„Das grosse [...] Publikum sucht Wohlleben und Zeitvertreib [...]. Um ausnahmsweise einmal zur Belehrung zu lesen, wartet es zuvoerderst auf Brief und Siegel von denen, die es besser verstehen [...]“ (Schopenhauer, 1851/1965, S. 567).
Dieses Zitat trifft heute nur noch bedingt zu. Denn Belehrung und Anleitung werden heute nicht mehr nur ausnahmsweise, sondern häufig gesucht. Gleichwohl vertraut das Publikum dabei auch in der heutigen Zeit auf Expertenaussagen (Westerhoff, 2005).
So werden Stellungnahmen von Psychologen gesellschaftlich verstärkt gewünscht und gefordert. Eine Konsequenz hieraus ist, dass Vertreter der Profession Psychologie in der Talkshow, die im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit betrachtet wird, mittlerweile zu einer festen Institution geworden sind. Dass damit Bedürfnisse und Wünsche der Zuschauer nach Orientierung aufgegriffen werden, wird auch an der Resonanz deutlich, die die Psychologen in Form von Briefen, Anrufen und Anfragen nach Hilfestellung verschiedenster Art (von einem persönlichen Gespräch bis zur konkreten Bitte um Therapie) erreicht.
Gleichzeitig ist jedoch durchaus kritisch zu betrachten, dass das Setting einer Talkshow nicht den Rahmenbedingungen professionellen psychologischen oder gar therapeutischen Handelns entspricht – man denke hier nur an die extreme Zeitbegrenzung. So stellen etwa Rietz und Wahl (2001) fest, dass Psychologen, die als Experten in Talkshows zu Gast sind, kurze Statements abgeben, die allenfalls mit den hobbypsychologischen Stellungnahmen des Publikums zu vergleichen sind. So wird der Eindruck erweckt, die Psychologen hätten bezüglich der angesprochenen Themen und Probleme nur das beizutragen, was ohnehin allgemein bekannt ist. Aufgrund der Kürze der Zeit sind die Psychologen gleichsam gezwungen, ihre Aussagen sehr deutlich und teilweise drastisch zu formulieren.
Viele Personen haben keinen persönlichen Kontakt zu Psychologen (Sander, 1998). Dennoch haben sie eine Meinung, was diesen Berufsstand betrifft, und man kann davon ausgehen, dass diese Einstellung zu einem Großteil über die Massenmedien aufgebaut wird (Romppel, 1999). In diesem Sinne ist es interessant, näher zu beleuchten, welches Bild des (typischen) Psychologen über das Medium Fernsehen transportiert wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Psychologie als Profession
- Psychologen in den Medien
- Psychologen im Fernsehen
- Psychologen in der Realität
- Berufsbild
- Image
- Das Genre Talkshow als Affektfernsehen
- Charakteristika und Definition des Genres
- Die historische Entwicklung der Talkshow im deutschen Fernsehen
- Wer möchte warum in einer Talkshow zu Gast sein?
- Wer schaltet warum ein, wenn eine Talkshow gesendet wird?
- Zuschauerprofile
- Rezeptionsmotive
- Kultivierungsforschung
- Cultivation of beliefs
- Drei-Speicher-System
- Die „Oliver Geissen Show“
- Psychologen in der „Oliver Geissen Show“
- Anliegen der Untersuchung und Ableitung der Hypothesen
- Hypothese zu den Themen der Sendungen
- Hypothese zur Empfehlung weiterführender Maßnahmen
- Hypothese zum Diskurstypus der Psychologen
- Hypothesen
- Methode
- Entwicklung des Kategoriensystems
- Generierung der Stichprobe
- Die Kategorien
- Themen der Sendungen
- Empfehlung weiterführender Maßnahmen
- Diskurstypus der Psychologen
- Reliabilität des Kategoriensystems
- Anwendung des Kategoriensystems
- Generierung der Stichprobe
- Datenanalyse
- Ergebnisse
- Thematische Analyse: Themen der Sendungen
- Allgemeine Analyse der Statements
- Inhaltliche Analyse: Empfehlung weiterführender Maßnahmen
- Formale Analyse: Diskurstypus der Psychologen
- Diskussion
- Themen der Sendungen
- Allgemeine Statementanalyse
- Empfehlung weiterführender Maßnahmen
- Diskurstypus der Psychologen
- Diskussion weiterer Befunde, Kritik und Ausblick
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Rolle von Psychologen in Talkshows. Das Ziel ist es, die Themen, die in den Sendungen behandelt werden, die Empfehlungen der Psychologen sowie ihren Diskurstypus zu analysieren. Dabei stehen die Aussagen der Psychologen in der „Oliver Geissen Show“ im Fokus der Untersuchung.
- Die Rolle von Psychologen in den Medien
- Das Genre Talkshow und seine Rezeption
- Die psychologische Expertise in Talkshows
- Die Themen der Sendungen und die Empfehlungen der Psychologen
- Der Diskurstypus der Psychologen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Relevanz der Untersuchung dar. Sie führt in die Thematik der Diplomarbeit ein und erläutert die Forschungsmethodik.
- Psychologie als Profession: Dieses Kapitel behandelt die Rolle der Psychologie als Profession im Allgemeinen. Es beleuchtet die Rolle von Psychologen in den Medien und die Rezeption des Berufsbildes in der Gesellschaft.
- Das Genre Talkshow als Affektfernsehen: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Genre der Talkshow und seiner Bedeutung im deutschen Fernsehen. Es beschreibt die Charakteristika des Genres und seine historische Entwicklung. Außerdem werden die Rezeptionsmotive der Zuschauer und die Motivationen der Gäste beleuchtet.
- Kultivierungsforschung: Dieses Kapitel stellt die Kultivierungsforschung vor, die die Auswirkungen des Medienkonsums auf die Wahrnehmung der Realität untersucht. Es beleuchtet die Theorien der Kultivierung von Beliefs und das Drei-Speicher-System.
- Die „Oliver Geissen Show“: Dieses Kapitel fokussiert auf die „Oliver Geissen Show“ als ein Beispiel für eine Talkshow, in der Psychologen zu Gast sind. Es beschreibt den Aufbau der Sendung und die Rolle der Psychologen darin.
- Anliegen der Untersuchung und Ableitung der Hypothesen: Dieses Kapitel stellt das Anliegen der Untersuchung dar und leitet die Forschungsfragen ab. Es formuliert die Hypothesen, die in der Untersuchung überprüft werden.
- Methode: Dieses Kapitel beschreibt die Forschungsmethodik, die für die Untersuchung angewendet wird. Es erläutert die Entwicklung des Kategoriensystems, die Anwendung der Kategorien auf die Daten und die Datenanalyse.
- Ergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Untersuchung. Es analysiert die Themen der Sendungen, die Empfehlungen der Psychologen und ihren Diskurstypus.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Psychologie in den Medien, Talkshow-Genre, Affektfernsehen, Kultivierungsforschung, Psychologische Expertise, Themenanalyse, Diskurstypus, „Oliver Geissen Show“ und Rezeption.
- Citation du texte
- Diplom-Psychologin Irene Peters (Auteur), 2007, Psychologen in der Talkshow , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87333