Betrachtet man die Informationsgesellschaft in Bezug auf ihre hergestellten Wirklichkeitskonstruktionen, so lässt sich beobachten, dass die individuelle Vorstellung von Krisen in besonderer Weise durch Medien beeinflusst wird. Medien transportieren keine Information, sondern konstruieren nach ihren eigenen Regeln Modelle der Wirklichkeit. „Diese Mediale Wirklichkeit wird durch Medienangebote verkörpert, die Anlässe zur sozialen wie individuellen Wirklichkeitskonstruktion liefern.“
Medien sind dennoch von großer Relevanz, da sie die Auswahl und damit die Bewertung von Informationen bestimmen und Medienangebote bereithalten, die schwer oder oftmals überhaupt nicht von den Rezipienten zu überprüfen und mit ihren eigenen Erfahrungen abzugleichen sind.
Im folgenden ist darzustellen, inwieweit das System `Journalismus´ Ereignisse als Krisen wahrnimmt, nach welchen Regeln es die wahrgenommenen Krisen als Nachrichten selektiert und konstruiert und wie die Darstellung von Krisen in den Medien auf der Seite der Rezipienten aufgenommen wird.
Krisen, Konflikte und Kriege gehören zu den Ereignistypen, über die in den deutschen und auch in ausländischen Auslandsberichterstattungen, überdurchschnittlich oft berichtet wird. Die Aufmerksamkeit der deutschen Medien richtet sich nicht gleichmäßig auf alle Staaten, sondern beschränkt sich auf die Gebiete, in denen längerfristige Krisen existieren. Ob Ereignisse als Krisen empfunden werden, hängt wesentlich von journalismusinternen Faktoren ab. „Neben ökonomischen, organisatorischen und technologischen Imperativen des Journalismus (vgl. Weischenberg 1992) wird die Selektion von Nachrichten, nach den Befunden der empirischen Kommunikationsforschung, von rund 20 „Nachrichtenwerten“ beeinflusst (vgl. Schulz 1989:16), die Journalisten Ereignissen zuschreiben, die als Nachricht selektiert werden.“ Daneben existierten eine Reihe anderer Faktoren, wie der Grad der Betroffenheit, die Anschlussmöglichkeit an berichtete Ereignisse im Inland, der Grad der kulturellen, politischen, und ökonomischen Distanz, des weiteren die Möglichkeit das aktuelle Kriegsgeschehen zu personalisieren. Im Zeitalter der Bildmedien stellt die ausreichende Möglichkeit der Visualisierung ein weiteres entscheidendes Kriterium dar.
Betrachtet man diese Faktoren, so stellt sich der Journalismus als selbstreferenzielles System dar.
Inhaltsverzeichnis
- Das System Journalismus' und die Militarisierbarkeit der Medien
- Die Geschwindigkeit des Nachrichtenbildes
- Die Krisenwahrnehmung der Rezipienten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert den Einfluss von Medien auf die Wahrnehmung von Krisen im Kontext des Journalismus. Sie untersucht, wie das System "Journalismus" Ereignisse als Krisen wahrnimmt, nach welchen Regeln diese als Nachrichten selektiert und konstruiert werden und wie die Darstellung von Krisen in den Medien von den Rezipienten aufgenommen wird.
- Die Rolle von Medien in der Konstruktion von Krisen
- Die Einflussfaktoren auf die Selektion und Konstruktion von Nachrichten
- Die Rezeption von Krisendarstellungen durch die Rezipienten
- Der Einfluss von militärischer Zensur auf die Berichterstattung
- Die Militarisierung der Medien im historischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel untersucht die Interaktion des Systems "Journalismus" mit der Militarisierung von Medien. Es analysiert, wie Journalisten Ereignisse als Krisen identifizieren und wie die Selektion und Konstruktion von Nachrichten in Krisenzeiten von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Geschwindigkeit des Nachrichtenbildes und den Auswirkungen auf die Rezeption von Krisen. Das dritte Kapitel analysiert die Krisenwahrnehmung der Rezipienten und die Rolle von Medien in der Gestaltung der öffentlichen Meinung.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie Medien und Krisen, Journalismus und Krieg, Militarisierung von Medien, Informationspolitik, Krisenkommunikation, Nachrichtenselektion, Medienrezeption, öffentliche Meinung und Bildjournalismus. Die Arbeit setzt sich mit den Theorien des Systemjournalismus auseinander und beleuchtet die Rolle von Medien in der Konstruktion von Wirklichkeit und der Gestaltung von Krisenwahrnehmung.
- Quote paper
- Simon Siepermann (Author), 2003, (Bild-) Journalismus - Ein systemtheoretischer Diskurs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86976