Die Darstellung von Psychiatrie und Psychoanalyse in Sylvia Plaths "Johnny Panic and the bible of dreams"


Seminar Paper, 2005

16 Pages, Grade: sehr gut (1,00)


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sylvia Plaths Erfahrungen mit Psychiatrie und Psychoanalyse
2.1. Als Patientin
2.2. Als Angestellte

3. Psychiatrie und Psychoanalyse in Johnny Panic and the Bible of Dreams
3.1. Das Bild der Psychoanalyse
3.2. „Shaken like a leaf in the teeth of glory“ – Zur Darstellung einer psychiatrischen Methode

4. Die Bibel der Ängste – Zur Bedeutung des Traumes in Johnny Panic and the Bible of Dreams
4.1. Johnny Panics reale Träume
4.2. Der Traum als und in der Erzählung
4.3. Die Traumsammlerin und ihre (erfundenen) Träume
4.3.1. Von „lover of dreams“ zu „dream stopper“ – Psychoanalyse in ironischer Reflexion
4.3.2. „Lake Nightmare“ –Die Angst der Protagonistin

5. Resümee

6. Bibliografie
6.1. Primärliteratur:
6.2. Quellen zu Sylvia Plath:
6.3. Biografien:
6.4. Sekundärliteratur:

1. Einleitung

Sylvia Plaths Werk ist eine Auseinandersetzung mit ihrem Leben. In ihre Prosa und Lyrik flossen nicht nur viele autobiografische Details ein, bei vielen von ihnen handelt es sich um reale Erlebnisse und Gefühle in literarischer Aufbereitung. Viele besonders prägende Erfahrungen kehren immer wieder in verschiedenen Versionen in ihre Geschichten und Gedichte zurück.

Es scheint also logisch, dass Plath ihre Erfahrungen als Patientin aber auch jene als Angestellte einer psychiatrischen Abteilung in ihrem Werk verarbeitete.

Im Folgenden soll gezeigt werden, wie sie diese aus ihrer Position heraus so unterschiedlichen Eindrücke in ihrer Kurzgeschichte Johnny Panic and the Bible of Dreams verbindet.

Im ersten Teil dieser Arbeit werden kurz die biografischen Hintergründe, welchen die von Plath in dieser Geschichte verarbeiteten Erlebnisse zugrunde liegen, besprochen.

Der zweite Teil widmet sich der Analyse der Darstellungsweise der Motive der Psychiatrie und Psychoanalyse in Sylvia Plaths Text.

Es soll gezeigt werden, wie Plath ihre eigenen Erfahrungen mit Träumen der Patienten des Massachusetts Hospital in die Geschichte einfügt. Des weiteren soll untersucht werden, wie sie ihre Gefühle aus der Zeit als sie selbst Patientin war, verarbeitet. Außerdem soll analysiert werden, welche Rolle der Traum als Geschichte strukturierendes Element einnimmt. Auf den Traum der Protagonistin und ihre Auffassung von Traumdeutung soll besonders eingegangen werden.

Da die neueste – ungekürzte – Ausgabe der Tagebücher Sylvia Plaths in den österreichischen Bibliotheken noch nicht verfügbar ist, kann in dieser Arbeit nur auf die von Frances McCullogh herausgegebene Edition – deutsch: 1997 – zurückgegriffen werden.

Aus dem selben Grund wird mit Quellen zu Sylvia Plath – eben das Tagebuch, sowie ihre Korrespondenz – in deutscher Fassung gearbeitet.

Die behandelte Erzählung Johnny Panic and the Bible of Dreams, sowie der zu Vergleichen herangezogene Roman The Bell Jar, werden im Original zitiert. Teilweise wird zusätzlich die deutsche Übersetzung der Geschichte heran gezogen.

2. Sylvia Plaths Erfahrungen mit Psychiatrie und Psychoanalyse

2.1. Als Patientin

Im August 1953 versuchte Sylvia Plath Selbstmord zu begehen indem sie Schlaftabletten schluckte. Zuvor war sie in psychiatrischer Behandlung

gewesen, dabei hatte sie „[…] als ambulante Patientin die relativ kurze, traumatische Erfahrung von miserabel durchgeführten Elektroschockbehandlungen“[1] gemacht.[2]

Nachdem sie lebend gefunden worden war, begann für Plath eine sechsmonatige Phase der Rekonvaleszenz in verschiedenen psychiatrischen Einrichtungen. Anfangs war sie im Massachusetts General Hospital untergebracht, später wurde sie, dank der Initiative Olive Proutys, die auch Plaths Universitäts-Stipendium zahlte, in die angesehene McLean-Klinik verlegt. Dort wurde Dr. Ruth Beuscher ihre Ärztin, zu der sie großes Vertrauen entwickelte und die schließlich wesentlich zu ihrer Genesung beitrug.[3] Sie konnte Plath sogar von weiteren ECT-Behandlungen überzeugen, da sie ihr versprach während dieser immer bei ihr zu bleiben. Die Angst die sie im Sommer nach ebensolchen entwickelt hatte, wurde Plath jedoch nicht los.[4]

2.2. Als Angestellte

Im Frühherbst 1958 beschloss Sylvia Plath einen Job zu suchen. So wollte sie sich über eine Schreibblockade hinweg helfen und außerdem ihre finanzielle Lage aufbessern.[5]

Am 14. Oktober schrieb sie in ihr Tagebuch:

„[…] der Rücken tut weh, die Augen brennen vom neuen Job. Letzte Woche Montag war ich bei drei Agenturen. Dienstag, schon nach dem ersten Gespräch, hatte ich den Job – mehr Stunden als ich wollte, schlecht bezahlt, aber dafür faszinierende Arbeit ohne Hausaufgaben – Patientenaufzeichnungen abtippen in der Psychiatrischen Klinik Massachusetts […]“[6]

Es handelte sich dabei um das gleiche Krankenhaus, indem sie auch nach ihrem Selbstmordversuch einige Wochen untergebracht war.

Plath erkannte, dass diese Stelle „eine enorme Quelle für ihre Arbeit“[7] sein konnte. Außerdem konnte sie ihren „Panikvogel“, wie sie ihre mit Depressionen verbundenen Schreibblockaden nannte, loswerden:

„Im Massachusetts General kannten die meisten Patienten schlimmere Panikzustände, und die Kenntnis ihrer Fallgeschichten war Sylvia zum Teil eine Hilfe.“[8]

In ihrem Tagebuch notierte sie einige dieser Fallgeschichten, auch Träume von Patienten sind dort verzeichnet.[9]

Schon nach zwei Monaten gab Plath diesen Job wieder auf. Zur gleichen Zeit begann sie erneut eine Therapie bei Dr. Beuscher.[10] Bald darauf schrieb sie Johnny Panic and the Bible of Dreams.

[...]


[1] Sylvia Plath: Brief an E[ddie Cohen], 28. Dezember 1953. In: Dies.: Briefe nach Hause. 1950-1963. Ausgew. u. hrsg. v. Aurelia Schober Plath. Frankfurt a. M., Berlin, Wien: Ullstein 1981 (Die Frau in der Literatur) S 131-136, hier: S 133 (im Folgenden als BH zitiert)

[2] Sylvia hatte im Juni 1953 in New York als Gastredakteurin bei der Mädchenzeitschrift Madmoiselles gearbeitet. Nach ihrer Rückkehr wirkte sie auf ihre Mutter „abgespannt und ernst“ (Aurelia Plaths Kommentar in Briefe nach Hause. S 125). Außerdem war sie in einem Kurs von Frank O‘Connor, für den sie sich angemeldet hatte, nicht angenommen worden. Im Laufe des Sommers war sie immer verzweifelter geworden, ihr Selbstwertgefühl hatte stetig abgenommen, woraufhin sie ihre Mutter zu deren Ärztin gebracht hatte, die Sylvia an jenen – ihr unsympathischen – Psychiater überwies, der die Elektroschockbehandlungen verordnete. Diese konnten jedoch nicht das gewünschte Ergebnis erzielt werden, sondern verstärkte nur Sylvias Angstgefühle. Als Aurelia Plath sich bei Nachbarn die Krönung Königin Elizabeth II ansah, versuchte Sylvia sich das Leben zu nehmen.

Vgl.: Aurelia Plaths Kommentar in Briefe nach Hause; Anne Stevenson: Sylvia Plath. Eine Biographie. Frankfurt a. M.: Frankfurter Verlagsanstalt 1989 (anschließend als Stevenson zitiert); Linda Wagner-Martin: Sylvia Plath. Eine Biographie. Frankfurt a. M.: Insel 1990 (im Folgenden Wagner-Martin: Biographie)

[3] Vgl.: Stevenson; Wagner-Martin: Biographie.

Aus dieser Zeit sind, falls Sylvia Plath sie geschrieben hat, keine Tagebucheintragungen erhalten. Vgl.: Sylvia Plath: Die Tagebücher. hrsg. v. Frances McCullogh, Vorwort v. Ted Hughes. Frankfurt a. M.: Frankfurter Verlagsanstalt 1997 (im Folgenden als TB zitiert)

In der von Aurelia Plath editierten Briefsammlung, ist nur ein in der Zeit des Klinikaufenthalts entstandenes Dokument enthalten (siehe Fußnote 1). Vgl.: BH

Dieser Brief umreißt die Ereignisse jedoch sehr genau. Alle Einzelheiten finden sich im 1963 erschienen Roman The Bell Jar wieder. Auch die Geschehnisse die Plaths Suizidversuch vorangingen, fanden Eingang in diesen Roman. Vgl.: Sylvia Plath: The Bell Jar. London: Faber and Faber o. J. (im Folgenden: BJ)

Über die ECT-Behandlungen schrieb Plath auch das Gedicht The Hanging Man.

[4] Vgl.: Stevenson: S 99f

[5] Vgl.: Stevenson: S 249-253; Wagner-Martin: Biographie S 192-197

[6] TB: Eintrag v. 14. Oktober 1958: S 359

[7] Kommentar v. Frances McCullogh in TB: S 359 Neben Johnny Panic and the Bible of Dreams wurden auch Gedichte (z.B.: Poem for a Birthday) und andere Geschichten (z.B: The Daughters of Blossom Street) von diesen Erfahrungen inspiriert.

[8] Wagner-Martin: Biographie S 194

Vgl. auch: TB: Eintrag v. 14. Oktober 1958: S 359: „Aber ich denke, der Job tut mir gut – alle meine Wünsche selbst analysiert zu werden, verflüchtigen sich, außer wenn der Panikvogel gelegentlich kurzzeitig zurückkehrt: paradoxerweise objektiviert sich mein Blick auf mich selbst, wenn ich täglich durch die Aufzeichnungen einen objektiven Blick auf verstörte Patienten werfe.“

[9] Vgl.: TB: S 360-362, sowie diese Arbeit: Kapitel 4.1.

[10] Vielleicht mag die Arbeit in der Klinik dazu beigetragen haben, dass sie sich eingestand Hilfe zu benötigen. Vgl. Wagner-Martin: Biographie: S 194f

Excerpt out of 16 pages

Details

Title
Die Darstellung von Psychiatrie und Psychoanalyse in Sylvia Plaths "Johnny Panic and the bible of dreams"
College
University of Vienna
Grade
sehr gut (1,00)
Author
Year
2005
Pages
16
Catalog Number
V87176
ISBN (eBook)
9783638013796
File size
382 KB
Language
German
Notes
Die Arbeit stellt eine Analyse von Sylvia Plaths Kurzgeschichte "Johnny Panic and the bible of dreams" hinsichtlich der Darstellung von Psychiatrie, Psychoanalyse etc. dar. Mit einbezogen wird Plaths Biografie, um eventuelle Quellen für obengenanntes aufzuzeigen.
Keywords
Darstellung, Psychiatrie, Psychoanalyse, Sylvia, Plaths, Johnny, Panic
Quote paper
Anna Lindner (Author), 2005, Die Darstellung von Psychiatrie und Psychoanalyse in Sylvia Plaths "Johnny Panic and the bible of dreams", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87176

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