Die psychosoziale Situation von Krankenhauspatienten


Hausarbeit, 2005

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Die Lage des Patienten

3. Belastungsfaktoren im Krankenhaus

4. Rollen- und Rollenkonflikte im Krankenhaus

5. Kinder im Krankenhaus

6. Die Rolle des Sozialarbeiters im Krankenhaus

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dem Mittelseminar „Soziale Arbeit im Krankenhaus“ erhielten wir einen Einblick in die verschiedenen Tätigkeitsbereiche des Krankenhauses und gingen dabei genauer auf die Beziehung zwischen Krankenhaus und sozialer Arbeit ein. Vor allem die für Sozialpädagogen relevanten Bereiche des Krankenhauses und deren Arbeitsfelder wurden eingehend beleuchtet. Wir erhielten in dem Seminar einen umfassenden Einblick in das System des Krankenhauses. Dazu gehörten u.a. die Organisation und Sozialstruktur, die Rolle der Krankenhausmitarbeiter, Beziehungen und Konflikte im Krankenhaus sowie die Methoden der Sozialarbeit im Krankenhaus u.v.m..

In der vorliegenden Hausarbeit werde ich mich eingehender mit der psycho-sozialen Situation des Krankenhauspatienten befassen. Um einen groben Überblick über die Thematik zu liefern werde ich zunächst auf die Lage des Patienten während seines Krankenhausaufenthaltes eingehen und daraufhin Belastungsfaktoren und deren Bewältigungsmöglichkeiten, aufzeigen. Danach werde ich mich mit den Rollen und Rollenkonflikten im Krankenhaus beschäftigen. Da das Erleben der Krankheit des Kindes, sich von dem eines erwachsenen Patienten nochmals unterscheidet, werde ich zudem, auf das Thema Kinder im Krankenhaus kurz eingehen. Um wiederum Bezug zu unserem Seminar „Soziale Arbeit im Krankenhaus“ herzustellen, werde ich die Rolle des Sozialarbeiters im Krankenhaus kurz darstellen, um danach mit einer kurzen Zusammenfassung und einer eigenen Stellungnahme abzuschließen.

2. Die Lage des Patienten

„Fast jeder vierte Bundesbürger wird im Laufe eines Jahres zum Krankenhauspatienten (17,2 Mio. behandelte Menschen waren es laut statistischem Bundesamt im Jahr 2000). Zählt man durchschnittlich nur einen Angehörigen hinzu, ist nahezu die Hälfte der Bevölkerung in jedem Jahr unmittelbar betroffen- mit steigender Tendenz“ (Ansen, Gödecker-Geenen, Nau 2004, S. 10).

Viele Menschen können demzufolge die veränderte Situation, in der sich ein Patient während des Krankenhausaufenthaltes befindet, nachvollziehen.

Der klinische Aufenthalt mit dem damit einhergehenden Ausschluss aus der gewohnten Teilhabe am Alltag ist oft mit schwerwiegenden körperlichen, seelischen und sozialen Beeinträchtigungen verbunden (vgl. Böhm 1993, S. 18). „Die Patienten erleben eine Zäsur in ihrer Lebensgeschichte, sie müssen sich mit einer gesundheitlich veränderten Lage arrangieren, die mit gravierenden körperlichen und seelischen Belastungen verbunden ist“ (Reinicke 2001, S. 64).

Die Änderung der sozialen Situation stellt für jeden Patienten eine Herausforderung dar. Bedingt durch seine Krankheit gerät er häufig in einen Isolationszustand. Nicht nur der Ausschluss aus seiner gewohnten Umgebung und die Isolation im Krankenhaus sind hierbei zentral, er ist zudem mit den Problemen seiner Krankheit allein. „Die Umwelt nimmt zwar oberflächlich Anteil an seinen Problemen, kann aber im wesentlichen sich in die psychische Situation eines Kranken…nicht einfühlen“ (Langenmayr 1980, S. 101). Der Patient hat somit die Aufgabe, sich alleine mit seiner Krankheit und den Folgen auseinanderzusetzen. In dieser Zeit benötigt er verstärkt Hilfe in Form von Annerkennung und Verständnis von seiner Umwelt, was ihn wiederum in ein Abhängigkeitsverhältnis führt.

Auch die Betreuung ist in dieser Zeit von immenser Bedeutung. Der Kranke ist in dieser Zeit sehr stark abhängig von anderen Personen- sei es bei der Pflege oder den regelmäßigen Arztbesuchen. Er ist in seinem normalen Lebenslauf eingeschränkt und erlebt eine stärkere Führung, als es bei einem gesunden Menschen der Fall ist. Gefühle der Hilflosigkeit und Passivität stellen sich ein (vgl. Langenmayr. S. 100 ff).

Die verstärkte Abhängigkeit, das Angewiesensein auf Andere und das geringe Mitspracherecht werden vom Patienten selbst oft als Rückkehr in die bevormundete Kindheit empfunden. Man spricht in dem Zusammenhang von der Infantilisierung des Patienten. Das bedeutet, „der Kranke wird im Krankenhaus zur Regression auf frühkindliche Verhaltensschemata förmlich gezwungen“ (Langenmeyr 1980, S. 107). Der Kranke wird also im Krankenhaus in die Rolle eines hilflosen Kindes versetzt, dessen Pflicht es ist, sich den Unterweisungen des Pflegepersonals unterzuordnen. Dies zeigt sich zum Beispiel an der Vorschrift, dass alle Patienten unabhängig von ihrem Krankheitsbild weitest gehend flach zu liegen haben. Auch die einheitliche Lieferung des Essens ans Bett verdeutlicht dies.

„Dabei sind diese infantilisierenden Maßnahmen nicht Ausdruck besonderer Fürsorge, sondern Ausdruck einer perfekten Gleichschaltung aller Patienten, da dies vermeintlich einen reibungslosen Ablauf am ehesten garantiert“ (Langenmeyr 1980, S. 107). Somit fallen das Einstellen auf individuelle Bedürfnisse des Patienten sowie organisatorische Probleme für den Krankenhausbetrieb weg.

Erving Goffman bezeichnet das Krankenhaus auch als totale Institution. „Eine totale Institution lässt sich als Wohn- und Arbeitsstätte einer Vielzahl ähnlich gestalteter Individuen definieren, die für längere Zeit von der übrigen Gesellschaft abgeschnitten sind und miteinander ein abgeschlossenes, formal reglementiertes Leben führen“ (Goffman 1972, S. 15). Zu den Merkmalen totaler Institutionen zählen nach Goffman u.a. die Tatsache, dass alle Insassen uniformiert sind, dass das Verhalten im Krankenhaus hochgradig ritualisiert ist und dass die Individuen in starkem Maße den rollenspezifischen Erwartungen, die an sie herangetragen werden, Folge leisten. Im Gegensatz zum Personal hat der Kranke keinen Einfluss auf die gegebenen Strukturen „(…) und ist jeweils das letzte Glied in einer professionellen Handlungskette“ (Böhm 1993, S. 22).

Ein weiterer wichtiger Punkt, der die Lage des Patienten kennzeichnet, ist die Negierung seiner psychischen Bedürfnisse. Die persönlichen Probleme der Patienten werden nicht thematisiert bzw. vom Pflegepersonal aufgegriffen, so dass ein enger Kontakt zwischen Patient und Personal nicht zustande kommen kann. Die Gesprächsthemen sind eher oberflächlich und beziehen sich vorwiegend auf den physischen Bereich. Die Psyche bleibt dabei ungeachtet (vgl. Langenmeyr 1980, S. 108). Man kann sagen, es wird vor den Emotionen des Patienten bewusst Abstand genommen. „In der Regel lösen Äußerungen von Patienten, die eigentlich gute Ansatzpunkte für den Beginn einer kathartischen Beziehung wären, eher Angst und Hilflosigkeit sowie Fluchtreaktionen beim Pflegepersonal aus“ (Langenmeyr 1980, S. 108).

Erschwerend kommt für den Patienten hinzu, dass er über seinen gesundheitlichen Zustand sowie seine weitergehende Behandlung ungenügend informiert wird. Da sich Ärzte häufig der Fachsprache bedienen ist es für den Patienten schwierig, dem Gesagten zu folgen. All dies kann zu negativen Phantasievorstellungen des Kranken führen und Ängste auslösen (vgl. Langenmeyr 1980, S. 109).

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Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die psychosoziale Situation von Krankenhauspatienten
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
16
Katalognummer
V89161
ISBN (eBook)
9783638025843
Dateigröße
473 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Situation, Krankenhauspatienten
Arbeit zitieren
Diplompädagogin Silvia Rolf (Autor:in), 2005, Die psychosoziale Situation von Krankenhauspatienten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89161

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