Ara Pacis Augustae - Überlegungen zur Interpretation


Seminar Paper, 1998

23 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1 Prolog

2 Der Kontext der Ara Pacis

3 Baugeschichte

4 Bauform
4.1 Themenverteilung
4.2 Osten (Blick von der via flamina)
4.3 Westen
4.4 Innenraum
4.5 Die Prozessionsfriese
4.6 Gesamtinterpretation

5 Wirkung auf das Reich

6 Epilog

7 Quellenverzeichnis:

8 Literaturverzeichnis:

1 Prolog

Die Ara Pacis ist vielleicht das herausragende Zeugnis der Baukunst augusteischer Zeit. Über diesen Tempel wurde viel geschrieben und ebenso vielfältig waren die Interpretationen. Das ging soweit, daß Stefan Weinstock gar bestritt, daß es sich bei dem Objekt um die, bei Augustus erwähnte, Ara Pacis handelt. Wie unterschiedlich man Bildprogramm und Tempel interpretieren kann, ohne irgendwelche sachlichen Fehler zu machen, zeigt, wie wichtig die Betrachtung des Kontextes bei der Ara Pacis ist. Die Umstände des Baus, also der historische Rahmen, die Quellen und der archäologische Befund sollen dementsprechend beleuchtet werden. Auf dieser Basis möchte ich versuchen, eine plausible Interpretation zu finden. Daneben widmet sich die Arbeit vor allem der Wirkung, die der Tempel im Imperium hatte. Ich möchte versuchen zu zeigen, daß mit der Errichtung des Heiligtums in dieser Form ein bestimmtes Ziel verfolgt wurde. Augustus hat hier, wie z. B. auch am Mars Ultor Tempel, seine Vorstellung von der Verehrung seiner Person der Öffentlichkeit präsentiert. Er legte im Bildprogramm der Ara Pacis fest, mit welchen Göttern er in Verbindung gebracht werden wollte und mit welchen Bildformeln diese darzustellen waren. Ich glaube nicht an einen Zufall, wenn in der Folge dieses Baues die für das Bildprogramm an der Ara Pacis herangezogenen Gottheiten eine stärkere Betonung auch in den Provinzen erfahren haben. Einige Beispiele sollen kurz vorgestellt werden. Wie groß und konstant der Einfluß dieses Bauwerkes war, zeigt sich noch fast 100 Jahre später, wie ich anhand eines Altar aus Karthago zeigen möchte, der für die gens Augusta errichtet wurde. Offensichtlich wurde hier das Bildprogramm der Ara Pacis expressis Verbis übernommen.

2 Der Kontext der Ara Pacis

Die Ara Pacis ist in gewisser Hinsicht ein Ausnahmefall. Durch eine autobiographische Notiz in den res gestae gibt es eine klare Überlieferung zu Anlaß und Baubeschluß. Res gestae 12: „Cum ex Hispania Galliaque, rebus in iis provincis prospere gestis, Romam redi Ti. Nerone et P. Quintilio consulibus, aram Pacis Augustae senatus pro reditu meo consacrandam censuit ad campum Martium, in qua magistratus et sacerdotes virginesque Vestales anniversarium sacrificium facere iussit.“ ("Als ich aus Spanien und Gallien nach der glücklichen Ordnung dieser Provinzen nach Rom zurückkehrte - unter dem Konsulat des Tiberius Nero und des Publius Quintilius - beschloß der Senat wegen meiner Rückkehr die Weihung der Ara Pacis Augustae am Marsfeld, an welcher die Beamten, die Priester und die Vestalinnen ein jährliches Opfer darbringen sollten.") Augustus nennt den Namen der Gottheit und ihren Beinamen, den Aufstellungsort und das Gesetz, das die Kulthandlungen regelte und den Kreis der Personen, die daran teilnehmen sollten. Was er aber vor allem nennt, ist die genaue Bezeichnung des Bauwerks. Der Senat beschloß die Weihung eines Tempels für den augusteischen Frieden. Es ist also nicht einfach nur ein Tempel zu Ehren der Pax, die Göttin ist in einen klaren Zusammenhang mit Augustus gebracht. Seit der erfolgreichen Schlacht von Actium 31 AC erscheint Pax auf augusteischen Münzen. Etwa zeitgleich findet sie sich auch bei Vergil.[1] Interessant ist auch der Aufstellungsort. Aus dem Campus Martius, dem Bereich des Kriegsgottes, wird ein Teil herausgeschnitten und darauf ein Altar für Pax (welche auch immer) geweiht. Es ist müßig, hier eine unterschwellige Botschaft zu suchen. Sie ist offensichtlich. Aureum saeculum – das saturnische, glückliche, das goldene Zeitalter hatte begonnen. Zu den Saecularfeiern vom 30.5. – 2.6.17 AC hatte Augustus es eingeläutet[2]. Die Zeichen standen günstig. Ein Komet war für das Jahr 17 angekündigt worden[3], Augustus hatte die Partherschmach getilgt und den Senat „gereinigt“. Auch seine Sittengesetzgebung paßt in dieses Bild. Die Zeit des Krieges war vorbei. Das Imperium war im Großen und Ganzen befriedet, den Ianustempel hatte er schon zweimal geschlossen[4] und die Republik de iure wiederhergestellt. Glückliche Zeiten sollten für das von langem Bürgerkrieg gebeutelte Land, anbrechen friedliche Zeiten. Und der Garant dafür war niemand anderes als Augustus. Wie eine Bestätigung dieser Vermutung mutet die Tatsache an, daß der Tempel Teil einer architektonischen Komposition war, zu der noch das Horologium und ,was viel wichtiger ist, das Mausoleum des Augustus gehörte. Die Ara Pacis Augustae war nicht nur dem Namen nach mit dem Princeps verbunden.

3 Baugeschichte

Der Beschluß zum Bau, die constitutio arae, läßt sich auf den 4. Juli 13 AC datieren. Augustus war nach drei Jahren Abwesenheit zurückgekehrt nach Rom. Schon einmal, 22 - 19 AC, war er drei Jahre fort gewesen. Seinerzeit hatte er die Angelegenheiten im Osten geregelt und u.a. die Feldzeichen von den Parthern zurückgeholt. Phraates IV. gab offenbar nicht nur die Legionsadler von Crassus und Antonius zurück, sondern er mußte zusätzlich auch noch Geiseln stellen.[5] (Damit war die Schmach getilgt, die nach römischem Verständnis der Verlust dieser Zeichen in der Schlacht von Carrhae 53 AC bedeutete. Die Schlacht endete seinerzeit mit Niederlage und dem Tod des Feldherren Crassus.) Den daraufhin geplanten feierlichen Empfang lehnte er ab und schlich sich bei Nacht zurück nach Rom. Den Baubeschluß für den Altar der Fortuna Redux nahm er dagegen bereitwillig an. Das Szenario wiederholte sich exakt im Jahre 13 AC. Nach langer Abwesenheit[6] kehrte Augustus nach Rom zurück. Wieder lehnte er den feierlichen Empfang ab und schlich bei Nacht nach Rom[7]. Die Feier fand am 4. Juli trotzdem statt und es wurde der Beschluß gefaßt, einen Altar zu Ehren der Pax zu weihen. Am Morgen des 4. Juli begab sich Augustus auf das Kapitol und legte Lorbeer nieder, wie nach jedem erfolgreichen Kriegszug[8] – ohne Zweifel ein Triumphzug für Augustus gerade in diesem speziellen Fall.

Bereits im Jahre 25 AC hatte Augustus sich entschlossen, weitere vom Senat angebotene Triumphe nicht mehr anzunehmen. Er befand sich zu diesem Zeitpunkt schon in einer Position, die nicht mehr erhöht werden konnte. „Es möge, wenn nur Feinde fehlen, auch der Grund für einen Triumph fehlen. Für die Feldherren wirst du (Pax) einen größeren Ruhm bedeuten als ein Krieg.“[9] Scheinbar gefiel er sich mehr und mehr in der Rolle des großherzigen Gönners, der bescheiden und moralisch integer war. So ließ er prinzipiell seinen Namen nicht auf durch ihn wieder errichtete Gebäude setzen[10]. Das war im Grunde auch nicht notwendig. Jeder wußte, wer der Bauherr war. Er gestaltete den Aufwand für die Restaurierung ausgesprochen unterschiedlich. Die Götter, mit denen er in direkte Verbindung gebracht werden wollte, bedachte er entsprechend reichlicher. Während er so für Apollon und den Mars Ultor prächtige Tempel auf dem Palatin und dem Augustusforum errichtete, ließ Sueton Jupiter klagen, Augustus entzöge ihm die Anhänger[11]. Völlig vernachlässigte er die orientalischen und ägyptischen Götter, die auch keine Aufnahme in den Festkalender fanden. Ihre Kulte wurden z.T. sogar verboten[12]. Auch wenn Augustus, wie er selbst in den Res Gestae vermerkte, 82 Tempel Göttertempel wiederherstellen ließ auf Beschluß des Senates[13], so läßt das doch keinen Aufschluß über den Aufwand zu. Die Tempel wurden in der Regel nur geflickt, behielten ihr Holzdach und wurden mit neuem Stuck überzogen. Andere volkstümliche Tempel, wie der der dionysischen Trias Liber, Libera und Ceres wurden erst unter Tiberius neu geweiht[14].

Seine öffentlich zur Schau gestellte Zurückhaltung zeigte sich auch anläßlich seiner geplanten Ernennung zum Pontifex maximus. Lange wehrte er sich gegen die Ehrung und erst als "eine in Rom nie zuvor gesehene Menge an Leuten aus ganz Italien zusammengeströmt war ..."[15], ihn darum zu bitten, stimmte er zu. Die Ablehnung von Ehrungen, die aufgesetzte Bescheidenheit in Bezug auf seine Person entwickelte sich zu einem regelrechten Machtmittel. Man könnte meinen, daß er sich einem Titel oder Amte nur konsequent genug versperren mußte, um es verliehen zu bekommen. Schon 30/29 gab er nur widerwillig die Zustimmung zur kultischen Verehrung seiner Person – seinerzeit mit der Auflage, ihn nicht ausdrücklich als Gott zu bezeichnen und nur in Verbindung mit Roma zu verehren. Festzuhalten bleibt: Er gab seine Zustimmung. Ähnliches gilt für die Verehrung des genius Augusti auf den Larenaltären. Das scheint zu zeigen, daß er keine prinzipiellen Bedenken gegen eine solche kultische Verehrung seiner Person hatte. Eventuell verzichtete er mehr aus Rücksicht auf die Befindlichkeiten der stadtrömischen Bevölkerung auf eine offizielle Apotheose zu seinen Lebzeiten. Im Kleinen fand sie aber wohl doch statt. Zumindest scheinen die Darstellungen auf den Larenaltäre ein Hinweis auf den besonderen Platz zu sein, den der Princeps in den Herzen der Menschen hatte.

Doch zurück zur Ara Pacis. Schon der Aufstellungsort war Programm. Ausgerechnet aus dem Feld des Kriegsgottes Mars wurde ein Stück herausgeschnitten und der Friedensgöttin Pax geweiht. Das konnte nur mit Zustimmung des Kriegsgottes geschehen. Der Vater des Stadtgründers (Romulus) schenkte seiner Stadt den Frieden. Entsprechend tauchen beide auf der dem Marsfeld zugewandten Seite auf. Es brauchte ganze 3,5 Jahre, den Bau fertigzustellen. Selbst wenn die Friese in Griechenland gefertigt worden wären, ist das eine recht lange Bauzeit für das eher kleine Heiligtum[16]. Erst als klar wurde, daß die Ara Pacis in Verbindung mit dem Horologium zu sehen ist, lichtete sich das Geheimnis. Der „Zeiger“ wurde offenbar in Ägypten gefertigt und das der Transport des Monolithen nicht ohne Probleme vonstatten ging, darf man wohl vermuten.

[...]


[1] Vergil. Georgica 2,425

[2] Horaz, carmen saeculare; Sueton, Claud. 21; Sueton Aug.

[3] wie im Todesjahr von C. Julius Caesar 44 AC

[4] vgl. Livius 1,19,2 – Ianusheiligtum als Anzeiger für Krieg und Frieden

[5] Im Gegenzug verzichtete Augustus auf eine weitere Expansion.

[6] Vgl. Horaz, der die lange Abwesenheit des Princeps in carm. 4,5 beklagt!

[7] Cassius Dio 54,25

[8] Res Gestae 4

[9] Ovid fasti 1,714

[10] Res Gestae 19-20

[11] Sueton Aug. 91,2

[12] vgl. Paul Zanker Augustus und die Macht der Bilder Seite 113/14

[13] Res Gestae 20

[14] Tacitus Ann. 2,49

[15] Res Gestae 10

[16] Höhe: ca. 6.1 m, Länge: Nord-Süd 11.63 m; Ost-West 10.52 m

Excerpt out of 23 pages

Details

Title
Ara Pacis Augustae - Überlegungen zur Interpretation
College
Humboldt-University of Berlin  (Winckelmann Institut)
Course
Archäologische Denkmäler zum Kaiserkult
Grade
1,7
Author
Year
1998
Pages
23
Catalog Number
V8695
ISBN (eBook)
9783638156028
File size
1654 KB
Language
German
Keywords
Augustus, Kaiserkult, Ara Pacis, Terra Mater, Rom
Quote paper
Kristian Büsch (Author), 1998, Ara Pacis Augustae - Überlegungen zur Interpretation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8695

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