Verbesserung von Kommunikation und Zusammenarbeit in der Schule. Standortspezifische Schulentwicklung


Seminararbeit, 2020

12 Seiten, Note: 1,00


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Bestandsaufnahme und Diagnose
1.1 Methode zur Bestandsaufnahme
1.2 Beschreibung des Ist-Stands

2 Konkrete Fragestellung

3 Wissenschaftlicher Hintergrund
3.1 Kooperation zwischen LehrerInnen
3.2 Organisation digitaler Kommunikation

4 Ziele

5 Umsetzungsvorschläge
5.1 Etablierung Professioneller Lerngemeinschaften
5.2 Organisation der digitalen Kommunikation

6 Konkrete Planung

7 Literatur

Einleitung

Durch den Neubau der XY Schule sowie die Zusammenlegung der XY Schule und der XZ Schule an diesem Schulstandort wurden zwar die Arbeitsbedingungen für die einzelnen LehrerInnen durch kleinere Büros und eigene Arbeitsplätze verbessert, allerdings nahm dadurch die Kommunikation untereinander ab. Der Sozialraum, ursprünglich als Treffpunkt und Raum für Austausch konzipiert, bleibt zumeist ungenutzt, und kurze Gespräche unter KollegInnen finden vielfach im Vorübergehen am Gang vor den Büros statt. Ein Schulentwicklungsprojekt soll sich deshalb auf die Verbesserung der Kommunikation unter den LehrerInnen und mit der Direktion konzentrieren. Ausgehend von einer Bestandsaufnahme werden konkrete Fragestellungen abgeleitet. Gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse zur Thematik sollen im Anschluss Umsetzungsvorschläge gegeben sowie eine konkrete Planung aufgestellt werden.

1 Bestandsaufnahme und Diagnose

Zunächst wird der Ist-Stand an der XY Schule erhoben, sodass daraus in weiterer Folge konkrete Fragestellungen für den Schulentwicklungsprozess abgeleitet werden können. Dazu wird vorab noch die Methode zur Bestandsaufnahme beschrieben und begründet.

1.1 Methode zur Bestandsaufnahme

Als Methode zur Bestandsaufnahme wird die Selbstuntersuchung gewählt. Da die XY Schule als Spezialschule mit berufspraktischen Schwerpunkten nicht ganz dem Regelschulwesen unterzuordnen ist, da auch die Schulbehörde bislang eine andere war, sind oftmals vorgefertigte Fragebögen wenig passend. Außerdem hat die Erfahrung gezeigt, dass besonders langwierige und ausführliche Online-Befragungen von vielen LehrerInnen nicht durchgeführt werden. Hinzu kommt, dass wir über 50 LehrerInnen sind, wodurch ein kreativer Prozess in Kleingruppen eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen würde. Deshalb erachte ich es für sinnvoll, einen kurzen und prägnanten Fragebogen selbst zu erstellen, der bereits auf die Schule bzw. die Fachrichtungen bezogen ist und von allen während einer Konferenz ausgefüllt werden kann.

Die Selbstuntersuchung bietet ferner die Möglichkeit, Bereiche anzusprechen, die von einigen (bzw. von der Steuergruppe) als wesentlich erachtet werden. Die genaue Passung auf die Schule und deren Probleme soll vor allem auch die Motivation der LehrerInnen wecken, sodass sie erkennen, es geht hierbei tatsächlich um sie selbst. Zusätzlich können LehrerInnen im Fragebogen auch schon konkrete Vorschläge für die Weiterarbeit einbringen und ihre Anliegen genauer ausführen, was der Steuergruppe das weitere Vorgehen erleichtert bzw. auch andere Verbesserungen bringen kann, die unabhängig vom gewählten Schulentwicklungsthema umgesetzt werden könnten. Auch dies kann die Motivation zur Mitarbeit am Schulentwicklungsprozess fördern.

1.2 Beschreibung des Ist-Stands

Die XY Schule wurde vor zehn Jahren neu gebaut. Im Zuge des Neubaus wurden statt eines großen Konferenzzimmers mehrere kleinere LehrerInnenbüros für jeweils sechs Personen vorgesehen, in denen jede Lehrperson einen eigenen Schreibtisch und Regale hat, um gut arbeiten zu können. Es gibt zwar einen Sozialraum mit zwei größeren Besprechungstischen, einer Pinnwand mit aktuellem Aushang (Supplierpläne, Seminarausschreibungen,…) und den Postfächern der einzelnen LehrerInnen, dieser wird jedoch kaum genutzt. Durch unterschiedlichste Stundenpläne kann es deshalb sein, dass man an manchen Tagen ganz alleine im Büro ist und bis auf zufällige Begegnungen am Gang nicht mit anderen KollegInnen in Berührung kommt. Auch geplanter Austausch mit FachkollegInnen oder anderen KlassenvorständInnen ist oft schwer zu bewerkstelligen, da jeder unterschiedliche Freistunden bzw. freie Tage hat. Zusätzlich unterrichten viele PraxislehrerInnen tagsüber auswärts in unseren Praxisbetrieben, sodass ein persönlicher Kontakt ebenfalls nicht möglich ist. Teilweise hat man den Eindruck, dass Informationen eher in Form einer „stillen Post“ von einem LehrerInnenbüro ins andere weitergegeben werden und das dauert oft mehrere Tage.

Eine weitere Belastung stellt die Kommunikation seitens der Direktion und Verwaltung dar. Täglich werden etliche E-Mails weitergeleitet, von denen jedoch nur die wenigsten für einen persönlich relevant sind, sodass es einerseits sehr mühsam und zeitaufwändig ist, sich durchzuarbeiten, und andererseits kann es passieren, dass dann beim oberflächlichen Selektieren wesentliche Informationen abhandenkommen.

2 Konkrete Fragestellung

Als Schulentwicklungsthema wird „Verbesserung von Kommunikation und Zusammenarbeit“ gewählt, da die Kommunikation der LehrerInnen untereinander oft schwierig ist und auch die Mitteilungen seitens der Direktion und der Verwaltung nicht immer die gewünschten Adressaten treffen. Da diese Probleme immer wieder von KollegInnen angesprochen werden, halte ich es für sinnvoll, im Schulentwicklungsprozess hier anzusetzen, und durch gezielte Maßnahmen die Kommunikation untereinander bzw. mit der Direktion und der Verwaltung besser zu strukturieren und zu planen. Es ergeben sich aus der Analyse folgende Fragestellungen:

1. Durch welche Maßnahmen kann die Kommunikation der LehrerInnen untereinander gefördert werden?
2. Durch welche Maßnahmen kann die digitale Kommunikation seitens Direktion und Verwaltung besser gesteuert und organisiert werden?

Die wissenschaftliche Betrachtung des Themas im folgenden Kapitel soll dazu Ansatzpunkte liefern, um die Umsetzung des Schulentwicklungsprojektes genauer zu planen.

3 Wissenschaftlicher Hintergrund

In diesem Kapitel soll der wissenschaftliche Hintergrund zu den gewählten Schulentwicklungsthemen „Kooperation zwischen LehrerInnen“ sowie „Organisation digitaler Kommunikation“ beleuchtet werden, um später aus diesen Erkenntnissen Empfehlungen abzuleiten.

3.1 Kooperation zwischen LehrerInnen

Untersuchungen zeigen, dass es nur kaum Kooperation zwischen LehrerInnen gibt, die über einen sporadischen Austausch von Materialien hinausgehen oder gar ein wirkungsvolles Niveau erreichen (vgl. Terhart & Klieme 2006, S.163; vgl. Bonsen & Rolff 2006, S.168f). Dabei gelten die Vorteile einer „gemeinschaftlich gestalteten schulischen Bildungs- und Erfahrungswelt“ (Terhart & Klieme 2006, S.163) als erwiesen und in Schulen mit etablierten Professionellen Lerngemeinschaften unter LehrerInnen werden auch bessere SchülerInnenleistungen erzielt (vgl. Bonsen & Rolff 2006, S.167). So wird durch die Implementierung Professioneller Lerngemeinschaften ein Beitrag zur Personal- sowie Unterrichtsentwicklung geleistet (vgl. Berkemeyer et al. 2011, S.228).

Festgestellt wird ferner, dass zur Einführung Professioneller Lerngemeinschaften an Schulen bestimmte organisatorische Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen (vgl. Terhart & Klieme 2006, S.164f), wie beispielsweise stundenplantechnische Voraussetzungen und Entlastung von anderen Aufgaben (vgl. Bonsen & Rolff 2006, S.182).

Was genau ist nun unter einer Professionellen Lerngemeinschaft zu verstehen und wie kann diese in der Schule verwirklicht werden? Bonsen und Rolff (2006, S.179) berufen sich zur Definition einer Professionellen Lerngemeinschaft auf die fünf Kriterien nach Newman (1994), die sie analog zu ihren Forschungsergebnissen anpassen:

- reflektierender Dialog
- De-Privatisierung des Unterrichts
- gemeinsamer Fokus auf Lernen
- Zusammenarbeit
- gemeinsame handlungsleitende Ziele

Konkrete Vorschläge bei Bonsen und Rolff (2006, S.181f) sind die Bildung von Fachgruppen und Klassenteams. Zu Beginn sollte jedoch jede Lehrperson nur in einer Professionellen Lerngemeinschaft Mitglied sein, sodass es nicht zu Überlastung kommt. In regelmäßigem Austausch können gemeinsam Lerntagebücher ausgewertet, Arbeitsmittel sowie Klassenarbeiten entwickelt und ausgetauscht oder Förderpläne für einzelne SchülerInnen erstellt werden. Auch gegenseitige Hospitationen sollen geplant, durchgeführt und gemeinsam ausgewertet werden, sodass eine Form gegenseitigen Coachings und fachbezogener kollegialer Beratung entsteht.

Der Beitrag von Bünder und Parchmann (2004) zeigt auf, wie eine Professionelle Lerngemeinschaft im Sinne einer Fachgruppe Chemie in einzelnen Schritten aufgebaut werden kann, hieraus können schrittweise Anleihen genommen werden. Argumentiert wird ferner, dass durch den Austausch und das Lernen voneinander die Persönlichkeitsentwicklung forciert und die LehrerInnenprofessionalität gefördert wird, wobei Reflexion von Theorie und eigener sowie fremder Unterrichtspraxis eine bedeutende Rolle spielen (vgl. Bünder & Parchmann 2004, S.34f). Ebenso bestätigt wird die Bedeutung von Reflexion und Kooperation der Lehrkräfte und deren positiver Auswirkung auf die SchülerInnenleistung durch die empirischen Analysen von Berkemeyer et al. (2011, S.229ff), die in Professionellen Lerngemeinschaften die Vereinigung dieser beiden Handlungen sehen. Sie stellen zusätzlich fest, dass Reflexion in einem Netzwerk zunimmt und Netzwerkstrukturen für eine kooperative Unterrichtsentwicklung und Reflexion des eigenen unterrichtlichen Handelns großes Potenzial aufweisen (vgl. Berkemeyer et al. 2011, S.240).

3.2 Organisation digitaler Kommunikation

Drössler (2018) und Kleinberger (2000) konstatieren, dass es durch den Wandel in der betrieblichen Kommunikation und die Umstellung auf E-Mail-Verkehr neuerdings zu einer Informationsüberflutung kommt und dass durch das aufwändige Bearbeiten von E-Mails (Filtern, Ablegen,…) effektive Arbeitszeit verloren geht. Ferner empfinden viele MitarbeiterInnen die ständige Erreichbarkeit zunehmend als Belastung (vgl. Kleinberger 2000, S.168). Für ein erfolgreiches Mailmanagement schlägt Kleinberger (2000, S.170f) folgende Punkte vor:

- Festlegung eines zeitlichen Rahmens, beispielsweise keine beruflichen Mails an Wochenenden oder Feiertagen
- Reduktion der Mailmenge durch Auswahl von EmpfängerInnen, nicht alles ist für alle relevant
- zentrale Datenablage mit Übermittlung von Links, vom „Bring“-Prinzip zum „Hol“-Prinzip
- Zeitfenster für E-Mail-Bearbeitung, nicht ständig sondern höchstens dreimal täglich ins digitale Postfach schauen

Drössler (2018) fasst in ihrem Beitrag mehrere Studien zur Informationsüberflutung durch digitale Medien zusammen und stellt dabei etliche Gemeinsamkeiten fest. So werden besonders E-Mails als kritisch betrachtet, die nur geringen Informationsgehalt haben, deren Betreffzeile nicht klar formuliert ist oder die pauschal und unselektiert an mehrere EmpfängerInnen versandt wurden (vgl. Drössler 2018, S.85). Arbeitsüberlastung und Zeitdruck sowie Beeinträchtigung der tatsächlichen Arbeit sind die Folgen (vgl. Drössler 2018, S.86). Auch aus der Zusammenschau der verschiedenen Studien lassen sich einige Strategien zur Vermeidung von Überlastung ableiten (vgl. Drössler 2018, S.86f), die sich in vielen Bereichen mit den Vorschlägen von Kleinberger (2000) decken:

- Etablierung unternehmensinterner E-Mail-Richtlinien
- Formulierung eindeutiger Betreffzeilen
- gezielte Auswahl der EmpfängerInnen durch Transparenz der Zuständigkeiten
- Löschung aus irrelevanten Verteilerlisten
- Arbeitsphasen ohne digitale Unterbrechung einplanen

Die von Kleinberger (2000) und Drössler (2018) vorgebrachten Empfehlungen lassen sich ebenso in der schulinternen E-Mail-Kommunikation umsetzen und sollten dann für alle LehrerInnen eine Verbesserung bzw. Entlastung bewirken.

4 Ziele

Das vorformulierte Schulentwicklungsthema „Verbesserung von Kommunikation und Zusammenarbeit“ wurde durch die Literaturrecherche weiter konkretisiert. Es kristallisierten sich dabei zwei wesentliche Ziele heraus:

1. Zur Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit unter den LehrerInnen sollen Professionelle Lerngemeinschaften etabliert werden.
2. Um die Informationsweitergabe seitens der Direktion und der Verwaltung zu verbessern, müssen Vorgaben und Vereinbarungen zur digitalen Kommunikation geschaffen werden, sodass die Kommunikation zwischen Eltern und Schule sowie zwischen Lehrenden und Verwaltung effektiver und zielgerichteter vonstattengeht und LehrerInnen dadurch entlastet werden.

Die Umsetzung dieser beiden Punkte sollte jedenfalls Hand in Hand gehen. Die Einführung von Professionellen Lerngemeinschaften sollte zwar auf lange Sicht positive Auswirkungen auf die Zusammenarbeit des LehrerInnenkollegiums haben, könnte jedoch anfänglich als Angriff (vgl. Terhart & Klieme 2006, S.164) und zusätzlicher Arbeitsaufwand aufgefasst werden. Deshalb sollten im Ausgleich Bemühungen um Entlastung in der Bearbeitung unnötiger E-Mail-Flut gezeigt werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Verbesserung von Kommunikation und Zusammenarbeit in der Schule. Standortspezifische Schulentwicklung
Hochschule
Donau-Universität Krems - Universität für Weiterbildung  (Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien)
Veranstaltung
Schulentwicklung
Note
1,00
Autor
Jahr
2020
Seiten
12
Katalognummer
V882679
ISBN (eBook)
9783346201386
ISBN (Buch)
9783346201393
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schulentwicklung, Kommunikation, Zusammenarbeit, Lehrerinnen und Lehrer, Professionelle Lerngemeinschaften, PLG
Arbeit zitieren
Bianca Lehner (Autor:in), 2020, Verbesserung von Kommunikation und Zusammenarbeit in der Schule. Standortspezifische Schulentwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/882679

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