Trotz der Globalisierung des letzten Jahrhunderts und der daraus resultierenden Veflechtung nationaler Volkswirtschaften sowie der damit einhergehenden intensiven Vernetzung der nationalen Kapitalmärkte ist aus empirischen Studien bekannt, dass Anleger in ihren Portfolio-Entscheidungen einen überproportionalen Anteil ihres Vermögens in heimische Werte investieren, obwohl einem international diversifizierten Portfolio ein geringeres Risiko innewohnt als einem vergleichbaren national diversifizierten.
Dieses Phänomen der überproportionalen Gewichtung in einheimische Anlagen wird allgemein als „Home Bias“ bezeichnet, wobei in der Literatur synonym auch von „Home Equity Bias“ bzw. „Domestic Bias“ die Rede ist. Definiert wird der Home Bias als die Abweichung zwischen realisierten und optimalen Anteilen heimischer Wertpapiere im Portfolio eines Landes. Nach dem International Asset Pricing Model (IAPM) bestimmt sich der optimale Anteil an heimischen Werten nach dem Verhältnis der Marktkapitalisierung der jeweiligen Länder.
Demnach müssten deutsche Anleger ca. 4 Prozent in deutsche Werte investieren, weil das den Anteil an der Weltmarktkapitalisierung widerspiegelt. Tatsächlich werden jedoch von deutschen Privatanlegern immer noch mehr als 60 Prozent deutsche Investments in den Aktiendepots gehalten. Ähnliche Portfoliostrukturen wie in Deutschland, mit überragendem Anteil des Heimatmarktes, finden sich auch in den USA, Kanada, Japan und den übrigen Staaten Europas wieder, so dass es sich beim Home Bias nicht um ein typisch deutsches Phänomen handelt. Zudem betrifft es nicht nur private Anleger, sondern auch institutionelle Investoren. Da der Home Bias in Bond-Portfolios weniger ausgeprägt ist als in Aktien-Portfolios, beschränkt sich die Analyse sowohl in der ökonomischen als auch finanzwissenschaftlichen Literatur auf den Home Bias in Aktien-Portfolios.
Ziel der folgenden Arbeit ist es, die verschiedenen Ursachen solcher „Aktien-Home-Bias“ zu analysieren und die ökonomischen Auswirkungen offen zu legen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Überblick
- 2. Die Portfoliotheorie
- 2.1 Die klassische Portfoliotheorie nach Markowitz
- 2.2 Ermittlung des Tangentialportfolios
- 2.3 Das traditionelle Capital Asset Pricing Model (CAPM)
- 2.4 Das International Asset Pricing Model (IAPM)
- 2.5 Vorteilhaftigkeit internationaler Diversifikation
- 3. Allgemeines zum Home Bias
- 3.1 Home Bias in Portfoliobeständen
- 3.2 Quantifizierung des Home Bias
- 3.3 Einfluss von Humankapital auf den Home Bias
- 4. Ursachen für den Home Bias
- 4.1 Rationale Perspektive
- 4.1.1 Transaktionskosten
- 4.1.2 Regulative Investitionsbarrieren
- 4.1.3 Hedging von Inflationsrisiko
- 4.1.4 Asymmetrische Informationsverteilung
- 4.1.5 Politische Risiken
- 4.2 Irrationale Perspektive
- 4.2.1 Ambiguitätsaversion von Anlegern
- 4.2.2 Verfügbarkeitsheuristik
- 4.2.3 Commitment und Normabweichung
- 4.3 Kritische Würdigung der Ursachen
- 4.1 Rationale Perspektive
- 5. Auswirkungen des Home Bias
- 5.1 Das Untersuchungsdesign
- 5.1.1 Währungsrisiken
- 5.1.2 Risikoadjustierung
- 5.2 Ergebnisse der Studie
- 5.3 Darstellung der Länderunterschiede
- 5.1 Das Untersuchungsdesign
- 6. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Ursachen und Auswirkungen des Home Bias bei Portfolioentscheidungen. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis für dieses Phänomen zu entwickeln und die relevanten Faktoren zu identifizieren.
- Theorie des Home Bias und seine empirische Evidenz
- Rationale und irrationale Erklärungen für den Home Bias
- Einfluss von Transaktionskosten und Informationsasymmetrien
- Auswirkungen des Home Bias auf die Portfolioperformance
- Analyse von Länderunterschieden im Home Bias
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung und Überblick: Diese Einleitung bietet einen Überblick über die Thematik des Home Bias im Kontext von Portfolioentscheidungen. Sie skizziert die Forschungsfrage und die Struktur der Arbeit, wobei die Bedeutung des Themas für die Finanzwirtschaft hervorgehoben wird. Die Einleitung legt den Grundstein für die nachfolgenden Kapitel, indem sie den Leser auf die zentrale Problematik einstimmt und die Relevanz der Untersuchung darlegt.
2. Die Portfoliotheorie: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Portfoliotheorie dar, beginnend mit der klassischen Portfoliotheorie nach Markowitz. Es erläutert die Konzepte des effizienten Portfolios und der Kapitalmarktlinie. Anschließend werden das Capital Asset Pricing Model (CAPM) und das International Asset Pricing Model (IAPM) vorgestellt und im Kontext der internationalen Diversifikation diskutiert. Die Kapitel erläutert die Vorteile einer global diversifizierten Portfoliostrategie im Vergleich zu einer nur auf Inlandaktien fokussierten Strategie und schafft somit ein Verständnis für den potenziellen Verlust durch Home Bias.
3. Allgemeines zum Home Bias: Dieses Kapitel definiert den Home Bias als das überproportionale Investment in inländische Anlagen trotz der Vorteile internationaler Diversifikation. Es beschreibt verschiedene Methoden zur Quantifizierung des Home Bias und untersucht den Einfluss von Humankapital auf das Phänomen. Die Kapitel legt den Fokus auf die Messung des Effekts und die Beziehung zwischen inländischen Investments und dem Humankapital der Investoren.
4. Ursachen für den Home Bias: Dieses Kapitel analysiert die Ursachen des Home Bias aus rationaler und irrationaler Perspektive. Die rationale Perspektive betrachtet Faktoren wie Transaktionskosten, regulatorische Barrieren, Inflationsrisiken, Informationsasymmetrien und politische Risiken. Die irrationale Perspektive untersucht psychologische Faktoren wie Ambiguitätsaversion, Verfügbarkeitsheuristik und Commitment. Das Kapitel vergleicht und bewertet die verschiedenen Erklärungsansätze kritisch.
5. Auswirkungen des Home Bias: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen des Home Bias auf die Portfolioperformance. Es beschreibt das Untersuchungsdesign, einschließlich der Berücksichtigung von Währungsrisiken und der Risikoadjustierung. Die Ergebnisse der empirischen Studie werden präsentiert und die Länderunterschiede im Home Bias werden analysiert. Der Fokus liegt auf der quantitativen Bewertung der negativen Konsequenzen des Home Bias für Anleger.
Schlüsselwörter
Home Bias, Portfoliotheorie, Internationale Diversifikation, Transaktionskosten, Informationsasymmetrien, Ambiguitätsaversion, Risikomanagement, Portfolioperformance, Kapitalmarkt, Internationale Investitionen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Home Bias bei Portfolioentscheidungen
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht umfassend den Home Bias bei Portfolioentscheidungen. Sie analysiert die Ursachen und Auswirkungen dieses Phänomens, wobei sowohl rationale als auch irrationale Erklärungen berücksichtigt werden. Ziel ist es, ein vollständiges Verständnis des Home Bias und seiner Relevanz für die Finanzwirtschaft zu entwickeln.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit deckt ein breites Spektrum an Themen ab, darunter die klassische Portfoliotheorie nach Markowitz, das Capital Asset Pricing Model (CAPM) und das International Asset Pricing Model (IAPM). Es werden verschiedene Methoden zur Quantifizierung des Home Bias vorgestellt und der Einfluss von Faktoren wie Transaktionskosten, Informationsasymmetrien, regulatorischen Barrieren, politischen Risiken, Ambiguitätsaversion und Verfügbarkeitsheuristik untersucht. Die Auswirkungen des Home Bias auf die Portfolioperformance und Länderunterschiede werden ebenfalls analysiert.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf der Portfoliotheorie, insbesondere der klassischen Theorie nach Markowitz. Sie bezieht das CAPM und das IAPM ein, um die Vorteile internationaler Diversifikation zu beleuchten und den potenziellen Verlust durch den Home Bias zu verdeutlichen.
Welche Ursachen für den Home Bias werden betrachtet?
Die Arbeit unterscheidet zwischen rationalen und irrationalen Ursachen. Rationale Ursachen umfassen Transaktionskosten, regulatorische Investitionsbarrieren, Hedging von Inflationsrisiko, asymmetrische Informationsverteilung und politische Risiken. Irrationale Ursachen beinhalten Ambiguitätsaversion, Verfügbarkeitsheuristik und Commitment/Normabweichung. Die Arbeit bewertet diese Ursachen kritisch.
Wie werden die Auswirkungen des Home Bias untersucht?
Die Auswirkungen des Home Bias auf die Portfolioperformance werden anhand eines empirischen Untersuchungsdesigns analysiert. Dabei werden Währungsrisiken berücksichtigt und eine Risikoadjustierung durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie werden präsentiert und Länderunterschiede im Home Bias werden detailliert dargestellt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung und Überblick, Die Portfoliotheorie, Allgemeines zum Home Bias, Ursachen für den Home Bias, Auswirkungen des Home Bias und Zusammenfassung und Ausblick. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte des Home Bias, beginnend mit den theoretischen Grundlagen und endend mit einer umfassenden Analyse der empirischen Ergebnisse.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Home Bias, Portfoliotheorie, Internationale Diversifikation, Transaktionskosten, Informationsasymmetrien, Ambiguitätsaversion, Risikomanagement, Portfolioperformance, Kapitalmarkt, Internationale Investitionen.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für alle, die sich mit Portfolioentscheidungen, internationaler Diversifikation und den psychologischen Aspekten des Investierens beschäftigen. Sie ist insbesondere von Interesse für Studenten der Finanzwirtschaft, Investoren und Wissenschaftler, die sich mit dem Thema Home Bias auseinandersetzen.
- Citar trabajo
- Stephan Dürr (Autor), 2007, Ursachen und Auswirkungen des Home Bias bei der Portfolio-Entscheidung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88323