Analyse des cuentos "Vals de Mefisto" von Sergio Pitol


Dossier / Travail, 2007

17 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Hauptteil
1.1. Allgemeines und Zuordnung der Erzählung
1.2. Handlung, Gliederung und Aufbau des cuentos
1.3. Erzähldistanz und Perspektive im cuento
1.4. Charakterisierung der Ehe
1.5. Torres´ drei Versionen – Guillermos Erzählung und ihr Bezug zur Ehe

2. Schlussbetrachtung

3. Literaturverzeichnis

0. Einleitung

Die Journalistin Maike Albath bezeichnete Sergio Pitol als einen „Liebhaber des Halbschattens[1]“, als einen Schriftsteller, der es verstand, die Leser in seinen Geschichten im Unklaren zu lassen, der geschickt mit Rätseln arbeitet und Fragen nur vordergründig löst. So auch in seinem 2005 erschienenen Erzählband Vals de Mefisto, aus dem die hier bearbeitete Kurzgeschichte entnommen ist. Das gleichnamige cuento ist sehr von diesem Stil Pitols geprägt, seiner Kunst, Hintergründiges auf magische Weise zu offenbaren, mit „[...] labyrinthisch anmutende[n] Gehäuse[n], in denen jederzeit eine Tür aufgehen kann, hinter der sich ein weiterer Gang verbirgt.“[2] Diese Arbeit soll sich nun damit beschäftigen, einen Einblick in Pitols Stil zu gewinnen, ihn zu analysieren und seine Besonderheiten hervorzuheben.

Diese Arbeit soll sowohl eine inhaltliche wie auch stilistische Betrachtung des cuentos sein: inhaltlich soll insbesondere auf das Verhältnis zwischen Guillermo und seiner Ehefrau eingegangen werden und darauf, inwieweit sich dieses Verhältnis durch Guillermos Erzählung charakterisieren lässt. Die stilistische Analyse soll das cuento hinsichtlich seiner Erzählperspektive und Erzähldistanz untersuchen, wobei das Verfahren nach Genette angewendet werden soll. Des Weiteren soll besonderen Wert darauf gelegt werden, Facetten von Pitols einzigartigem Stil zu betrachten und im Hinblick auf dieses cuento zu analysieren.

1. Hauptteil

1.1 Allgemeines und Zuordnung der Erzählung

1856 komponiert Franz Liszt den Mephisto Walzer, ein virtuoses Soloklavierstück, welches die Geschehnisse in der Legende um Faust darstellen soll, so wie sie in der Version von Nicolaus Lenau beschrieben worden sind. Sergio Pitol interpretiert das Stück in seinem cuento auf eine völlig neue Weise: der Mephisto Walzer als wiederkehrendes Element, welches die einzelnen Ebenen der Geschichte miteinander verknüpft.

So schreibt Uwe Stolzmann in einer Rezension über den Mephistowalzer: „Pitol ist eine Meister des literarischen „Spiegelkabinetts“, indem er aus einer zunächst ganz konventionellen Szene wie [...] [der] Erzählung von einer Frau im Schlafwagenabteil, eine zwielichtige, offene Landschaft kreiert.“[3]

Pitol, einer der angesehensten lateinamerikanischen Schriftsteller, ist bekannt für literarische Spielereien und Verschachtelungen innerhalb einer Geschichte, so dass der Leser letztendlich versucht ist, die Erzählung zu entwirren und ihr einen logischen Rahmen zu geben.

Pitol ist ein Schriftsteller mit vielen Gesichtern, seine Geschichten sind auf den ersten Blick alltäglich, seine Figuren nicht außergewöhnlich. Doch taucht man tiefer in seine Texte ein, dann erschließen sich menschliche Abgründe und Existenzängste. So scheint der Mephistowalzer auf den ersten Blick eine normale Geschichte über das Ende einer Ehe zu sein. Doch erschließt man den tieferen Sinn des cuentos, so öffnen sich immer neue Türen und es scheint, als füge sich nach und nach ein Puzzle menschlicher Schicksale zusammen.

Pitol sagte selbst einmal in einem Interview, er sei von vielen Schriftstellern seiner Generation beeinflusst, sowohl von exzentrischen, als auch humoristischen. Und dies spiegelt sich auch in zahlreichen seiner Texte wider: seine Geschichten sind oft eine Mischung aus absurdem, realistischem und groteskem Stil. Weiter heißt es: „[...] siempre hay unas constantes y obseciones que vuelven, por ejemplo, el fracaso que ronda a sus personajes: muchos de ellos son cineasteas, escritores, pintores, historiadores, y sin embargo cuando hacen el balance de su existencia, éste arroja un saldo rojo [...]“[4]

Auch im Mephistowalzer sind seine Protagonisten aus einem Milieu, in dem sich Pitol selbst bewegt: Guillermo ist ein mexikanischer Schriftsteller und seine Frau Literaturprofessorin.

In vielen Erzählungen Pitols sind seine Protagonisten Misserfolgen ausgesetzt, sei es nun auf beruflicher oder privater Ebene. In vals de mefisto kommt dieser Misserfolg auf verschiedene Arten zum Ausdruck: zum einen das Auseinanderbrechen einer jahrelang währenden Ehe und zum anderen die schriftstellerische Unzufriedenheit Guillermos, die ja insbesondere durch die ständige Kritik seiner Frau verstärkt wird.

In den nächsten Kapiteln soll auf diese Problematik näher eingegangen werden, dabei wird vor allem beleuchtet, wie es Pitol gelingt, durch die Verwendung von „cajas chinas“, von Verschachtelungen innerhalb der Erzählung, eine Gegendarstellung zur Realität zu schaffen.

1.2 Handlung, Gliederung und Aufbau des cuentos

Sergio Pitol verflicht auf interessante Weise verschiedene Handlungsebenen miteinander. Efraín Kristal bezeichnet dies als „un juego de cajas chinas“[5], also eine geschickte Verschachtelung von Ebenen, die durch das Motiv des Mephistowalzers in enger Beziehung zueinander stehen. Die Rahmenhandlung nimmt dieses Motiv zum ersten Mal auf: eine ältere Frau, die im Schlafwagenabteil eines Zuges von Veracruz nach Mexiko-Stadt unterwegs ist, entdeckt in einer Literaturzeitschrift einen Text ihres Ehemannes Guillermo, von dem sie getrennt lebt. Die Kurzgeschichte trägt den Titel v als de mefisto und handelt ebenfalls von einem Schriftsteller. Nachdem sich die Frau in einem Monolog, welcher aber von einem heterodiegetischen Erzähler, also nicht von ihr selbst, wiedergegeben wird, über ihre gescheiterte Beziehung ausgelassen hat, beginnt sie das cuento zu lesen. An diesem Punkt beginnt die zweite Handlungsebene: Guillermo erzählt die Geschichte von einem mexikanischen Schriftsteller namens Manuel Torres, welcher ein Konzert des berühmten Pianisten Günther Preys besucht, der das bekannte Klavierstück Mephistowalzer von Franz Liszt vorträgt. Die Aufmerksamkeit von Torres wird während des Konzertes auf einen älteren Mann in der Loge gelenkt, der den Pianisten wie gebannt anschaut. Torres stellt sich daraufhin vor, wer dieser Mann ist und in welcher Beziehung er zum Pianisten stehen könnte. Er stellt dabei drei mögliche Theorien auf:

1. Der geheimnisvolle Greis ist der Großvater des Pianisten, ein ehemaliger Offizier, der eine Versöhnung mit seinem Enkel herbeisehnt oder
2. er ist der ehemalige Lehrer des Pianisten, der bald sterben wird und in diesem Konzert den möglichen Sinn seines Lebens sucht oder
3. der Greis ist ein Biologe, welcher kurz vor seinem Konzertbesuch seine Frau mit Pflanzengift ermordete und das Spiel des Pianisten erinnert ihn daran, wie seine Frau den Mephistowalzer einst vor ihrem Tod spielte.

[...]


[1] vgl. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/420209/ (Stand: 14.09.2007).

[2] ebd.

[3] Rezensionsnotiz aus Neue Züricher Zeitung vom 28.12.2005: http://www.perlentaucher.de/buch/23042.html (Stand: 10.09.2007).

[4] aus: MONTOYA, Ò.: Sergio Pitol: Entrevista (2003), S. 34.

[5] aus: KRISTAL, E.: Asociaciones: una lectura de Mephisto Waltzer, S. 112

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Analyse des cuentos "Vals de Mefisto" von Sergio Pitol
Université
http://www.uni-jena.de/
Cours
Aspekte mexikanischer Erzählliteratur
Note
1,7
Auteur
Année
2007
Pages
17
N° de catalogue
V88408
ISBN (ebook)
9783638024525
ISBN (Livre)
9783638924276
Taille d'un fichier
493 KB
Langue
allemand
Mots clés
Analyse, Vals, Mefisto, Sergio, Pitol, Aspekte, Erzählliteratur
Citation du texte
Ulrike Neumann (Auteur), 2007, Analyse des cuentos "Vals de Mefisto" von Sergio Pitol, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88408

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