Die aktuelle Reform der Krankenversicherung in Gestalt des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes (GKV-WSG) war im Jahr 2006 das zentrale Thema der politischen Diskussion. Zwischen den beteiligten Interessensparteien entwickelte sich eine kontroverse Debatte, die bis zum jetzigen Zeitpunkt andauert. Vor allem die Frage nach einer nachhaltigen Finanzierung des staatlichen Gesundheitswesens spaltet die Expertenmeinungen und –analysen; es wurden Kopfpauschalen und Bürgerversicherung erwogen. Die von vielen kritisierte „Kompromisslösung“ der Großen Koalition scheint kaum positive Reaktionen hervorzurufen.
Kernpunkt des am 1. April 2007 verabschiedeten GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes ist die Finanzierung über ein Fondsmodell, den so genannten Gesundheitsfonds. Die aktuelle Debatte um die Fondslösung stellt deshalb den Schwerpunkt meiner Arbeit dar.
Die Untersuchung einer Reform kommt nicht ohne eine Befassung mit dem Zustand des Vorherigen aus. Dieser ist in der Reform auch Anknüpfungspunkt.
Im ersten Kapitel werden deshalb die politökonomischen Notwendigkeiten des staatlichen Krankenversicherungssystems kurz erläutert, wobei die historische Genese im Hintergrund steht und vor allem auf die systemtheoretische Logik des Gesundheitswesens im Sozialstaat eingegangen werden soll, die als Voraussetzung einer weiteren Analyse der aktuellen Reformen unerlässlich ist.
Hauptthese dieser Arbeit ist, dass die Probleme, die sich bei der Reformierung des Gesundheitswesens ergeben, aus dem Umstand resultieren, dass der Staat bei der Ausgestaltung seines Gesundheitswesens den Spagat zwischen einer Gesundheitsversorgung im Sinne der Volksgesundheit und deren Finanzierung aus der schrumpfenden Masse der gesellschaftlichen Gesamtlohnsumme leisten muss. Diese Problemlage wird noch verschärft, da die aktuelle Reform bezweckt, das Gesundheitswesen zu einer rentablen Wirtschaftsbranche herzurichten.
Im zweiten Kapitel folgt eine knappe Darstellung der bisherigen Ausformung des Gesundheitswesens in der BRD, sowie eine kurze Darstellung der Eckpunkte der Gesundheitsreform. Im dritten Kapitel wird schließlich der Gesundheitsfonds detailliert vorgestellt und diskutiert. Hierbei soll auch auf die Rolle des Fonds als politischer Kompromiss der Großen Koalition eingegangen werden, da diese meiner Ansicht nach Einfluss auf die konkrete Ausgestaltung des Fonds hat und deshalb bei der Analyse miteinbezogen werden muss.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Notwendigkeit des Gesundheitswesens im demokratisch-marktwirtschaftlich organisierten Staat
- Gesundheit - ein hohes Gut
- Ursprung des staatlichen Gesundheitswesens
- Gesundheitsversorgung in der Marktwirtschaft: Ein Versicherungssystem
- Widersprüche und Probleme des Gesundheitsmarktes
- Das duale System: Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und Private Krankenversicherung (PKV)
- Finanzierung und strukturelle Finanzierungsprobleme
- Reformbedarf: Was soll die Gesundheitsreform bewirken? Umgang mit einem strukturellen Finanzierungsproblem
- Wie soll die Reform die Probleme der GKV überwinden? Eckpunkte im Hinblick auf die Finanzierungsnot
- Gesundheitsfonds
- Tarifsystem
- Zuzahlungspflichten
- Ärztehonorare und Selektivverträge
- Leistungsstreichungen
- Verhältnis der GKV zur PKV
- Der Gesundheitsfonds: Ein Instrument zur Ökonomisierung der GKV?
- Mittelaufbringung und -verwendung
- Risikostrukturausgleich (RSA)
- Der Fonds: ein politischer Konsens
- Kopfpauschale/Gesundheitsprämie vs. Bürgerversicherung
- Die Strukturelemente des Fonds
- Ausschüttung und Zusatzbeitrag
- Wirkungen der Strukturelemente
- Mittelaufbringung und -verwendung
- Reaktionen auf den Gesundheitsfonds
- Die Gesetzlichen Krankenkassen
- Gewerkschaften
- Die Arbeitgeber
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die aktuelle Gesundheitsreform in Deutschland, insbesondere die Einführung des Gesundheitsfonds, und untersucht deren Auswirkungen auf die Finanzierung des staatlichen Gesundheitswesens. Ziel ist es, die Notwendigkeit des Gesundheitswesens im Kontext der Marktwirtschaft aufzuzeigen und die strukturellen Finanzierungsprobleme der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu beleuchten.
- Die Rolle des staatlichen Gesundheitswesens in einer demokratisch-marktwirtschaftlichen Ordnung
- Die strukturellen Finanzierungsprobleme der GKV
- Die Ziele und Eckpunkte der Gesundheitsreform
- Die Funktionsweise und Auswirkungen des Gesundheitsfonds
- Die Reaktionen und Bewertungen verschiedener Interessensverbände auf die Reform
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit setzt sich mit der aktuellen Gesundheitsreform und dem damit einhergehenden GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz auseinander, insbesondere mit dem neuen Finanzierungsmodell des Gesundheitsfonds. Der Fokus liegt auf der Analyse der Reform und ihrer Auswirkungen auf die Finanzierung des staatlichen Gesundheitswesens.
- Die Notwendigkeit des Gesundheitswesens: Dieses Kapitel erläutert die grundlegenden Prinzipien des Gesundheitswesens im Kontext der Marktwirtschaft und beleuchtet die historischen Wurzeln des staatlichen Gesundheitswesens. Es werden die Herausforderungen des Gesundheitsmarktes und die Notwendigkeit eines Versicherungssystems beleuchtet.
- Das duale System: Hier wird das duale System der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Privaten Krankenversicherung (PKV) vorgestellt. Der Schwerpunkt liegt auf der Finanzierung der GKV und den damit verbundenen strukturellen Finanzierungsproblemen.
- Reformbedarf: Dieses Kapitel beleuchtet die Ziele der Gesundheitsreform und die Notwendigkeit, die strukturellen Finanzierungsprobleme der GKV zu lösen.
- Eckpunkte der Reform: Hier werden die wichtigsten Eckpunkte der Gesundheitsreform im Hinblick auf die Finanzierungsnot vorgestellt, darunter der Gesundheitsfonds, das neue Tarifsystem, Zuzahlungspflichten, Ärztehonorare, Leistungsstreichungen und das Verhältnis zwischen GKV und PKV.
- Der Gesundheitsfonds: Dieses Kapitel beschäftigt sich detailliert mit dem Gesundheitsfonds als Finanzierungsmodell der GKV. Es werden die Mittelaufbringung und -verwendung, der Risikostrukturausgleich (RSA), die Strukturelemente des Fonds sowie die Auswirkungen auf die GKV analysiert.
- Reaktionen auf den Gesundheitsfonds: Dieses Kapitel beleuchtet die vielschichtigen Reaktionen und Bewertungen der Reform aus Sicht der Gesetzlichen Krankenkassen, Gewerkschaften und Arbeitgeber.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Themen Gesundheitsreform, Gesundheitsfonds, Gesetzliche Krankenversicherung (GKV), Finanzierung des Gesundheitswesens, Marktwirtschaft, Risikostrukturausgleich, Bürgerversicherung, Kopfpauschale, Tarifsystem, Zuzahlungspflichten, Ärztehonorare und Interessensverbände.
- Quote paper
- Lena Henning (Author), 2008, Gesundheitsreform und Gesundheitsfonds. Lösung eines strukturellen Finanzierungsproblems der Gesetzlichen Krankenversicherung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86895