-Eltern“ und nichts hören und sehen wollenden Nachbarn zu tun hatte. Doch die Ursachen sind oft weitreichender und komplexer. Dementsprechend stellte auch die Bundesregierung einen notwendigen Handlungsbedarf zum Schutz der Kinder fest und vereinbarte schon im Koalitionsvertrag soziale Frühwarnsysteme zur frühen Förderung gefährdeter Kinder zu entwickeln. Da sich die Bundesrepublik Deutschland gerade in der ersten Phase der Entwicklung und Umsetzung dieser sozialen Frühwarnsysteme befindet, möchte ich mich in meiner Arbeit diesem Thema widmen.
Ein weiterer Grund sich mit dem Thema Vernachlässigung von Kindern auseinanderzusetzen, ist der fehlende Grundstock theoretischer Abhandlungen, zumindest im deutschen Sprachraum. Zur Problematik Kindesmisshandlung ist der Umfang der Literatur international mittlerweile auf ein gutes Maß angewachsen, jedoch ist dieser beim Thema Kindesvernachlässigung noch sehr überschaubar.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsbestimmungen
- Vernachlässigung
- Definition Vernachlässigung
- Formen von Vernachlässigung
- Soziales Frühwarnsystem
- Definition soziales Frühwarnsystem
- Funktionsweise und Ziel eines sozialen Frühwarnsystems
- Vernachlässigung
- Theoretische Grundlagen
- Grundbedürfnisse von Kindern
- Risikofaktoren für eine Gefährdungslage
- Mögliche Folgen einer Kindesvernachlässigung
- Erfahrungen mit präventiven Maßnahmen und frühen Hilfen
- Gesetzliche Grundlagen
- Rechte des Kindes
- Gesetzliche Grundlagen für Interventionsmaßnahmen
- Strafrechtliche Ahndung von Kindesvernachlässigung
- Das Aktionsprogramm „Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und soziale Frühwarnsysteme“
- Bisherige Modellprojekte in Deutschland
- Allgemein
- Modellprojekte
- ,,SAFE® - Sichere Ausbildung für Eltern“
- Hausbesuchsdienst des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes Steglitz-Zehlendorf (Berlin) / Projekt „Ich bin stark im Babyjahr“, Weg der Mitte e. V.
- ,,STEEP - Steps towards effective, enjoyable parenting“
- ,,Adebar\" - Familienzentrum
- ,,Aufsuchende Familienhilfe für junge Mütter, Netzwerk Familienhebammen Niedersachsen“ – Stiftung „Eine Chance für Kinder“
- ,,Soziales Frühwarnsystem Gütersloh“
- Erfolgreiche Modelle im Ausland
- Families First - Australien (New South Wales)
- Was ist Families First?
- Hausbesuche durch ausgebildete Pflegerinnen
- Hausbesuche durch Freiwillige
- Schulen als Gemeinschaftszentren
- Betreute Spielgruppen
- Praxisbeispiele
- Fazit
- Early Excellence Centres - Großbritannien
- Was sind Early Excellence Centres?
- Angebote und Ziele
- Das nationale Curriculum
- Praxisbeispiel
- Fazit
- Neuvola Finnland
- Was ist Neuvola?
- Die Neuvola-Tanten
- Angebote und Ziele
- Praxisbeispiel
- Fazit
- Families First - Australien (New South Wales)
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Entwicklung und Umsetzung von sozialen Frühwarnsystemen im Bereich der Kindesvernachlässigung in der Bundesrepublik Deutschland. Das Ziel der Arbeit ist es, die Bedeutung von Frühwarnsystemen zur Identifizierung von Risikofaktoren und zur frühzeitigen Intervention bei Kindesvernachlässigung aufzuzeigen. Zudem werden die rechtlichen Rahmenbedingungen, verschiedene Modelle und Praxisbeispiele aus Deutschland und dem Ausland beleuchtet, um die Umsetzung und Wirksamkeit solcher Systeme zu analysieren.
- Definition und Formen der Kindesvernachlässigung
- Konzept und Funktionsweise von sozialen Frühwarnsystemen
- Risikofaktoren und mögliche Folgen von Kindesvernachlässigung
- Gesetzliche Grundlagen und Interventionsmöglichkeiten
- Erfolgreiche Modellprojekte und Praxisbeispiele
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Kindesvernachlässigung ein und beleuchtet die Relevanz von sozialen Frühwarnsystemen. Im zweiten Kapitel werden die Begriffe Vernachlässigung und soziales Frühwarnsystem definiert und erläutert.
Kapitel 3 analysiert die theoretischen Grundlagen des Themas, darunter die Grundbedürfnisse von Kindern, Risikofaktoren für eine Gefährdungslage, mögliche Folgen von Kindesvernachlässigung und Erfahrungen mit präventiven Maßnahmen.
Kapitel 4 befasst sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen und den Interventionsmöglichkeiten im Kontext von Kindesvernachlässigung. Es werden die Rechte des Kindes, gesetzliche Grundlagen für Interventionen und strafrechtliche Ahndung von Kindesvernachlässigung betrachtet.
Kapitel 5 behandelt das Aktionsprogramm „Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und soziale Frühwarnsysteme“ und die Bedeutung dieser Programme für die Prävention von Kindesvernachlässigung.
Kapitel 6 präsentiert eine Auswahl an Modellprojekten zur Entwicklung und Umsetzung von sozialen Frühwarnsystemen in Deutschland. Es werden verschiedene Ansätze und Erfahrungen aus der Praxis beleuchtet.
Kapitel 7 gibt einen Überblick über erfolgreiche Modelle im Ausland, darunter Families First in Australien, Early Excellence Centres in Großbritannien und Neuvola in Finnland. Die Kapitel fokussieren auf die Funktionsweise, Ziele und Praxisbeispiele dieser Systeme.
Schlüsselwörter
Kindesvernachlässigung, soziales Frühwarnsystem, Risikofaktoren, Gefährdungslage, Intervention, Prävention, Modellprojekte, Rechtliche Rahmenbedingungen, Familienhilfe, Hausbesuchsdienste, Early Excellence Centres, Families First, Neuvola.
- Citation du texte
- Rico Greinke (Auteur), 2007, Die Entwicklung und Umsetzung von sozialen Frühwarnsystemen im Bereich der Kindesvernachlässigung in der Bundesrepublik Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86584