Die Bundesregierung hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, durch die das primär aufgrund von Bilanzdelikten erodierte Vertrauen in den Abschlussprüfer wiederhergestellt bzw. gestärkt werden soll. Während auf den ersten Blick jede einzelne Regelung geeignet scheint, dieses Ziel zu erreichen, entbehren diesbezügliche Aussagen jedoch oft einer konkreten Wissensbasis. Sie werden lediglich intuitiv getätigt und Vertrauen wird dabei häufig unreflektiert als vorteilhaft erachtet. Das uneinheitliche, weit gefasste Begriffverständnis ermöglicht es sodann, Vertrauen in seiner Vielschichtigkeit als zentrale Erklärungsvariable und Zielgröße für jedwedes Verhalten heranzuziehen. Hieraus resultiert neben einem wenig dezidierten Umgang mit dem Vertrauensbegriff ferner die Schwierigkeit, die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Vertrauensförderung objektiv zu beurteilen. Ziel der Arbeit ist es daher, eine Präzisierung des Vertrauensbegriffs herbeizuführen und den Nutzen bzw. die Notwendigkeit des Vertrauens für Vertrauensgeber und -nehmer herauszustellen. Beeinflussungspotenziale und Grenzen der Vertrauensentstehung werden identifiziert, daraus resultierende Erkenntnisse werden auf Investoren als Vertrauensgeber bzw. Abschlussprüfer als Vertrauensnehmer angewendet und zeigen mögliche Ansatzpunkte für das Entstehen vertrauensvoller Beziehungen zwischen diesen Akteuren auf. Auf Basis des so gewonnenen theoretischen Bezugsrahmens werden dann ausgewählte, von der Bundesregierung verabschiedete Maßnahmen zur Wiederherstellung und Stärkung des Vertrauens in den Abschlussprüfer dahingehend untersucht, ob und inwiefern diese tatsächlich geeignet sind, Vertrauen in den Abschlussprüfer herbeizuführen. Bei den untersuchten Maßnahmen handelt es sich um das Bilanzrechtsreformgesetz (BilReG), das Bilanzkontrollgesetz (BilKoG), das Abschlussprüferaufsichtsgesetz (APAG) und das Berufsaufsichtsreformgesetz (BARefG).
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungs- und Symbolverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Hintergrund
- 1.2 Problemstellung und Vorgehensweise
- 2 Vertrauen
- 2.1 Begriffsabgrenzung
- 2.1.1 Multidimensionalität
- 2.1.2 Charakteristika
- 2.1.2.1 Grundlagen
- 2.1.2.2 Vertrauen als Verhaltenstypus oder Disposition
- 2.1.3 Misstrauen
- 2.1.4 Verwandte Begriffe
- 2.2 Abschlussprüfer
- 2.2.1 Abschlussprüfer als Vertrauensnehmer
- 2.2.1.1 Grundlagen
- 2.2.1.2 Kompetenz
- 2.2.1.3 Motivationale Disposition
- 2.2.1.4 Erwartungslücke
- 2.2.1.5 Prüfungsqualität
- 2.2.2 Vertrauensgeber
- 2.2.2.1 Investorenfokus
- 2.2.2.2 Kleinaktionäre
- 2.2.2.3 Großaktionäre
- 2.2.2.4 Aufsichtsratsmitglieder
- 2.2.3 Vertrauensobjekte
- 2.2.3.1 Personen
- 2.2.3.2 Organisationen
- 2.2.3.3 Systeme
- 3 Nutzenaspekte von Vertrauen in den Abschlussprüfer
- 3.1 Begrenzte Rationalität
- 3.2 Komplexitätsreduktion
- 3.2.1 Schaffung von Handlungsfähigkeit
- 3.2.2 Schaffung von Handlungssicherheit
- 3.2.2.1 Beziehungsrisiko
- 3.2.2.1.1 Opportunismus
- 3.2.2.1.2 Konkrete Beziehungsrisiken
- 3.2.2.2 Reduzierung des Beziehungsrisikos
- 3.2.2.2.1 Vermeidung
- 3.2.2.2.2 Integration
- 3.2.2.2.3 Beziehungsabhängige Konstrukte auf Vertrauensbasis
- 3.2.2.2.4 Verträge
- 3.2.2.2.4.1 Gesetzlich verpflichtende Verträge
- 3.2.2.2.4.2 Beziehungsabhängige implizite Verträge und Vereinbarungen
- 3.2.2.2.4.3 Beziehung von Vertrag und Vertrauen
- 3.2.2.2.4.3.1 Komplementarität von Vertrag und Vertrauen
- 3.2.2.2.4.3.2 Substituierbarkeit von Vertrag und Vertrauen
- 3.2.2.2.5 Netzwerkstrukturen
- 3.2.2.2.6 Intermediäre
- 3.2.3 Blindes Vertrauen
- 3.3 Effizienzsteigerung
- 3.4 Intrinsischer Wert
- 3.5 Theoretische Erklärungsansätze zur ökonomischen Vorteilhaftigkeit von Vertrauen
- 3.5.1 Entscheidungstheoretischer Ansatz
- 3.5.2 Spieltheorie
- 3.5.2.1 Klassische Spieltheorie
- 3.5.2.2 Evolutionäre Spieltheorie
- 3.5.3 Neue Institutionenökonomik
- 3.5.3.1 Transaktionskostentheorie
- 3.5.3.2 Prinzipal-Agententheorie
- 4 Entscheidungskalkül des Vertrauensnehmers
- 4.1 Motivationstypen
- 4.2 Egoismus
- 4.2.1 Zwang und Selbstinteresse
- 4.2.2 Institutionelle Rahmenbedingungen und Verträge
- 4.2.3 Selbstdurchsetzende Vereinbarungen
- 4.2.3.1 Beziehungsabhängigkeit
- 4.2.3.2 Spezifische Investitionen
- 4.2.3.3 Vertrauen als Vermögensgegenstand
- 4.2.3.4 Generierung von Sozialkapital
- 4.2.3.5 Reputationsmechanismen
- 4.2.3.6 Sicherheiten
- 4.2.3.7 Anreizstrukturen
- 4.3 Altruismus
- 4.3.1 Grundlegende Möglichkeit uneigennützigen Verhaltens
- 4.3.2 Gemeinschaftliche Werte und soziale Normen
- 4.3.3 Beziehungsabhängige Gründe
- 4.4 Reziprozität
- 5 Vertrauensentstehung
- 5.1 Grundsätzliche Vertrauensbereitschaft
- 5.1.1 Persönlichkeitsorientierte Vertrauensforschung
- 5.1.2 Entwicklungspsychologische Konzeption des Urvertrauens
- 5.1.3 Vertrauen als Erwartungshaltung
- 5.2 Vertrauensentstehung in sozialen Systemen
- 5.2.1 Emergenz
- 5.2.2 Soziale Komplexitätsreduktion
- 5.2.3 Gesellschaftlicher Verhaltensstandard
- 5.2.4 Moderne Gesellschaftsformen
- 5.3 Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit
- 5.3.1 Spezifische Vertrauenserwartung
- 5.3.2 Wahrnehmung der Vertrauenswürdigkeit
- 5.3.2.1 Wahrnehmbarkeit der Leistung
- 5.3.2.2 Berücksichtigung von eigenen und fremden Erfahrungen
- Das Konzept von Vertrauen und seine Bedeutung im Kontext von Abschlussprüfungen
- Die Rolle des Abschlussprüfers als Vertrauensnehmer und die Faktoren, die das Vertrauen in den Abschlussprüfer beeinflussen
- Die Nutzenaspekte von Vertrauen für verschiedene Stakeholder, einschließlich der Reduktion von Komplexität und der Steigerung der Effizienz
- Die Entstehung und Entwicklung von Vertrauen in sozialen Systemen, einschließlich der Rolle von Urvertrauen und der Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit
- Die ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für Vertrauen in der Abschlussprüfung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation befasst sich mit der Entstehung, dem Nutzen und den Grenzen der Beeinflussbarkeit von Vertrauen in den Abschlussprüfer. Ziel der Arbeit ist es, die verschiedenen Facetten von Vertrauen im Kontext der Abschlussprüfung zu beleuchten und dessen ökonomische Relevanz zu untersuchen.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und beschreibt den Hintergrund sowie die Problemstellung der Arbeit. Kapitel 2 befasst sich mit dem Begriff des Vertrauens, wobei verschiedene Aspekte wie die Multidimensionalität, die Charakteristika und das Misstrauen beleuchtet werden. Kapitel 3 behandelt die Nutzenaspekte von Vertrauen in den Abschlussprüfer, einschließlich der Komplexitätsreduktion, der Effizienzsteigerung und des intrinsischen Wertes. Kapitel 4 befasst sich mit dem Entscheidungskalkül des Vertrauensnehmers, wobei verschiedene Motivationstypen wie Egoismus, Altruismus und Reziprozität betrachtet werden. Das fünfte Kapitel analysiert die Entstehung von Vertrauen, wobei sowohl die grundsätzliche Vertrauensbereitschaft als auch die Entwicklung von Vertrauen in sozialen Systemen untersucht werden.
Schlüsselwörter
Die Dissertation konzentriert sich auf die Themen Vertrauen, Abschlussprüfung, Beeinflussbarkeit, ökonomische Relevanz, Komplexitätsreduktion, Effizienzsteigerung, Entscheidungskalkül, Motivationstypen, Vertrauensentstehung, Urvertrauen, Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit.
- Arbeit zitieren
- Jan Mauelshagen (Autor:in), 2007, Vertrauen in den Abschlussprüfer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87672