Die Besetzung Afghanistans und des Iraks, sowie die Versuche, dort neue Staatsapparate zu etablieren, haben den Begriff ‚Nation-Building’ – oder zu Deutsch Nationenbildung - zu ungeahnter Prominenz verholfen. Dem täglichen Sprachgebrauch der Politiker ist er gar nicht mehr wegzudenken und auch in den wissenschaftlichen Diskurs hat das Konzept des Nation-Buildings unlängst Einkehr gehalten. Heute hat dieser Begriff einen festen Platz im Kontext der außen-, sicherheits- und entwicklungspolitischen Diskussion, denn in Zeiten ökonomischer und politischer Globalisierung, die häufig auch einhergehen mit ethnischen Konflikten, drohenden oder akuten staatlichen Zusammenbrüchen (failing und failed states), humanitären Interventionen, Peacekeeping-Operationen und liberalen Protektoraten, gewinnt die Frage der Bildung neuer Nationalstaaten freilich eine außerordentliche Bedeutung.
Zweifellos ein heikler Prozess also – auch, oder insbesondere in einem Land wie Kambodscha, das seit den späten 1960er Jahren praktisch durchgehend Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen war. Ob durch massive Bombardements der USA während des Vietnam-Krieges und die darauf folgenden innenpolitischen Unruhen, das Terror-Regime der Roten Khmer unter Pol Pot, oder die Guerilla-Kriege seit dem vietnamesischen Einmarsch – das heutige Kambodscha steht auf einem äußerst fragilen Gerüst einer Zivilgesellschaft, deren Gefühl für Werte wie Demokratie und persönliche Freiheit über die Jahrzehnte hinweg verstümmelt wurde.
Dennoch postulierte der einstige Premierminister Prinz Norodom Ranariddh im Hinblick auf die künftige Entwicklung Kambodschas optimistisch: „Wir streben danach, das am meisten demokratische Land Asiens zu werden“ – ein Anspruch, der sich angesichts der politischen Vergangenheit Kambodschas mittelfristig nur äußerst schwierig zu erfüllen scheint – zumal schon ein wesentlicher Eckpfeiler von Demokratie (zumindest nach westlichem Verständnis) auch heute, trotz normativer Festlegung, permanente Repressionen: Die Medien- und Pressefreiheit.
Inhaltsverzeichnis
- 1Inhaltsangabe
- 1. Exposé
- 2. Nation-Building - Theoretische Grundlagen
- 2.1 Nation-Building im Kontext der Zeitgeschichte
- 2.2 Wesentliche Elemente des Konzeptes, Nation-Buildings' und deren mediales Potential
- 3. Die Medien im kambodschanischen Staatenbildungsprozess
- 3.1 Politische Ausgangslage
- 3.2 Der Beitrag der Medien zum Nation-Building in Kambodscha
- 3.2.1 Rationalisierungen der Ökonomie
- 3.2.1.1 Öffnung des Marktes für elektronische Medien (nach Stand von 2003)
- 3.2.1.2 Unübersichtlicher Zeitungsmarkt
- 3.2.2 Soziale Mobilisierung - Ausbau des Internets
- 3.2.3 Entwicklung einer nationalen Identität - Verstärkung der Aufklärungs- und Antidiskriminierungsmaßnahmen in den Medien
- 3.2.3.1 Parteilicher Sendeablauf bei den kambodschanischen TV-Stationen
- 3.2.3.2 Bild der Frauen in den Medien
- 3.2.4 Nach Innen und Außen durchgesetzte Souveränität - Grenzen der Medienfreiheit Kambodschas
- 3.2.5 Demokratisierung der Gesellschaft - Vernachlässigte Bildungsfunktion der kambodschanischen Medien
- 4. Die Rolle der Medien
- 5. Empfehlung: Reform der kambodschanischen Medien
- 6. Die Medien Kambodschas - ein Spiegelbild der Gesellschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle der Medien im Nation-Building-Prozess in Kambodscha. Ziel ist es, einen Beitrag zur politischen Kommunikation zu leisten, indem Aufgaben der Medien im Staatenbildungsprozess definiert und bewertet werden. Die Analyse fokussiert auf die theoretischen Grundlagen des Nation-Building und untersucht, inwiefern die Medien in Kambodscha zur Rationalisierung der Ökonomie, zur sozialen Mobilisierung, zur Entwicklung einer nationalen Identität, zur Durchsetzung der Souveränität und zur Demokratisierung der Gesellschaft beitragen können.
- Nation-Building im Kontext der Zeitgeschichte
- Wesentliche Elemente des Nation-Building-Konzepts
- Die Rolle der Medien im kambodschanischen Staatenbildungsprozess
- Grenzen der Medienfreiheit in Kambodscha
- Demokratisierung der Gesellschaft und die Bildungsfunktion der Medien
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt das Exposé vor und führt den Leser in das Thema Nation-Building ein. Es beleuchtet die politische und gesellschaftliche Situation Kambodschas, die durch langjährige kriegerische Auseinandersetzungen geprägt ist. Kapitel 2 beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen des Nation-Building und definiert die wichtigsten Elemente des Konzeptes. Im dritten Kapitel werden die Medien im kambodschanischen Staatenbildungsprozess genauer beleuchtet. Dabei werden die politischen Rahmenbedingungen sowie der Beitrag der Medien zu den verschiedenen Elementen des Nation-Building-Konzepts untersucht. Das Kapitel thematisiert unter anderem die Rationalisierung der Ökonomie, die soziale Mobilisierung, die Entwicklung einer nationalen Identität und die Demokratisierung der Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Nation-Building, Kambodscha, Medien, Staatenbildung, politische Kommunikation, Rationalisierung der Ökonomie, Soziale Mobilisierung, Entwicklung einer nationalen Identität, Souveränität, Demokratisierung der Gesellschaft, Medienfreiheit, Bildung, Zeitgeschichte, Konfliktnachsorge.
- Arbeit zitieren
- Benedikt-Peter Fecher (Autor:in), 2007, Nation-Building in Kambodscha - die Rolle der Medien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87075