Migrationsbewegungen sind nicht nur omnipräsenter Bestandteil des aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskurses, sie prägen auch das literarische Geschehen im deutschsprachigen Raum. Geschichten von Flucht, Migration und Neuverortungen stellen dabei eine literarisch veräußerte Grundfläche dar, für alle jene Erfahrungen und Emotionen, die Geflüchtete und Emigrierte auf ihren tatsächlichen und persönlichen Schritten erleben. Eine, von unzähligen Autor_Innen, die selbst eine Emigrationserfahrung machte, ist Julya Rabinowich. Die russisch-österreichische Autorin ist im Alter von sieben Jahren mit ihrer Familie von Russland nach Wien emigriert. Ihr Erstlingswerk, der Roman Spaltkopf, thematisiert ebenfalls die Auswanderung eines jungen Mädchens namens Mischka und deren Familie. Neben Neuanfang und Neuverortung findet eine literarischpoetische Auseinandersetzung mit Themen wie interkulturelle Unterschieden, Identitätsverhandlungen, Religion, Geheimnissen und Familienkonstruktionen statt.
Die vorliegende Arbeit wird den Versuch unternehmen die Gattungsbezeichnung der Migrationsliteratur zu untersuchen, ohne dabei den Anspruch auf eine tatsächliche Fixierung zu erheben. Diese Beobachtungen als Ausgangspunkt nutzend, wird sich gewidmet, die das Wort und das Symbol des Koffers in Julya Rabinowichs Roman Spaltkopf untersucht. Dabei wird zunächst dessen Bedeutung für die tatsächlichen Emigrationsreise untersucht, bevor eine detaillierte Auseinandersetzung folgt, die die Interdependenzen von Koffer und Familie und Koffer und Identität verdeutlichen sollen. Die Fokussierung auf die banal wie symbolisch be- und geladene Materialität des Koffers, dient der strukturellen wie thematischen Offenlegung des Erzähltextes und basiert auf einem Forschungsansatz der material culture studies, die seit den 1970er Jahren Dinge zum sprichwörtlichen Gegenstand ihrer Analyse macht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Bemerkung
- Zum Begriff der Migrationsliteratur
- Erzähltextanalyse: Der Koffer
- Spaltkopf- Erzählfunktion Koffer
- Migration und Koffer
- Familienballast
- Identität auf Reisen- Identität im Koffer
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der symbolischen Bedeutung des Koffers in Julya Rabinowichs Roman "Spaltkopf". Der Fokus liegt darauf, die Gattungsbezeichnung der Migrationsliteratur zu beleuchten und die Rolle des Koffers als Grenzüberschreitungsgegenstand zu untersuchen. Die Analyse verwendet die Perspektive der Material Culture Studies, um die Materialität des Koffers im Zusammenhang mit Migration, Familie, Identität und Trauma zu beleuchten.
- Die Relevanz und Ambivalenz des Begriffs der Migrationsliteratur
- Die symbolische Bedeutung des Koffers als Repräsentation von Migration, Familie und Identität
- Die Interdependenzen zwischen Koffer und Familienballast
- Der Koffer als Spiegelbild von Identitätsverhandlungen und Traumata
- Die Relevanz der Material Culture Studies für die Analyse literarischer Gegenstände
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Migrationsliteratur und den Roman "Spaltkopf" ein. Es beleuchtet die Relevanz von Migrationsgeschichten in der deutschsprachigen Literatur und stellt Julya Rabinowichs Werk als Beispiel für die Auseinandersetzung mit Themen wie Identität, Kultur und Familie dar. Das zweite Kapitel widmet sich der Analyse des Koffers als Symbol in "Spaltkopf". Es untersucht die Bedeutung des Koffers für die Emigrationsreise und die Verbindung zwischen Koffer und Familienballast. Das Kapitel beleuchtet zudem die Rolle des Koffers bei der Gestaltung von Identität und dem Umgang mit Traumata.
Schlüsselwörter
Migrationsliteratur, Spaltkopf, Julya Rabinowich, Koffer, Material Culture Studies, Identität, Familie, Trauma, Grenzüberschreitung, Familienballast, Interkulturalität, Emigration, Neuverortung
- Quote paper
- Hannah Grünewald (Author), 2018, Identität im Koffer. Migration, Verortung und Trauma, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/885968