Die Möglichkeiten des technischen Handelns und das daraus resultierende Bedrohungspotential für den Menschen lassen es zunehmend als dringlich erscheinen, die sozialen und natürlichen Folgen technischer Innovationen abschätzen zu können. Wenn es in der Beurteilung der Folgen menschlichen Handelns darum geht, eine normative Beurteilung der Technik unter Rücksicht auf die Einschätzung von Technikfolgen zu entwickeln, soll diese nicht nur bestehende Handlungszusammenhänge darstellen, sondern zugleich ermöglichen, das technische Handeln und die Folgen dieses Handelns zu beurteilen. Aus dieser Beurteilung der Folgen dieses Handelns ergibt sich – normativ – eine Aufforderung, bestimmte Handlungen zu unterlassen bzw. anderen den Vorzug zu geben. Eine Technikfolgenbeurteilung in dem Sinn, dass bestimmte Handlungen als geboten, erlaubt oder als verboten ausgezeichnet werden, übernimmt traditionellerweise die philosophische Disziplin der Ethik, die Disziplin der Rechtfertigung von Handlungen. Allerdings setzt ein frühes Abschätzen von Technikfolgen ein hohes Maß an prognostischen Fähigkeiten voraus, so dass man zweifeln kann, ob es eine Technikfolgenabschätzung in relevantem Ausmaß je geben wird und ob eine philosophische Technikbeurteilung im hier exemplarisch, durch Heiner Hastedt, entwickelten Sinn zu einem hinreichend genauen Urteil und zu einem nicht nur verantworteten, sondern auch wirksamen und für die Zukunft wünschbarem Handeln führen kann.
Heiner Hastedt war Mitarbeiter von Herbert Schnädelbach und ist derzeit als Professor der Philosophie an der Universität Rostock tätig. Mit der hier zu referierenden Arbeit, die sich mit dem Thema Aufklärung und Technik befaßt, habilitierte er im September 1990.
Im Hinblick auf den technischen Fortschritt und die Neubewertung einzelner Techniken ist das Ziel der Arbeit Hastedts, eine Erweiterung der bisherigen Ethik der Technik vorzunehmen, d.h. er will vorrangig den isolierten Bestand an philosophischen Konzepten zu diesem Thema systematisch zusammenführen und zudem neue Ideen zum Thema Technikbewertung zur Diskussion stellen. Aufklärung und Technik heißen hier die Stichworte, die er versucht thematisch aneinander zu rücken.
Gliederung
1. Einleitung
2. Thematische Einführung
3. Moral und empirische Technologiefolgenabschätzung
4. Inhaltliche Prinzipien der Diskursethik
5. Methoden der Anwendung oder die Frage der Realisierung
6. Der Blick in die Wirklichkeit
Literaturverzeichnis
Diese Hausarbeit mit dem Thema „Über den Versuch einer Ethik der Technik.“ entstand in Anlehnung an die Habilitationsschrift „Aufklärung und Technik.
Grundprobleme einer Ethik der Technik“ von Prof. Dr. Heiner Hastedt und wurde im Rahmen des Seminars Technikphilosophie im SS 2001 bei Prof. Dr. Hans Poser erarbeitet.
1. Einleitung
Die Möglichkeiten des technischen Handelns und das daraus resultierende Bedrohungspotential für den Menschen lassen es zunehmend als dringlich erscheinen, die sozialen und natürlichen Folgen technischer Innovationen abschätzen zu können. Wenn es in der Beurteilung der Folgen menschlichen Handelns darum geht, eine normative Beurteilung der Technik unter Rücksicht auf die Einschätzung von Technikfolgen zu entwickeln, soll diese nicht nur bestehende Handlungszusammenhänge darstellen, sondern zugleich ermöglichen, das technische Handeln und die Folgen dieses Handelns zu beurteilen. Aus dieser Beurteilung der Folgen dieses Handeln ergibt sich – normativ – eine Aufforderung, bestimmte Handlungen zu unterlassen bzw. anderen den Vorzug zu geben. Eine Technikfolgenbeurteilung in dem Sinn, dass bestimmte Handlungen als geboten, erlaubt oder als verboten ausgezeichnet werden, übernimmt traditionellerweise die philosophische Disziplin der Ethik, die Disziplin der Rechtfertigung von Handlungen. Allerdings setzt ein frühes Abschätzen von Technikfolgen ein hohes Maß an prognostischen Fähigkeiten voraus, so dass man zweifeln kann, ob es eine Technikfolgenabschätzung in relevantem Ausmaß je geben wird und ob eine philosophische Technikbeurteilung im hier exemplarisch, durch Heiner Hastedt, entwickelten Sinn zu einem hinreichend genauen Urteil und zu einem nicht nur verantworteten, sondern auch wirksamen und für die Zukunft wünschbarem Handeln führen kann.
Heiner Hastedt war Mitarbeiter von Herbert Schnädelbach und ist derzeit als Professor der Philosophie an der Universität Rostock tätig. Mit der hier zu referierenden Arbeit, die sich mit dem Thema Aufklärung und Technik befaßt, habilitierte er im September 1990.
Im Hinblick auf den technischen Fortschritt und die Neubewertung einzelner Techniken ist das Ziel der Arbeit Hastedts, eine Erweiterung der bisherigen Ethik der Technik vorzunehmen, d.h. er will vorrangig den isolierten Bestand an philosophischen Konzepten zu diesem Thema systematisch zusammenführen und zudem neue Ideen zum Thema Technikbewertung zur Diskussion stellen. Aufklärung und Technik heißen hier die Stichworte, die er versucht thematisch aneinander zu rücken.
2. Thematische Einführung
Zunächst soll das Verhältnis von Aufklärung und Technik aufgedeckt werden.
Ein bedeutender Vertreter der Aufklärungsepoche war Immanuel Kant. Er verstand unter Aufklärung den Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Es war der Appell an den Menschen, den Mut aufzubringen, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen und danach zu handeln. Die Aufklärung, so Hastedt, ist davon gekennzeichnet, „daß das kognitive Moment des Verstandes mit dem praktischen Moment der Erschließung und des Mutes gekoppelt wird.“[1] Die historische Erhellung der Aufklärungsepoche ist hier weniger wichtig, vielmehr will der Autor darauf aufmerksam machen, daß die moderne Technik ein Produkt der Aufklärungszeit ist und daß sie aus dem Geist der rationalen, aufgeklärten Wissenschaftlichkeit entstanden ist. Zugespitzt sagt Hastedt: „Die Epoche der Aufklärung gehört also zu den Geburtshelfern der gegenwärtigen Technik.“[2]
Hierzu stellt er drei Modelle vor, die das Verhältnis von Aufklärung und Technik unterschiedlich charakterisieren.
1.) Das Überholungsmodell: Es besagt, daß es durch den Geist der Aufklärung zu jener grenzenlosen, optimistischen Bereitschaft für Zielsetzungen, Planungen und Neuorganisationen kam. Was jedoch angesichts des Erfolges der technischen Entwicklung das Ende der Aufklärung zur Folge hatte. Die Technik hat also die Aufklärung überholt. Die Entzauberung der Welt, um mit Gehlen zu sprechen, ist das Ergebnis; und selbst die Geisteswissenschaften übernehmen nur noch die Rolle der Kompensation dieser Phänomene. Ein trauriges Bild, das jedoch von Hastedt als falsch angesehen wird, da der Mensch sich somit widerstandslos einer unaufhaltsamen Technikentwicklung hingeben würde, und jede technikphilosophische Arbeit überflüssig wäre.
2.) Das Identitätsmodell geht davon aus, daß Aufklärung und Technik identisch sind, wobei der Aufklärungsbegriff reduziert wird, so daß man diesen als instrumentelle Vernunft versteht. Hastedt kritisiert an diesem Modell, in Anlehnung an Adornos und Horkheimers „Dialektik der Aufklärung“, daß diese Analyse der Technik von gesellschaftlichen und kulturellen Kontexten absieht, wodurch eine angemessene Technikbewertung nicht zustande kommt. Zudem zielt die Reduzierung des Aufklärungsbegriffs einzig auf den technischen Fortschritt und den Machbarkeitsgedanken ab.
3.) Das Reflexionsmodell ist Grundlage der Arbeit von Hastedt. Er will Aufklärung über Aufklärung betreiben. Denn Hastedt geht davon aus, „daß das gesellschaftliche Verhältnis zur Technik insgesamt noch ein unaufgeklärtes ist.“ Im Sinne Kants kann im Hinblick auf Technik aber erst von einer aufgeklärten Mündigkeit gesprochen werden, „wenn die Menschen in Mündigkeit die Technikentwicklung autonom bestimmen.“[3] In seinem Reflexionsmodell geht es Hastedt also darum, die autonom gewordene Technik wieder der Autonomie des Menschen unterzuordnen. Er nennt dies ´Projekt der Aufklärung`. Die ethische Reflexion hat hier also Vorrang, wenn es um das Verhältnis von Technik und Gesellschaft geht.
3. Moral und empirische Technologiefolgenabschätzung
Folgendes, beinahe zeitloses Zitat von Theodor Lessing, welches der Autor in seinem Buch anführt, soll zeigen, daß die Zivilisation sich zu sehr an Profit und Nutzen orientiert, sich dem Geist der Technik unterstellt und sich dadurch kontrollierbar macht, wobei die Mannigfaltigkeit, die das Leben für die Menschen offenhält, übersehen oder gar zerstört wird: „Im Hafen empfängt dich das Weib aus Metall und Erden. Ihr Leib ist Maschine, ihr Atem dynamische Energie, ihr Herz ein Feuerherd. Das Gesetz ihres Daseins heißt Produktion. Ihr Leben ist Nutzen. Ihr Glaube ist der Glaube an den Erfolg und die Zweckmäßigkeit des Handelns. Sie ist nicht nur das Denkmal der menschlichen Selbstherrlichkeit. Sie versinnbildlicht die Verknechtung aller Natur unter den Menschen und zuletzt des Menschen durch den Menschen.“[4] Der Mensch als funktionales Bindeglied einer technisierten Welt.
Um weitere Generationen vor dieser Blindheit gegenüber Technikfolgen zu bewahren, zielt Hastedt auf eine Diskursehtik[5] ab, welche die Menschen über den Gesamtkomplex von Forschung und Forschungsanwendung wachen läßt. Es soll also eine anwendungsorientierte Ethik sein, die sich nicht nur auf empirische Folgenabschätzung beschränkt, sondern zugleich normative und deskriptive Überlegungen miteinbezieht. Technisches Handeln sollte daher moralischer Normierung unterliegen, da es dann, bezogen auf die Technikentwicklung, keinen linearen Fortschritt geben und Technik sogar verhindert werden könnte.
[...]
[1] Heiner Hastedt: Aufklärung und Technik: Grundprobleme einer Ethik der Technik, Frankfurt am Main, 1991, S. 12
[2] ebenda, S. 14
[3] ebenda, S. 21f.
[4] ebenda, S. 38
[5] Anmerkung: Die Diskursehtik geht auf Habermas zurück.
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