Der Weg zur deutschen Wiedervereinigung 1989/90


Term Paper, 2007

19 Pages, Grade: 1,0


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorgeschichte
2.1 Deutsche Teilung
2.2 Neue Ostpolitik

3. Wirtschaftlicher und politischer Niedergang der DDR
3.1 Entfremdung von Moskau
3.2 Massenflucht und Proteste
3.3 Der 40. Jahrestag der DDR
3.4 Gorbatschows Kritik
3.5. Sturz Honeckers

4. Der Fall der Mauer

5. Die internationale Absicherung der Vereinigung
5.1 Die Position der USA
5.2 Die Position von Frankreich
5.3 Die Position von Großbritannien
5.4 Die Position der Sowjetunion

6. Herstellung der Einheit

7. Helmut Kohl und seine Rolle in Europa
7.1 Helmut Kohl und Michail Gorbatschow
7.2 Helmut Kohl und Francois Mitterrand

8. Zusammenfassung

Literatur

1. Einleitung

Unter dem Begriff der „Deutschen Wiedervereinigung“ versteht man den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 und die damit verbundene Überwindung der über vierzig Jahre lang währenden deutschen Teilung.

Ziel dieser Arbeit soll es sein, den Weg zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten darzustellen und zu zeigen, dass die Einheit Deutschlands kein zufälliges Ereignis war, sondern das Ergebnis langfristiger Planung, die von Adenauer über Brandt und Schmidt bis hin zur Vollendung durch Helmut Kohl dieses Ziel immer vor Augen hatte.

Dabei soll im weiteren Verlauf der Arbeit die besondere Bedeutung der Persönlichkeit Helmut Kohl hervorgehoben werden, der, sicherlich gemeinsam mit seinen Vorgängern im Amt, auf die hier auf Grund des Umfanges nicht weiter eingegangen werden kann, die Wiedervereinigung durch sein diplomatisches Geschick und Engagement erst möglich gemacht hat.

2. Vorgeschichte

Nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht des Deutschen Reiches und dem damit verbundenen Ende des Zweiten Weltkrieges übernahmen die Militärbefehlshaber der vier alliierten Siegermächte am 5.6.1945 die oberste Gewalt in Deutschland. So wurde das Land von 1945 bis 1949 in vier Zonen aufgeteilt und wurde von vier verschiedenen Militärregierungen beherrscht – den Franzosen, den Engländern, den Amerikaner und den Sowjets (vgl. Sontheimer/ Bleek, 16).

2.1 Deutsche Teilung

Aufgrund der wachsenden Differenzen zwischen der Sowjetunion und den westlichen Siegermächten wurde im September 1946 aus der amerikanischen und britischen Zone die Bizone gebildet und mit Wirkung vom 1. Januar 1947 vollzogen. Mit Beitritt der französischen Besatzungszone im März 1948 entstand die Trizone. Mit der Verabschiedung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 wurde aus diesen Zonen die Bundesrepublik Deutschland gegründet.

Aus der von der Sowjetunion geführten Besatzungszone ging ein eigenständiger Staat hervor und so wurde am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Dass man diese Teilung vorerst nur als provisorisch betrachtete, machte Konrad Adenauer in seiner ersten Regierungserklärung am 20. September 1949 deutlich:

„Die Teilung Deutschlands wird eines Tages – das ist unsere feste Überzeugung - wieder verschwinden. Ich fürchte, dass, wenn sich nicht verschwindet, in Europa keine Ruhe eintreten wird. Die Teilung Deutschlands ist durch Spannungen herbeigeführt worden, die zwischen den Siegermächten entstanden sind. Auch diese Spannungen werden vorübergehen. Wir hoffen, dass dann der Wiedervereinigung mit unseren Brüdern und Schwestern in der Ostzone nichts mehr im Wege steht“ (Möller, 63).

In der Zeit des Kalten Krieges standen sich die beiden deutschen Staaten aufgrund ihrer jeweiligen politischen Bündnisse mit den zwei konkurrierenden Supermächten USA und Sowjetunion feindlich gegenüber. Schon seit Beginn der 50er Jahre schottete die DDR ihr Staatsgebiet gegenüber der Bundesrepublik durch die militärische Befestigung der innerdeutschen Grenze ab, deren Höhepunkt und Vollendung der Bau der Berliner Mauer am 13.August 1961 darstellte. Während die DDR in den 50er Jahren von der Bundesrepublik weiterhin nicht anerkannt wurde und noch immer als „sowjetische Besatzungszone“ verstanden wurde, wurde den Menschen spätestens mit dem Bau der Mauer bewusst, dass ihre bisherige Einschätzung, nämlich dass die Teilung nur provisorisch bliebe, eine Fehleinschätzung war (vgl. Sontheimer/ Bleek, 47).

2.2 Neue Ostpolitik

Eine Lösung der deutschen Frage, die Konrad Adenauer zu Beginn seiner Amtszeit noch kühn in Aussicht gestellt hatte, war in den sechziger Jahren nicht mehr in Sicht (vgl. Sontheimer/ Bleek, 53). Besonders häufig tauchte das Argument auf, dass die Einheit Deutschlands durch Auschwitz und die dort verursachten Taten verspielt worden sei. Berühmte Anhänger dieser Sichtweise waren unter anderem Günter Grass oder der Philosoph Karl Jaspers, die die Teilung Deutschlands als gerechte Strafe für die Heraufführung der Weltkatastrophe durch den Nationalsozialismus betrachteten (vgl. Wolfrum, 132f).

Allerdings leistete in den Folgejahren die neue Ostpolitik der Bundesrepublik unter Willy Brandt einen wichtigen Beitrag zur Lockerung und Verbesserung des Ost- West- Verhältnisses und des innerdeutschen Verhältnisses (vgl. Görtemaker, 10). Brandt ging vom Status Quo aus und erkannte ihn als gegeben an, um davon ausgehend sich um Kontakt mit der DDR zu bemühen. Wie Brandts Pressesprecher Egon Bahr im Juni 1963 erklärte, sollte es so einen „Wandel durch Annäherung“ geben. Dieser Wandel wurde dann im Rahmen einer allgemeinen Ost-West-Entspannung in die Tat umgesetzt wurde und führte innerhalb kurzer Zeit zu den Ostverträgen der Bundesrepublik mit Moskau, Warschau und Prag sowie dem Vier-Mächte-Abkommen über Berlin und dem Grundlagenvertrag mit der DDR, in dem die jeweiligen Grenzen anerkannt wurden und das Verhältnis der beiden Staaten auf eine solide Basis gestellt wurde. Diese Anerkennung des Status Quo kann dabei als zentrales Element gesehen werden, da ohne sie keine Überwindung der machtpolitischen und ideologischen Gräben des Kalten Krieges möglich gewesen wäre (vgl. Görtemaker, 10). Mit dem Abschluss der Ostverträge hatte die Bundesrepublik den Weg frei gemacht für die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit (KZSE). Die Unterzeichnung der KZSE-Schlussakte in Helsinki im Jahre 1975 markierte den Beginn eines grundlegend neuen Entspannungsdialoges in Europa und führte zu einer besseren Verständigung zwischen dem Ost- und dem Westblock (vgl. Genscher, 90). Zu einem Testfall westlicher Entspannungspolitik kam es Anfang der 80er Jahre, als die Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Schmidt im westlichen Bündnis den sog. NATO-Doppelbeschluss durchsetzte, der mit der Entscheidung für die Stationierung westlicher Raketen das Angebot zur Verhandlung über den Verzicht auf nukleare Mittelstreckenraketen auf beiden Seiten verband. Dieser 1983 dann durchgesetzte Beschluss war, wie Michail Gorbatschow später bekannte, maßgeblich für die Entwicklung des „Neuen Denkens“ in der Sowjetunion, das auf immer engere Zusammenarbeit mit dem Westen, Abrüstung und Vertrauensbildung setzte (vgl. Genscher, 92).

3. Wirtschaftlicher und politischer Niedergang der DDR

In den achtziger Jahren wurde in zunehmendem Maße offenkundig, dass die DDR im Hinblick auf ihre ökonomische Leistungsfähigkeit und den materiellen Lebensstandart ihrer Bürger zwar im Vergleich zu den übrigen kommunistischen Staaten an der Spitze stand, doch im Weltmaßstab und besonders im Vergleich mit der Bundesrepublik vom Abstieg bedroht war (vgl. Sontheimer/ Bleek, 83).

Für die politische Stabilität und Akzeptanz des Regimes wurde besonders bedrohlich, dass die ostdeutsche Bevölkerung die Einschätzung ihrer eigenen Lage stets an der Situation der Westdeutschen und nicht der osteuropäischen Nachbarländer orientierte. Nicht zufällig fällt in diese Zeit eine deutlich zunehmende Bedeutung von Bürgerrechts- und Menschenrechtsgruppen. Diese forderten mehr politische Freiheiten und die Einhaltung der Menschenrechte. Die Zahl derjenigen wuchs an, die nicht mehr an eine Reformfähigkeit ihrer Regierung und ihres Staates glaubten und ihren Protest und Unwillen durch das Stellen von Ausreiseanträgen oder gar Flucht in die Bundesrepublik ausdrückten.

3.1 Entfremdung von Moskau

Als 1985 Michail Gorbatschow die Führung der Sowjetunion übernahm, leitete er einen politischen und gesellschaftlichen Reformkurs ein, der mit der Propagandierung der Prinzipien „Glasnost“ und „Perestroika“ (Offenheit und Erneuerung) auch die kommunistische Führung der DDR immer mehr unter Druck setzte (vgl. Sontheimer/ Bleek, 87). Die DDR verfolgte aber in der Folgezeit weiterhin einen unabhängigeren und selbstbewussteren Kurs und ging damit ein erhebliches Risiko ein. Sie verärgerte nicht nur die eigene Bevölkerung, die nach der Einleitung der sowjetischen Reformpolitik dem Motto „Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen“ wieder etwas abgewinnen konnte, sondern es kam auch zu einer weiteren Isolation des DDR-Regimes vom kommunistischen Lager.

3.2 Massenflucht und Proteste

Mehr als alles andere wurde die Herrschaft der DDR aber durch die Ereignisse des Jahres 1989 in Frage gestellt. Mit dem Schwinden des „Eisernen Vorhangs“ und des Ost-West-Konfliktes büßte die DDR nicht nur die Blocksolidarität der osteuropäischen Staaten sondern insbesondere ihre Bedeutung als vorgeschobener Posten des Ostblocks ein. Vor diesem Hintergrund fassten immer mehr DDR-Bewohner den Entschluss, ihrem Land so schnell wie möglich den Rücken zu kehren. Allein 120000 Menschen stellten im Sommer 1989 einen Antrag auf Ausreise in die Bundesrepublik. Im Juli und August 1989 versuchten darüber hinaus Tausende, die mit ihrer Geduld am Ende waren, ihre Ausreise durch die Besetzung westlicher, vor allem westdeutscher, diplomatischer Vertretungen in Budapest, Warschau, Ostberlin und Prag zu erzwingen. Die Prager Botschaft der Bundesrepublik musste daraufhin binnen zwei Wochen wegen Überfüllung geschlossen werden (vgl. Görtemaker, 23).

Der Flüchtlingsstrom begann dramatisch anzusteigen, als Ungarn am 11. September 1989 seine Grenzen öffnete und den ostdeutschen Ausreisewilligen erlaubte, über Österreich weiter in die Bundesrepublik zu reisen. Bis Ende September waren es insgesamt bereits 32500 Flüchtlinge, die von Ungarn aus in den Aufnahmelagern der Bundesrepublik eintrafen (vgl. Görtemaker, 24). Die DDR beschuldigte daraufhin Ungarn des „Verrats am Sozialismus“, doch Ungarn schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen und machte keinerlei Anstalten die Kontrolle wieder zurück zu erlangen.

Ähnliches bekam die DDR auch aus Moskau zu hören. Auf die Bitte von DDR-Außenminister Fischer, ein Treffen des Warschauer Paktes einzuberufen, um die Ungarn zur Raison zu bringen, antwortete Gorbatschow, die Zeit sei vorüber, in der eine Abweichung von der allgemeinen Linie durch den Druck der Mehrheit korrigiert werden könne. Die DDR stand somit allein (vgl. Görtemaker, 24).

Auch in der DDR selbst kam es nun verstärkt zu Demonstrationen. Vor allem die seit dem 4. September 1989 wöchentlich nach dem Friedensgebet stattfindenden Montags-demonstrationen in Leipzig gewannen starken Zulauf.

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Details

Title
Der Weg zur deutschen Wiedervereinigung 1989/90
College
University of Göttingen
Grade
1,0
Author
Year
2007
Pages
19
Catalog Number
V87338
ISBN (eBook)
9783638018821
ISBN (Book)
9783638952286
File size
443 KB
Language
German
Keywords
Wiedervereinigung
Quote paper
Franziska Hupe (Author), 2007, Der Weg zur deutschen Wiedervereinigung 1989/90, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87338

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