Die Usurpation des englischen Thrones durch Richard III. 1483


Hausarbeit, 2007

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Methodische Vorbetrachtungen
2.1 Der Forschungsstand zum Thema und relevante Literatur
2.2 Einordnung in den historischen Kontext

3. Die Usurpation des Thrones
3.1 Die politische Situation nach dem Tod Eduards IV
3.2 Richards erster Schlag
3.3 Die Übernahme der Krone

4. Exkurs: Was passierte mit den Prinzen im Tower?

5. Schlussbetrachtungen

Literaturangaben

1. Einleitung

Richard der Dritte von England gilt, trotz seiner nur zweijährigen Regierungszeit, als der umstrittenste König der englischen Geschichte überhaupt. Seit seinem Tod wird vor allem seine Machtübernahme, die Usurpation des Thrones, heftigst diskutiert und es ist unklar, ob sich dies je ändern wird. Um es mit den Worten eines englischen Historikers zu sagen: „[...] a controversy which has lasted nearly 400 years and currently exhibits every sign of continuing for another 400.“[1]

Diese Arbeit will sich jedoch nicht so sehr am Charakter Richards orientieren, wie das andere Arbeiten vor allem in der Frühen Geschichtsschreibung getan haben, und auf keinen Fall moralische Bewertungen anstellen. Viel mehr sollen die politischen Prägeelemente dieser Zeit und die politischen Handlungsspielräume verdeutlicht werden.

Es ist deshalb die Frage aufzuwerfen, wie Richard diese Spielräume genutzt hat. Ist außerdem ein Plan erkennbar, von Anfang an, d.h. seit dem Tod Eduards IV., den Thron zu usurpieren, wie ihm das von der Tudor Geschichtsschreibung und in zeitgenössischen Quellen vorgeworfen wurde? Im Gegensatz dazu ist zu fragen, ob es nicht Anzeichen dafür gibt, dass Richard vor dem Hintergrund einer Druckkulisse gehandelt hat, die vor allem von der Familie der Frau seines Bruders Eduards IV. aufgebaut worden war und von der er sich bedroht fühlte.

Diese Fragen werden wohl auch in dieser Arbeit nicht endgültig beantwortet werden können, doch können Interpretationsmöglichkeiten aufgezeigt werden.

Dabei soll zunächst ein kurzer Überblick über die Geschichtsschreibung und den Stand der Forschung zu diesem Thema vermittelt werden. Besonders der Gegensatz zwischen `Tudor Geschichtsschreibung` und der anderen Richtung, der ´Ricardians` wird dabei Platz eingeräumt. Danach wird das Thema in einen größeren historischen Kontext verortet. Die eigentliche Usurpation wird anhand von drei Schritten erklärt. Erstens der politischen Situation direkt nach Eduards IV. Tod, zweitens Richards erstem Schlag, indem er sich des zwölfjährigen Thronfolgers bemächtigte und drittens der Zeit seines Protektorats, in der es ihm gelang die Opposition auszuschalten und die Krone zu übernehmen. Danach wird in einem kleinen Exkurs der Tod der Prinzen behandelt, da dies in der Forschung intensiv behandelt wurde und auch für das historische Bild Richards und möglicherweise auch sein Ende entscheidend war.

2. Methodische Vorbetrachtungen

Um den Vorgang der Usurpation besser darstellen zu können, werden in diesem Kapitel zunächst die Hauptlinien der Forschung und der Geschichtsschreibung vorgestellt. Danach wird das Thema in den größeren historischen Kontext gestellt.

2.1 Der Forschungsstand zum Thema und relevante Literatur

Um Richard III. gab es seit jeher viele Diskussionen. Schon zu seinen Lebzeiten war er eine umstrittene Person und die Debatte um ihn setzte bald nach seinem Tod ein, in der er durch die sogenannte „Tudor Geschichtsschreibung“ in das Licht eines bösen Schurken gerückt wurde. Verfestigt und zum Höhepunkt getrieben wurde dieses Bild wohl durch Shakespeares gleichnamiges Drama, der sich damit ganz in die Tradition der damaligen Geschichtsschreibung einreihte.[2]

Man kann jedoch differenzieren zwischen dem Charakter Richards, dessen Bewertung immer auch subjektiv eingefärbt ist, und seinem politischen Handeln. Die Motive hierfür sind wohl auch unklar und schon in den zeitgenössischen Aufzeichnungen gibt es kontroverse Deutungen. Dies zeigt, dass Richard schon von seinen Zeitgenossen widersprüchlich wahrgenommen wurde. Ein Umstand, der sich die nächsten 500 Jahre bis in unsere Zeit fortgesetzt hat. Es gibt inzwischen Meinungen, welche die Usurpation als Politik in ihrer brutalsten Form interpretieren und sich damit von der tradierten, auf den Charakter Richards abzielenden Bewertung lösen und mehr die politischen Gegebenheiten in den Vordergrund stellen.[3]

Im 20. Jahrhundert hat sich eine Gegenbewegung gebildet, die sich selbst als ´Ricardians´ bezeichnen und eine Änderung des Geschichtsbildes von Richard III., bzw. dessen posthume Rehabilitierung anstrebt. Sie hat sich 1924 in der Gründung der „Richard III. Society“ manifestiert. Diese Forschungsrichtung legt den Fokus mehr auf Richards Karriere vor der Usurpation und zweifelt die Unabhängigkeit der Tudor Geschichtsschreiber an. Obwohl die Society vielleicht zu sehr dazu tendiert, in Richard das Opfer von Intrigen zu sehen, hat sie wichtige Forschungsarbeiten vorgelegt.[4]

Aus diesen Interpretationen haben sich zwei gegensätzliche, radikale Bilder entwickelt. Einerseits das, des bösen Intriganten und andererseits das, des unschuldigen Opfers. Modernere Ansätze tendieren eher dazu einen Ausgleich zwischen diesen Positionen zu suchen und Richards Handeln im Kontext der politischen Situation zu sehen, weswegen diese auch in Kapitel 3.1 genauer beleuchtet wird. Nichtsdestotrotz bleibt die Beschäftigung mit Richard III. und besonders mit dem Schlüsselerlebnis Usurpation kontrovers und man ist angehalten, eine sorgfältige, von emotionalen Standpunkten freie Betrachtung anzustrengen.[5]

In der Literatur fanden besondere Beachtung, die „Geschichte Englands“ von Karl-Friedrich Krieger, die eine gute Hinführung zum Thema bietet, des weiteren der Artikel von Colin Richmond, der die zeitlichen Abläufe der Usurpation veranschaulicht und auf Schwierigkeiten hinweist. Charles Ross´ Studie über Richard III. von 1981 ist ein Standardwerk in der Forschung und wurde ebenfalls zu Rate gezogen, während hingegen Michael Hicks´ Monographie neueren Datums ist und moderne Problempunkte der Forschung darstellt. Weitere benutzte Literatur ist in den Fußnoten angegeben.

Domenico Mancinis Aufzeichnungen über die Usurpation, sowie die Beschreibung der Geschehnisse im „The Great Chronicle of London“ eines anonymen, jedoch gut informierten Chronisten, wurden als Quellen für die Arbeit herangezogen. Sie sind beide in den „English Historical Documents, Band IV“ editiert. Wenn es um die Ermordung der Prinzen geht, wurde die 1980 aufgetauchte und in der „English Historical Review“ editierte und besprochene Quelle „Historical notes of a London citizen, 1483 –1488“ konsultiert.

2.2 Einordnung in den historischen Kontext

Da sich der Gegenstand dieser Arbeit über einen Zeitraum von nur wenigen Monaten erstreckt, soll er nun in den historischen Kontext eingeordnet werden. Dabei ist die Betrachtung nicht umfassend, sondern es sollen lediglich grob die Vorgeschehnisse bis zu Eduards IV. Tod dokumentiert und die kurze Periode von Richards Herrschaft bis zu seinem Tod geschildert werden.

In den als die Rosenkriege bekannt gewordenen Auseinandersetzungen der Adelshäuser Lancaster und York um die englische Krone, bestieg 1461 der erst 18jährige Erbe aus dem Hause York als Eduard IV. den Thron. 1460 schienen die Yorkisten schon geschlagen, als der langjährige Opponent des schwachen Lancaster Königs Heinrich VI., Richard von York auf dem Schlachtfeld von Wakefield gefallen war. Durch Siege der Yorkisten und die Unterstützung der Londoner Bevölkerung konnte sich Eduard die Krone sichern. Mittels Intrigen, an denen unter anderem der Bruder Eduards, der Herzog von Clarence, beteiligt war, gelangte Heinrich VI. 1470 kurzfristig wieder an die Macht. Eduard floh, begleitet von seinem jüngsten Bruder Richard von Gloucester, dem späteren Richard III., nach Burgund. Mit einer burgundischen Streitmacht kam Eduard im Frühjahr 1471 zurück nach England und konnte die Lancasterherrschaft beenden. Viele ihrer Anhänger wurden getötet, König Heinrich VI. hingerichtet.[6]

[...]


[1] Richmond, Colin: 1483: The Year of Decision (or Taking the Throne), in: Gillingham, John (Hrsg.): Richard III – A Medieval Kingship, New York 1993, S. 39.

[2] Krieger, Karl-Friedrich: Geschichte Englands. Von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert, München 20023, S. 231 f.

[3] Richmond, Year of Decision, S. 39.

[4] Hicks, Michael: Richard III, Stroud 2001, S. 15; Ross, Charles: Richard III, London 1981, S.lii.

[5] Krieger, Geschichte Englands, S. 232.

[6] Krieger, Geschichte Englands, S. 227f., Wagner, John A.: Encyclopedia of the wars of the roses, Santa Barbara/ Denver/ Oxford 2001, S. 80 – 83, 228 – 230.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Usurpation des englischen Thrones durch Richard III. 1483
Hochschule
Universität Mannheim
Veranstaltung
England zur Zeit der Rosenkriege
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V88520
ISBN (eBook)
9783638036580
ISBN (Buch)
9783638933223
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Usurpation, Thrones, Richard, England, Zeit, Rosenkriege
Arbeit zitieren
Benjamin Veser (Autor:in), 2007, Die Usurpation des englischen Thrones durch Richard III. 1483, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88520

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