Videobasierte Unterrichtsanalysen stellen eine wertvolle, methodische Erweiterung der Unter-richtsforschung dar. Videoaufnahmen werden heutzutage nicht mehr nur zur Dokumentation von Einzelfällen eingesetzt, sondern können auch zur Erfassung eines repräsentativen Quer-schnitts der Unterrichtspraxis herangezogen werden. Die ersten Videostudien waren die TMSS 1995 Video Study und die TIMSS 1999 Video Study , die unter Führung amerikani-scher Wissenschaftler im Anschluß an die internationalen TIMSS - Leistungstests durchge-führt wurden. Eine der ersten großangelegten Videostudien im Bereich Geschichte, stellt das schweizerische Projekt „Geschichte und Politik im Unterricht“ dar.
Videostudien haben das Ziel, Unterricht in seiner Repräsentativität zu beschreiben und zu vergleichen, um Hinweise auf die Ursachen von Leistungsunterschieden im konkreten Unter-richtsgeschehen zu finden. In dieser Arbeit sollen die spezifischen Vorteile dieser empirischen Methode gerade für das Fach Geschichte dargestellt, aber auch die in der Praxis sich zeigen-den Schwierigkeiten erörtert werden. Die methodologischen Herausforderungen zeigen sich bei der Datenerhebung, Datenaufbereitung sowie bei der Datenanalyse.
Videotechnologie ist nach ihrem ersten Auftreten in der Unterrichtsforschung wieder ein viel beachtetes Thema. Bis vor 30 Jahren waren dem Einbezug von Ton- und Bilddokumenten für Zwecke der Unterrichtsforschung enge Grenzen gesetzt. Die Videotechnologie hat eine Qualitätssteigerung bei gleichzeitiger Kostenabnahme erfahren. In den 1970er und 1980er-Jahren wurden Schulklassen in hochtechnisierten Mitschauanlagen aufgezeichnet. Heute dagegen ist der finanzielle sowie technische Aufwand vergleichsweise gering. Digitale Videogeräte und Funkmikrophone in den Klassenzimmern liefern technisch höherwertige Ergebnisse. Gute Tonaufnahmen ohne störendes Rauschen sind schon mit Standardgeräten zu realisieren. Computergestützte Videoformate erlauben zudem eine verbesserte Archivierung, Distrubuierung, Bearbeitung und Analyse auch großer Datensätze mit Hilfe qualitativer Datenanalysesoftware wie z. B. Prism TM, Videograph, Catmovie oder ATLAS.ti. Die erweiterten technischen Möglichkeiten wurden von einer Reihe von Autoren in ihrem Wert für die Unterrichtsforschung erkannt und in wissenschaftliche Entwicklungen überführt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Vorteile von Videostudien
- 3 Nachteile bzw. methodologische Herausforderungen
- 3.1 Datenerhebung
- 3.2 Invasivität und Kameraeffekte
- 3.3 Selektivität und Standardisierung der Aufzeichnung
- 3.4 Digitalisierung und Transkription
- 3.5 Die Wahl der Analyseeinheit
- 3.5.1 Niedrig inferente Kodierungen
- 3.5.2 Hoch inferentes Qualitätsrating
- 4 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Vor- und Nachteilen von Videostudien als empirische Methode in der Unterrichtsforschung, insbesondere im Fach Geschichte. Ziel ist es, die spezifischen Vorteile dieser Methode darzustellen und gleichzeitig auf die methodologischen Herausforderungen hinzuweisen, die sich bei Datenerhebung, Datenaufbereitung und -analyse ergeben.
- Vorteile von Videostudien in der Unterrichtsforschung
- Methodologische Herausforderungen bei der Datenerhebung
- Methodologische Herausforderungen bei der Datenanalyse
- Einsatz von Videostudien in der Geschichtsdidaktik
- Relevanz von Videostudien für die empirische Unterrichtsforschung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Videostudien in der Unterrichtsforschung ein und erläutert deren Bedeutung für die Erfassung und Analyse von Unterrichtssituationen. Sie stellt die Entwicklung von Videostudien in der Geschichtsdidaktik dar und skizziert die spezifischen Vorteile und Herausforderungen dieser Methode.
2 Vorteile von Videostudien
Dieses Kapitel beleuchtet die Vorteile von Videostudien im Vergleich zu traditionellen Forschungsmethoden wie Fragebögen, Interviews und Unterrichtsbeobachtungen. Es werden insbesondere die Vorteile in Bezug auf die Offenheit gegenüber neuen Erkenntnissen, die Möglichkeit der wiederholten Analyse, die Anschaulichkeit und Lebendigkeit der Daten sowie die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit hervorgehoben.
3 Nachteile bzw. methodologische Herausforderungen
Dieses Kapitel behandelt die methodologischen Herausforderungen, die mit Videostudien verbunden sind. Es werden Probleme bei der Datenerhebung, der Invasivität und den Kameraeffekten, der Selektivität und Standardisierung der Aufzeichnung, der Digitalisierung und Transkription sowie der Wahl der Analyseeinheit diskutiert.
Schlüsselwörter
Videostudie, Unterrichtsforschung, Geschichtsdidaktik, empirische Methode, Datenerhebung, Datenanalyse, Invasivität, Selektivität, Standardisierung, Digitalisierung, Transkription, Analyseeinheit, qualitative Datenanalyse.
- Quote paper
- Simone Bender (Author), 2008, Videostudie. Vor- und Nachteile einer empirischen Methode, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88644