„Mit drei Hurras auf Kaiser und Vaterland“ reitet Kurt Klamroth, ein Vertreter des Wirtschaftsbürgertums im deutschen Kaiserreich am 1. August 1914, dem Tag der deutschen Mobilmachung als Rittmeister der Reserve in den folgenschwersten europäischen und in eine bis dahin nicht gekannten Gewalt ausufernden Krieg. Wie wurde dieser Krieg also innerhalb des gehobenen Wirtschaftsbürgertums aufgenommen? Wie ging man in solchen großkaufmännischen Kreisen mit der Realität des Krieges um? Und was sind die Gründe dafür? Das sind die Fragen, die in dieser Arbeit bearbeitet werden sollen.
Die Forschung hat sich bei der Bearbeitung dieser Fragen bislang zurückgehalten. Es gibt keine Monografie, die sich explizit mit dem Leben von Wirtschaftsbürgern im Ersten Weltkrieg auseinandersetzt. Es gibt also kaum die Möglichkeit der Berufung auf einschlägige Literatur zu diesem Thema. Daher soll in dieser Arbeit der Versuch unternommen werden, auf der Grundlage einer Familienbiographie Stellung zu diesem Thema zu beziehen. Im Jahr 2004 wurde die kommerziell erfolgreiche Biographie „Meines Vaters Land – Geschichte einer deutschen Familie“ von der als erste „heute“-Nachrichtensprecherin bekannt gewordenen Journalistin Wibke Bruhns veröffentlicht. Anhand von privaten Tagebüchern und Briefen beschreibt sie dort die Geschichte ihrer eigenen Familie und setzt den Schwerpunkt dabei auf die Darstellung des Lebens ihres Vaters Hans Georg Klamroth, der als Verräter des 20. Juli am 26. August 1944 hingerichtet wurde. Um ihren Vater, seine Begeisterung für das Militär und seine erst sehr spät erfolgte Entwicklung einer wirklich kritischen Einstellung zum NS-Regime nachvollziehen zu können, setzt sie mit ihren Beschreibungen schon im Kaiserreich an. Die biographische Erzählung bietet interessante Einblicke in das Leben und die Haltungen einer großbürgerlichen Familie zu Zeiten von Kaiserreich und Erstem Weltkrieg. Alle Darstellungen werden dabei auf Zitate aus Briefen und Tagebüchern gestützt, so dass eine eigene nicht zu subjektive Betrachtung der geschilderten Umstände möglich wird.
Es ist zwar problematisch, eine Arbeit in erster Linie auf ein populärwissenschaftliches Buch zu stützen, besonders weil in diesem Fall eine eigene Einsicht der Quellen nicht möglich ist, weswegen ich hier auf streng wissenschaftliche Quellenangaben verzichten muss.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Herr im Haus - Wirtschaftsbürgertum und Monarchie
- Mit drei Hurras - Kriegsbegeisterung beim Wirtschaftsbürgertum
- Ein fröhliches Stück Krieg - Wirtschaftsbürger im Kriegsdienst
- Marzipan und Zigarren – Bürgerliches Leben im Krieg
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Reaktionen des Wirtschaftsbürgertums im Deutschen Kaiserreich auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs, insbesondere anhand der Erfahrungen der Familie Klamroth. Der Fokus liegt auf der Beschreibung der Kriegsbegeisterung, der Integration des Kriegs in den bürgerlichen Alltag und den Lebensumständen der Wirtschaftsbürger während des Krieges.
- Das Verhältnis von Wirtschaftsbürgertum und Monarchie
- Die Kriegsbegeisterung im Wirtschaftsbürgertum
- Der Einfluss des Krieges auf den bürgerlichen Alltag
- Die Lebensumstände der Wirtschaftsbürger im Krieg
- Die Rolle der Familie Klamroth als Fallbeispiel
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Reaktion des Wirtschaftsbürgertums auf den Ersten Weltkrieg und erläutert die Methodik der Arbeit, die sich auf die Familienbiografie der Klamroths stützt.
- Herr im Haus - Wirtschaftsbürgertum und Monarchie: Dieses Kapitel untersucht das Verhältnis von Wirtschaftsbürgertum und Monarchie im Deutschen Kaiserreich. Es zeigt, dass das Wirtschaftsbürgertum die autoritäre Ordnung des Kaiserreichs unterstützte und eine enge Verbindung zum Staat pflegte.
- Mit drei Hurras - Kriegsbegeisterung beim Wirtschaftsbürgertum: Dieses Kapitel beleuchtet die Kriegsbegeisterung innerhalb des Wirtschaftsbürgertums. Es wird gezeigt, dass die Klamroths den Krieg als patriotische Pflicht und Chance sahen, sich für das Vaterland einzusetzen.
- Ein fröhliches Stück Krieg - Wirtschaftsbürger im Kriegsdienst: Dieses Kapitel schildert die Erfahrungen der Klamroths im Kriegsdienst. Es wird gezeigt, wie die Kriegsteilnahme in den Alltag der Familie integriert wurde und welche Auswirkungen der Krieg auf die Lebensumstände der Wirtschaftsbürger hatte.
- Marzipan und Zigarren – Bürgerliches Leben im Krieg: Dieses Kapitel beschreibt den Alltag der Klamroths während des Krieges. Es werden die Anpassungen des bürgerlichen Lebens an die Kriegsbedingungen dargestellt, z. B. die veränderten Konsummuster und die Bedeutung von Familie und Tradition im Krieg.
Schlüsselwörter
Wirtschaftsbürgertum, Kaiserreich, Erster Weltkrieg, Kriegsbegeisterung, bürgerlicher Alltag, Familie Klamroth, Familienbiografie, patriotische Pflicht, Kriegsdienst, Kriegserfahrungen, Lebensumstände, Konsum, Tradition, Kriegspropaganda.
- Arbeit zitieren
- Matthias Rouwen (Autor:in), 2005, "Mit drei Hurras auf Kaiser und Vaterland" - Wirtschaftsbürgertum im Ersten Weltkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87255