Diskussion: Vergleich von Isaiah Berlins negativem Freiheitsbegriff mit der Souveränitätstheorie Thomas Hobbes‘


Term Paper, 2006

18 Pages, Grade: 2,3


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Inhalt

I. Einleitung: Freiheit und ihr politisches Verständnis

II. Diskussion und Gegenüberstellung der Theorien von Isaiah Berlin und Thomas Hobbes
A. Isaiah Berlin und sein gesellschaftliches Umfeld
B. Thomas Hobbes im Kontext seiner Zeit
C. Vergleich von Isaiah Berlins negativem Freiheitsbegriff mit der Souveränitätstheorie Thomas Hobbes‘
1. Isaiah Berlins Analyse der Freiheit
2. Das Souveränitätskonzept bei Thomas Hobbes
3. Gegenüberstellung der Anschauungen von Isaiah Berlin und Thomas Hobbes

III. Schluss: Persönliche Betrachtungen zu den Theorien von Isaiah Berlin und Thomas Hobbes

IV. Bibliographie

I. Einleitung: Freiheit und ihr politisches Verständnis

Eines der wichtigsten Grundprobleme unserer Welt und zentrale Frage der Politik ist die Auseinandersetzung mit dem Begriff der Freiheit. „Freiheit hat in der öffentlichen Diskussion den sicheren und respektierten Rang des großen, vielleicht des größten und wichtigsten politischen Ideals (...)“, schreibt Jean-Claude Wolf in seinem Buch „Freiheit – Analyse und Bewertung“ (Wolf, 1995, 13). Dabei geht es im Grunde um Gehorsam, Zwang und Kontrolle, aber auch um Rechte und Vereinbarungen. Der Mensch an sich, sein Leben in der Gesellschaft und die Konflikte, die somit zwischen den Menschen bestehen, ist der zentrale Ansatzpunkt aller Politischen Denker. Dabei gab es wohl nie eine Zeit, in der die Vorstellungs- und Lebenswelt so vieler Menschen in Ost und West in extremer Weise durch fanatisch verfochtene soziale oder politische Doktrinen so massiv verändert und in manchen Fällen mit Gewalt umgesetzt wurde wie heute. Natürlich gilt es, politische Ideen zu finden und diese in der Gesellschaft anzuwenden. Nicht zu unterschätzen und genau zu analysieren sind hierbei jedoch das Wesen des Menschen, sein mitunter vorhandenes Machtdenken und verkappte materielle Interessen Einzelner.

Auf der einen Seite muss also menschliches Zusammenleben gewährleistet werden. Auf der anderen Seite soll sich kein Mensch eingeschränkt und fremdbestimmt fühlen. Letztendlich ergibt sich daraus die Frage, ob es einen Zustand vollkommener gesellschaftlicher Harmonie gibt beziehungsweise inwieweit es einer bestimmten Staatsvorstellung bedarf. Soll und muss ein übergeordneter Staat geformt werden, der Rechte und Freiheiten schützt?

Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie Rechte, Normen und Werte für konstruktives und harmonisches Mit- und Nebeneinander entstehen. Sie können aus der sozialen Praxis heraus zustande kommen. So verfestigen sich jene Verfahrensweisen, die sich als nützlich für das Handeln der Menschen erweisen, zu allgemein akzeptierten Normen und Werten. Das geschieht mehr oder weniger im evolutionären Prozess. Im anderen Fall gehen Rechtspositivisten davon aus, dass alle Rechte, die Menschen haben, aktiv und ganz bewusst durch diese selbst gemacht und gesetzt werden. Das heißt, dass sich die Vertragspartner aufgrund rational begründbarer Kriterien auf einen bestimmten Rechtekanon einigen. Diese Vereinbarungen werden in der Praxis dann von sozialen Institutionen mit der Möglichkeit der Ahndung und Sanktionierung von Verstößen abgesichert.

In beiden Fällen, ob vertraglich fixiert oder evolutionär entstanden, wird die Freiheit der Menschen zu Gunsten des gesellschaftlichen Zusammenlebens eingeschränkt. Und soviel ist wohl sicher: Ganz ohne ein gewisses Maß an Einschränkung und Anpassung eines jeden Einzelnen ist produktives und harmonisches Zusammenleben auf der Welt nicht möglich.

II. Diskussion und Gegenüberstellung der Theorien von Isaiah Berlin und Thomas Hobbes

Aus diesem Ansatz heraus möchte der moderne Denker Isaiah Berlin den Freiheitsbegriff erklären. Immerhin gäbe es „mehr als zweihundert Bedeutungen“ dieses Wortes, schreibt er (Berlin, 1998, 132). Er möchte seine Ausführungen auf die zwei wichtigsten beziehen. So unterscheidet er in seinem Werk „Zwei Freiheitsbegriffe“ den positiven vom negativen Freiheitsbegriff. Berlin stellt sich dabei klar auf die Seite der negativen Freiheit, die später ausführlich dargestellt und im Zusammenhang mit Thomas Hobbes‘ Politischer Theorie und seiner Vorstellung vom Naturzustand und dem daraus folgenden Souveränitätskonzept diskutiert werden soll. Hervorzuheben ist hierbei, dass beide Denker in diesem Zusammenhang sehr ähnliche Vorstellungen haben, jeder für sich aber in einer ganz anderen Zeit mit einem ganz anderen Umfeld gelebt hat.

A. Isaiah Berlin und sein gesellschaftliches Umfeld

Isaiah Berlin gilt als einer der wichtigsten politischen Philosophen und Ideengeschichtler des 20. Jahrhunderts. Er wurde am 06. Juni 1909 als Kind russischer Juden, reiche und wirtschaftlich anerkannte Holzhändler, in Lettland geboren. Bereits 1920 wandert er in Großbritannien ein, wo er als Professor am All Souls College in Oxford mehrere Generationen der englischen Elite geprägt hat. Für die Engländer ist Berlin einer ihrer wichtigsten Repräsentanten, und er wird von ihnen zum Lord ernannt.

Zuvor ist aber der Ausbruch des ersten Weltkrieges einschneidend für den damals fünfjährigen Berlin. Die Lage für die Juden in Lettland wurde zunehmend schwieriger. In der Folge kam Berlin über Umwege und zahlreiche Umzüge nach Russland, wo er die Februar- und Oktoberrevolution miterlebte. Später bezeichnete er die Russische Revolution und den wissenschaftlichen Fortschritt als die zwei prägendsten Phänomene des 20. Jahrhundert. Abgesehen davon muss der Antisemitismus als einschneidend für Berlin bezeichnet werden. So wuchs er zusammen mit seiner Familie unter ständigen antisemitischen Schikanen auf; dazu gehörte beispielsweise der permanent drohende Besuch der Geheimpolizei. All diese Erlebnisse sind sicherlich einschneidend für den Denker und das Werk Berlins. Er selbst orientiert sich nach eigenen Aussagen vor allem an den Ideen des 19. Jahrhunderts. Denn: „(...) die Ideen des 20. Jahrhundert sind zu kompliziert, zu verworren.“ (Sorman, 1993, 344). Auf den Punkt gebracht, glaubt Berlin daran, dass die Geschichte von Ideen bestimmt wird. Doch die meisten sind abenteuerlich und gefährlich, sagt er. Dabei haben ihn sicherlich die Vorkommnisse seiner Zeit geprägt.

Neben zahlreichen, auch mit Preisen ausgezeichneten Aufsätzen und Abhandlungen entstand so unter anderem seine Marx-Monographie. Wobei Berlin entdeckt, dass Ideologien den Menschen in Opfer oder Sklaven verwandeln, um das Wohl künftiger Generationen willen. „Die Revolutionäre (...) haben eine neue Form des Menschenopfers auf dem Altar der Abstraktion erfunden (...)“, sagt Berlin (Sorman, 1993, 345). Seine Leistung in seinen Gedanken und Werken besteht nun darin, „(...) in einem Labyrinth von Ideologien (...) den Weg der Freiheit wieder ausgemacht zu haben“ (Sorman, 1993, 343). Denn alle Ideologien beruhten auf der Freiheit. Berlin hat sich mit diesem Begriff der Freiheit auseinandergesetzt und eine Erklärung gefunden. Dazu später mehr.

B. Thomas Hobbes im Kontext seiner Zeit

Zunächst soll hier ein weiterer Politischer Theoretiker mit einer ähnlichen Freiheits-Definition, jedoch einem anderen gesellschaftlichen Umfeld, dargestellt werden. Thomas Hobbes lebte in einer ganz anderen Zeit als Isaiah Berlin. Diese war vor allem und in besonders großem Ausmaß von politischer und gesellschaftlicher Instabilität geprägt. Für den am 5. April 1588 bei Malmesbury geborenen Engländer hat das gesamte 17. Jahrhundert entscheidenden Einfluss auf seine Anschauungen. Diese Zeit ist in England geprägt von Umwälzungen - durch die Tendenz zu mehr parlamentarischem Liberalismus und einer schrittweisen Überwindung der absolutistischen Bestrebungen der Stuart-Könige. Zentrale Konflikte sind die Grenzen der Entscheidungsgewalt des Königs und die Verteidigung einer freiheitlichen Verfassung mit Mitspracherechten unterschiedlicher Stände bei Entscheidungen der Steuererhebung. Entscheidend ist der Versuch König Jakobs, zehn Jahre lang ohne und gegen das Parlament zu regieren. Dieses opponiert, wurde jedoch 1629 einfach aufgelöst. Die Folge war eine 11 Jahre währende nahezu tyrannische Herrschaft des Königs Karl I. 1640 kommt es in England zum Bürgerkrieg zwischen dem Königshaus und seinen Anhängern und den pro-parlamentarischen Städten im Südosten des Landes. Religiöse Konflikte verstärken zudem noch die politischen Auseinandersetzungen. Es sind hauptsächlich Diskrepanzen unter den damaligen protestantischen Glaubensrichtungen, die unvereinbar erscheinen. Streng puritanische Protestanten aus dem ländlichen Kleinadel und städtischem Bürgertum stehen in klarer Opposition zur anglikanischen Kirche mit ihrer stark hierarchischen Struktur und königlicher Kirchenhoheit.

Vor diesem Hintergrund unversöhnlicher Positionen auf mehreren Ebenen der Gesellschaft bildet sich die Politische Theorie Hobbes‘ zum Naturzustand und zum Selbsterhaltungstrieb des Menschen. Zwar ist der Denker nach Abschluss seines Studiums in Oxford 1607 Zeit seines Lebens mit nur kleineren Unterbrechungen Hauslehrer in unterschiedlichen Familien - bis zu seinem Tod am 4. Dezember 1679. Seine Ansichten und seine wichtigen Politischen Schriften, wie „Elements of Law Natural and Politic“ (1640 erscheinen), „Elementa Philosophiae (1642, 1655 und 1658 erschienen), „De Corpore“ (1655), „De Cive“ (1642) und „De homine“ (1658) sowie „Leviathan (1651 erschienen) und „Behemoth oder das Lange Parlament“ (1668 erschienen) verhelfen ihm jedoch zu Weltruhm.

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Details

Title
Diskussion: Vergleich von Isaiah Berlins negativem Freiheitsbegriff mit der Souveränitätstheorie Thomas Hobbes‘
College
LMU Munich  (Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaft)
Grade
2,3
Author
Year
2006
Pages
18
Catalog Number
V89202
ISBN (eBook)
9783638026086
ISBN (Book)
9783638925006
File size
424 KB
Language
German
Keywords
Diskussion, Vergleich, Isaiah, Berlins, Freiheitsbegriff, Souveränitätstheorie, Thomas, Hobbes‘
Quote paper
MA Stefanie Gentner (Author), 2006, Diskussion: Vergleich von Isaiah Berlins negativem Freiheitsbegriff mit der Souveränitätstheorie Thomas Hobbes‘, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89202

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