Die Menschen wurden von den Sagen des Altertums seit jeher angezogen. Zum einen ist es die Faszination für die Götter, die menschliche Stärken und Schwächen aufweisen, aber trotzdem über göttliche Kräfte verfügen. Sie belohnen und bestrafen die Menschen. Es gibt für jeden Menschen Götter, die sich um seine Belange kümmern und für ihn zuständig sind.
Zum anderen bieten die Sagen den Menschen eine Antwort auf die Fragen, woher der Mensch kommt und warum bestimmte Naturereignisse geschehen. Zeus schleudert beispielsweise die Blitze vom Himmel herab und Neptun lässt Stürme auf dem Meer wirbeln.
Die Menschen des Altertums haben die Götter deshalb mit Tempeln und Opfergaben zu besänftigen versucht. Dabei haben sie auch kunstvolle Bilder und Statuen der Götter geschaffen. Die Götter bekamen feste Attribute, die sie auszeichneten und die zu ihnen gehörten wie ihr Name. Diese festen Darstellungsweisen befähigten Künstler, die die Abbildungen der Götter schufen, ihr Wissen zur Schau zu stellen, indem sie jedes Attribut, das zu einem Gott gehört, darstellten. Es wurden Handbücher entwickelt, in denen man dieses Wissen erwerben konnte. Das Pantheum Mythicum gehört dazu.
Es wurde auch viel über die Bedeutung der Sagen diskutiert. Es gibt drei Deutungsrichtungen, die man unterscheiden kann:
1. Die moralische Deutung
2. Die historische Deutung
3. Die logische Deutung
Im 17. Jahrhundert, als das Pantheum Mythicum verfasst wurde, hat die Kirche die moralische Deutung im Sinne des Christentums zu einem Pflichtbestandteil der damaligen Handbücher gemacht. Eine Deutung, die historische Zusammenhänge in den Sagen, erkennt, wurde auch gestattet, wenn sie der Kirche nicht schadete. Die logische Deutungsweise, eine Mischform der beiden anderen, die auch die Dichtung als Kunstwerk an sich akzeptiert, hat der in unserem Seminar behandelte Karl Philipp Moritz in seiner Götterlehre vorgezogen. Moritz Buch ist ein Nachfolger des Pantheum mythicum, der dieses als eines der bekanntesten mythographischen Handbücher abgelöst hat. Heute ist das bekannteste Buch über die Sagen Gustav Schwabs Die schönsten Sagen des klassischen Altertums.
In dieser Arbeit wird zunächst geklärt, wann und wie die Handbücher populär wurden und wer sie zu welchem Zweck verwendet hat. Danach wird die Beziehung zwischen der Kirche und der Mythologie erläutert. Es folgen Belege für den Erfolg und Gebrauch der Handbücher.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Über die mythographischen Handbücher
- Die Kirche und die Mythologie
- Über den Erfolg der Handbücher
- Belege für den Gebrauch des Pantheum Mythicum, seiner Übersetzungen und Bearbeitungen
- Grafisches und poetisches Argument
- Das Pantheum Mythicum
- Zum Titel
- Der Pantheon
- Über den Autor
- Aufbau und inhaltliche Gestaltung
- The Pantheon von Andrew Tooke
- Johann George Hager: Kurze Einleitung in die Göttergeschichte der alten Griechen und Römer nach Anleitung des berühmten Franz Pomeys
- Die Nachfolger des Pantheum Mythicum
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert das mythographische Handbuch "Pantheum Mythicum" von Pere Pomey, dessen Entstehung im 17. Jahrhundert im Kontext der Beziehung zwischen Kirche und Mythologie steht.
- Die Entwicklung und Verbreitung mythographischer Handbücher im 16. und 17. Jahrhundert
- Der Einfluss der Kirche auf die Deutung und Rezeption antiker Mythologie
- Die Rolle des "Pantheum Mythicum" als einflussreiches Handbuch für Künstler und Gelehrte
- Die Bedeutung von grafischem und poetischem Argument in der Vermittlung mythologischen Wissens
- Die Bedeutung von Übersetzungen und Bearbeitungen des "Pantheum Mythicum" für den europäischen Raum
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Stellt die Faszination der antiken Sagen und Götter für die Menschen dar und führt in die drei Deutungsrichtungen der Mythologie (moralisch, historisch, logisch) ein. Die Arbeit fokussiert sich auf das "Pantheum Mythicum" als ein bekanntes mythographisches Handbuch und dessen Nachfolgewerke.
- Über die mythographischen Handbücher: Beschreibt die Entstehung und Popularisierung mythographischer Handbücher im ausgehenden 16. Jahrhundert, die vor allem Künstlern als Nachschlagewerk dienten. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung dieser Werke für die Kunst und die Bildung und zitiert Johann Matthias Gesner, einen Reformator des Schulwesens.
- Die Kirche und die Mythologie: Erläutert den Konflikt zwischen der christlichen Kirche und der heidnischen Mythologie im 16. und 17. Jahrhundert und die Strategie der Kirche, die heidnischen Geschichten durch allegorische Deutung im Sinne der Moral zu kontrollieren. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der Jesuiten, die im 17. Jahrhundert maßgeblich an der Verbreitung mythographischer Handbücher beteiligt waren.
- Über den Erfolg der Handbücher: Beleuchtet die Popularität und Verbreitung der Handbücher durch die vielen Auflagen und Übersetzungen. Der Abschnitt befasst sich mit der Schwierigkeit, den Erfolg dieser Werke zu belegen, da sie oft anonym genutzt wurden. Die Arbeit präsentiert Beweise für den Erfolg und die Rezeption des "Pantheum Mythicum" und seiner Übersetzungen.
- Grafisches und poetisches Argument: Erläutert die Kombination aus grafischem Argument (Abbildungen) und poetischem Argument (Text) in den Handbüchern. Die Arbeit beleuchtet die Eigenschaften beider Argumente und bezieht sich auf die Lehre der Gattungen und Arten nach Porphyrios von Tyros.
- Das Pantheum Mythicum: Analysiert den Aufbau und die inhaltliche Struktur des "Pantheum Mythicum" von Pere Pomey. Die Arbeit erläutert die Bedeutung des Titels, den Pantheon und den Autor, Pere Pomey. Der Abschnitt beschreibt die einheitliche Struktur der Kapitel, die in Dialogform (Schüler Paleophilus und Lehrer Mystagogus) verfasst sind und mit Kupferstichen und Zitaten aus Originalquellen angereichert werden.
- The Pantheon von Andrew Tooke: Beschreibt die erste englische Übersetzung des "Pantheum Mythicum" von Andrew Tooke, die 1698 veröffentlicht wurde. Die Arbeit erläutert die Unterschiede zur Originalausgabe in Bezug auf die Platzierung von Zitaten, die Nummerierung der Kapitel und die Bedeutung der Abbildungen.
- Johann George Hager: Kurze Einleitung in die Göttergeschichte der alten Griechen und Römer nach Anleitung des berühmten Franz Pomeys: Analysiert die deutsche Bearbeitung des "Pantheum Mythicum" von Johann George Hager, die 1762 erschien. Die Arbeit beleuchtet die Unterschiede zur Originalausgabe in Bezug auf die Struktur des Textes, die Zitierweise und die Bedeutung des grafischen Arguments.
Schlüsselwörter
Mythographische Handbücher, Pantheum Mythicum, Pere Pomey, Kirche, Mythologie, Allegorie, Jesuiten, grafisches Argument, poetisches Argument, Andrew Tooke, Johann George Hager, Karl Philipp Moritz, Götterlehre, Gustav Schwab, Die schönsten Sagen des klassischen Altertums.
- Arbeit zitieren
- Patrick Rutishauser (Autor:in), 2007, Das Pantheum Mythicum des Pere Pomey und ausgewählte Bearbeitungen als Vorläufer von K. Ph. Moritz' Götterlehre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88305