„Erlösung dem Erlöser!“ endet Wagners letztes Werk. Charakteristisch und symptomatisch wird noch einmal doppelt das Leitmotiv, das Hauptthema Wagners Oeuvre genannt. Als ob er sicherstellen wollte, dass man ihn unter keinen Umständen missverstehe, widmet er sein letztes Musikdrama noch einmal ganz diesem zutiefst religiösen Gedanken.
Daher wird sich diese Arbeit mit dem Religiösen – es sei dies vorerst so benannt und nicht in >Ritus, Glaube, Christentum< usw. differenziert – in Wagners Werken und Schriften beschäftigen.
Die zweifache Vorgehensweise ist dabei gewollt; nicht selten nämlich liegt zwischen Wort und Tat ein nicht unbeträchtliches Gefälle vor – ja vielmehr wird erst noch untersucht werden müssen, ob Wagners theoretisches Werk an sich überhaupt einheitlich ist –, und wie sehr auch Wagners theoretische Aufsätze seine Werke erläutern und daher zu deren Interpretation als erstes herangezogen werden müssen, so sehr neigen sie auch in einer Wagner eigenen Polemik zu Übertreibungen und –spitzungen, die leicht und leider auch häufig genug missverstanden wurden und werden. Wagners Werk soll auf jeden Fall stets der Vorzug und daher auch das Schlusswort vorbehalten werden.
So wird denn diese Arbeit in drei Schritten vorgehen: Das erste Kapitel wird ein eher frühes und auch kein eigentliches Musikdrama, den Tannhäuser, behandeln und auf die Bedeutung der Religion und die dabei der Kirche zukommende Rolle hin untersuchen.
Im zweiten, theoretischeren Teil wird dann Wagners Festspielkonzept, auf die Abkehr vom „Kunstwerk der Zukunft“ zur „Religion und Kunst“ hin untersucht. Die Aussagen über Religion und ihre Rolle in Volk und Kunst werden zusammengetragen und bewertet werden.
Das dritte Kapitel wird sich wieder konkreter mit einem Musikdrama befassen, dem Parsifal. Besondere Rücksicht wird dabei auch hier auf die ideologischen und vor allem religiösen Aussagen, auch im Kontrast zum Ring, genommen.
Der Schlussteil dieser Arbeit wird die Bedeutung des Religiösen in Wagners Dramen und Schriften noch einmal zusammenfassend darstellen und mögliche Entwicklungen und Widersprüche innerhalb derselbigen aufzeigen und bewerten.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung.
- 1. Tannhäuser. Von Erlösung und Erlöserinnen
- 1.1. Hirtensang als Zwischenwelt. Morgendämmerung des „Kunstwerks der Zukunft“
- 1.2. Der Pilgerchor. Roms Glaube Wort für Wort
- 1.3. Elisabeth als Gretchen
- 1.4. Zusammenfassendes, Weiterführendes
- 2. Kunst zwischen Revolution und Religion
- 2.1. Die Kunst und die Revolution
- 2.2. Religion und Kunst
- 2.3. Zusammenfassendes, Weiterführendes
- 3. Parsifal. Von Helden, Toren und der Welt als Wille
- 3.1. Das Abschlusswerk als Lebenswerk
- 3.2. Die Geburt Parsifals aus der Geistlosigkeit Siegfrieds.
- 3.3. Von Mitleid, Liebe, Erotik und Keuschheit. Erster Schopenhauer-Exkurs
- 3.4. Von Erlösung im, ohne und zum Tod. Zweiter Schopenhauer-Exkurs
- 3.5. Zusammenfassendes, Weiterführendes
- 4. Schluss. Sakralisierung der Kunst
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Bedeutung des Religiösen in Wagners Werk und Schriften, insbesondere in den Musikdramen Tannhäuser und Parsifal. Es wird untersucht, wie Wagner die Themen Erlösung und Heil in seinen Werken behandelt und wie sich diese mit seiner Theatertheorie und dem Konzept des „Kunstwerks der Zukunft“ verbinden. Darüber hinaus wird die Rolle der Religion in Wagners Kunstauffassung im Kontext der Revolution und des deutschen Nationalismus beleuchtet.
- Die Bedeutung des Religiösen in Wagners Werk
- Das Konzept des „Kunstwerks der Zukunft“ und seine Verbindung zur Religion
- Die Rolle der Erlösung und des Heils in Wagners Musikdramen
- Wagners Theatertheorie und die Abkehr vom Festspiel zum Bühnenweihfestspiel
- Die Beziehung zwischen Kunst und Revolution in Wagners Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Tannhäuser. Von Erlösung und Erlöserinnen
Dieses Kapitel analysiert das Musikdrama Tannhäuser mit Fokus auf die Bedeutung der Religion und die Rolle der Kirche. Es werden die verschiedenen Welten im Werk, die Welt der Venus, die Welt der Wartburg und die Zwischenwelt des Hirtensangs, untersucht und ihre Bedeutung für die Darstellung von Erlösung und Erlöserinnen diskutiert.
Kapitel 2: Kunst zwischen Revolution und Religion
Dieses Kapitel behandelt Wagners Festspielkonzept und die Abkehr vom „Kunstwerk der Zukunft“ hin zur „Religion und Kunst“. Es werden die Aussagen über Religion und ihre Rolle in Volk und Kunst zusammengetragen und bewertet.
Kapitel 3: Parsifal. Von Helden, Toren und der Welt als Wille
Dieses Kapitel untersucht das Musikdrama Parsifal, wobei besonderes Augenmerk auf die ideologischen und religiösen Aussagen im Kontrast zum Ring gelegt wird. Es werden die Geburt Parsifals und seine Rolle als Held sowie die Themen Mitleid, Liebe, Erotik und Keuschheit im Kontext von Schopenhauer diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Religion, Kunst, Erlösung, Heil, Wagner, Tannhäuser, Parsifal, „Kunstwerk der Zukunft“, Festspiel, Bühnenweihfestspiel, Revolution, Schopenhauer und die Rolle der Kirche in Wagners Werk.
- Arbeit zitieren
- Konrad Bach (Autor:in), 2006, Wagner und die Religion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89251