Der Marshallplan und die Interessen der USA in Europa

Als sich der Eiserne Vorhang schloß


Dossier / Travail, 2007

12 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhalt

1 Vorbemerkung

2 Marshallplanhilfe für West-Europa

3 Rache oder Rekonvaleszenz?

4 Der Zerfall der Koalition

5 Marshalls Vorläufer

6 Die Vergabe der Hilfsgelder

7 Schlussbetrachtung

8 Literatur

1 Vorbemerkung

Während des Zweiten Weltkrieges kämpften die USA, England und die Sowjetunion noch gemeinsam gegen Nazi-Deutschland und für die Befreiung Europas vom Joch des Faschismus. Obwohl Stalin und Hitler noch vor dem Einfall der Wehrmacht in die Sowjetunion gemeinsam Polen untereinander aufgeteilt hatten, zerfiel dieses Bündnis, nachdem die Wehrmacht mit ihren Panzern in Russland einbrach. Am 22. Juni 1941 startete auf breiter Front zwischen der Ostsee und den Karpaten der „Fall Barbarossa“ gegen die offensichtlich völlig überraschte Sowjetunion. Die bis Herbst 1941 erwartete sowjetische Niederlage sollte Großbritannien, das dem im Herbst 1939 überfallenen Polen zu Hilfe eilte, zu einem Kompromissfrieden zwingen und die Grundlage für den kommenden Kampf um die Weltherrschaft gegen die USA bereiten.[1] Ab diesem Zeitpunkt war Stalin für die USA nicht mehr der argwöhnisch beäugte Diktator im kommunistischen Russland, sondern ihr wichtigster Verbündeter, der gute „Onkel Joe“. Erst nach dem Krieg kehrten die Westmächte zu ihrer alten Sichtweise auf Stalin zurück.

Doch vorerst einte der gemeinsame Überlebenswille die „Großen Drei“, die USA lieferten nicht mehr hauptsächlich an England Waffen und kriegswichtiges Material, sondern bedachten auch ihren neuen russischen Verbündeten mit überlebensnotwendigem Nachschub. Ohne die Unterstützung der USA wäre die Rote Armee binnen kurzem aufgerieben worden. Danach hätte sich Hitler direkt gegen die Vereinigten Staaten wenden können, was mit dieser Taktik der Nachschubsicherung aber verhindert werden konnte. Die Sowjetunion fing die Hauptlast der Wehrmacht ab und verschaffte vor allem England eine Atempause. Dafür entrichtete das russische Volk einen unglaublich hohen Blutzoll, den Stalin in den Nachkriegsverhandlungen immer wieder zugunsten der Sowjetunion in die Waagschale warf.

Auf den Konferenzen von Casablanca und Teheran wurde der Weg für ein gemeinsames Vorgehen der Anti-Hitler-Koalition geebnet. Die beteiligten Staaten England, Russland und die USA waren sich in der Kernfrage einig, dass Deutschland und der Nationalsozialismus in einem gemeinsamen Kraftakt endgültig niedergeschlagen werden müssen. Doch als auf den Konferenzen von Jalta und Potsdam konkrete Pläne für die Behandlung des besiegten Nachkriegsdeutschlands entstanden, begann die Koalition zu bröckeln. Der sowjetische Expansionsdrang kollidierte mit dem der Westmächte. Plötzlich standen sich zwei Ideologien gegenüber, die nicht miteinander vereinbar waren.[2] Sowohl der Kommunismus als auch der Kapitalismus waren gekleidet in die Schlagworte „Menschlichkeit“ und „Freiheit“ – mit dem Unterschied, dass die eine Ideologie die Herrschaft der Arbeiterklasse, also die Diktatur des Proletariats, die andere die Demokratie und die Herrschaft des Marktes propagierte. Allmählich wurde klar, dass sich ein Eiserner Vorhang quer durch Europa ziehen werde, der die soeben erst befreite Welt in zwei Lager spalten wird.

Um dem sowjetischen Expansionsdrang zu begegnen, schlug der US-amerikanische Präsident Truman 1947 den nach ihm benannten antisowjetischen Kurs, die so genannte Truman-Doktrin, ein. In seinem verkündeten weltweiten Kampf gegen den Kommunismus war der Präsident entschlossen, alle kommunistischen Einflüsse mit militärischen und wirtschaftlichen Mitteln zu zerschlagen. Die Politik der Eindämmung (containment) und der Befreiung (liberation) stand auf der Tagesordnung.[3] Durch umfangreiche wirtschaftliche Zuwendungen an die Staaten Europas, deren Richtlinien dem Marshallplan folgten, versuchten die USA in Europa ihr System zu etablieren. Die russische Reaktion darauf war ein Verbot Stalins an alle Staaten in seinem Einflussbereich, westliche Hilfe anzunehmen.

Das hatte zur Folge, dass der wirtschaftliche Aufschwung in den sowjetisch dominierten Ländern nur schleppend voranging, während Westeuropa an den Errungenschaften des „American Way of Life“ genesen konnte. Die Teilung Deutschlands in zwei Staaten, die Westintegration der späteren BRD in die NATO und die Gründung der DDR sowie deren Einbindung in den Warschauer Pakt vervollständigten die endgültige Teilung der Welt in zwei Lager, die sich bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahre 1989 während der neuen Zeit des Kalten Krieges in unzähligen Klein- und Stellvertreterkriegen in verbitterter Feindschaft gegenüberstanden.

2 Marshallplanhilfe für West-Europa

Das European Recovery Program (ERP) war bald nur noch nach seinem Initiator, dem US-Außenminister George Marshall, dem für seine Verdienste um den Wiederaufbau Europas im Jahre 1953 der Friedensnobelpreis verliehen wurde, unter dem Namen „Marshallplan“ bekannt. Wer in den Genuss des wichtigsten wirtschaftlichen Förderprogramms der USA gelangte, konnte zuversichtlich einer allgemeinen Verbesserung der Lage entgegensehen. Die Staaten, denen der Dollarsegen aus ideologischen Gründen versagt blieb, mussten in den folgenden Jahren und Jahrzehnten erkennen, wie sehr das liberale kapitalistische System dem der sozialistischen Planwirtschaft überlegen war – oder zumindest schien.

[...]


[1] vgl. Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg, Berlin/München/Wien 1989

[2] Paul Rosenkranz: Wege zur Gegenwart, Luzern 1991, S. 21

[3] Bernd Stöver: Der Kalte Krieg, München 2003, S. 21f

Fin de l'extrait de 12 pages

Résumé des informations

Titre
Der Marshallplan und die Interessen der USA in Europa
Sous-titre
Als sich der Eiserne Vorhang schloß
Université
http://www.uni-jena.de/
Note
2,0
Auteur
Année
2007
Pages
12
N° de catalogue
V89047
ISBN (ebook)
9783638025379
Taille d'un fichier
365 KB
Langue
allemand
Mots clés
Marshallplan, Interessen, Europa
Citation du texte
Sven Lachhein (Auteur), 2007, Der Marshallplan und die Interessen der USA in Europa, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89047

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