Bereits im Frühmittelalter stellt eine von Frauen praktizierte Schriftlichkeit keine Ausnahme, sondern vielmehr eine Selbstverständlichkeit dar. Mehr als ihnen bisher von der (älteren) Forschung vielleicht zugestanden wurde, traten Frauen als Rezipierende, Sendende, Lesende, Schreibende, Gestaltende, Benutzende und Verfassende von Schriftstücken in der frühmittelalterlichen Gesellschaft in Erscheinung.
Ausgehend von einem anhand zweier Quellen dokumentierten Briefwechsel zwischen Bonifatius und Eadburg, Äbtissin des Kenter Marienklosters "Beata Dei Genetrix Maria", der vermutlich den Jahren 735/736 entstammt, soll die Bedeutung von Frauen als Trägerinnen frühmittelalterlicher Kultur, dabei besonders der Schriftkultur, aufgezeigt werden. Während die Quellengrundlage direkte Hinweise auf die Tätigkeiten von Frauen als Rezipientinnen und Senderinnen, Leserinnen und Schreiberinnen sowie Gestalterinnen von Texten geben kann, läßt sich die tatsächliche Benutzung von Schriftstücken durch Frauen sowie weibliche Verfasserschaft immerhin mittelbar erschließen. Dabei wird der Beitrag von Frauen zur frühmittelalterlichen Kultur am dafür wohl maßgeblichsten Bereich, der Schriftlichkeit, aufgezeigt, in ihren funktionalen und ihren intellektuell-kreativen Ausprägungen unterschieden und sowohl in rein methodisch-quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht untersucht. Ferner werden die hierbei angestellten Beobachtungen vor dem Hintergrund der jeweiligen sozialen Stellung der Frau gesehen und im Verhältnis zu den Leistungen männlicher Gelehrter bewertet.
Ziel dieser Arbeit ist es, den bislang vielleicht unterbewerteten Anteil von Frauen an der Kultur des Frühmittelalters herauszuarbeiten und in (nach vorherrschender Meinung) männlich dominitierten Kulturbereichen auch und spezifisch über weibliches Wirken zu informieren.
Inhaltsverzeichnis
- I. Funktionale Ausprägungen weiblich beeinflußter Kultur
- 1. Kulturelle Relevanz von Frauen auf der Basis des Rezipierens und Sendens von Schrifttexten
- 2. Kulturelle Relevanz von Frauen auf der Basis des Lesens und Schreibens von Schrifttexten
- II. Intellektuell-kreative Ausprägungen weiblich beeinflußter Kultur
- 1. Künstlerisches Wirken von Frauen auf der Basis des Gestaltens von Schrifttexten
- 2. Autonomes Wirken von Frauen auf der Basis des Benutzens von Schrifttexten
- 3. Schriftstellerisches Wirken von Frauen auf der Basis des Verfassens von Schrifttexten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit hat das Ziel, den Beitrag von Frauen zur frühmittelalterlichen Kultur, insbesondere im Bereich der Schriftlichkeit, aufzuzeigen und zu untersuchen. Sie fokussiert sich dabei auf die Rolle von Frauen als Trägerinnen der Schriftkultur in ihren funktionalen und intellektuell-kreativen Ausprägungen.
- Die Relevanz von Frauen als Rezipientinnen und Senderinnen von Schrifttexten
- Die Rolle von Frauen als Leserinnen und Schreiberinnen
- Die kreative Einflussnahme von Frauen auf die Gestaltung und Benutzung von Schrifttexten
- Die Bedeutung von Frauen als Schriftstellerinnen
- Die Bewertung des weiblichen Beitrags zur Schriftkultur im Vergleich zu männlichen Gelehrten.
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel I: Funktionale Ausprägungen weiblich beeinflußter Kultur
- 1. Kulturelle Relevanz von Frauen auf der Basis des Rezipierens und Sendens von Schrifttexten: Dieses Kapitel analysiert die Rolle von Frauen als Empfängerinnen und Versenderinnen von Schriftstücken, insbesondere im Kontext der Briefe zwischen Bonifatius und der Äbtissin Eadburg. Es beleuchtet die Macht und Bedeutung, die Frauen durch den Besitz und die Kontrolle von Schrifttexten in der frühmittelalterlichen Gesellschaft erlangten.
- 2. Kulturelle Relevanz von Frauen auf der Basis des Lesens und Schreibens von Schrifttexten: Dieses Kapitel untersucht die Fähigkeiten von Frauen im Lesen und Schreiben. Es beleuchtet die Bedeutung von Klöstern als Bildungsinstitutionen für Frauen und diskutiert die Verbreitung von Schreibkompetenz unter Nonnen und adeligen Frauen im Frühmittelalter.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Frühmittelalter, Frauen, Kultur, Schriftlichkeit, Schriftkultur, Rezeption, Sendung, Lesen, Schreiben, Gestaltung, Benutzung, Verfassen, Klöster, Nonnen, Adelige, Bildung, soziale Stellung, Gender.
- Citation du texte
- Evi Goldbrunner (Auteur), 1999, Frauen als Trägerinnen frühmittelalterlicher Kultur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89287