Mark Aurel: Selbstbetrachtungen eines römischen Kaisers

Der kaiserliche Philosoph


Term Paper, 2003

12 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1 Epilog

2 Die Römer und die Philosophie
2.1 Zeit und Kulturgeschichte
2.2 Die Stoa

3 Mark Aurel –eine Kurzbiografie

4 Die Selbstbetrachtungen
4.1 III. 1 Der Pantheismus und die Lehre vom Weltplan:
4.2 Die Gemeinschaft von Menschen und Göttern
4.3 „Logos spermaticos“ und die Allvernunft
4.4 Der Tod

5 Kommentar

6 Literaturverzeichnis

1 Epilog

„Marc Aurel persönlich war durch seine praktische Moral den Königen, und wie ich zu sagen wage, selbst den Philosophen so überlegen, dass jeder Vergleich, den man mit ihm zieht, vermessen ist!“[1] Dieses Zitat Friedrich des Großen anno 1777 zeugt von der Nachhaltigkeit der stoischen Lehren, die der römische Kaiser im 2. Jahrhundert zu praktizieren versuchte. So gellten „Die Selbstbetrachtungen“ des Mark Aurel noch heute als „Denkmal aller Menschlichkeit“, als ein Beweis ernsten Strebens nach Selbsterkenntnis und Selbstveredlung.[2]
Neben den Aspekt des Vorbilds Mark Aurel tritt aber noch ein weiterer: „Wie konnte der Weltherrscher, der ein Leben voller Frieden und Enthaltsamkeit predigte, sich gleichzeitig gegen Feinde des Staates militärisch zur Wehr setzen?

So kämpfte Marcus Aurelius zeitlebens in blutigen Kriegen gegen Feinde des römischen Weltreiches. Kein Kaiser der römischen Antike hat so viele Schlachten geschlagen wie Aurel, unter dessen Herrschaft auch zwei Christenverfolgungen durchgeführt wurden (die erste 167, die zweite 177: „Das Massaker von Lyon“).

Auf der anderen Seite gab sich Aurel in seinen Selbstbetrachtungen die Anweisung nicht zu verkaisern[3] und war immer bemüht, sich selbstlos und friedliebend in den Dienst des römischen Staates und damit in die Gemeinschaft seines Volkes zu stellen.

Diese scheinbare Ambivalenz zwischen Aurels Positionen als Kaiser auf der einen und als Philosoph auf der anderen Seite möchte der Autor anhand zweier römischer Denkmäler des Mark Aurels illustrieren:[4]

Zum einen sei dort das Reiterstandbild auf dem Kapitol erwähnt[5]: Es zeigt den Kaiser im einfachen Gewand auf einem schmucklosen Pferd sitzen. Die Hand ist wie zum Gruß dem Volke zugewandt. Mit diesem Denkmal verbinden viele Historiker den Ausspruch: „Mark Aurel, wo die Weltidee auf dem Rosse sitzt“[6]. Zum anderen kursiert aber auch das Gerücht, dass ursprünglich unter dem rechten angehobenen Huf des Pferdes ein politischer Feind gelegen haben soll. Diesen habe man später, im Sinne einer „Glorifizierung“ Aurels, von dem Reiterstandbild entfernt.

Das zweite Denkmal, welches in Rom an Aurel erinnert, ist die Markussäule.[7] Auf ihr werden viele Kriegsszenen des Feldzuges gegen die Markomannen gezeigt. Die zum Teil grausigen Kampfdarstellungen im Zusammenhang mit der friedlichen Herrschaft Aurels haben viele Menschen verwundert. So hielten die Christen die Säule für die des Konstantin, andere hafteten die zahlreichen Gewaltdarstellungen auf der Säule dem Commodus, dem Sohn und Nachfolger Aurels, an.

Es gilt in jedem Falle festzuhalten: Die konfliktreiche Regierungszeit Mark Aurels hat viele (Verteidigungs-) kriege des römischen Reiches hervorgebracht. Die Kriegsgefahr und etliche andere Schicksalsschläge haben das Leben des Philosophen auf dem Caesarenthron zweifelsohne stark beeinflusst. Wie sich die äußeren, politischen Umstände und die Verpflichtungen Aurels auf dessen philosophische Schrift ausgewirkt haben, und wie er dieses Doppelleben zu bewerkstelligen versuchte, soll auf den folgenden Seiten diskutiert werden.

Dazu hat der Autor folgenden Aufbau seiner Arbeit konzipiert: Zunächst gibt er einen kurzen Überblick über kultur- und geistesgeschichtlichen Hintergrund der „Römischen Antike“ sowie über die philosophischen Leitlinien der Stoa. Anschließend wird die Weltanschauung Aurels aus seinen „Selbstbetrachtungen“ heraus erläutert und auf verschiedene Themenbereiche ausgeweitet. Abschließend erörtert der Autor seine persönliche Meinung zum Leben und Wirken des Mark Aurel.

2 Die Römer und die Philosophie

2.1 Zeit und Kulturgeschichte

Rom hatte in langen Kriegen ganz Italien geeinigt und die karthagischen und griechisch-hellenistischen Staaten besiegt. Zu Zeiten Mark Aurels verband das Römische Weltreich (im heutigen Sinne) bis zu 30 moderne Staaten in Europa, Asien und Afrika[8] und damit über 50 Millionen Menschen. Die Aufrechterhaltung dieses Weltreiches, zur Not auch mit kriegerischen Mitteln, wurde mit dem Ausdruck „pax Romana“ versehen. Die Römer verstanden sich als richtungsweisende Macht der Welt, welche die Erde zur Heimat aller Menschen machen wollte, selbstverständlich unter der Führung des römischen Kaisers.

Im Innern des Reiches konnte man einen immer kleiner werdenden Einfluss der Religion feststellen. An ihre Stelle trat die Philosophie, die zur beherrschenden Geistesmacht des Zeitalters und zum geistigen Rückhalt des römischen Weltreiches wurde. Stark beeinflusst wurde die römisch-antike Philosophie von der griechischen, mit deren Geist sie sich verband.[9] Obwohl die Griechen unter römischer Fremdherrschaft standen „wurde das römische Werteempfinden in die kulturgeschichtlich sehr fruchtbare Epoche des Hellenismus eingebettet“[10]. In der Polis hatte sich der Mensch als „Zoon Politikon“[11], verwirklicht, als gemeinschaftsfähiges Wesen, bei dem die Weltanschauung abhängig von der Lebensanschauung ist. Typisch für den Hellenismus war also „der Drang, das Innere in die Außenwelt zu tragen“[12]. Nun stellt sich die Frage, warum das Römische Weltreich so sehr von den philosophischen Lehren des Hellenismus durchdrungen war? Eine Antwort hierfür bietet Gregor Maurach in seiner „Geschichte der Römischen Philosophie“: Maurach spricht von der Haltlosigkeit der römischen Antike; davon, dass alles, an was der griechische Mensch damals geglaubt hatte, verloren schien. - „Philosophie entsteht, wo geistige Not ausbricht.“[13] Hiermit spricht Maurach den überbordenden Individualismus der frühen Römischen Antike an, der den „Zoon Politikon“ in den Hintergrund rückte. Die Bürger fühlten sich oftmals einsam und mit diesem egoistischen Denken überfordert ( Pohlenz nennt dieses geistige Klima „Treibhauskultur“[14] ) – Trost fanden sie in der Philosophie (Skeptiker, Stoiker, Epikureer).[15]

2.2 Die Stoa

Die meisten Anhänger hatte die Stoa, deren Schule auch später Marc Aurel angehören sollte: Die Stoiker gehen auf ihren Begründer Zenon den Stoiker (340-260 v. Chr.) zurück, der schon früh Ruhe und Gelassenheit lehrte. Diese Philosophie wird in drei chronologisch gegliederte Gruppen geteilt. Die Altstoiker mit ihrer dogmatischen Lehrausrichtung (Kleantes, Chrysippos), die mittleren Stoiker, die sich wieder stärker dem Platonismus zuwendeten (Poseidonis) und die jüngere Stoa, deren Vertreter heute noch am bekanntesten sind (Seneca, Epiktet, Rufus Musonius, Marc Aurel).

Teilt man die (griechische) Philosophie in ihre drei Bestandteile 1. Logik; 2. Physik; 3. Ethik, so kann man sagen, dass die stoische Philosophie sich im wesentlichen mit der Ethik beschäftigte, einer Art Empfehlung, die Gefühle durch den Verstand zu beherrschen. Kurzum der ethische Rationalismus versuchte die philosophischen Schriften auch wirklich in die Tat umzusetzen. Maurach erklärte das Bestreben der praktisch denkenden Römer (Staatswesen, Römisches Recht) wie folgt: „Die Griechen lehrten, wie es ist, die Römer wollten überzeugen wie, bzw. das man es täglich tut.“[16] Zwar habe ihre Ideologie nicht durch Originalität beeindruckt (siehe vorheriges Kapitel), doch das Wesentliche ihrer Philosophie seien die „Gefäße“, in welche das Übernommene gegossen wurde[17] Die anhaltende Wirkung der Stoa beruht(e) auf ihren Vertretern. Von denen war und ist Mark Aurel sicher einer der Nachhaltigsten.

[...]


[1] Friedrich der Große in einem Brief an den französischen Aufklärer Voltaire anno 1777 (aus Accardo, Giorgio, Mark Aurel: der Reiter auf dem Kapitol, S.104)--- Fortentwicklung der Stoa in der preußischen Pflicht- und Staatsauffassung

[2] Vergleiche Aurel, Marc, Selbstbetrachtungen, Reclsm, Vorwort S. 8-9

[3] Aurel, Marc, Selbstbetrachtungen, 4.30

[4] folgende Ausführungen sind frei nach Accardo, Giorgio erarbeitet

[5] siehe Anhang: Bilder, Fotos, Karten

[6] häufig benutztes Sprichwort- Urheber unbekannt

[7] einige Ausschnitte der Markussäule in Rom sind im Anhang enthalten

[8] siehe Karte im Anhang „The Roman empire during the Lifetime of Marcus Aurelius“ aus Birley

[9] Vergleiche: Störig, Weltgeschichte, Kapitel Die Stoiker, ab S. 214

[10] aus Bibliothek der Philosophie, S.12 auch Störig: „Graecia capta ferum victorem cepit“ S. 213

[11] ebd. S.13

[12] Barth, Paul, Die Stoa, S. 14

[13] Maurach, Gregor, Geschichte der Römischen Philosophie, S.2

[14] in Pohlenz, Max, Die Stoa, S. 278

[15] Vgl. auch Barth, Paul, Die Stoa, ab S.21

[16] Maurach, Römische Philosophie, S.181

[17] Vgl. ebd. S.1

Excerpt out of 12 pages

Details

Title
Mark Aurel: Selbstbetrachtungen eines römischen Kaisers
Subtitle
Der kaiserliche Philosoph
College
University of Leipzig  (Kulturwissenschaften)
Course
Kulturphilosophie der Antike
Grade
1,0
Author
Year
2003
Pages
12
Catalog Number
V86787
ISBN (eBook)
9783638021852
ISBN (Book)
9783638932301
File size
422 KB
Language
German
Notes
Die Arbeit umfasst einen hermeneutischen Ansatz zu den Selbsbetrachtungen des römischen Kaisers und Philosophen Mark Aurel. - 17 Einträge im Literaturverzeichnis, davon 6 Internet-Quellen.
Keywords
Mark, Aurel, Selbstbetrachtungen, Kaisers, Kulturphilosophie, Antike
Quote paper
Timo Gramer (Author), 2003, Mark Aurel: Selbstbetrachtungen eines römischen Kaisers, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86787

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