Wie und wo geschieht Erziehung?

Eine historische Betrachtung von der Antike bis zur Aufklärung


Seminararbeit, 2004

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Die Antike: 800 v. Chr. bis 500 n. Chr
1.1. Einführung in das Zeitalter
1.2 Das antike Bildungsideal
1.3 Erziehung in der Familie
1.4 Schulische Erziehung

2. Das Mittelalter: 4. - 6. Jahrhundert bis Mitte des 15. Jahrhunderts
2.1 Einführung in das Zeitalter
2.2. Erziehung in der Familie
2.3 Schulische Erziehung

3. Die Renaissance und Reformation: 13. – 16. Jahrhundert
3.1 Einführung in das Zeitalter
3.2 Erziehung in der Familie
3.3 Schulische Erziehung

4. Die Aufklärung: 16. bis 18. Jahrhundert
4.1 Einführung in das Zeitalter
4.2 Die neuen Erziehungsansichten
4.3 Erziehung in der Familie
4.4 Schulische Erziehung

5. Zusammenfassung

6. Literaturverzeichnis

Einleitung

Diese Arbeit entstand im Rahmen des Seminars "Vergesellschaftung von Erziehung. Schule als Institution" im Wintersemester 2004/05. Sie ist der erste Teil des am 09.11.2004 vorgetragenen Referates "Wie und Wo geschieht Erziehung? Historische Betrachtung“. Mein Beitrag soll einen allgemeinen Überblick über die familiäre und schulische Begriffsgeschichte der Erziehung in der historischen Entwicklung bieten. Hierbei beginne ich mit der griechischen Antike, berichte über das Mittelalter, die Renaissance und Reformation und ende mit dem Zeitalter der Aufklärung. Der zweite Teil, ab dem 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, wurde von meiner Referatskollegin, Andrea Schößler, in Hinblick auf die Art und Weise und den Ort der Erziehung bearbeitet.

Jedes Kapitel wird mit einem kurzen Überblick in das jeweilige Zeitalter eingeleitet. Danach steht jeweils die Erziehungswirklichkeit in der Familie und der Schule im Mittelpunkt der Betrachtung.

1.Die Antike: 800 v. Chr. bis 500 n. Chr.

1.1. Einführung in das Zeitalter

Die Antike bezeichnet die Epoche des Altertums im Mittelmeerraum. Der Anfang der antiken Kultur im klassischen Sinne wird im „Allgemeinen mit der Entstehungszeit der Homerischen Epen und dem Beginn der griechischen Kolonisation des Mittelmeerraums […] angesetzt.“[1] Die Antike ist eine „mythisch geprägte Zeit.“[2] Die ersten Philosophen treten auf.

1.2 Das antike Bildungsideal

In der Antike war die „paideia Lebensform und Bildungsideal.“[3] Übersetzt bedeutet paideia soviel wie Bildungswissenschaften. Im Großen und Ganzen verstanden die Griechen darunter „die Gesamtbildung, die sich ein frei geborener Jüngling angeeignet haben musste, ehe er zur Erlernung eines bestimmten Faches oder in das werktätige Leben selbst überging.“[4]

Die Antike war eine Epoche, die vor allem durch die Philosophie bestimmt wurde.

Die Werke Platons, Aristoteles und Sokrates geben uns Auskunft darüber, wie und wo Erziehung damals stattfand. Die Literatur unterscheidet zwischen der homerisch-ritterlichen Erziehung, die durch Homer`s Epos Ilias charakterisiert wird und der Erziehung in Sparta und Athen. In Sparta wurde ausschließlich eine „militaristische Form der Erziehung etabliert …“[5] Das Leben der Menschen wurde streng vom Staat geregelt. Es wurde sogar eine „Auslese der Zeugungspartner…“[6] betrieben. Nur kräftige Kinder wurden gebilligt. Schwächliche und missgestaltete Kinder wurden getötet, da sie für den Staat nicht dienlich waren. In Sparta standen die Kinder schon ab dem 7. Lebensjahr unter der Aufsicht des Staates und lebten von ihren Familien getrennt, in Lagern.7[7]

Im Folgenden werde ich auf die Erziehungsinhalte in Athen eingehen, da es dort demokratischer zuging. Hier wurde das Volk in 3 Klassen eingeteilt, wobei die Klassenzugehörigkeit abhängig war vom Familienvermögen.

Die erste Klasse waren die Großgrundbesitzer und Großkaufleuten. Zu der zweiten Klasse zählten die Ritter, Großbauern und reichen Kaufleute. Die dritte Klasse war den Handwerkern und Kleinhändlern zugewiesen. Alle übrigen waren Lohnarbeiter oder Kleinbauern und wurden Handarbeiter genannt.

Zunächst kamen nur reiche Kinder in den Genuss von öffentlicher Erziehung.

1.3 Erziehung in der Familie

In Athen wurde die Erziehung des Kindes bis zum 7. Lebensjahr von der Mutter oder der Amme übernommen. Sie vermittelten dem Kind die Sitten, Gebräuche und Normen der Gesellschaft, in der es aufwuchs.

Die weitere Erziehung der Kinder übernahm der Vater als Familienoberhaupt. Er brachte seinem Sohn Sportarten bei, wie Reiten und Fechten aber auch Faustkampf und verschiedene Überlebenstechniken. Außerdem erzählte er seinem Kind von den Taten und Sitten seiner Vorfahren. Die Tochter hingegen blieb bei der Mutter und lernte von ihr häusliche Arbeiten zu verrichten wie spinnen und weben.[8] Das Ziel eines jeden Atheners war „ein schöner und guter Mensch zu sein“[9] bzw. zu werden. Danach sollte er auch unterrichtet werden.

1.4 Schulische Erziehung

Schulische Bildung war nur für Jungen bestimmt. Die erste öffentliche Schule in Athen war die STOA, eine Säulenhalle. Es bestand keine Schulpflicht. Wohlhabende Bürger schickten ihre Kinder aber zur Schule, um ihre Karriere zu sichern. Erziehung geschah also aufgrund privater Initiative und hing vom Familienvermögen ab.

Mit 7 Jahren wurde der Schüler von einem Sklaven des Hauses betreut, den man Paidagogos nannte. „Der Paidagogos brachte den Schüler zur Schule und zurück und brachte ihm Benehmen bei, wobei er auch berechtigt war, seinen Schützling zu züchtigen.“[10] „Die wichtigsten Inhalte [der Erziehung] waren auch in Athen Körperbeherrschung und der Umgang mit Waffen, (…) der militärische Aspekt tritt [jedoch] zugunsten des sportlich-spielerischen in den Hintergrund.“[11]

Die antiken Epen (die Ilias, Odyssee) berichten von zahlreichen Wettbewerben zu den verschiedensten Anlässen. Zwischen 8 und 12 Jahren begannen die Schüler mit dem Sportunterricht. Der Unterricht fand auf Sportplätzen statt. Die Wettkämpfe dagegen wurden in Stadien ausgetragen. Die Athleten waren bei ihren Übungen nackt und hatten sich mit Öl eingerieben. Zu den Übungen wurde Musik gespielt, die den Rhythmus der Bewegungen unterstützen sollte.

Der Lehrer für die elementare Erziehung wurde grammatistes genannt. Er unterrichtete Lesen, Schreiben, Rechnen und Literatur.[12] Die Schüler lernten lesen, indem sie zunächst die einzelnen Buchstaben studierten. Erst danach wurden ganze Wörter gelehrt. Die Schüler haben damals immer laut vorgelesen. Still lesen war nicht üblich. Auch gab es zu dieser Zeit keine Satzzeichen und Leerstellen zwischen den Wörtern. Als Texte wurden vorwiegend die Epen Homers verwendet, die auch gleichzeitig der Erziehung der Kinder dienten. Sie hatten die Aufgabe sowohl Wissens zu vermitteln als auch ethischer Werte weiter zugeben. Es wird angenommen, dass das Fach Musik eher gelehrt wurde als Schreiben und Lesen. Die Schüler übten mit der Kithara (Lyra) oder der Aulos, einem Blasinstrument. Neben der Instrumentalmusik wurde auch Gesang gelehrt.[13]

Um sich in Medizin oder Rhetorik ausbilden zu lassen, musste man sich einen spezialisierten Lehrer suchen. Im 5. Jahrhundert vor Christus gab es in Athen noch keine organisierte Form der höheren Bildung. „Daher hatten die Sophisten [seinerzeit eine geläufige Berufsbezeichnung für Lehrer] auch solchen Erfolg. Sie unterrichteten gegen hohe Honorare auch über neue geographische und naturwissenschaftliche Themen, die durch neuere Forschungsergebnisse ins Gespräch kamen. (…) Viele der Sophisten hatten in ihrem Unterrichtsprogramm auch Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Die meisten Sophisten widmeten sich jedoch der Literatur und besonders der Sprache, um den Schülern die Kunst der öffentlichen Rede zu vermitteln.“ [14]
Das antike Ideal der Allgemeinbildung veränderte sich in Europa bis zum Mittelalter nicht.

Zweifellos haben die Griechen die Idee der Schule erfunden. Ihr Wort schola bedeutet Muße und spiegelt so die athenische Auffassung wider, dass ein zivilisierter Mensch, der Muße hat, seine Zeit ganz natürlich mit Denken und Lernen zubringenwird.[15]

2. Das Mittelalter: 4. - 6. Jahrhundert bis Mitte des 15. Jahrhunderts

2.1 Einführung in das Zeitalter

In Europa herrschte eine ständische, männlich beherrschte Gesellschaft. Der Adel war die höchste Schicht, nach ihm kam der Klerus, also die Geistlichen. Alle anderen Menschen, wie Bauern oder Handwerker, gehörten zum 3. Stand. Also ähnlich wie im antiken Athen. Die offizielle Sprache der Kirche und der Gelehrten aller europäischen Länder war damals Latein. Im Gegensatz zu der Antike war aber die Lebensform nicht die paideia (Bildungswissenschaften), sondern die Religion. Daher war auch das Ziel der Erziehung der „fromme, im Dienste Gottes lebende Mensch.“[16]

2.2. Erziehung in der Familie

Das Kind wuchs, wie in der Antike, bis zum Alter von 6 oder 7 Jahren in der Obhut der Mutter auf. „Die Familie war die wichtigste Schule für die Kinder [des Mittelalters]. Hier lernten sie Sitten- und Anstandsregeln und der Vater unterwies seine Söhne in seinem Handwerk, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde.“[17]
In Handwerker- und Bauernfamilien kümmerten sich die Mütter persönlich um die Pflege und Ernährung der Kinder wohingegen adeligen Frauen für niedere Arbeiten wie Säubern, Baden, Wickeln und Füttern, Dienstpersonal zur Verfügung stand.[18]

Kinder von armen Familien, sowohl Junge als auch Mädchen, wurden schon mit 4 bis 5 Jahren zur Mitarbeit in Haus und Garten herangezogen und machten sich als Arbeitsentlastung der Mütter bezahlt. Die Pflicht der Kinderaufzucht stieß aber manchmal mit den übrigen Arbeitsaufgaben zusammen. Die Auswirkungen gingen meistens zu Lasten der kleineren Kinder. Besonders Zwei- bis Vierjährige kamen häufig durch Unfälle zu Schaden, wenn sie unbeaufsichtigt in Haus, Hof und Garten gelassen wurden. Sie kamen in Feuerstellen um, stürzten in den Brunnen oder wurden von Vieh zertreten.

In Adelsfamilien bestimmte der Vater ab dem 7. Lebensjahr über den Sohn, der häufig an den Hof übergeben wurde, wo er zu zum Ritter ausgebildet wurde. Dort brachten ihm der „Ritter und seiner Frau, Kleriker, Zuchtmeister, Spielleute und Hofdamen, sportliche und militärische Übungen und höfischer Umgangsformen bei. So wie es sich für den Ritterstand gehörte.[19]

„Lesen und Schreiben war unter Rittern nur wenig verbreitet.“[20]

[...]


[1] Antike. http://www.lexikon-definition.de/Antike.html (22.03.2005).

[2] Reichert, Waltraud: Erziehungskonzeptionen in der griechischen Antike. Theorie und Praxis in ihrer Abhängigkeit vom Wandel der Kultur. Band 2. Rheinfelden. Schäuble Verlag 1990, S. 11.

[3] Tenorth, Heinz-Elmar: Geschichte der Erziehung. Einführung in die Grundzüge ihrer neuzeitlichen Entwicklung. 2 Auflage. Weinheim und München. Juventa Verlag 2000. S.46.

[4] Geschichte und Entwicklung der Enzyklopädie. http://www.lexikon-definition.de/Geschichte-und- Entwicklung-der-Enzyklopaedie.html#Griechischer_Kulturkreis:_enkyklios_paideia (03.03.2005).

[5] Kreisky, Eva: Das System der Erziehung in der griechischen Antike. www.evakreisky.at/onlinetexte/

onlinereihe_erziehung_antike.php (03.03.2005).

[6] Reichert 1990: S. 27.

[7] vgl. Ebd.

[8] Vgl. Römische Erziehung und Bildung. http://home.eduhi.at/member/jr/lschule/romschul.htm.

[9] Reichert 1990: S. 32.

[10] http://www.meinebibliothek.de/Texte/html/kinder.html

[11] Reichert 1990: S. 3

[12] vgl. Kreisky, Eva: Das System der Erziehung in der griechischen Antike.

www.evakreisky.at/onlinetexte/

onlinereihe_erziehung_antike.php (03.03.2005).

[13] vgl. Robert Flacelière: www.meinebibliothek.de/Texte/html/kinder.html

[14] Vgl. Kreisky

[15] Vgl. Schiffler, Horst, Rolf Winkeler: 1000 Jahre Schule. Eine Kulturgeschichte des Lernens in Bildern. Stuttgart. Belser 1985. S 15.

[16] Schiffler 1986, S.32

[17] www.uni-koblenz.de/~odswer/projekte/gotik/pro641.htm (19.03.2005).

[18] vgl Janotta, Dr. Ch: Kindheit im Mittelalter. sbg.ac.at/ges/people/janotta/sim/kindheit.html (19.03.2005).

[19] Vgl. Schiffler, S.31.

[20] Ebd.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Wie und wo geschieht Erziehung?
Untertitel
Eine historische Betrachtung von der Antike bis zur Aufklärung
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal  (Fachbereich G)
Veranstaltung
Vergesellschaftung von Erziehung. Schule als Institution
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
20
Katalognummer
V86884
ISBN (eBook)
9783638030892
Dateigröße
446 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erziehung, Vergesellschaftung, Erziehung, Schule, Institution
Arbeit zitieren
Susanne Huse (Autor:in), 2004, Wie und wo geschieht Erziehung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86884

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Wie und wo geschieht Erziehung?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden