Beschäftigt man sich mit der Geschichte Deutschlands und Österreichs zwischen den beiden Weltkriegen, dann steht in den meisten Fällen eine Frage im Mittelpunkt. Warum scheiterte die parlamentarische Demokratie in beiden Ländern in der Auseinandersetzung mit der faschistischen Bedrohung?
Dabei spielte die sozialdemokratische Partei sowohl im Deutschen Reich, als auch in Österreich, zwangsläufig eine entscheidende Rolle. Beide zählten zu den mächtigsten Vertretern der organisierten Arbeiterschaft in Mitteleuropa und hatten von Anfang an entscheidenden Einfluss auf die Politik der nach dem I. Weltkrieg entstandenen Republiken. Während die österreichischen Sozialdemokraten letzten Endes zum Äußersten bereit waren und zu den Waffen griffen, blieben gewaltsame Erhebungen ihrer deutschen Genossen komplett aus. Warum verteidigten die österreichischen Sozialdemokraten im letzten Moment, wenn auch erfolglos, die Demokratie mit militärischer Gewalt , während es in der Weimarer Republik zu keiner bewaffneten Erhebung gegen die Feinde der Republik kam, obwohl sich beide, mit Schutzbund und Reichsbanner, die Instrumente dafür geschaffen hatten?
Im Zentrum der vorliegenden Arbeit steht die Frage, warum es trotz vieler Ähnlichkeiten und Verbindungen zwischen den beiden Sozialdemokratischen Parteien und ihren Kampfverbänden zu so unterschiedlichen Reaktionen kam, als die bürgerliche Rechte tatsächlich begann, die parlamentarische Demokratie zu zerstören.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold
- II.1 Ausgangslage, Vorläufer und Gründung des Reichsbanners
- II.2 Aufbau und Organisation
- II.2.1 Entwicklung und Aufbau der politischen Struktur
- II.2.2 Entwicklung und Aufbau der technisch-militärischen Struktur
- II.2.2.1 Der technisch-militärische Sektor bis 1930
- II.2.2.2 Der technisch- militärische Sektor von 1930-1932
- III. Der Republikanische Schutzbund
- III.1 Ausgangslage, Vorläufer und Gründung des Republikanischen Schutzbundes
- III.2 Aufbau und Organisation
- III.2.1 Entwicklung und Aufbau der politischen Struktur
- III.2.2 Entwicklung und Struktur des technisch-militärischen Sektors
- III.2.2.1 Der technisch-militärische Sektor bis zum Justizpalastbrand 1927
- III.2.2.2 Vom Justizpalastbrand 1927 bis zur Ausschaltung des Parlaments 1933
- IV. Vom Preußenschlag bis zur Machtergreifung
- IV.1 Der 20. Juli 1932 und das Reichsbanner
- IV.2 Das Reichsbanner bis zur Machtergreifung
- V. Der Weg zur Ausschaltung des Nationalrates im März 1933 und bis zum 12. Februar 1934
- V.1 Die Ausschaltung des Parlaments und das Verbot des Republikanischen Schutzbundes
- V.2 Der 12. Februar 1934
- VI. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, warum die Kampfverbände der SPD und SDAP, das Reichsbanner und der Schutzbund, trotz vieler Gemeinsamkeiten und Verbindungen unterschiedlich auf die Bedrohung der parlamentarischen Demokratie durch die bürgerlichen Kräfte reagierten. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Jahre 1932 bis 1934 und analysiert die Rolle des Reichsbanners bei der Verteidigung der Demokratie im Vergleich zum Schutzbund.
- Die Entstehung und Entwicklung der Kampfverbände Reichsbanner und Schutzbund
- Der Aufbau und die Organisation der beiden Verbände, einschließlich ihrer politischen und militärischen Strukturen
- Der Vergleich der Reaktionen der Kampfverbände auf die politische Krise der Weimarer Republik und Österreichs
- Die Gründe für den fehlenden militärischen Widerstand des Reichsbanners im Gegensatz zum Schutzbund
- Die Bedeutung der historischen Kontexte für die unterschiedlichen Handlungsweisen der beiden Kampfverbände
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Zielsetzung der Arbeit vor und erläutert die Bedeutung des Reichsbanners im Kontext der Weimarer Republik. Kapitel II und III beschreiben die Entstehung, den Aufbau und die Organisation des Reichsbanners sowie des Schutzbundes, wobei die politischen und militärischen Strukturen beider Verbände im Detail beleuchtet werden. Kapitel IV analysiert die Reaktion der Kampfverbände auf die politischen Ereignisse zwischen dem Preußenschlag von 1932 und der Machtergreifung der Nazis.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Weimarer Republik, der Sozialdemokratie, Kampfverbänden, politischer Gewalt, Demokratie und dem Vergleich zwischen Deutschland und Österreich. Wesentliche Schlüsselbegriffe sind Reichsbanner, Schutzbund, SPD, SDAP, parlamentarische Demokratie, politische Krise und Machtergreifung.
- Quote paper
- Sascha Brejora (Author), 2007, Gewalt für die Demokratie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88731