Typen Englischer Wortbildung illustriert an Richard Bachman: 'The Running Man' (1982)


Trabajo Escrito, 2000

20 Páginas, Calificación: 1


Extracto


Gliederung

1. Einleitung

2. Präfigierung

3. Suffigierung
3.1 Nomen
3.2 Adjektive
3.3 Verben
3.4 Adverbien

4. Konversion
4.1 zu Verben
4.2 zu Nomen

5. Komposition
5.1 CAUSE, MAKE und USE
5.2 HAVE
5.3 BE
5.4 IN
5.5 FOR
5.6 FROM
5.7 ABOUT
5.8 Weitere Komposita

6. Weitere Wortbildungen

7. Textgrundlage

1. Einleitung

Im Folgenden werde ich verschiedene Typen englischer Wortbildungsarten anhand eines kurzen Textausschnittes von Richard Bachman alias Stephen King aufzeigen. Es handelt sich bei dem von mir gewählten Ausschnitt um das erste Kapitel aus der Science-Fiction Geschichte „The Running man“ (King 1982), die von einer Gameshow der Zukunft handelt, in der die Kandidaten von der ganzen Nation und ausgebildeten Jägern zum Vergnügen des Publikums gejagt und getötet werden. Ich wählte diese Geschichte weil, wie in vielen Science-Fiction Geschichten auch hier viele Wortschöpfungen vom Autor vorgenommen wurden. Diese Worte sind dem Leser unbekannt, existieren in unserem Sprachgebrauch nicht, unterliegen aber den selben Wortbildungsgesetzen wie bekannte Worte, so dass an ihnen gut illustriert werden kann, wie Worte neu gebildet werden.

Ich werde mich bei meiner Analyse an die von Quirk (1989) vorgenommene Einteilung der verschiedenen Wortbildungstypen halten und die im Text auftretenden Wortbildungen unterteilen in durch Präfigierung und Suffigierung, durch Konversion und Komposition gebildete Worte. Ich werde mich auf die Untersuchung von derivationalen Beispielen aus dem Text beschränken, also Wortbilungen, bei denen durch die Verbindung eines freien mit mindestens einem nicht-freien Morphem ein neues Lexem entsteht, so wie etwa bei der Verbindung von {walk} und {-er} das neue Lexem WALKER entsteht. Inflektionale Wortbildungen, bei denen lediglich neue Wortformen gebildet werden, so wie etwa bei der Verbindung von {walk} und {s} die Wortform walks entsteht, werden im Folgenden nicht diskutiert.

Um der Klarheit der Verwendung von Objekt- und Metasprache wegen, wird im Folgenden der Text, der über das zu diskutierende Sprachobjekt handelt, in der momentan verwendeten Schrift zu lesen sein, während aus dem Text stammende Beispiele durch Kursivschrift gekennzeichnet sind.

2. Präfigierung

Beim Untersuchen des Textausschnittes war besonders der ungleiche Anteil der verschiedenen Wortbildungsmuster auffällig. So waren die Präfigierungen zusammen mit den Konversionen die am wenigsten genutzten Wortbildungsarten; wesentlich stärker wurde die Möglichkeit genutzt, durch Suffigierung und Komposition neue Worte zu schöpfen. So sind im dem von mir analysierten Textausschnitt jeweils nur ein bis zwei Worte zu finden, die mit den unten aufgelisteten Präfixen gebildet wurden.. Konversive Präfixe, welche die Wortklasse ändern würden, sind in dem Text ebenfalls nicht zu finden. So bleibt bei allen diskutierten Beispielen die Wortart des Ausgangswortes gleich, lediglich auf semantischer Ebene findet hier eine Veränderung statt.

Ein negativierendes Präfix ist in Zeile 43 zu finden, wo das Wort marked durch das Präfix {un-} in sein Gegenteil verkehrt wird. Das Adjektiv marked ist durch Suffigierung aus dem Verb mark ´markieren / zur Kenntnis nehmen´ entstanden, und wurde durch das Suffix {-ed} in ein Adjektiv umgewandelt (siehe Punkt 3.2) Das Wort invisible (40) wurde gleichermaßen durch Anfügen des negativierenden Präfixes {in-} an das Adjektiv visible gebildet.

Ein Beispiel für Präfixe der Größe und des Grades (Quirk I.24) findet sich in Zeile 5 innerhalb des Kompositums Co-Op City. Co-Op steht als Abkürzung für cooperative. Während das Verb operate an sich die Bedeutung ´Arbeiten, funktionieren´ hat, bedeutet es zusammen mit dem Präfix {co-} ´zusammenarbeiten´.

Weitere Wortbildungen durch Präfigierung sind in dem Text kaum zu finden. Das Morphem {dis-} in distract (19) kann nicht den reversiblen Präfixen zugeordnet werden, da das Wort distract in sich eine Bedeutung ´stören, verwirren´ hat und von dem lateinischen distractus abstammt, was die Vergangenheitsform des Lexems DISTRAHERE ist. Das englische Verb distract kann nicht als Negativierung des Wortes * tract verstanden werden, weil tract im Englischen kein Wort und hier nur der Stamm des Wortes ist. Im Lateinischen hingegen wurde das Wort tatsächlich durch Anfügen des Präfixes {dis-} an den Stamm {trahere} gebildet, wobei letzteres die Bedeutung ´ziehen´ und ersteres in diesem Zusammenhang die Bedeutung {fort / davon weg} hat. Somit wird mit DISTRAHERE die Tätigkeit des Wegziehens bezeichnet, wobei hierbei die Aufmerksamkeit gemeint ist, die durch die Aktion fortgezogen wird.

3. Suffigierung

3.1 Nomen

Denominale Nomen, sowohl abstrakte als auch konkrete, sind im Text kaum zu finden. Ein Beispiel für eine solche Wortbildung wäre penitentiary (5), wo aus dem Nomen penitent ´Büßer/Sünder´ durch das Nominalsuffix {-iary}, welches in Quirks Einteilung unter Punkt I.32 an dritter Stelle ({-ery}) steht und dessen Bedeutung ´Ort der/des´ ist, das Nomen penitentiary ´Zuchthaus´ gebildet wird, womit auch die Verbindung der einzelnen Morphembedeutungen ´(´Ort der´ ´Büßer/Sünder´)´ zutrifft.

Deverbiale Nomen gibt es in dem Text sowohl konkrete als auch abstrakte, von ersterem aber wesentlich weniger. Beispiele für konkrete deverbiale Nomen sind announcer (12) und stretcher (67). Während bei beiden Verben announce und stretch gleichermaßen durch das Anfügen des Morphems {-er} ein Nomen entsteht, da dieses Morphem Nominalcharakter hat und diesen als Kopfelement an das entstehende neue Wort weitergibt, sind die entstehenden Bedeutungen nicht bei beiden gleich mit den Bedeutungen ihrer Komponenten. Im Gegensatz zum Wort announcer, dessen Bedeutung ´Ansager´ sich auch aus den einzelnen Bestandteilen seiner Morphemkomponenten ´(´jene/r, welche/r´ ´ansagt´)´ zusammensetzen lässt, bedeutet stretcher in diesem Kontext nicht *´(´jene/r, welche/r´ ´streckt/zieht´)´ sondern einfach ´Trage´. Außerdem können die beiden Worte noch insofern unterschieden werden, dass announcer personell ist, während stretcher eher materiell, unpersonell ist. Ein weiteres deverbales Nomen ist contestant (23). Hier wird aus dem Verb contest durch Anfügen des Nominalsuffixes {-ant} ein Nomen gebildet. Dass die Ausgangsform das Verb und nicht das Nomen contest ist, lässt sich aus der bei contest V und contestant N gleichen Aussprache des Stammes und Betonung (auf der zweiten Silbe) und der unterschiedlichen Betonung des Nomens contest N (auf der ersten Silbe) schließen. Alle drei diskutierten Wortformationen bezeichnen konkrete, zählbare Gegenstände, wodurch sie sich von den folgenden unterscheiden.

Die Liste mit auftretenden abstrakten, deverbialen Nomen ist wesentlich länger. Drei verschiedene Arten dieser Suffigierung treten im Text auf. Zum einen werden aus Verben abstrakte Nomen durch das Suffix {-ation}N gebildet, wie concentration (7), wobei {-ation} hier ´im Zustand von´ bedeutet, in Verbindung mit c oncentrate also ´(´im Zustand des´ ´konzentrierens´)´ ergibt. Häufiger noch wird das Suffix {-ment} ´das Resultat von´ genutzt, zu finden in Wortbildungen wie Development (8), equipment (30) und embarrassment (42). Ebenfalls stark genutzt wird die Methode, Nomen aus Verben durch Anfügen des Morphems {-ing}, welches hierbei die Bedeutung ´das, was aus der Aktion der Basis resultiert´ hat, zu bilden. So werden die Worte shrieking, (12) wailing (12) und winnings (27) gebildet, wobei letzteres obligatorisch plural ist. Zu der Kategorie, die Quirk als „Noun / adjective suffixes“ bezeichnet, bei welcher durch Suffixe Worte gebildet werden, die sowohl Nomen als auch Adjektive sein können, lässt sich nur das Wort American (25) zuordnen, wobei es sich bei dem hier entstehenden Wort deutlich um ein Adjektiv handelt. Das Morphem {-an} hat hier die Bedeutung ´Bürger von´.

3.2 Adjektive

Adjektive werden in dem vorliegenden Text durch Suffigierung auf zweierlei Weise gebildet. Zum einen treten denominale, zum anderen deverbale Adjektive auf.

Denominale Adjektive sind im Text in großer Anzahl und mit recht unterschiedlichen Suffixen zu finden. So werden durch das Suffix {-ful} aus den Nomen beauty und fret die Adjektive beautiful (37) und fretful (32) gebildet. Das Suffix bedeutet hier ´voll von´. Mit dem Suffix {-less} ´-los / ohne´ werden Worte wie fatherless (34) humorless (42) und ruthless (41) gebildet, wobei letzteres noch weiter durch das Morphem {-ly} in ein Adverb umgewandelt wird. Zu den aus Nomen abgeleiteten Adjektiven kann auch lighted, auftretend in dem Kompositum ill-lighted (56) gezählt werden. Durch Anfügen des Adjektivsuffixes {-ed} wird aus dem Verb light das Adjektiv lighted, wobei {-ed} hier soviel bedeutet wie ´haben / ausgestattet sein mit´. Da light aber sowohl als Nomen als auch als Verb verstanden und benutzt werden kann, ließe sich dieses Wort auch als deverbales Adjektiv verstehen. Hierbei würde das Suffix {-ed} die Bedeutung ´Zustand , der durch die Aktion ausgelöst wird´. Im Kontext der Geschichte passt diese Interpretation aber nicht, da es sich eindeutig nicht um einen Zustand handelt, der durch das Anzünden oder Erleuchten im Sinne von light V ausgelöst wurde, sondern um einen Zustand, der durch das Vorhandensein von Licht im Sinne von light N charakterisiert wird. Diesem Muster ähnlich ist auch die Bildung von dirty (38). dirty wird durch die Verbindung von {dirt} N und dem Suffix {-y} Adj. gebildet, letzteres bedeutet ´charakterisiert durch´ ; als dirty wird also ein Zustand bezeichnet, welcher durch das Vorhandensein von dirt charakterisiert wird.

Auch denominale Adjektive, die mit Suffixen nicht-englischen Ursprungs gebildet werden, sind in dem Text zu finden, allerdings nur recht wenige. Das Suffix {-ical} Adj. wird nur einmal genutzt und zwar in dem Wort metronomical, wo es die Bedeutung ´in der Art von´ hat. Durch das Suffix wird hier die Betonung von ˡmetronom zu metroˡnomical verschoben. Im Text wird dieses Wort der Grammatik wegen noch durch das Suffix {-ly} in ein Adverb gewandelt. In diese Kategorie von Suffixen gehört auch {-ic} Adj. wie in fantastic (26) und {-ive} in instinctive (63). Letzteres wird auch noch weiter in ein Adverb umgewandelt, wobei der letzte Buchstabe entfällt und wieder das Suffix {-ly} angefügt wird. Ein im Text nur einmal verwandtes Suffix ist {-ous} und ist zu finden in Zeile 37 in imperious. Imperious kann nicht als Kombination eines Suffixes und eines Wort verstanden werden, da {imper} kein Wort, sondern der Stamm des komplexen Wortes ist.

Es finden sich im Text drei verschiedene Adjektivsuffixe, die für Verben kategorisiert sind; nur eins davon führt Quirk auch auf, nämlich das Suffix {-ive} Adj. . Worte wie cooperative (5) (zu finden als Akronym innerhalb des Kompositums Co-op City) und compulsive (13) werden durch Anfügen von {-ive} an die Verben cooperate (wobei der letzte Buchstabe entfällt) und compel (wobei der vorletzte Buchstabe in ein u geändert wird) gebildet. Adjektive, die mit dem Suffix {-able} gebildet wurden, kommen im Text nicht vor, dafür aber zwei andere Adjektivsuffixe, die Quirk nicht erwähnt. Zum Einen treten im Text die Worte blackened (63) und hoarsened (13) auf. Aus den beiden deadjekivischen Verben blacken und hoarsen entstehen durch das Anfügen des Suffixes {-ed}Adj. Adjektive, die den Zustand angeben, der nach der Aktion der beiden Verben eintritt. So bedeutet hoarsened etwa ´der Zustand der nach dem heiser werden eintritt´ oder einfacher gesagt ´heiser geworden seiend´. Zum Anderen gibt es die Worte maddening (51) und tantalizing (51), welche von Verben – das erste vom deadjektivischem Verb madden (siehe unten) durch das Suffix {-ing}Adj. in Adjektive umgewandelt wurden. Die Bedeutung des Suffixes {-ing} ist hier ´machend´, woraus sich für maddening die Bedeutung ´verrückt machend´ ergibt. Das Wort slanting (56) kann in diese Kategorie allerdings nicht eingeordnet werden, auch wenn es auf den ersten Blick die selben Merkmale wie die anderen Worte aufweist. Es handelt sich hierbei lediglich um die progressive Form des Verbes slant und nicht um das Adjektiv slanting, welches auf die eben beschriebene Weise hergeleitet werden könnte. Dass es sich hierbei um ein Verb handelt, ist deutlich aus dem grammatischen Kontext zu erkennen: Es wird von the crazily slanting, ill-lighted stairwell (55) geschrieben, womit klar ist, dass crazily sich als Adverb auf ein Verb bezieht, welches nur slanting sein kann, weshalb es logischerweise kein Adjektiv sein kann.

3.3 Verben

Die vier zuletzt diskutierten Beispiele für deverbale Adjektive sind größtenteils auch keine ursprünglichen Verben, sondern wurden durch Suffigierung zu Verben gemacht. So sind die Worte hoarsened (13), maddening (51) und blackened (63) wie beschrieben aus den Verben hoarsen, madden und blacken gebildet worden. Diese drei Verben entstanden aus den Adjektiven hoarse, mad und black in Verbindung mit dem Suffix {-en}Adj. was hier soviel bedeutet wie ´werden / machen´, im Zusammenhang also beispielsweise Bedeutungen ergibt wie ´verrückt machen´ oder ´heiser werden´.

Ein weiteres auftretendes komplexes Verb ist tantalize (51), welches, wie erwähnt, durch {-ing}Adj. weiter zum Adjektiv umgeformt wird. Wie auch bei imperious handelt es sich hier nicht um eine Wort-Suffix –, sondern um eine Stamm-Suffix – Kombination {tantal} {ize}V. Auch { tantal } ist im Englischen kein Wort. Würde man die Ursprünge dieses Stamms verfolgen, würde man in der griechischen Mythologie auf Tantalus stoßen, einen der Söhne des Zeus, der für seine Sünden in die Unterwelt verbannt wurde, wo er nach Homer ewig Hunger und Durst litt, obwohl er direkt im Wasser und neben Obst stand, weil beides vor ihm zurückwich. Im Deutschen existiert das Wort Tantalusqualen mit der Bedeutung ´Qualen, die dadurch entstehen, dass etwas Ersehntes zwar in greifbarer Nähe, aber doch nicht zu erlangen ist.´.

3.4 Adverbien

Von den drei von Quirk angeführten Suffixen mit welchen Adverbien gebildet werden ({-ly}, {-wards} und {-wise}) wird im ganzen Text ausschließlich {-ly} benutzt, dieses jedoch recht oft. Die aufgrund der Grammatik des Satzes notwendige Umformung eines Adjektivs in ein Adverb wird im Text sehr häufig vorgenommen; viele Eigenschaftsworte beziehen sich auf Aktionen. Von der langen Liste der auf diese Weise gebildeter Adverbien sind beispielweise awkwardly (55), softly (60) und instinctively (63) zu nennen. Hier wurden durch Anfügen des Morphems {-ly}an die Adjektive drei Adverbien gebildet. Bei diesen Beispielen verändert sich weder Aussprache noch Betonung noch Schriftbild des Stammes, während bei Adverbien wie frantically (19), hypnotically (31) und metronomically (68) vor dem Suffix {-ic} noch {-al} angefügt wird, wodurch sich das Schriftbild, jedoch nicht die Aussprache ändert, da das eingeschobene {-al} nicht gesprochen wird.

4. Konversion

In dem recht kurzen Textausschnitt sind relativ viele Konversionen zu finden. Es treten Konversionen zu Verben und zu Nomen auf, wobei wesentlich mehr Nomen als Verben gebildet wurden.

4.1 Verben

Ein durch Konversion gebildetes Verb ist speeded (27). Das es sich hierbei um eine Konversion handelt ist daran zu erkennen, dass das regelmäßige Muster zur Bildung des für das Passiv benötigte Plusquamperfekt benutzt wurde, wobei dem Ausgangsverb speed, welches durch Konversion aus dem Nomen speed gebildet wurde, das Suffix {-ed} angefügt wurde. Bei aus Konversion gebildeten Verben wird normalerweise die Vergangenheit regelmäßig, also mit dem Suffix {-ed} gebildet, daher kann man hierbei von einer Konversion ausgehen, wohingegen die Verwendung des Verbes in der Form the wheel was sped eher indizieren würde, dass es sich um ein eigenständiges Verb handelt. Da beide Formen, die des eigenständigen Verbes und die des aus dem Nomen abgeleiteten Verbes, nebeneinander existieren, treten auch noch beide Formen der Vergangenheitsbildung auf, wobei jedoch eine – nämlich die im Text auftretende – auf eine Konversion vom Nomen, also auf ein Nicht-anerkennen der Eigenständigkeit des Verbes speed von Seiten des Schreibers hinweist, wogegen die andere Form deutlich machte, dass der Schreiber das Wort als eigenständiges, nicht herleitungsbedürftiges Verb versteht.

Keinesfalls sollte bolted (31) aufgrund seiner ähnlichen schriftlichen Form mit dieser Art der Wortbildung verwechselt werden, da hier kein Verb sondern ein Adjektiv entsteht. Aus dem Verb bolt wurde durch das Suffix {-ed}Adj. ein Adjektiv gebildet, hier mit der Bedeutung ´fest befestigt´. Dieses Wortbildungsmuster wurde bereits unter Punkt 2.2.mit den Beispielen blackened und hoarsened diskutiert. Im Gegensatz zu diesen Beispielen ist das Verb aus dem bolted hergeleitet wird, nicht durch Suffigierung sondern durch Konversion entstanden. In die Ordnung von Quirk läßt sich dieses Wort am besten unter I.49 [D] einordnen; die Ausgangsform (bolt N) ist hier das Instrument mit welchem die Tätigkeit des durch Konversion gewonnenen Verbs (bolt V) ausgeführt wird. So lässt sich die Bedeutung des Verbs bolt beschreiben als Tätigkeit bei der etwas mit einem Bolzen getan wird, in der angegebenen Textstelle wurde der Fernseher in die Wand „gebolzt“, also mit Bolzen in der Wand befestigt.

4.2 Nomen

Konversionen zu Nomen sind im Text häufiger zu finden als Konversionen zu Verben. Beispiele für deverbale Nomen sind drizzle (5), wash (7), flow (23), sobs (57) und snap (70). Bei drizzle lässt sich die Beziehung zwischen dem gebildeten Nomen und dem Verb derart darstellen, dass drizzle N dasjenige ist, welches die Tätigkeit drizzle V ausführt, somit ist es das zu dem Verb zugehörige Subjekt. Gleiches gilt für sobs. Bei wash hingegen handelt es sich um ein Objekt. w ash N ist hier das aus der Aktion resultierende Ergebnis; dasjenige an welchem die Tätigkeit wash V ausgeführt wird oder wurde.

Nomen werden in diesem Text durch Konversion auch aus ganzen Phrasen gebildet, was Quirk als eine der „Minor categories of conversion“ ansieht. Nichtsdestotrotz finden sich in dieser Gruppe ebensoviele Beispiele wie für denominale Verben. Zum einen wären da come-on (21), giveaways (41) und throwback (42) zu nennen. Diese Nomen sind größtenteils identisch mit den Phrasen von denen sie abgeleitet wurden (bis auf die Mehrzahlendung in giveaways): come on, give away und throw back. Dass es sich hier nun um ein neues, aus der Phrase gebildetes Wort handelt, erkennt man an der veränderten schriftlichen Form – die beiden Bestandteile der Phrase werden nun zusammengeschrieben – , an der unterschiedlichen Benutzung innerhalb des Kontextes – die Wortklasse wird gewechselt, es handelt sich nun nicht mehr um eine Verbphrase, sondern um ein Nomen und dementsprechend anders wird das Wort eingesetzt – und an der unterschiedlichen Betonung. Während in der Verbphrase die Betonung noch jeweils auf dem zweiten Teil der Phrase lag, wird nun, wo es sich um ein einzelnes Wort handelt, die erste Silbe betont. Eine weitere Verbphrase, die durch Konversion in ein einzelnes Nomen umgewandelt wird, ist die Spontanschöpfung Mrs Smell-So-Sweet (69) die Bachman Mrs. Jenner bilden lässt. Hierbei handelt es sich um spontane Kreativität, zumindest soll dieser Prozess der spontanen Wortschöpfung im Alltag hier dargestellt werden, es kann nicht gesagt werden, ob der Autor des Textes dieses Wort spontan oder nicht gebildet hat. Um einen passenden Namen oder eine Bezeichnung für Sheila zu finden, benutzt Mrs. Jenner einfach eine Beschreibung Sheilas und formt diese Verbphrase in ein einzelnes Wort – ein Nomen – um. Dass es sich hier nicht um die Verbphrase, sondern um ein durch Konversion gebildetes Wort handelt, ist deutlich zu erkennen: Zum einen würde die Verbphrase nicht in dieser Form in diese Stelle in der Satzkonstruktion eingefügt werden können, es müssten Anpassungen vorgenommen werden, wie etwa das Anfügen von {-s} an das Verb, um der grammatischen Umgebung (dritte Person Singular) gerecht zu werden, und da es sich um einen Relativsatz handelt, müsste auch noch ein verbindendes Wort wie who oder that eingefügt werden. Der entstehende Satz würde sich deutlich vom vorliegenden unterscheiden: Mrs. that smell s so sweet. Dass es sich bei smell-so-sweet um ein Wort handelt, wird nicht nur dadurch deutlich, dass es nur einen Platz im Satzparadigma einnimmt, sondern ist auch noch deutlich an seiner schriftlichen Form zu erkennen. Die Bestandteile des Wortes sind miteinander durch Bindestriche verbunden, woraus zu schließen ist, dass es sich hierbei nicht um ein gebräuchliches Wort, sondern eine Spontanschöpfung handelt, da es nicht zusammengeschrieben wird und dennoch auf die Zusammengehörigkeit der Bestandteile durch die Bindestriche hingewiesen wird. Eine weitere, bereits kaum mehr als solche wahrgenommene Konversion aus einer Phrase ist denim (32). Im heutigen Sprachgebrauch ist das Wort schon zu einem eigenständigen Nomen geworden, doch seinen Ursprung hatte das Wort in der französischen Phrase de Nîmes ´von Nîmes´, womit der Stoff beschrieben wurde, der aus Nîmes kam. Diese Phrase wurde zu dem heutigen Nomen denim umgewandelt, wobei sowohl sprachliche als auch schriftbildliche Veränderungen auftraten.

5. Komposition

Die größte Gruppe der auftretenden Wortschöpfungen bilden in diesem Text die Komposita. Dabei ist hervorzuheben, dass auch in dieser Gruppe fast ausschließlich Nomen und kaum Adjektive und keine Verben gebildet wurden. Auch die Art, wie sich die Worte miteinander verbinden, sind größtenteils in zwei große Gruppen einzuteilen: Adjektive, die sich mit einem Nominalkopf verbinden, und Nomen, die sich mit einem Nominalkopf verbinden, wobei letztere Gruppe wesentlich umfangreicher ist. Neben diesen beiden großen Gruppen gibt es noch vereinzelt andere, weniger eindeutige Wortbildungsmuster, auf die ich abschließend eingehen werde. Da es sich bei den im Text zu findenden Komposita größtenteils um komplexe Nomen handelt, habe ich sie im Folgenden in der von Levi (1978) vorgeschlagene Unterteilung in die neun Prädikate (CAUSE, MAKE und USE), HAVE, BE, IN, FOR, FROM und ABOUT aufgelistet.

5.1 CAUSE MAKE USE

Für Kompositabildungen mit diesen Beziehungen der Komponenten untereinander sind im gewählten Textausschnitt keine Beispiele zu finden.

5.2 HAVE

In diese Kategorie gehören die Komposita bedroom (43) und stairwell (56). Die Einzelbedeutung der Komponenten dieser Komposita lässt sich mit dem Prädikat HAVE verknüpfen, so dass die Bedeutung von bedroom als ´(´Raum´ der ein ´Bett´ hat)´ und stairwell als ´(´Schacht´ der eine ´Treppe´ hat)´ verstanden werden kann. Dass das Prädikat HAT hier an letzter Stelle steht, liegt an der deutschen Art Relativsätze zu bilden, im Englischen wäre die Verknüpfung deutlicher erkennbar: ´(´room´ that has a ´bed´)´. Das Kopfelement wird bei dieser Paraphrasierung zum Subjekt und wird durch das, im Kompositum an erster Stelle stehende Nomen innerhalb eines Relativsatzes genauer beschrieben.

5.3 BE

Für dieser Kategorie gibt es mehr Beispiele als für die anderen, was zum Teil auch sicher daran liegt, dass hier sowohl Komposita, die sich aus zwei Nomen als auch Komposita, die sich aus Adjektiv und Nomen zusammensetzen, zu finden sind. Beispiele für Kompositabildungen aus zwei Nomen sind hier plastic dish (18) denim jacket (32) und plastiwood (65). Die Beziehung zwischen den Bedeutungen der Komponenten der ersten beiden Beispiele lässt sich folgendermaßen beschreiben: ´(´Teller´ der aus ´Plastik´ ist)´. Eine weitere Möglichkeit, diese Komposita einzuordnen, wäre unter der Kategorie FROM, da bei beiden Beispielen der erste Teil die Quelle bzw. den Ursprung des Kompositums angibt; er präzisiert woraus der Gegenstand gemacht ist. Plastiwood ist eine Verschmelzung (Melting) der Worte plastic und w ood. Es handelt sich hierbei um eine Wortschöpfung des Autors, um ein Material zu beschreiben, dass es heute noch nicht gibt. Dementsprechend schwer fällt es, einzuordnen, wie sich die einzelnen Komponenten aufeinander beziehen, es könnte sich um Holz handeln, das Bestandteile von Plastik hat (HAVE), Holz, das aus Plastik gemacht wurde (MAKE, FROM), oder um Holz, das eigentlich Plastik ist (BE). Aufgrund der Tatsache, dass das beschriebene Szenario in einer Armutsgegend in einem Entwicklungsappartement stattfindet und weil Plastik schon zu dem Zeitpunkt als der Autor die Geschichte schrieb, billiger war als Holz, nehme ich an, dass letzte Umschreibung das ist, was der Autor mit seiner Wortschöpfung beschreiben wollte. Es handelt sich also um eine Plastikwand, die aussieht wie Holz. Ein weiteres Kompositum, bestehend aus zwei Nomen ist Co-op City (5). Dieser vom Autor erfundene Name einer Stadt setzt sich aus den Komponenten Co-op und City zusammen, wobei der erste Teil angibt, was diese Stadt für eine Stadt ist (BE). Co-op seinerseits ist ein Akronym, bestehend jeweils aus den ersten beiden Buchstaben von {Co} und {operative}. Die Bildung dieses Wortes beginnt mit der unter Punkt 2. diskutierten Präfigierung {co} {operate}V. Dieses Verb wird durch das Adjektivsuffix {-ive} in das Adjektiv cooperative umgewandelt. Nun gibt es zwei Möglichkeiten der Interpretation, abhängig von der Funktion die man dem Wort cooperative zuspricht. Versteht man Co-op als Abkürzung des Adjektivs cooperative, so bedeutet der Name der Stadt in etwa ´kooperative Stadt, zusammenarbeitende Stadt´ , was innerhalb des Textes insofern einen Sinn geben würde, als dass die Bevölkerung trotz ihrer Ausbeutung, durch Propaganda des Fernsehens in der Illusion gehalten wird, dass alle Menschen der Stadt zusammenarbeiten und alle für die Allgemeinheit arbeiten. Versteht man Co-op hingegen als Abkürzung des durch Konversion entstandenen deadjektivischen Nomens cooperative, hat es die Bedeutung ´Genossenschaft / kommerzielles Unternehmen, das zugunsten seiner Mitglieder geführt wird´. Obwohl beide Interpretationen möglich sind, ist die zweite wahrscheinlicher, da zum einen das Akronym Co-op allgemeinhin stellvertretend für das Nomen genutzt wird und eine Abkürzung des Adjektivs eher selten vorgenommen wird und da zum anderen die Bedeutung besser in den Gesamtzusammenhang der Geschichte passt, da so die Ironie deutlich wird, zwischen dem eigentlichen Zweck einer cooperative als Intitution der gegenseitigen Hilfeleistung und dem tatsächlichen Geschehen innerhalb der Geschichte, nämlich der Ausbeutung Vieler zugunsten des Wohlstands Weniger.

Des weiteren gibt es in dieser Kategorie auch Komposita, die sich aus einem Adjektiv und einem Nomen, welches der Kopf des Kompositums ist, zusammensetzen. Beispiele hierfür sind oldbucks (34) und corned beef (50). Die Adjektiv-Komponente im zweiten Beispiel ist vom Verb corn durch das Suffix {-ed}Adj. abgeleitet worden. oldbucks ist wiederum eine Eigenschöpfung Bachmans. Er nutzt hier die Möglichkeit, durch Sprache etwas in unserem Sprachgebrauch eindeutiges zu unterteilen in zwei Untergruppen, nämlich den Dollar in New Dollars und Old Dollars auch oldbucks genannt. Hier zeigt sich, dass neue Begriffe erst dann benötigt werden, wenn es neue Dinge gibt, die benannt werden müssen, oder um wie hier etwas vorhandenes genauer zu spezifizieren, weil der universelle Begriff zu unpräzise geworden ist. Bachman schafft durch diese neue Wortschöpfung noch eine stärkere Trennung der beiden Welten der reichen Menschen nördlich und der armen Menschen südlich des Kanals; auch im weiteren Verlauf des Buches zeigt sich immer deutlicher, dass diese verschiedenen Gruppen ein sehr unterschiedliches Vokabular haben, bedingt durch ihre unterschiedliche Umgebung.

5.4 IN

Die lokative Präzisierung des Kompositums kommt wieder recht selten vor. Beispiele hierfür sind alley cats (6) und heart attack (66). Während das erste Beispiel noch recht eindeutig ist ´( ´Katzen´ die in ´Gassen´ leben)´ , kann das zweite entweder verstanden werden als Anfall der im Herzen stattfindet (IN) oder als Anfall, der vom Herzen verursacht wird (CAUSE). Ein weiteres Kompositum dieser Art ist block midwife (30), hier wird der Herkunftsort der Hebamme durch die erste Komponente präzisiert. Aus der Tatsache, dass der Häuserblock normalerweise nicht der Ort ist, an dem man Hebammen erwartet, lässt sich schließen, dass es sich nicht um eine professionelle Hebamme handelt, was im Verlauf des Buches auch deutlich wird. Auch upper-lip (63) kann insofern als ein Kompositum mit lokativer Präzisierung verstanden werden, als dass upper den genaueren Ort der Lippe angibt. Andererseits könnte auch argumentiert werden, dieses Wort sei unter der Kategorie BE einzuordnen, da bestimmt wird, welche Lippe die durch das Kompositum bezeichnete ist.

5.5 FOR

Eine der größeren Gruppen sind Komposita, bei denen das Nicht-Kopf-Element das Kompositum insofern präzisiert, dass es angibt, wofür, für wen oder für was dieser Gegenstand oder die Person da ist. So ist clothesline (6) eine ´(´Leine´ für ´Kleidung´)´ , ein notebook (68) ein ´(´Buch´ für ´Notizen´)´ und ein Development apartment (5) ein ´(´Appartement´ zur ´Entwicklung´)´ wobei Entwicklung hier so zu verstehen ist, wie in dem Wort Entwicklungsland. Das Wort airshaft (5) kann verstanden werden als ein Schacht für Luft. Bei all diesen Worten sind die ersten Komponenten dasjenige, welches der Zweck für letzeren Bestandteil des Kompositums ist. Das Entwicklungs-Appartement ist ein Appartement, welches zum Zwecke der Entwicklung gebaut wurde, das Notizbuch ist ein Buch, dessen Zweck es ist, zum Aufschreiben von Notizen zu dienen, und die Wäscheleine ist eine Leine, deren Zweck es ist, Wäsche zu tragen, etc. .

5.6 FROM

Für diese Relation zwischen den beiden Komponenten des Kompositums gibt es fast keine Beispiele. Das einzig recht eindeutige Kompositum dieser Art wäre black market penicillin (61), dessen Bedeutung verstanden werden kann als ´( Penizillin´ welches vom ´Schwarzmarkt´ stammt)´. Der vordere Bestandteil dieses Kompositums ist bereits an sich ein aus zwei freien Morphemen zusammengesetztes Wort. Black market ließe sich unter der Kategorie BE einordnen, da es sich um einen Markt handelt, der schwarz ist. Mit black ist hierbei natürlich nicht die Farbe schwarz gemeint, sondern der Tatbestand der Illegalität, woraus sich die Bedeutung ´(´Penizillin´, das von einem ´Markt´ stammt [FROM], welcher ´illegal´ ist [BE] )´. Der zweite Relativsatz in dieser Paraphrasierung verbindet die Worte black und market, welche wiederum zusammen in einem Relativsatz stehen, mit welchem penicillin im Hinblick auf seine Herkunft genauer beschrieben wird. Weitere Beispiele finden sich im Text kaum. Ein anderes Wort, dass in diese Kategorie eingeordnet werden kann, ist two-thirds (10), wenn man diese Menge versteht als ´(´zwei´ von ´einem von drei gleichen Teilen eines teilbaren Ganzen´)´, also die genaue mathematische Beschreibung eines Drittels verwendet, dies als eine Menge betrachtet und two-thirds versteht als ´zwei von der Menge ein Drittel´. Jedoch ist diese Definition recht weit hergeholt und sinnvoller ist es wahrscheinlich, two-thirds einfach als eine von der Mathematik definierte Zahlengröße und somit als eigenständiges Wort zu betrachten.

5.7 ABOUT

Es treten im Text zwei Komposita auf, bei denen der erste Bestandteil das Thema des ganzen Kompositums genauer bestimmt. Im Kompositum Compulsory Benefit Bill (9) gibt der letzte Bestandteil Bill den Gegenstand, um welchen es sich handelt an, während mit dem ersten Bestandteil Compulsory Benefit angegeben wird, worum es sich in diesem Gesetz handelt. Auch der erste Teil dieses Kompositums ist komplex und besteht aus Komponenten, die zueinander in der Relation stehen, die nach dem Schema von Levi (1978) unter dem Prädikat BE eingeordnet werden muss. Dass das Wort in sich recht widersprüchlich ist, liegt an der Widersprüchlichkeit dieser beiden Komponenten. So fragt man sich, weshalb eine Begünstigung per Gesetz als verpflichtend erklärt wird. Der Zwang begünstigt zu werden, erscheint in sich widersprüchlich, jedoch im Zusammenhang der Geschichte wird klar, dass zwar der erste Teil dieses Kompositums durchaus ernst zu nehmen ist, da jeder Haushalt einen Fernseher haben muss, die Begünstigung aber nicht von allen Menschen als Begünstigung empfunden werden würde, da es auch in der Welt, die Bachman beschreibt, Menschen gibt, die kein Fernsehen sehen wollen. Durch die Verbindung der beiden Worte bekommt das Wort Benefit etwas ironisches, den Anschein einer Begünstigung, die kaum einer erwünscht. Bei diesem Kompositum ist die erste Komponente ein Adjektiv und die zweite ein Nomen. Ein zweites Kompositum das in die Kategorie ABOUT fällt, ist history buff (26). Bei buff handelt es sich um einen Menschen, der in einem bestimmten Gebiet besondere Qualitäten hat, der spezialisiert ist auf einen Bereich, ein leidenschaftlicher Anhänger eines bestimmten Bereiches ist. Das Wort buff benötigt somit eigentlich noch eine genauere Präzisierung, verlangt nach einem Thema. So wird durch die Präzisierung durch history erst deutlich, um welche Art von buff es sich handelt.

5.8 Weitere Komposita

Es gibt im Text noch einige weitere Komposita, die sich nicht ohne weiteres eindeutig einordnen lassen, bzw. die mir erwähnenswert genug erscheinen, um sie hier gesondert aufzuführen. Zum einen gibt es Komposita, die nicht der großen Gruppe der Adjektiv-Nomen bzw. Nomen-Nomen Kombinationen angehören. Wie bereits erwähnt, werden fast ausschließlich diese beiden Muster genutzt, um im Text neue Worte zu bilden. Eine andere Kompositabildung findet sich aber doch, und zwar in Zeile 13. flu-hoarsened ist eine Komposition aus einem Nomen und einem deverbalen Adjektiv als Kopfelement. Das Verb horsen wiederum wurde, wie bereits unter Punkt 3.3 erläutert, vom Adjektiv hoarse abgeleitet. Der erste Bestandteil des Wortes gibt hier an, wodurch der Zustand, der mit dem Adjektiv im zweiten Teil beschrieben wird, hergeführt wurde. Das Nomen flu ist eine Verkürzung (Clipping) des Wortes influenza, was der lateinische Begriff für die mit Fieber verbundene ansteckende Viruskrankheit ist, die allgemein als Grippe bekannt ist. Dieser Wortbildung recht ähnlich ist ill-lighted (56), wo die Kopf-Komponente ebenso ein deverbales Adjektiv ist. Die erste Kopmponente ist hier jedoch kein Nomen, sondern ein Adverb und gibt entsprechend auch nicht an, wodurch der Zustand, der mit dem Kopfelement beschrieben wird, entstanden ist, sondern beschreibt diesen in seinen Eigenschaften genauer. {ill-} ist in dieser Funktion ziemlich produktiv, viele Adjektive werden auf diese Weise gebildet, zum Beispiel ill-advised, ill-humored, ill-mannered etc. . {ill-} erfüllt hierbei immer die Aufgabe, die Eigenschaft, die durch den Kopf des Kompositums gangegeben wird, in ihrer Qualität zu mindern. Seine Bedeutung könnte mit ´schlecht´ übersetzt werden.

Treadmill (21) ist das einzige auftretende Kompositum, welches aus einem Verb und einem Nomen als Kopfelement besteht. Das Nicht-Kopfelement gibt hierbei an, welche Tätigkeit mit dem Nomen ausgeführt wird. In diesem Fall handelt es sich um eine Mühle, mit der die Tätigkeit des Tretens ausgeführt wird.

6. Weitere Wortbildungen

Eine interessante Wortbildung Bachmans ist Free-Vee (4), ein Kernelement der Geschichte. Bachman hat hierbei versucht, die mögliche Entwicklung eines bereits existierenden Wortes vorauszusehen. Aus dem ursprünglichen, mit dem Präfix {tele-} ´entfernt´ gebildeten komplexen Wort television wurde nach einiger Zeit das Akronym TV. Tee-Vee unterscheidet sich von dem Akronym nur im Schriftbild, aus der Abkürzung wurde also ein Wort gebildet, dass sich beim Lesen nicht vom Klang des Akronyms unterscheidet. Bachman benötigte nun ein Wort um ein Gerät zu beschreiben, dass dem heutigen Fernsehen gleicht und lediglich dadurch genauer beschrieben werden muss, dass es frei und für jeden zugänglich ist. Durch Komposition ergäbe sich das Wort Free-Tee-Vee. Bachman zog diesem Kompositum jedoch Free-Vee vor, was eine einfache Verschmelzung (Blending) der beiden Bestandteile Free und Tee-Vee ist. Hierbei könnte Bachman versucht haben, die Interessen der Werbegesellschaften nachzuempfinden, und somit lange Worte eher zu vermeiden und sich kurze Schlagworte auszudenken. Ebenfalls sehr beliebt sind in der Werbung Reduplikationen, besonders Reime prägen sich gut in das Gedächtnis der Zielgruppen ein, von daher würde sich die Werbeindustrie sicher für diese Benennung des freien Fernsehens entscheiden.

Ebenfalls ein Akronym ist emcee (23). Auch hier wurde die Aussprache der Abkürzung – nämlich der Buchstaben MC, welche für master of ceremonies also ´Zeremonienmeister´ stehen – in das Schriftbild übertragen

Die Verkürzung (Clipping) eines Wortes findet man in discount drug (52), wo das Wort drugstore auf die ersten vier Buchstaben verkürzt wurde. drugstore an sich ist ein Kompositum aus zwei Nomen, wobei der erste Bestandteil angibt, welche Ware in dem Laden zu kaufen ist. Drug ist hier zu verstehen als Medizin, da dies früher ein Hauptbestandteil dessen war, was in diesen Läden verkauft wurde.

Im weiteren Verlauf des Buches sind noch viele interessante Wortschöpfungen Bachmans zu finden. Mit den für den Leser unbekannten Worten versucht er diesen in eine unbekannte Welt zu versetzen, in der Dinge anders sind und folglich auch andere Worte zur Beschreibung der Dinge der Welt benötigt werden. So kommen zum Beispiel Errungenschaften der Technik, die heute zwar schon vorstellbar, aber noch nicht realisierbar sind in der Geschichte vor. Worte wie tri-cast oder aircar sind nicht in unserem heutigen Sprachgebrauch vorhanden, da sie nicht nötig sind, weil es keine derartigen Dinge gibt. Dennoch kann man als Leser aus der Zusammensetzung der Bestandteile erahnen, dass es sich bei einem aircar um ein Auto handelt, welches mit Luft betrieben wird, oder welches Luft zum fahren nutzt, und man kann erahnen, dass tri-cast eine Verschmelzung aus tri (vermutlich für dreidimensional stehend) und broadcast ´Übertragung´ ist. Bachmann nutzt die Möglichkeit, neue Worte zu kreieren nicht nur, um eine technologisch fortgeschrittene Welt darzustellen, sondern sehr stark auch, um schockierende Worte zu bilden, unter denen man sich nur vage etwas recht unangenehmes vorstellen kann. So wird in dieser Welt gerne killball gesehen, wobei man nur annehmen kann, dass es sich um ein recht brutales Ballspiel handelt, das vielleicht auch mit Tötungsakten verbunden ist. Während der Held der Geschichte auf der Flucht ist wird er mit riot guns gejagt, wobei man annehmen kann, dass es sich hierbei um Schusswaffen handelt, die genutzt wurden um Aufstände und Tumulte niederzuschlagen; die Ähnlichkeit zu riotshield fällt auf, der einzige Unterschied ist, dass es sich hierbei nicht um ein Verteidigungsmittel, sondern um eine Angriffswaffe handelt.

Durch die Möglichkeit, die Welt, in der die Geschichte spielt, durch neu kreierte Worte in bestimmten Eigenarten genauer zu beschreiben, wird dem Text eine interessante neue Dimension gegeben. Gerade dadurch, dass diese Worte, die in der heutigen Welt nicht existieren, den Leser vor die Frage stellen, was sie bedeuten, und dieser sich automatisch versucht ein Bild von dem beschriebenen Gegenstand zu machen, wird seine Phantasie und Eigenbeteiligung stark angeregt. Bachmans Geschichte wirkt hierdurch noch düsterer und fremder. Bei den meisten Wortschöpfungen in seinem Buch achtet Bachman aber gleichzeitig auch immer darauf, dass die Dinge, welche mit neuen Worten versehen sind, weil sie heute noch nicht existieren, für den Leser teilweise nachvollziehbar sind, so dass trotz der Fremde und Brutalität der Geschichte immer noch der Bezug zur Realität erhalten bleibt.

7. Textgrundlage

...Minus 100

and Counting...

She was squinting at the thermometer in the white light coming through the window. Beyond her, in the drizzle, the other highrises in Co-op City rose like the gray turrets of a penitentiary. Below, in the airshaft, clotheslines flapped with ragged wash. Rats and plump alley cats circulated through the garbage. She looked at her husband. He was seated at the table, staring at the Free-Vee with steady, vacant concentration. He had been watching it for weeks now. It wasn’t like him He hated it, always had. Of course every Development apartment had one – it was the law – but it was still legal to turn them off. The Compulsory Benefit Bill of 2021 had failed to get the required two-thirds majority by six votes. Ordinary they never watched it. But ever since Cathy had gotten sick, he had been watching the big-money giveaways. It filled her with sick fear.

Behind the compulsive shrieking of the half-time announcer narrating the latest newsie flick, Cathy’s flue-hoarsened wailing went on and on.

“How bad is it?” Richard asked.

“Not so bad.”

“Don’t shit me.”

“It’s a hundred and four.”

He brought both fists down on the table. A plastic dish jumped into the air and clattered down.

“We’ll get a doctor. Try not to worry so much. Listen - “ She began to babble frantically to distract him; he had turned around and was watching the Free-Vee again. Half-time was over, the game was on again. This wasn’t one of the big ones, of course, just a cheap daytime come-on called Treadmill to Bucks. They accepted only chronic heart, liver, or lung patients, sometimes throwing in a crip for comic relief. Every minute the contestant could stay on the treadmill (keeping up a steady flow of chatter with the emcee), he won ten dollars. Every two minutes the emcee asked a Bonus Question in the contestant’s category (the current pal, a heart-murmur from Hackensack, was an American history buff) which was worth fifty dollars. If the contestant, dizzy, out of breath, heart doing fantastic rubber acrobatics in his chest, missed the question, fifty dollars was deducted from his winnings and the treadmill was speeded up.

“We’ll get along. Ben. We will. Really. I ... I’ll ...”

“You’ll what?” He looked at her brutally. “Hustle? No more, Shelia. she’s got to have a real doctor. No more block midwife with dirty hands and whiskey breath. All the modern equipment. I’m going to see for it”

He crossed the room, eyes swiveling hypnotically to the Free-Vee bolted into one peeling wall above the sink. He took his cheap denim jacket off its hook and pulled it on with fretful gestures.

“No! No, I won’t ... won’t allow it. You’re not going to – “

“Why not? At worst you can get a few oldbucks as the head of a fatherless house. One way or the other you’ll have to see her through this.”

She had never really been a handsome woman, and in the years since her husband had not worked she had grown scrawny, but in this moment she looked beautiful... imperious. “ I won’t take it. I’d rather sell the govie a two-dollar piece of tail when he comes to the door and send him back with his dirty blood money in his pocket. Should I take a bounty on my man?”

He turned on her, grim and humorless, clutching something that set him apart, an invisible something for which the Network had ruthlessly calculated. He was a dinosaur in this time. Not a big one, but still a throwback, an embarrassment. Perhaps a danger. Big clouds condense around small particles.

He gestured at the bedroom. “ How about her in an unmarked pauper’s grave? Does that appeal to you?”

“Ben, this is just what they want, for people like us, like you – “

“Maybe they won’t take me,” he said, opening the door. Maybe I don’t have whatever it is they look for.”

“If you go now, they’ll kill you. And I’ll be watching it. Do you want me watching that witch her in the next room?” She was hardly coherent through her tears.

“I want her to go on living.” He tried to close the door, but she put her body in the way.

“Give me a kiss before you go, then.”

He kissed her. Down the hall, Mrs. Jenner opened the door and peered out. The rich odoer of corned beef and cabbage, tantalizing, maddening, drifted to them. Mrs. Jenner did well – she helped out at the local discount drug and had an almost uncanny eye for illegal-card carriers.

“You’ll take the money?” Richars asked. “You won’t do anything stupid?”

“I’ll take it,” She whispered. “You know I’ll take it.”

He clutched her awkwardly, then turned away quickly, with no grace, and plunged down the crazily slanting, ill-lighted stairwell.

She stood in the doorway, shaken by soundless sobs, until she heard the door slam hollowly five flights down, and then she put her apron up to her face. She was still clutching the thermometer she had used to take the baby’s temperature.

Mrs. Jenner crept up softly and twitched the apron. “Deary,” she whispered, “I can put you onto black market penicillin when the money gets here ... real cheap... good quality –“

“Get out!” She screamed at her.

Mrs. Jenner recoiled, her upper lip raising instinctively away from the blackened stumps of her teeth . “Just trying to help,” she muttered, and scurried back to her room.

Barely muffled by the thin plastiwood, Cathy’s wails continued. Mrs Jenner’s Free-Vee blared and hooted. The contestant of Treatmill to Bucks had just missed a Bonus Question and had had a heart attack simultaneously. He was being carried off on a rubber stretcher while the audience applauded. Upper lip rising and falling metronomically, Mrs. Jenner wrote Sheila Richard’s name down in her notebook. “We’ll see,” she said to no one. “We’ll just see, Mrs. Smell-So-Sweet.”

She closed the notebook with a vicious snap and settled down to watch the next game.

aus Richard Bachmann (1982): The Running Man

Quellen:

Bachman Richard (1982). The Running Man. New York: New American Library

Quirk, Randolph (1989). A comprehensive Grammar of the English language. London: Longman

Neubert Albrecht (1977). Beiträge zur englischen Lexikologie. Berlin: Akademie der Wissenschaften der DDR

Levi, Judith (1978). The syntax and semantics of complex nominals. New York: Academic Press

Drosdowski, Günther [Bearb.] (1995). Duden, das große Fremdwörterbuch : Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. Mannheim: Duden Verlag

Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Typen Englischer Wortbildung illustriert an Richard Bachman: 'The Running Man' (1982)
Universidad
Carl von Ossietzky University of Oldenburg  (Anglistik)
Curso
English Morphology
Calificación
1
Autor
Año
2000
Páginas
20
No. de catálogo
V8844
ISBN (Ebook)
9783638157063
ISBN (Libro)
9783640423804
Tamaño de fichero
443 KB
Idioma
Alemán
Notas
Das war harte Arbeit... 167 KB
Palabras clave
typen, englischer, wortbildung, richard, bachman, running
Citar trabajo
Oliver Brunotte (Autor), 2000, Typen Englischer Wortbildung illustriert an Richard Bachman: 'The Running Man' (1982), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8844

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