Das Konzept der Formierten Gesellschaft, welches der damalige Bundeskanzler Ludwig Erhard als umfassendes politisches Gesamtkonzept auf dem Bundesparteitag der CDU im März 1965 der politischen Öffentlichkeit vorstellte, verweist neben Erhard vor allem auf den politischen Publizisten Rüdiger Altmann. Er war es, der die in erster Linie von Götz Briefs und Eric Voegelin angestellten gesellschaftspolitschen Überlegungen zu der Formel der Formierten Gesellschaft als Essay verdichtet und 1965 unter gleichnamigem Titel veröffentlicht hat. Dabei versuchte Altmann, so Dieter Haselbach, der Formierten Gesellschaft "die Aura des Geheimnisvollen, Neuen, Faszinierenden zu verleihen" , was zum einen eindrucksvoll durch den Stil des Essays aber auch durch die Tatsache der vorerstigen Anonymität des Verfassers dokumentiert ist.
Diese Arbeit stellt sich nun dem Problem, die Grundprinzipien der Formierten Gesellschaft zum einen darzustellen, zum anderen aber auch durch einen Vergleich mit der nationalsozialistischen Volksgemeinschaftsideologie, oder zumindest mit bestimmten Elementen derselben, eine analytische Einordnung dieses Konzeptes wenigstens ansatzweise zu vollziehen. Der Begriff Volksgemeinschaftsideologie wird dabei in dieser Arbeit als Sinnbild für die nationalsozialistische Vorstellung eines zum einen kämpferisch nach außen gerichteten, zum anderen nach innen harmonisierten und versöhnten Volkes gebraucht. Dies stellt ein weitestgehendes Übernehmen des Begriffes aus der Arbeit von Joachim Bons dar und begibt sich in Distanz zu Martin Broszats Interpretation, der die einzelnen Elemente der nationalsozialistischen Weltanschauung keineswegs in einem geschlossenen Sinnzusammenhang sieht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Grundprinzipien des Konzeptes der Formierten Gesellschaft
- Die Hauptansatzpunkte des Konzeptes
- Der Gesamtbetrieb
- Die Theorie der,,Dritten Phase der Industriegesellschaft"
- Der,, hauptsächliche Störfaktor des Gesamtbetriebes"
- Der Unternehmer als Galionsfigur der Leistungsgemeinschaft
- Ein Konzept des Widerrufs der pluralistischen Demokratie?
- Die Leugnung der Klassengesellschaft
- Die Herausbildung des gesamtgesellschaftlichen Bewußtseins
- Das Feindbild des „, überentwickelten Pluralismus“
- Der Primat der Wirtschaft
- Das Deutsche Gemeinschaftswerk
- Reform der Demokratie
- Der Vergleich zwischen den dargestellten Grundprinzipien und bestimmten Elementen der nationalsozialistischen Volksgemeinschaftsideologie
- Das rassistisch-antisemitische Weltbild des Nationalsozialismus
- Die Expansionsbestrebung beider Politikansätze
- Die Gemeinwohlorientierung als Moment eines übergeordneten Universalismus
- Die Position zur Wirtschaft
- Die Vorstellungen bezüglich der Staatsorganisation
- Die Integrationsbestrebung beider Politikansätze
- Die Lösung der sozialen Frage
- Die Position zu den Gewerkschaften
- Das sozialpatriarchalische Unternehmertum
- Resumee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Konzept der Formierten Gesellschaft, das von Rüdiger Altmann in seinem Essay aus dem Jahr 1965 vorgestellt wurde. Die Arbeit analysiert die Grundprinzipien der Formierten Gesellschaft und vergleicht sie mit der nationalsozialistischen Volksgemeinschaftsideologie. Ziel ist es, das Konzept der Formierten Gesellschaft einzuordnen und seine Potentiale und Risiken aufzuzeigen.
- Die Grundprinzipien der Formierten Gesellschaft
- Die nationalsozialistische Volksgemeinschaftsideologie
- Ein Vergleich der beiden Konzepte
- Die Potentiale und Risiken der Formierten Gesellschaft
- Die Bedeutung der Formierten Gesellschaft im Kontext der Nachkriegszeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Konzept der Formierten Gesellschaft ein und stellt den Autor Rüdiger Altmann sowie dessen Bezug zu Götz Briefs und Eric Voegelin dar. Die Arbeit skizziert die Zielsetzung und Methodik, die im Folgenden zur Analyse der Formierten Gesellschaft herangezogen werden.
Das zweite Kapitel widmet sich den Grundprinzipien der Formierten Gesellschaft. Es werden die Hauptansatzpunkte des Konzeptes, die Theorie der ,,Dritten Phase der Industriegesellschaft“ sowie der ,,hauptsächliche Störfaktor des Gesamtbetriebes“ beleuchtet. Weiterhin werden der Unternehmer als Galionsfigur der Leistungsgemeinschaft, die Leugnung der Klassengesellschaft, die Herausbildung des gesamtgesellschaftlichen Bewußtseins, das Feindbild des „, überentwickelten Pluralismus“, der Primat der Wirtschaft, das Deutsche Gemeinschaftswerk und die Reform der Demokratie behandelt.
Das dritte Kapitel führt einen Vergleich zwischen den Grundprinzipien der Formierten Gesellschaft und bestimmten Elementen der nationalsozialistischen Volksgemeinschaftsideologie durch. Es werden das rassistisch-antisemitische Weltbild des Nationalsozialismus, die Expansionsbestrebung beider Politikansätze, die Gemeinwohlorientierung, die Position zur Wirtschaft, die Vorstellungen bezüglich der Staatsorganisation, die Integrationsbestrebung beider Politikansätze, die Lösung der sozialen Frage, die Position zu den Gewerkschaften und das sozialpatriarchalische Unternehmertum analysiert.
Schlüsselwörter
Formierte Gesellschaft, Rüdiger Altmann, nationalsozialistische Volksgemeinschaftsideologie, Gesamtbetrieb, Leistungsgemeinschaft, Pluralismus, Wirtschaft, Staatsorganisation, Integration, Sozialpatriarchalismus.
- Citation du texte
- Matthias Kranz (Auteur), 2002, Die Formierte Gesellschaft. Ein Konzept wider der totalitären Ordnung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8909