Zwei Länder, zwei Autoren, zwei Romane, aber nur eine Geschichte – das
würde ich antworten, müsste ich mit zehn Worten umschreiben, was
Matthew Gregory Lewis’ The Monk und E.T.A. Hoffmanns Die Elixiere des
Teufels verbindet. Natürlich werde ich mit einer solchen Aussage keinem
der beiden Werke gerecht. Und doch: so unterschiedlich die Romane in
Aufbau und Sprache auch sind, wenn man über diese Texte spricht, sollte
erwähnt werden, dass es sich hier eigentlich um ein Plagiat handelt, um
mehr als eine „thematische Inspiration“1. In seinem Schauerroman von 1815
übernimmt Hoffmann die Grundhandlung, Figuren und sogar einzelne
Szenen von Lewis’ neunzehn Jahre zuvor erschienener Gothic Novel. Die
Protagonisten beider Bücher entwickeln sich vom frommen, gelübdetreuen
Klosterbruder zum teuflisch lüsternen Mönch, der seine kirchliche
Machtposition missbraucht, um sexuelle Wünsche auszuleben. Die Werke
erscheinen jedoch unterschiedlich in ihrem Fort- und Ausgang, sie
verweben religiöse Motive und Kirchenkritik auf solch verschiedene Weise,
dass sie beide zu einer diesbezüglichen Analyse anregen, die ich im
Folgenden versuchen werde.
Inhaltsverzeichnis
- Das Plagiat
- Das Sünder-Ich / Die Elixiere des Teufels
- Eine gespaltene Identität – ästhetische Enthüllungen
- Die (Un)christlichen / The Monk
- Verkappte seelische Konflikte – das weltliche Leben der Geistlichkeit
- Die menschliche Psyche – der Fehler im Monopolsystem
- Die Macht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert E.T.A. Hoffmanns „Die Elixiere des Teufels“ und M.G. Lewis' „The Monk“ in Bezug auf ihre thematischen Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Insbesondere wird die Frage nach der Determinierung des Ichs und der Rolle der Religion in der Gestaltung des menschlichen Verhaltens beleuchtet.
- Die Rolle des Plagiats und der „thematischen Inspiration“
- Die Darstellung des Sünders und der Frage nach der individuellen Schuld
- Der Einfluss religiöser Motive und der Kritik an der Kirche
- Die Auseinandersetzung mit der menschlichen Psyche und ihren Abgründen
- Die Machtverhältnisse zwischen Individuum und Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt den Aspekt des Plagiats und die Frage, inwiefern sich Hoffmanns „Die Elixiere des Teufels“ von Lewis' „The Monk“ inspirieren lässt. Dabei wird insbesondere die Gemeinsamkeit der Grundhandlung und die Übernahme von Figuren und Szenen betont.
Im zweiten Kapitel wird die Figur des Medardus aus Hoffmanns „Die Elixiere des Teufels“ analysiert. Der Fokus liegt dabei auf der Darstellung seiner Lebensgeschichte, den Einflüssen seiner Vergangenheit und den Ursachen für seine Taten. Die Frage nach der Schuld und der Determinierung des Ichs steht im Vordergrund.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den „Unchristlichen“ im Roman „The Monk“ und der Frage, wie Lewis die seelischen Konflikte der Geistlichkeit und die Macht der Kirche darstellt.
Schlüsselwörter
Die Elixiere des Teufels, The Monk, E.T.A. Hoffmann, M.G. Lewis, Plagiat, Determinierung, Sünder, Religion, Kirche, Psychologie, menschliche Psyche, Macht, Gothic Novel
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- Carolina Franzen (Author), 2007, Die Religion der Psychologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87137