Am 23. Oktober 1815 ereignete sich in Stralsund ein für die Geschichte Pommerns und Preußens denkwürdiger Staatsakt. Unter Anwesenheit lokaler Honoratioren übergab der schwedische Bevollmächtigte Freiherr von Boye Schwedisch-Pommern, das fortan als Neuvorpommern bezeichnet werden sollte, an den preußischen Staatsminister und neuen Oberpräsidenten Pommerns Freiherr von Ingersleben. Mit jenem Datum endete die 185-jährige Herrschaft Schwedens über die Region Vorpommern und Rügen. Nunmehr bildete Pommern als Ganzes erstmals seit dem Verlust seiner staatsrechtlichen Eigenständigkeit im Jahr 1637 wieder ein politisch geschlossenes Territorium, wenngleich unter der Krone Preußens.
Die vorliegende Arbeit hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Integration Schwedisch-Pommerns in das staatliche und gesellschaftliche Gefüge Preußens vor dem Hintergrund der zur gleichen Zeit ablaufenden Wandlungsprozesse detailliert aufzuzeigen. Anhand ausgesuchter Gesetzesvorhaben wird dargelegt, dass die Eingliederungspolitik Preußen nicht nur eine rein administrative Adaption und sozioökonomische Reorganisation Schwedisch-Pommerns zum Ziel hatte, sondern desgleichen die Wiedervereinigung des durch Traditionen verbundenen Gebietes Pommern beabsichtigte. Einhergehend damit erfolgt die Beantwortung der Frage, ob und inwieweit es dem preußischen Staat gelang, Schwedisch-Pommern in die administrativen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Strukturen des Gesamtstaates einerseits und der Provinz Pommern andererseits zu integrieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Aufgabenstellung
- Vorgehensweise
- Forschungsstand
- Preußens Integrationspolitik im Schatten der schwedischen Landesherrschaft
- Die Genese eines vorpommerschen Sonderbewusstseins
- Schweden und Pommern auf politisch-institutioneller Ebene
- Schwedisch-pommersche Begegnungen auf gesellschaftlicher Ebene
- Schwedisch-Pommern unter dem Absolutismus Gustav IV. Adolfs
- Schweden und Pommern im Zeichen der politischen Wandlungsprozesse gegen Ende des 18. Jahrhunderts
- Die Bedeutung des Staatsstreichs von 1806
- Das Preußenbild in Schwedisch-Pommern
- Zusammenfassung
- Integration auf staatlicher Ebene: Verfassung, Verwaltung und Rechtssystem
- Schwedisch-Pommern im Blickfeld preußischer Machtpolitik
- Die neuvorpommersche Verfassungsfrage
- Staatsrechtliche Prämissen
- Verfassungsdebatten auf regionaler und gesamtstaatlicher Ebene
- Die Einführung der neuständischen Provinzialverfassung von 1823
- Der neuvorpommersche Kommunallandtag von 1825
- Integration mittels Adaption der staatlichen Verwaltung
- Die Errichtung des Regierungsbezirks Stralsund
- Die Reorganisation der Behörden nebst Personal
- Der Versuch einer Rechtsangleichung
- Organisationsbemühungen unter dem Regime Hardenbergs
- Der Einfluss der allgemeinen Gesetzesrevision
- Oberpräsident Johann August Sack - Mittler zwischen Zentrum und Peripherie
- Zusammenfassung
- Integration auf gesellschaftlicher Ebene: Veränderungen in Stadt und Land
- Die ländliche Welt
- Die Wirksamkeit preußischer Agrar- und Sozialgesetzgebung
- Die Regulierung des Hypothekenwesens
- Fürst Wilhelm Malte zu Putbus – Exponent und Importeur preußischen Kultur- und Gedankengutes
- Die bürgerlich-städtische Welt
- Die Reform der städtischen Verfassungen
- Die Einführung des preußischen Zoll- und Steuersystems
- Akademie zu Greifswald - Wissenschaft im Dienste des Staates
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation befasst sich mit der Integration Schwedisch-Pommerns in den preußischen Staatsverband nach dem Regierungswechsel von 1815. Sie analysiert die Transformationsprozesse innerhalb von Staat und Gesellschaft, die durch die Einverleibung der Region in das Königreich Preußen eingeleitet wurden.
- Die Auswirkungen der preußischen Integrationspolitik auf die vorpommersche Gesellschaft
- Die Veränderungen im staatlichen Rechtssystem und der Verwaltung
- Die Entwicklungen in der ländlichen und städtischen Welt
- Der Einfluss der preußischen Kultur und Politik auf Schwedisch-Pommern
- Die Rolle von Schlüsselfiguren im Integrationsprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Dissertation beginnt mit einer Einführung, die den historischen Kontext des Regierungswechsels von 1815 und die Bedeutung der preußischen Reformen beleuchtet. Anschließend analysiert sie die Integrationspolitik Preußens im Schatten der schwedischen Landesherrschaft. Kapitel 2 beleuchtet die Genese eines vorpommerschen Sonderbewusstseins, die Begegnungen zwischen Schweden und Pommern auf verschiedenen Ebenen und die Auswirkungen des Absolutismus Gustav IV. Adolfs auf die Region.
Kapitel 3 untersucht die Integration auf staatlicher Ebene, indem es die Auswirkungen der preußischen Machtpolitik auf die Verfassungs-, Verwaltungs- und Rechtsentwicklung in Neuvorpommern beleuchtet. Es analysiert die Debatten um die neue Verfassung, die Errichtung des Regierungsbezirks Stralsund und die Versuche einer Rechtsangleichung.
Kapitel 4 beleuchtet die Integration auf gesellschaftlicher Ebene, indem es die Veränderungen in Stadt und Land nach dem Regierungswechsel analysiert. Es untersucht die Auswirkungen der preußischen Agrar- und Sozialgesetzgebung, die Regulierung des Hypothekenwesens und die Reformen der städtischen Verfassungen.
Schlüsselwörter
Die Dissertation konzentriert sich auf die Integration Schwedisch-Pommerns in den preußischen Staatsverband, die Transformationsprozesse innerhalb von Staat und Gesellschaft, die schwedische Landesherrschaft, die preußische Integrationspolitik, die Verfassungs-, Verwaltungs- und Rechtsentwicklung, die Veränderungen in der ländlichen und städtischen Welt, die Rolle von Schlüsselfiguren und das Preußenbild in Schwedisch-Pommern.
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- Dr. Johannes Weise (Author), 2005, Die Integration Schwedisch-Pommerns in den preußischen Staatsverband, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87371