Die vorliegende Darstellung untersucht die Trinitätstheologie des Franziskanertheologen Bonaventura von Bagnoregio in ihrer Beziehung zum Gesamtwerk des seraphischen Lehrers und macht ihre theologiegeschichtlichen Wurzeln deutlich. In der Trinitätstheologie liegt der Kern von Bonaventuras Art und Weise zu denken, insofern er ganz und gar vom Geheimnis des dreieinen Gottes her Theologie betreiben möchte. Diese Arbeit erhellt den bonaventurianischen Entwurf der Trinitätstheologie dahingehend, dass klar wird, wie Bonaventuras Trinitätstheologie in ihren Optionen auf eine „trinitarische Theologie“ hin angelegt ist. Auch die philosophischen Fragen der Scholastik nach der Ewigkeit der Welt, dem Erkenntnisprinzip des Menschen und seiner verantworteten Handlungsfreiheit werden von daher trinitarisch beantwortet in der Schöpfungslehre, Christologie und der Lehre über die Gaben des Hl. Geistes.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Bonaventura im Spiegel der Forschung
- 1. „DENKEN“ — IM SPANNUNGSFELD VON GLAUBE UND VERNUNFT.
- a) Ein „verlockendes Porträt des seraphischen Lehrers“: É. Gilson.
- b) Ein „eklektizistischer Aristoteliker“: F. Van Steenberghen.
- c) Bonaventuras Geschichtstheologie und Vernunftkritik: J. Ratzinger.
- d) Eine originale Synthese: J. F. Quinn und F. Corvino.
- e) Neuere Untersuchungen.
- 2. SYSTEMATISCHE UNTERSUCHUNGEN ZUR THEOLOGIE BONAVENTURAS
- a) Hierarchische Ordnung und heilsgeschichtliche Sicht: R. Guardini.
- b) Gottes- bzw. Trinitätslehre: Der dynamische Gottesbegriff.
- c) Gottes- und Schöpfungslehre.
- d) Trinität, Schöpfung und Erlösung verbindende Theologie im „Wort“.
- 3. BONAVENTURA ALS THEOLOGE DER MYSTIK
- a) Mystik als Begriff, der seinen Inhalt sucht.
- b) Untersuchungen zur Theologie der Mystik bei Bonaventura.
- II. Fragestellung und thesenhafter Ausblick
- 1. CONTEMPLATIO: SICH SELBST GENOMMENES TRINITARISCHES DENKEN.
- 2. THESENHAFTER AUSBLICK: GENESE EINER TRINITARISCHEN THEOLOGIE.
- B) Die Lehre „De Deo trino et uno\": Das trinitarische Sein Gottes bei Bonaventura
- I. Die Aufgabe und der Ort der Trinitätstheologie
- 1. EIN UMFASSENDES VERSTÄNDNIS VON „THEOLOGIE“.
- a) Unterschiedliche Forschungsergebnisse.
- b) Glaube, Vernunft und Erfahrung.
- c) Theologie als Schrifteröffnung: Die Denk-auf-Gabe der HI. Schrift.
- d) „Theologie des Wortes“: Kommunikation mit dem dreieinen Gott.
- 2. DER ORT DER TRINITÄTSTHEOLOGIE INNERHALB DER THEOLOGIE
- a) Das Verhältnis von Gotteslehre und Trinitätslehre.
- b) „Theo-Logie“ als Rede vom „ersten Ausgangspunkt“.
- II. Die Entwicklung der Dreieinigkeitslehre
- 1. WERKE ALS Magister: AUSGANG UND ANALYSE
- a) Der Sentenzenkommentar.
- b) Quaestiones disputatae de Mysterio Trinitatis.
- c) Sermones de Trinitate.
- d) Breviloquium.
- e) Zwischenergebnis: Entwicklungsrichtung der Magisterzeit.
- 2. WERKE ALS ORDENSGENERAL: AUFSTIEG UND SYNTHESE
- a) Itinerarium mentis in Deum: Die Erkenntnis der trinitarischen Wirklichkeit im Gekreuzigten.
- 3. TRINITÄTSTHEOLOGISCHE BEGRIFFLICHKEIT UND IHRE ENTWICKLUNG.
- a) Bonaventuras Gebrauch von Begriffen.
- b) Bonaventuras eigenes begriffliches Instrumentarium.
- c) Die Bedeutung der trinitarischen „Hervorgänge“.
- d) Ergebnis: Entwicklung einer emanativen Trinitätstheologie.
- III. „Primum Principium“ als Klammer um Gotteslehre und Heilsgeschichte
- 1. DENKEN VOM ERSTEN AUSGANGSPUNKT HER.
- a) Herantasten an den Horizont bonaventurianischen Denkens.
- b) Der Begriff „principium“ im Horizont heilsgeschichtlichen Denkens.
- 2. TRINITÄTSTHEOLOGIE ALS THEOLOGIE DES „PRIMUM PRINCIPIUM“.
- a) „Primum principium“ als Schema der Darstellung.
- b) Die vielfache Bedeutung des „primum principium“.
- c) Die Zusammenfassung von Gotteslehre und Heilsgeschichte.
- 3. DER TRINITARISCHE „RHYTHMUS“ DES „PRIMUM PRINCIPIUM“
- a) Herleitung des trinitarischen Rhythmus.
- b) Integrierung des trinitarischen Rhythmus in die gesamte Theologie.
- c) Der trinitarische Rhythmus in Christus geschaut.
- C) Das Denken der Dreieinigkeit bei Richard v. St.-Victor und sein Einfluss auf Bonaventura
- I. Sapiential und existential gewonnene Trinitätslehre
- 1. BONAVENTURAS EinschäTZUNG RICHARDS VON ST.-VICTOR.
- 2. „ERKENNTNIS UND LIEBE“ – RICHARD ALS „AUTORITÄT“
- a) Von der durch „intentio“ geleiteten „ratio“ zur „contemplatio“ Gottes.
- b) Richards Liebesbegriff und seine Aufnahme bei Bonaventura.
- 3. RICHARD ALS BEGRÜNDER EINER NEUEN TRADITIONSLINIE.
- II. Trinität als ewiges Ursprungsgeschehen der Liebe
- 1. DER „METAPHYSISCHE“ AUSGANGSPUNKT: DIE BETRACHTUNG DES EWIGEN.
- a) Die drei Seinsweisen.
- b) Seinsgrade und Seinsmächtigkeit.
- c) Der Gottesbegriff.
- d) Die unmittelbaren Eigenschaften der göttlichen Natur.
- e) Die Fülle der Gottheit.
- 2. DER ZENTRALE GEDANKE: Die Fülle der „Mit-Liebe“.
- a) Die Personenmehrheit in Gott.
- b) Die Dreizahl der Personen.
- 3. DIE THEOLOGISCHE REFLEXION: „URSPRUNG“ ALS VERMITTLUNG VON SUBSTANZ UND PERSONEN.
- a) Substanz und Person.
- b) Qualität und Ursprung.
- c) Ursprungsweisen als Personalproprietäten.
- 4. DIE ANWENDUNG AUF DIE Tradition: ErklÄRUNG DER GÖTTLICHEN „NAMEN“.
- a) Die Namen „Vater“, „Sohn“ und „HI. Geist“.
- b) „Bild“, „Wort“ und „Gabe“ und die Trias „Macht, Weisheit, Güte“.
- c) Die Bezeichnungen „ungeboren“ und „geboren“ und der Ausdruck „Figur seiner Substanz“.
- 5. ERGEBNIS: „URSPRUNGSBEZIEHUNGEN“ ALS SCHLÜSSEL ZUr TrinitätsthEOLOGIE.
- 6. DIE GRATWANDERUNG RICHARDS.
- III. Richards Aufnahme und Transformation bei Bonaventura
- 1. ANSÄTZE RICHARDS UND IHRE AUFNAHME BEI BONAVENTURA.
- a) Die Terminologie der Liebe.
- b) Der durchdachte Ursprung.
- c) Der Begriff „Person“.
- 2. BONAVENTURAS TRANSFORMATION RICHARDSCHER ANSÄTZE
- a) Die Unterscheidung von schöpferischem und geschöpflichem „Sein“ („esse a se“ - „esse ab alio“).
- b) „Bonum perfectum“ als ursprünglich personales Liebesein Gottes.
- D) Der dreieine Gott, Ursprung und Ziel der Welt: Eine trinitarische Theologie
- I. Die Öffnung der Trinitätslehre auf das Gebiet der gesamten Theo-Logie
- 1. IN SICH STRömende LiebE: „ACTUS PURUS PRINCIPII CARITATIVE DILIGENTIS“.
- a) Die Quellfülle des Vaters: „amor gratuitus“ als „dilectio pura“.
- b) Die erfüllte Gabe des HI. Geistes: „amor debitus“ als „dilectio plena“.
- c) Die integrierende Mitte des Sohnes: „amor permixtus“ als „dilectio perfecta“.
- 2. DER DREIEINIGE GOTT ALS SCHÖPFER, ERLÖSER UND VOLLender der WELT
- a) Die trinitarische Prägung von Schöpfung und Heilsgeschichte im Breviloquium: Die Betrachtung im „primum principium“.
- b) Die trinitarische Ordnung der Wirklichkeit im Aufstieg des Itinerarium: Die Betrachtung „in Christus“.
- c) Die trinitarische Ordnung im Glaubens-, Schrift- und Mystikverständnis des Hexaëmeron: die Betrachtung „im Hl. Geist“.
- II. Die trinitarische Theologie Bonaventuras und ihre philosophischen Implikationen
- 1. BONAVENTURAS PHILOSOPHIEVERSTÄNDNIS IN SEINER VERSCHRÄNKUNG MIT „THEOLOGIE“ UND „MYSTIK“
- a) Die Verschränkung der Philosophie mit der Theologie.
- b) Die Verschränkung von „Philosophie“ und „Theologie“ mit „Mystik“.
- 2. DAS PHILOSOPHISCHE HAUPTPROBLEM: DIE GEFÄHRDUNG DER KOMMUNIKATION
- a) Die Ausgangslage: Gott kommuniziert sich dem Menschen im „dreifachen Wort“.
- b) Die Verhinderung der Kommunikation im „dreifachen Irrtum“ der „ewigen Welt“, der „Einheit des Intellekts“ und des „Fehlens von Lohn und Strafe“.
- 3. DIE TRINITARISCH GEPRÄGTE KOMMUNIKATION GOTTES UND DES MENSCHEN IM LICHT
- a) Grundlegung einer „trinitarischen“ Erkenntnis der Schöpfung: „die drei Strahlen des Lichts“.
- b) Der trinitarische Grund des dreifachen Irrtums der Philosophen: die fehlende Erkenntnis im „Urbild“.
- c) Der Grund des Irrtums der Philosophen, welche die Ideen kannten: das Fehlen der heilenden Ausrichtung auf das Ziel in Glauben, Hoffnung und Liebe.
- 4. ZUSAMMENFASSUNG: BONAVENTURAS STANDPUNKT IN PHILOSOPHISCHEN FRAGEN AUF DEM HINTERGRUND SEINER TrinitätstheOLOGIE.
- a) Die Antwort auf die Lehre der „Ewigkeit der Welt“: Die „Quellfülle“ des Vaters in Trinität und Schöpfung.
- b) Die Antwort auf die Lehre der „Einheit des Intellekts“: Die „Urbildlichkeit“ des Sohnes als Mitte der Erkenntnis.
- c) Die Antwort auf die Lehre der „fatalen Notwendigkeit“ und der „Ablehnung von Lohn und Strafe“: Der HI. Geist als Gabe und die Freiheit des Willens.
- Die Entwicklung der Dreieinigkeitslehre bei Bonaventura
- Die Rolle des „primum principium“ in Bonaventuras Trinitätstheologie
- Der Einfluss von Richard von St.-Victor auf Bonaventuras Trinitätslehre
- Die Bedeutung der Liebe in Bonaventuras Trinitätslehre
- Die philosophischen Implikationen der trinitarischen Theologie Bonaventuras
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Dissertation ein und gibt einen Überblick über die Forschungslandschaft und die bevorstehende Argumentation.
- I. Bonaventura im Spiegel der Forschung: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Interpretationsansätze der Theologie Bonaventuras, insbesondere hinsichtlich seiner Gottes- und Trinitätslehre. Es werden sowohl traditionelle als auch neuere Forschungsarbeiten berücksichtigt, die Bonaventura als „seraphischen Lehrer“, „eklektizistischen Aristoteliker“ oder „Mystiker“ einordnen.
- II. Fragestellung und thesenhafter Ausblick: Hier wird die zentrale Fragestellung der Dissertation formuliert, die sich auf die trinitarische Theologie Bonaventuras konzentriert. Die Kapitelstruktur und die wesentlichen Thesen der Arbeit werden vorgestellt.
- B) Die Lehre „De Deo trino et uno“: Das trinitarische Sein Gottes bei Bonaventura: Dieses Kapitel analysiert die Trinitätslehre Bonaventuras und ihre Einordnung in seine Theologie. Dabei wird die Rolle der „Theologie“ und ihr Verhältnis zur Gottes- und Trinitätslehre untersucht. Darüber hinaus wird die Entwicklung der Dreieinigkeitslehre in Bonaventuras Schriften beleuchtet, von seinen frühen Werken als Magister bis zu seinen späteren Werken als Ordensgeneral.
- C) Das Denken der Dreieinigkeit bei Richard v. St.-Victor und sein Einfluss auf Bonaventura: Dieser Abschnitt widmet sich der Trinitätslehre Richard von St.-Victor und analysiert seinen Einfluss auf Bonaventura. Es wird gezeigt, wie Richards Theorien, die auf „Erkenntnis und Liebe“ basieren, Bonaventuras eigenes Verständnis von Trinität und Gotteslehre prägten.
- D) Der dreieine Gott, Ursprung und Ziel der Welt: Eine trinitarische Theologie: Dieses Kapitel untersucht die Verbindung von Trinitätslehre und Kosmologie in Bonaventuras Theologie. Es zeigt, wie der dreieine Gott als Ursprung und Ziel der Welt verstanden werden kann und wie diese Vorstellung die gesamte Theo-Logie Bonaventuras prägt.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation befasst sich mit der trinitarischen Theologie des mittelalterlichen Theologen Bonaventura von Bagnoregio und verfolgt die Genese dieser Theologie im Kontext der Werke von Dionysius Pseudo-Areopagita und Richard von St.-Victor. Im Fokus steht das Verhältnis von Gotteslehre und Trinitätslehre bei Bonaventura und wie diese in seiner Theologie miteinander verwoben sind.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Dissertation sind: Trinität, Bonaventura, Richard von St.-Victor, Dionysius Pseudo-Areopagita, Gotteslehre, „primum principium“, Liebe, Schöpfung, Heilsgeschichte, Philosophie, Mystik, „actus purus principii caritative diligentis“, „contemplatio“, „intentio“, „ratio“. Diese Begriffe dienen als Grundlage für die Erforschung der trinitarischen Theologie Bonaventuras und ihrer Genese im Kontext mittelalterlicher Philosophie und Theologie.
- Quote paper
- Dr. theol. Markus Brun (Author), 2005, Die Trinitarische Theologie bei Bonaventura, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88264