Etwas mehr als drei Jahre sind mittlerweile seit Sturz dem Saddam Husseins und seines Regimes durch US-Truppen und dem Beginn des Demokratisierungsprozesses im Irak vergangen. Seither ist das Land nicht zur Ruhe gekommen. Blutige Auseinandersetzungen verschiedener politischer Gruppierungen und bürgerkriegsähnliche Zustände bestimmen den Alltag. Trotzdem sind gewisse Erfolge beim Wiederaufbau und der Stabilisierung des Landes nicht von der Hand zu weisen. Eine Verfassung ist erarbeitet und am 15.10.2005 in einem Referendum von weiten Teilen der Bevölkerung angenommen worden. Auch die letzten Parlamentswahl, bei der eine beachtliche Wahlbeteiligung von über 70 Prozent zu verzeichnen war, zeugt von der großen Unterstützung, die das neue demokratische System bei den Irakern genießt. Vor diesem Hintergrund stellt sich natürlich die Frage, welche Konfliktlinien das Land so tief spalten und wie sich diese in dem neu entstandenen Parteiensystem niederschlagen.
Diese Fragestellung zu beleuchten soll Ziel des folgenden Aufsatzes sein. Im ersten Teil werden ausgehend von der Cleavage-Theorie von Lipset und Rokkan die im Irak relevanten sozioökonomischen Konfliktlinien herausgestellt. Dieses Modell ist anhand der historischen Entwicklung der Parteiensysteme Westeuropas erarbeitet worden. Daher lässt es sich natürlich nicht ohne weiteres auf den dem arabischen Kulturkreis zugehörigen Irak mit seinem völlig unterschiedlichen geschichtlichen Hintergrund anwenden. Eine ausführliche Analyse der Entwicklung der arabischen und irakischen Gesellschaft wäre nötig, um die Cleavage-Theorie adäquat auf den Irak übertragen zu können und die für diese Region spezifischen Cleavages zu ermitteln. Dies würde aber den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen. Deshalb wird hier lediglich anhand eines kurzen historischen Abrisses überprüft, inwiefern die vier von Lipset und Rokkan in ihren Modell für Westeuropa beschriebenen Cleavages auch im Irak von Bedeutung sind.
Im zweiten Teil des Aufsatzes wird dann anhand der Ergebnisse der beiden Parlamentswahlen vom 30.01.2005 und 15.12.2005 untersucht, aus welchen Parteien sich das irakische Parteiensystem zusammensetzt und an welchen der im ersten Abschnitt ermittelten Cleavages sich diese ausrichten. Des weiteren soll überprüft werden, ob sich bestimmte Trends oder Tendenzen in der Entwicklung des Parteiensystems abzeichnen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- CLEAVAGES IM IRAK
- AUFBAU DER UNTERSUCHUNG
- ZENTRUM-PERIPHERIE CLEAVAGE
- ENTS TEHUNG DES IRAKISCHEN NATIONALSTAATS
- ETHNISCHE FRAGMENTIERUNG
- KONFESSIONELLE FRAGMENTIERUNG
- STAAT-KIRCHE CLEAVAGE
- KLASSEN CLEAVAGE
- STADT-LAND CLEAVAGE
- EINFLUSS DER CLEAVAGES AUF DAS PARTEIENSYSTEM IM IRAK
- CLEAVAGES UND PARTEIENLAGER
- SCHIITISCHES PARTEIENLAGER
- SUNNITISCHES PARTEIENLAGER
- KURDISCHES PARTEIENLAGER
- ÜBERKONFESSIONELLES PARTEIENLAGER
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Aufsatz befasst sich mit der Frage, welche Konfliktlinien den Irak so tief spalten und wie sich diese im neu entstandenen Parteiensystem niederschlagen.
- Analyse der im Irak relevanten sozioökonomischen Konfliktlinien ausgehend von der Cleavage-Theorie von Lipset und Rokkan.
- Überprüfung der Relevanz der vier von Lipset und Rokkan in ihrem Modell für Westeuropa beschriebenen Cleavages im Irak.
- Untersuchung der Zusammensetzung des irakischen Parteiensystems anhand der Ergebnisse der beiden Parlamentswahlen vom 30.01.2005 und 15.12.2005.
- Analyse der Ausrichtung der Parteien auf die im ersten Abschnitt ermittelten Cleavages.
- Überprüfung möglicher Trends oder Tendenzen in der Entwicklung des irakischen Parteiensystems.
Zusammenfassung der Kapitel
EINLEITUNG
Die Einleitung führt in die Thematik des Aufsatzes ein und stellt die Relevanz der Cleavage-Theorie für die Analyse des irakischen Parteiensystems dar.
CLEAVAGES IM IRAK
Das Kapitel analysiert die Existenz und Bedeutung der vier von Lipset und Rokkan beschriebenen Cleavages im Irak: Zentrum-Peripherie, Staat-Kirche, Klassen und Stadt-Land Cleavage. Dabei werden die einzelnen Cleavages anhand der historischen Entwicklung des Landes und unter Berücksichtigung der spezifischen Gegebenheiten im Irak untersucht.
EINFLUSS DER CLEAVAGES AUF DAS PARTEIENSYSTEM IM IRAK
Dieses Kapitel untersucht die Auswirkung der identifizierten Cleavages auf die Zusammensetzung und Ausrichtung des irakischen Parteiensystems. Dabei werden die verschiedenen Parteienlager, wie das schiitische, sunnitische und kurdische Parteienlager sowie das überkonfessionelle Parteienlager, im Hinblick auf ihre Orientierung an den Cleavages betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit Cleavagestrukturen, dem Parteiensystem, den sozioökonomischen Konfliktlinien und der politischen Entwicklung des Iraks. Zentrale Themen sind die ethnische und konfessionelle Fragmentierung des Landes, die Auswirkungen der Cleavages auf das Parteiensystem sowie die Entstehung und Entwicklung verschiedener Parteienlager.
- Citation du texte
- stud. rer. pol. Stephan Richter (Auteur), 2006, Ein gespaltenes Land?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88193