Bei der Vielzahl von Filmen, die sich unter der Genre-Bezeichnung Thriller subsumieren lassen, sticht eine Gruppe besonders hervor: Jene, die Spannung im Rahmen von nur wenigen Schauplätzen und mit nur wenigen Personen erzeugen. Als besondere Qualität dieser Werke wird in vielen Publikationen der Eindruck einer ,,klaustrophoben Atmosphäre"2 wiedergegeben [hier im Bezug auf Polanskis Death and the Maiden (Der Tod und das Mädchen, USA/F/GB 1994)]3. Dabei kann man von der Tatsache ausgehen, daß dieser Effekt nicht nur durch die strukturelle Eingrenzung des Geschehens erreicht wird, sondern auch durch eine konsistente Handlung, die mit diesen Rahmenbedingungen korrespondiert.
In diesem Kontext wird in der vorliegenden Arbeit die Frage erörtert, wie Autoren und Filmemacher mit der Limitierung der vorhandenen dramaturgischen Mittel im Bezug auf die Spannungserzeugung umgehen. Dabei soll mit dem Begriff des ´Kammerspiel-Thrillers´ nicht die Genese eines neuen (Sub-)Genres vorgenommen werden, sondern eine Untersuchung der spezifischen Verbindung sowie der gegenseitigen Beeinflussung beider filmischer Kategorien im Bezug auf die Dramaturgie der Spannung.
Leider mangelt es gerade in der Verbindung zwischen den Eigenschaften des Thrillers mit jenen des Kammerspiels an aussagekräftiger Literatur, so daß als Basis zuerst die separate Betrachtung beider filmischer Kategorien im Vordergrund steht, deren Ergebnisse dann in der zweiten Hälfte der Arbeit an drei ausgewählten Beispielfilmen analytisch vertieft werden.
Analysiert werden schwerpunktmässig die Filme Wait Until Dark (Warte, bis es dunkel ist, USA 1967, Regie: Terence Young), Misery (USA 1990, R: Rob Reiner) und Death and the Maiden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Zur Anatomie des Thrillers
- 1.1. Spezifikation eines Genres
- 1.2. Der Thriller und seine Dramaturgie
- 2. Das Kammerspiel
- 3. Alfred Hitchcock und der Kammerspiel-Thriller
- 4. Das filmische Kammerspiel als Rahmenbedingung für den Thriller
- 5. Die dramaturgische Analyse von drei Filmen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich mit dem Phänomen des Kammerspiel-Thrillers auseinander und untersucht, wie die Begrenztheit der dramaturgischen Mittel in Bezug auf Spannungserzeugung genutzt wird. Der Fokus liegt auf der Analyse der spezifischen Verbindung und der gegenseitigen Beeinflussung beider filmischen Kategorien im Hinblick auf die Dramaturgie der Spannung.
- Die Charakterisierung des Thrillers als Genre
- Die Rolle von Suspense in der Spannungserzeugung
- Die Besonderheiten des Kammerspiels als filmische Form
- Der Einfluss des Thrillers auf das filmische Kammerspiel
- Die dramaturgische Analyse von ausgewählten Filmen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Definition des Thrillers als Genre und untersucht die Mechanismen der Spannungserzeugung durch Suspense. Im Fokus steht dabei die Frage, wie Spannung in einem räumlich begrenzten Umfeld erzeugt werden kann. Das zweite Kapitel widmet sich dem Kammerspiel als filmischer Form, wobei die Grundlagen des Kammerspiels als Theaterform und die Entwicklung des historischen Kammerspielfilms beleuchtet werden. Kapitel drei analysiert Alfred Hitchcocks Umgang mit eingeschränkten Rahmenbedingungen im Kontext seiner Filme, die Elemente des Kammerspiels und des Thrillers vereinen. Das vierte Kapitel fasst die gewonnenen Erkenntnisse zusammen und skizziert die charakteristischen Merkmale des Kammerspiel-Thrillers.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Thriller, Kammerspiel, Spannung, Suspense, Dramaturgie, Genre, Filmanalyse und Rahmenbedingungen. Die Untersuchung konzentriert sich auf die spezifischen Merkmale beider Kategorien und analysiert, wie diese miteinander verschmelzen und welche Auswirkungen dies auf die Spannungserzeugung in Filmen hat.
- Arbeit zitieren
- Uwe Flade (Autor:in), 1998, Zur Dramaturgie im Kammerspielthriller, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89