Eine klare ethische Einstellung und ethische Bewusstheit ist für die Soziale Arbeit nicht nur in einem interkulturellen Kontext grundlegend. Die Klärung und die Reflexion der eigenen ethischen Position sind wichtige Voraussetzungen für eine qualitativ gut gelingende Praxis. Dabei muss Soziale Arbeit den Wert und die Würde jedes Einzelnen achten, sowie auch die Rechte, die sich daraus ergeben. Um manchen Spagat leisten zu können, sollte Soziale Arbeit sich nicht verbiegen, sondern, ausgerüstet mit fachlichen und interkulturellen Kompetenzen, mit berufsethischen Prinzipien und einer guten Kooperation mit anderen Institutionen, klar Stellung beziehen. In dieser Hausarbeit werde ich die interkulturellen Kompetenzen der Sozialen Arbeit dahingehend berücksichtigen, da sie als Rüstzeug im Umgang mit Widersprüchlichkeiten bei ethnokulturellen Konflikten außerordentlich wichtig sind. Sie sollten schon jungen Menschen durch die Begegnung mit Fremdheit und Vielfalt in Form von interkulturellen Projekten wie dem Anti-Bias-Ansatz vermittelt werden. Zu diesem Ansatz werde ich kurz auf ein wichtiges bundesweites Projekt aufmerksam machen, welches Gleichheit und Differenz als Herausforderung für Bildung ansieht und eine vorurteilsbewusste Erziehung und Bildung schon im Kindergarten anstrebt.
Der unten vorgestellte Fall beschreibt beispielhaft eine ethisch interkulturelle Dilemmasituation. Anhand des Falles werden meine eigenen ethischen Werte, Prioritäten und Überzeugungen markiert, Menschenrechtsverletzungen untersucht und je nach Betroffenheit skaliert, um die entsprechenden vertrauensbildenden Maßnahmen im interkulturellen Dialog unter der Heranziehung der Diskursethik von Jürgen Habermas und der Kommunikationstheorie von Niklas Luhmann einzuleiten. In der Schlussbetrachtung werde ich meine Grundposition mit einem systemischen Blick bekräftigen und auch den möglichen Lösungsweg danach ausrichten. Nach Luhmann kann es nicht nur einen Weg geben, es gibt immer auch eine andere Möglichkeit, eine andere Wahl . Man muss Kontingenzen erkennen, den eigenen blinden Fleck durch die Beobachtung zweiter Ordnung ergründen, den blinden Fleck im System erfassen und den Menschen beharrlich immer wieder mit Freundlichkeit begegnen. Manchmal ist es die einzige Waffe, die jemand noch zur Verfügung hat, wenn alle Argumente, selbst im „herrschaftsfreien Raum“ , von Habermas zunichte getreten werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 1.1 Vorstellung des Fallbeispiels
- 2. MENSCHENRECHTE UND SOZIALE ARBEIT IN DER EINWANDERUNGSGESELLSCHAFT UNTER DEM ASPEKT EINER EUROPÄISCHEN LEITKULTUR
- 2.1 Bedeutung der Menschenrechte in der Sozialen Arbeit
- 2.2 Interkulturelle Kompetenz in der Sozialen Arbeit
- 2.3 Welche Menschenrechte werden im Beispielsfall verletzt?
- 3. BEGRÜNDUNG MEINER VORGEHENSWEISE
- 3.1 Kurze Darstellung der Diskursethik nach Jürgen Habermas
- 3.2 Der Blinde Fleck
- 3.3 Die Kommunikationstheorie von Niklas Luhmann
- 3.3 Die Kontroverse Luhmann-Habermas
- 3.4 Eigene ethische Einstellungen und Grundpositionen
- 4. ZIELSETZUNGEN AM BEISPIELSFALL UND SKALIERUNG EIGENER PRIORITÄTEN UND WERTE
- 5. EINLEITUNG VON VERTRAUENSBILDENDEN MABNAHMEN
- 5.1 Runder Tisch im Hobbyraum des Hauses nach der Methode des praktischen Diskurses von Jürgen Habermas
- 5.2 Annette B. bietet Gemeinschafts- und Brettspiele für die Kinder des Hauses an
- 5.3 ...und darüber hinaus. Weitere Schritte und Maßnahmen zur Schlichtung des Falles
- 6. SCHLUSSBETRACHTUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert eine ethisch interkulturelle Dilemmasituation anhand eines Fallbeispiels. Die Arbeit untersucht die Relevanz von Menschenrechten und interkultureller Kompetenz in der Sozialen Arbeit, vor dem Hintergrund einer europäischen Leitkultur. Die Arbeit integriert zentrale Theorien der Diskursethik von Jürgen Habermas und der Kommunikationstheorie von Niklas Luhmann, um die ethischen Herausforderungen im Fallbeispiel zu beleuchten.
- Bedeutung von Menschenrechten in der Sozialen Arbeit und deren Verletzung im Fallbeispiel
- Interkulturelle Kompetenz als Rüstzeug für die Bewältigung von ethnokulturellen Konflikten
- Anwendung der Diskursethik von Jürgen Habermas und der Kommunikationstheorie von Niklas Luhmann auf den Fall
- Entwicklung und Implementierung vertrauensbildender Maßnahmen im interkulturellen Dialog
- Reflexion der eigenen ethischen Werte und Prioritäten im Kontext des Fallbeispiels
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
- Kapitel 2: Menschenrechte und Soziale Arbeit in der Einwanderungsgesellschaft unter dem Aspekt einer europäischen Leitkultur
- Kapitel 3: Begründung meiner Vorgehensweise
- Kapitel 4: Zielsetzungen am Fallbeispiel und Skalierung eigener Prioritäten und Werte
- Kapitel 5: Einleitung von vertrauensbildenden Maßnahmen
Die Einleitung betont die Bedeutung einer klaren ethischen Einstellung und Bewusstheit in der Sozialen Arbeit, insbesondere im interkulturellen Kontext. Sie stellt die Relevanz der eigenen ethischen Position und die Achtung der Würde jedes Einzelnen hervor. Das Fallbeispiel, das im Zentrum der Arbeit steht, wird vorgestellt und als Ausgangspunkt für die Analyse der ethischen und interkulturellen Herausforderungen genutzt.
Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Menschenrechten in der Sozialen Arbeit und diskutiert die historische Entwicklung des Menschenrechtsbegriffs in drei Generationen. Es analysiert die Herausforderungen der Integration von Migranten in der deutschen Gesellschaft und beleuchtet die Bedeutung einer europäischen Leitkultur, basierend auf den Werten der kulturellen Moderne.
In diesem Kapitel werden die Theorien der Diskursethik von Jürgen Habermas und der Kommunikationstheorie von Niklas Luhmann kurz vorgestellt. Die Arbeit analysiert die zentralen Elemente beider Theorien und diskutiert ihre Anwendungsmöglichkeiten im Kontext des Fallbeispiels.
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Analyse der ethischen Herausforderungen im Fallbeispiel und die Skalierung der eigenen Werte und Prioritäten im Kontext des Falles.
Dieses Kapitel stellt verschiedene Maßnahmen zur Vertrauensbildung vor, die sich an der Diskursethik von Jürgen Habermas orientieren. Die Maßnahmen zielen darauf ab, einen interkulturellen Dialog anzuregen und die Konflikte im Fallbeispiel zu entschärfen.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Menschenrechte, interkulturelle Kompetenz, Diskursethik, Kommunikationstheorie, europäische Leitkultur, Integration, ethnokulturelle Konflikte, Fallbeispiel, vertrauensbildende Maßnahmen und ethische Grundpositionen. Die Arbeit untersucht die Anwendung dieser Konzepte im Kontext der Sozialen Arbeit und beleuchtet die ethischen Herausforderungen im Umgang mit interkulturellen Konflikten.
- Quote paper
- Theresia Friesinger (Author), 2007, Ethik der Sozialen Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88234