Public Private Partnership in der Immobilienfinanzierung


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2007

28 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen, Motive und Ziele von PPP
2.1 Begriffsverständnis und Anwendungsfelder
2.2 Gründe für den verstärkten Einsatz
2.3 Ziele der öffentlichen Hand und des privaten Partners

3 PPP - eine alternative Beschaffungsvariante der öffentlichen Hand
3.1 Voraussetzungen für das Zustandekommen von PPPs
3.2 Erfolgsvoraussetzungen zur Realisierung von Effizienzvorteilen
3.3 Phasen des PPP-Beschaffungsprozesses
3.4 PPP-Vertragsmodelle
3.5 Praxisrelevante Finanzierungsvarianten

4 Möglichkeiten und Gefahren des PPP-Ansatzes
4.1 Chancen
4.2 Risiken

5 Fazit

Literatur- und Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Lebenszyklusphasen eines PPP-Modells

Abbildung 2: Zahlungsströme in der Grundstruktur eines PPP-Modells

Abbildung 3: Gründe für geplante oder bereits durchgeführte PPP-Projekte

Abbildung 4: Die fünf Phasen des PPP-Beschaffungsprozesses

Abbildung 5: Projektfinanzierung

Abbildung 6: Forfaitierung mit Einredeverzicht

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Mögliche Anwendungsfelder für PPPs im Immobilienbereich

Tabelle 2: PPP-Projekte im Hochbau mit Vertragsschluss (Auszug)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Angesichts ihrer angespannten Haushaltslage, gekoppelt mit der schwachen Entwicklung auf der Einnahmeseite, waren die Kommunen in der Vergangenheit dazu gezwungen, notwendige Neu- oder Ersatzinvestitionen in öffentlichen Einrichtungen stark zu reduzieren oder aufzuschieben. Mit den herkömmlichen Beschaffungsarten können die öffentlichen Verwaltungen den fortschreitenden Investitionsstau oft nicht mehr bewältigen und suchen daher nach Alternativen.

Eine Lösungsmöglichkeit, um weiter handlungsfähig zu bleiben und dem erheblichen Stau von Investitionen entgegen zu treten, stellt Public Private Partnership (PPP) dar. Viele Kommunen versuchen mit dieser Beschaffungsform private Investoren in die effiziente Erbringung von bisher öffentlichen Aufgaben einzubinden und von deren Fachwissen zu profitieren. PPP findet in Deutschland in den letzten Jahren immer stärkere Verbreitung. Der aktuellen Studie „Privatisierungen und ÖPP als Ausweg?“ der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft ERNST & YOUNG zur Folge, hat bereits jede sechste befragte Stadt PPP-Projekte durchgeführt, wobei Schulsanierungen und -neubauten im Vordergrund standen.[1] Sowohl die Bundesregierung, einige Länder, als auch die Bauindustrie und Banken gehen davon aus, dass PPP einen nicht unerheblichen Beitrag zur Realisierung und Bereitstellung zusätzlicher Investitionsprojekte leisten kann.

Dem soll in der vorliegenden Arbeit nachgegangen werden, wobei zu Beginn ein Überblick über Public Private Partnership gegeben wird. Untersuchungsgegenstand sind dabei das Begriffsverständnis und die Anwendungsfelder, die Gründe für den verstärkten Einsatz von PPP sowie die Ziele der öffentlichen Hand und des privaten Partners. In Kapitel drei werden die Voraussetzungen für das Zustandekommen von PPPs, die Erfolgsvoraussetzungen zur Realisierung von Effizienzvorteilen sowie die Phasen des PPP-Beschaffungsprozesses thematisiert. Zudem wird den PPP-Vertragsmodellen und den praxisrelevanten Finanzierungsvarianten besonderes Augenmerk geschenkt. Im vierten Kapitel sind die mit dieser Beschaffungsvariante einhergehenden Chancen und Risiken Gegenstand der Betrachtung. Die Arbeit schließt unter anderem mit einem Ausblick zur zukünftigen Entwicklung von Public Private Partnerships.

2 Grundlagen, Motive und Ziele von PPP

Im Folgenden werden das Begriffsverständnis von Public Private Partnership und dessen Anwendungsfelder, die Gründe für den verstärkten Einsatz sowie die Ziele der öffentlichen Hand und des privaten Partners thematisiert.

2.1 Begriffsverständnis und Anwendungsfelder

Im Bundesgutachten „PPP im öffentlichen Hochbau“ (2003) wird Public Private Partnership (PPP) beschrieben als langfristige, vertraglich geregelte Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand (Public) und Privatwirtschaft (Private) zur wirtschaftlichen Erfüllung öffentlicher Aufgaben. Hierfür werden die erforderlichen Ressourcen wie Kapital, Know-How oder Personal in einen gemeinsamen Organisationszusammenhang eingestellt und vorhandene Projektrisiken entsprechend der Risikomanagementkompetenz der Projektpartner angemessen verteilt.[2] Damit wird deutlich, dass es sich bei PPP - im Deutschen auch synonym als Öffentlich-Private Partnerschaft (ÖPP) bezeichnet[3] - um weit mehr als eine Finanzierungsvariante, sondern vielmehr um eine alternative Beschaffungsvariante der öffentlichen Hand handelt. Im Unterschied zur konventionellen Eigenrealisierung setzt sie nicht auf den losweisen Einkauf einzelner Elemente in der Wertschöpfungskette einer öffentlichen Aufgabe, sondern auf lebenszyklusübergreifende Dienstleistungen.[4] Public Private Partnership bedeutet also Kooperation von öffentlicher Hand und privater Wirtschaft beim Planen, Bauen, Finanzieren, Betreiben und Verwerten (vgl. Abbildung 1) von bislang staatlich erbrachten öffentlichen Leistungen im Rahmen des sog. Lebenszyklusansatzes.[5]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 : Lebenszyklusphasen eines PPP-Modells[6]

Nur PPP-Modelle, die mindestens vier dieser Lebenszyklusphasen einschließlich der Phase „Betreiben“ umfassen, sind echte PPPs. Sie werden auch als „vollkommene“ oder „ganzheitliche“ ÖPPs bezeichnet.[7] Der PPP-Lebenszyklusansatz verfolgt dabei das Ziel, den Einsatz öffentlicher und privater Ressourcen im Rahmen einer Baumaßnahme zu optimieren und gleichzeitig Kostensicherheit für den Projektträger sowie gleich bleibende Leistungsstandards für den Nutzer zu gewährleisten.[8]

Bei Öffentlich-Privaten Partnerschaften übernimmt der private Partner zumeist die vollständige Bereitstellung einer Immobilie und gewährleistet darüber hinaus den reibungslosen Betrieb, teilweise sogar mit weitergehenden Serviceleistungen für den öffentlichen Nutzer. Der öffentliche Auftraggeber hingegen agiert als Nachfrager. Er zahlt dem Privaten ein Entgelt (vgl. Abbildung 2) über das er seine erbrachten Aufwendungen sowie seine kalkulatorischen Kosten refinanziert. Grundlage der Kostenermittlung über den gesamten Lebenszyklus sind neben den Investitionskosten der Maßnahme (z.B. Planungs- und Errichtungs- bzw. Sanierungs- oder Modernisierungskosten) sämtliche Folgekosten der Immobilie (z.B. Instandhaltung, Ersatzinvestitionen) sowie die Kosten darüber hinaus gehender Serviceleistungen, wie beispielsweise Catering, Boten- oder Pförtnerdienste.[9]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Zahlungsströme in der Grundstruktur eines PPP-Modells[10]

Als Gesellschaftsform für eine Public Private Partnership-Projektgesellschaft kommen sowohl Kapitalgesellschaften (z.B. GmbH, AG) als auch Personengesellschaften (z.B. OHG, KG) in Betracht. Die Wahl der geeigneten Rechtsform orientiert sich v.a. an der zweckmäßigen oder zulässigen Gestaltung von Entscheidungsrechten und Haftungsfragen.[11]

Potenzielle Kooperationspartner auf öffentlicher Seite sind z.B. Bund, Länder, Kommunen oder Landkreise. Auf der privaten Seite findet man in Deutschland überwiegend größere Unternehmensgruppen, Banken und Versicherungen, Immobiliengesellschaften sowie einzelne Unternehmen, wie Baufirmen, Banken oder Facility-Management Unternehmen.[12]

Idealerweise übernimmt der öffentliche Partner bei einem Public Private Partnership im Immobilienbereich die hoheitlichen Aufgaben. Hierzu zählt erstens die Bedarfsbestimmung, also die Vorgabe, was, wo, in welcher Größenordnung, mit welcher Qualität und Funktionalität sowie in welchem finanziellen Umfang Ressourcen bereitgestellt werden soll(en). Zweitens die genehmigungsrechtlichen Schritte und Verfahren, drittens die Organisation und Sicherstellung von Wettbewerb sowie viertens die Überwachung der Leistungserbringung des privaten Partners.

Dieser wiederum übernimmt alle operativen Aufgaben, die in marktwirtschaftlichen Strukturen wirtschaftlicher durchgeführt werden können als in staatlichen.

Hauptmerkmale eines PPP sind neben dem bereits erwähnten Lebenszyklusansatz die Nutzung von privatem Kapital und Know-How sowie eine langfristige, partnerschaftliche und vertraglich geregelte Zusammenarbeit. Des Weiteren spielt die Generierung von Effizienzeffekten z.B. durch Schaffung von Anreizstrukturen und Erschließung von Innovationspotential mittels ergebnisorientierter Leistungsbeschreibung und Vergütung eine wesentliche Rolle. Dabei gibt die vertragliche Langfristigkeit beiden Seiten eine gewisse Planungssicherheit und dem privaten Investor einen Anreiz das unvermeidliche Risiko einer solchen Investition in Kauf zu nehmen.[13]

Der Hauptunterschied von ÖPP zur herkömmlichen Beschaffungsmaßnahme der öffentlichen Hand ist die zumindest teilweise Risikoumverteilung auf die Schultern des privaten Investors, sowie dessen stärkerer Einbeziehung in die Entstehungsphasen des Projektes. Während also bei der konventionellen Beschaffung in den Phasen Planen, Bauen, Finanzieren, Betreiben und ggf. Verwerten unterschiedliche Unternehmen in den Entwicklungsprozess einbezogen und mit Aufgaben betraut werden, wird bei der Beschaffungsvariante PPP hingegen die Umsetzung des ganzen Leistungspaketes aus einer Hand gefordert. Die Finanzierung des Projektes aus Eigen- und Fremdkapital erfolgt bei PPPs durch den privaten Investor und nicht wie bei den herkömmlichen Beschaffungsvarianten durch die öffentliche Hand. Mithin hat die öffentliche Hand gegenwärtig nicht für die Investition aufzukommen, sondern beginnt erst nach der Fertigstellung des Projektes mit der Entgeltzahlung für die kompletten Leistungen des Privaten. Dies kann sich bei jährlicher Zahlungsweise auf eine Laufzeit von 20 bis 30 Jahren erstrecken und führt somit zu einer Entlastung für die öffentliche Hand. Denn sie muss die Investition nicht operativ durchführen, sondern kann strategisch mit den Kosten planen.[14]

Im öffentlichen Hochbau dienen Partnerschaften solcher Art der Realisierung von Neubau- oder Sanierungsmaßnahmen in recht unterschiedlichen Bereichen staatlicher Daseinsvorsorge und Infrastrukturbereitstellung. Dazu zählen Städtebau- und Immobilienprojekte, die Einzelgebäude oder ganze Portfolios der öffentlichen Hand betreffen. Ein Beispiel hierfür ist die Umwandlung von alten Industrie- und Militärflächen in zivile Nutzung. Weitere Anwendungsfelder von PPPs im Bereich öffentlicher Immobilien ergeben sich beispielhaft aus der nachfolgenden Tabelle:[15] [16]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1 : Mögliche Anwendungsfelder für PPPs im Immobilienbereich[17]

Die meisten der in zurückliegender Zeit auf kommunaler Ebene durchgeführten PPP-Projekte sind der aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft ERNST & YOUNG zur Folge im Bereich der Schulen zu finden. Dies verwundert nicht, wurde doch deren Bausubstanz aufgrund der angespannten Finanzlage der öffentlichen Haushalte in den letzten Jahren stark vernachlässigt. Gerade in diesem Bereich ist folglich ein erheblicher Sanierungsstau entstanden. Fast jede zweite der befragten Städte (48%) mit PPP-Erfahrungen gab an, ein „Schulprojekt“ durchgeführt zu haben. An zweiter Stelle stehen mit 27 Prozent Projekte im Bereich Sport, Freizeit und Kultur, wobei es in erster Linie um Bäder, Sporthallen und Stadien geht. Public Private Partnership-Projekte gab es zudem im Sozial- und Gesundheitswesen (18%), etwa bei Kindertagsstätten, Krankenhäusern oder Altenheimen.[18]

2.2 Gründe für den verstärkten Einsatz

Ein wesentlicher Grund für den verstärkten Einsatz von PPP ist die anhaltend angespannte Finanzlage vieler kommunaler Haushalte in Deutschland, einhergehend mit enormen Investitionsstaus sowie dem Bestreben Fremdkapital zurückzuführen und die Zinslast zu senken. Wie folgende Abbildung belegt, geben die Kommunen, die u.a. PPP-Projekte geplant oder bereits durchgeführt haben „finanzielle Erfordernisse“ (53%) als Hauptmotiv für die stärkere Kooperation mit privaten Investoren an.[19]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Gründe für geplante oder bereits durchgeführte PPP-Projekte[20]

Die in der Vergangenheit erfolgte, nun aber offenbar nicht länger relativ beliebig ausdehnbare Verschuldung der öffentlichen Hand veranlasst folglich die Gebietskörperschaften vermehrt privates Kapital bei neuen Investitionen zu beteiligen. Bisher öffentlich wahrgenommene Aufgaben werden immer häufiger von privaten Anbietern übernommen. Das bereits erwähnte Schaubild ist der bereits erwähnten ERNST & YOUNG-Studie, die auf einer repräsentativen Befragung von 300 deutschen Kommunen mit mindestens 20.000 Einwohnern basiert, entnommen. Der darin am zweithäufigsten genannte Grund für die intensivere Einbeziehung von Privaten sind Effizienzsteigerungen (41%), die sich die befragten Kommunen erhoffen. Politische Vorgaben bzw. die Entlastung der Verwaltung nennen der Studie zur Folge 28 Prozent als wichtiges Motiv.

Zum einen stellt also die Finanznot der öffentlichen Hand eine wichtige Motivation für die zunehmende Durchführung von PPPs dar. Zum anderen hat die Unterbeschäftigung einhergehend mit freien Ressourcen im privaten Unternehmenssektor ihren Anteil am wachsenden Engagement privater Investoren im Bereich PPP. Beispiel hierfür ist die Unterauslastung in der Baubranche.[21]

Die erwähnten Gründe für den verstärkten Einsatz von PPP sind vor dem Hintergrund eines sich vollziehenden grundlegenden Wandels des Funktions- und Rollenverständnisses von Staat und Verwaltung zu sehen. Gegenstand ist der Wandel vom produzierenden zum gewährleistenden Staat. Die öffentliche Hand wird wohl in Zukunft in wesentlichen Bereichen nicht mehr primär öffentliche Aufgaben selbst wahrnehmen und bereitstellen, sondern nur noch gewährleisten, dass sie erfüllt werden. Dieses grundlegend gewandelte Staatsverständnis kann als Anpassungsstrategie auf die angespannte Finanzlage der kommunalen Haushalte und der dadurch nicht mehr durch den öffentlichen Sektor allein zu bewältigenden Problemfelder verstanden werden.[22]

2.3 Ziele der öffentlichen Hand und des privaten Partners

Beide Seiten, sowohl die öffentliche Hand, als auch der private Partner versprechen sich von einer Kooperation die Erfüllung gewisser Ziele.

Die öffentliche Hand verfolgt bei PPPs neben der Überbrückung von Liquiditätsengpässen in erster Linie das Ziel ihren Investitionsstau abzubauen. Ermöglicht wird dies durch die Erschließung privater Ressourcen für die Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben. Ein Beispiel hierfür ist hauptsächlich Kapital, aber auch Arbeitskräfte, Kapazitäten, Anlagen oder Wissen des privaten Partners.[23] Außerdem wird eine effiziente Erfüllung öffentlicher Aufgaben angestrebt, wofür u.a. eine sinnvolle Risikoverteilung zwischen den Kooperationspartnern unerlässlich ist.[24] Darüber hinaus verfolgt die öffentliche Hand finanzielle Ziele, wie beispielsweise eine Verschiebung von Zahlungen in die Zukunft oder eine langfristige Preissicherheit.[25] Durch eine Verkürzung der Bauzeit und eine schnellere Finanzierung erhofft sich die öffentliche Hand des Weiteren eine raschere Realisierung von PPP-Projekten. Auch politische Ziele determinieren die Kooperation mit Privaten. Vor allem zählen hierzu der Imagegewinn für die öffentliche Hand und eine davon ausgehende positive Wählerwirkung, aber auch positive wirtschaftspolitische Effekte wie Beschäftigung und Wirtschaftswachstum.[26]

Demgegenüber stehen die Interessen der privaten Partner. Um ihre Existenz am Markt nachhaltig zu sichern, legen die Unternehmen ihren Fokus in erster Line auf die Gewinnerzielungsabsicht.[27] Diese kann durch die Positionierung auf neuen Märkten, die Erschließung neuer Aufgabenfelder sowie eine Diversifikation der Kundenstruktur im Rahmen von PPP-Projekten erreicht werden. Damit lassen sich bestehende Arbeitsplätze sichern und ggf. weitere schaffen.[28] Neue Aufträge leisten ihren Beitrag zur Erwirtschaftung von Gewinnen. Insbesondere durch lang angelegte Projekte besteht für den Privaten bei vertragskonformer Ausführung die Möglichkeit, sich stetige Zahlungsströme im normalerweise eher zyklisch verlaufenden Baugeschäft zu sichern.[29]

PPPs bieten des Weiteren sowohl für die am Projekt Beteiligten als auch für Immobilienfonds eine Kapitalanlagemöglichkeit. Die Gewinnaussichten bestehen in einer angemessenen Verzinsung des eingebrachten Kapitals. Auch die Risikominimierung des eingesetzten Kapitals kommt zum tragen, da der öffentliche Sektor quasi eine unbegrenzte Bonität hat.[30]

Wie schon bei der öffentlichen Hand erwähnt, verfolgen auch die privaten Partner öffentlichkeitswirksame Ziele, wie beispielsweise einen Imagegewinn in der Bevölkerung durch Referenzprojekte oder die Steigerung des Bekanntheitsgrades. Beide Faktoren tragen zur Stärkung der Wettbewerbsposition des Unternehmens bei. Abschließend ist für den privaten Investor die Beschleunigung des Genehmigungsverfahrens durch die Kooperation mit der öffentlichen Hand interessant.[31]

3 PPP - eine alternative Beschaffungsvariante der öffentlichen Hand

Im folgenden Kapitel sind die Voraussetzungen für das Zustandekommen von PPPs, die Erfolgsvoraussetzungen zur Realisierung von Effizienzvorteilen sowie die Phasen des PPP-Beschaffungsprozesses Gegenstand der Ausführungen. Darauf aufbauend werden die Vertragsmodelle und die praxisrelevanten Finanzierungsvarianten thematisiert.

3.1 Voraussetzungen für das Zustandekommen von PPPs

Je nach Sichtweise der öffentlichen Hand bzw. des privaten Investors unterscheiden sich die Voraussetzungen, die für das Zustandekommen von PPPs erfüllt sein müssen, erheblich. Aus dem Blickwinkel des privaten Akteurs sind nachfolgende Aspekte von entscheidender Bedeutung:

- Profitabilität:

Unter diesem Gesichtspunkt kann der kapazitätsauslastende Charakter eines PPPs grundsätzlich zu einer Profitabilitätssteigerung beim privaten Investor beitragen.

- Positiver Cash-Flow:

Bedingt durch die Langfristigkeit des Arrangements tendiert ein PPP dazu, dass der Private in den ersten Jahren Vorleistungen erbringt, die zu einem negativen Cash-Flow führen. Der private Investor ist daher an einem möglichst frühzeitig erzielbaren positiven Zahlungsstrom interessiert.

- Langfristigkeit des Arrangements:

Je kürzer die Vertragslaufzeit der Kooperation, desto geringer fällt die Wahrscheinlichkeit aus, dass der Private an einer Kooperation mit der öffentlichen Hand interessiert ist. Denn ein Investment des privaten Partners lohnt sich erst dann, wenn er die Kosten auf das PPP umlegen kann.

- Sicherheit des Leistungsumfangs und der -qualität:

Die von der öffentlichen Hand erwartete Leistung muss in der Ausschreibung möglichst detailgetreu spezifiziert sein. Erst dann kann der Private seine Kosten möglichst genau kalkulieren und ein präzises Angebot abgeben.

- Kontrolle über die Betriebsführung bzw. des Managements:

Weitere Voraussetzung für das Zustandekommen von PPPs ist, dass dem Privaten freie Hand bei der Kontrolle über die Betriebsführung und das Management gegeben wird.

- Kommerzialisierungsfähigkeit:

Der private Investor wird nur dann an dem langfristig angelegten PPP partizipieren, wenn sich aus den Erfahrungen neue Chancen auf weitere Öffentlich-Private Partnerschaften ergeben.

Aus Sicht der öffentlichen Partner müssen wiederum die folgenden Voraussetzungen für das Zustandekommen eines PPP erfüllt sein:

- Sicherheit der Leistungserbringung:

Die öffentliche Hand wird nur dann einen Kooperationsvertrag mit einem privaten Investor schließen, wenn sie zu dem Ergebnis gekommen ist, dass dieser das gewünschte Resultat sicher er-bringen kann.[32]

- Risikotransfer:

Um einen optimalen Risikotransfer zu erreichen, müssen alle Risiken mit Hilfe eines schlüssigen und umfassenden Risikomanagements analysiert, quantifiziert und anschließend unter den Projektbeteiligten verteilt werden. Dabei gilt der Grundsatz, dass jeder das Risiko tragen soll, welches er am besten steuern kann.[33]

- Leistungsinnovation:

Voraussetzung für PPPs ist, dass die Partnerschaft zu einer Leistungsverbesserung bzw. -innovation im Hinblick auf die Aufgabenstellung führt.

- Qualitätsverbesserung:

Zudem ist Bedingung, dass die Kombination von Ressourcen und Kompetenzen der Partner einen qualitätsverbessernden Charakter hat.

- Problemlösungsbeitrag zu einem definierten Problem:

Die Bildung eines gemeinsamen Verständnisses bzgl. der spezifischen Problemstellung ist eine letzte Prämisse. Den Partnern sollte dabei klar sein, welchen Beitrag sie zu deren Lösung leisten.

Die Voraussetzungen für das Zustandekommen von PPPs sind nicht nur die oben ausgeführten Inhalte, sondern insbesondere die Herstellung eines gemeinsamen Verständnisses während der Anbahnungs- und Aufbauphase eines PPPs. Bedeutend ist dabei, dass sich beide Partner auch als solche betrachten und sie dazu bereit sind, sich auf diese Form der Zusammenarbeit einzulassen. Beide Parteien müssen sich über die oben erläuterten Inhalte verständigen, da sonst die Stabilität des PPP gefährdet ist.[34]

[...]


[1] Vgl. ERNST & YOUNG (2007a), S. 4

[2] Vgl. Alfen (2007), S. 6 und BMVBS (2003a), S. 2

[3] Vgl. BMVBS (2007), S. 3

[4] Vgl. Weber, Alfen, Maser (2006), S. 17 und BMVBS (2007), S. 4

[5] Vgl. Littwin (2007), S. 70

[6] Quelle: BMVBS (2007), S. 4

[7] Vgl. BMVBS (2007), S. 5

[8] Vgl. Gesprächsrunde PPP (2005), S. 9

[9] Vgl. BMBVS (2003a), S. 3

[10] Quelle: Alfen (2005), S. 40

[11] Vgl. Weber, Alfen, Maser (2006), S. 87

[12] Vgl. Arnold, Schneider (2007), S. 4f.

[13] Vgl. Weber, Alfen, Maser (2006), S. 17ff.

[14] Vgl. Arnold, Schneider (2007), S. 5f.

[15] Vgl. BMBVS (2003a), S. 3

[16] Vgl. Bertelsmann Stiftung, Clifford Chance, Initiative D21 (2003), S. 9

[17] Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an ERNST & YOUNG (2007a), S. 21

[18] Vgl. ERNST & YOUNG (2007a), S. 4

[19] Vgl. ERNST & YOUNG (2007a), S. 5 und Budäus (2005), S. 16f.

[20] Quelle: ERNST & YOUNG (2007a), S. 31

[21] Vgl. ERNST & YOUNG (2007a), S. 5, 31 und ERNST & YOUNG (2007b)

[22] Vgl. Budäus (2004), S. 11f.

[23] Vgl. Schmette (2005), S. 19

[24] Vgl. Blochmann, Jacob, Wolf (2003), S. 8

[25] Vgl. Pfeiffer (2004), S. 8

[26] Vgl. Budäus (2004), S. 14

[27] Vgl. Eggers (2004), S. 121

[28] Vgl. Budäus (2004), S. 14

[29] Vgl. Pfeiffer (2004), S. 10

[30] Vgl. Eggers (2004), S. 131

[31] Vgl. Schmette (2005), S. 21

[32] Vgl. Wegener (2003), S. 9f.

[33] Vgl. Weber, Alfen, Maser (2006), S. 27

[34] Vgl. Wegener (2003), S. 9ff.

Fin de l'extrait de 28 pages

Résumé des informations

Titre
Public Private Partnership in der Immobilienfinanzierung
Université
University of Applied Sciences Aschaffenburg
Cours
Immobilien-Management
Note
1,0
Auteur
Année
2007
Pages
28
N° de catalogue
V88147
ISBN (ebook)
9783638023740
ISBN (Livre)
9783638926676
Taille d'un fichier
621 KB
Langue
allemand
Mots clés
Public, Private, Partnership, Immobilienfinanzierung, Immobilien-Management
Citation du texte
Achim Steffan (Auteur), 2007, Public Private Partnership in der Immobilienfinanzierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88147

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